Besuch vom liebestollen Spiegelkämpfer

Friedliche Bachstelze (motacilla alba) auf Singwarte – Spiekeroog, Nationalpark niedersächsisches Wattenmeer (Foto: Wikimedia)

Seit ein paar Tagen, gefühlt Wochen, knallt täglich ein Vogel im schrägen Anflug gegen unsere Fensterscheiben. Pock! Wir schrecken hoch. Weg ist er wieder. Ein wenig später erneut: Peng! Es hört sich furchbar an. Das sei eine Bachstelze, meint die Nachbarin. Normalerweise seien sie hier nicht zu finden.

Die Bachstelze sitzt nun auf dem Balkongeländer, fliegt los, knallt gegen die Scheibe, sitzt wieder, fliegt…

Da ist er wieder, leider unscharf, weil der Fokus auf die Landschaft eingestellt ist. (foto: zoom)

Anfangs haben wir gedacht, der Vogel hätte einfach nur einen Dachschaden. Was war zuerst? Die Gehirnerschütterung oder der Zusammenprall mit der Fensterscheibe?

Was tun? Wir haben die Rolläden am helllichten Tag heruntergelassen. Die Bachstelze flog nun nicht mehr gegen die Scheiben, sondern setzte sich auf einen Autorückspiegel, pickte auf sein Spiegelbild und kotete.

Was für ein Narzisst! Haben wir gedacht. Alles falsch!

Beim NABU haben wir des Rätsels Lösung gefunden. Unsere Bachstelze ist ein liebestoller Revierinhaber.

Zitat:

„Bachstelzen, aber auch Amseln, Krähen oder Buchfinken, zeigen zur Brutzeit ein kurios anmutendes Verhalten, das allerdings jetzt in der Fortpflanzungszeit durchaus normal ist: Revierbesitzende Männchen machen sich gegen ihr eigenes Spiegelbild auf, in dem sie einen vermeintlichen Konkurrenten sehen. Tage- und wochenlang kann der Vogel diese Spiegelungen in Fensterscheiben, getönten Autofenstern oder Rückspiegeln wieder und wieder „bekämpfen“ und zum Ärgernis der Besitzer dabei auch noch Kotspuren hinterlassen. Aber keine Sorge: Nach der Brut lassen Hormone und Reviertrieb nach und es kehrt wieder Ruhe ein.“

Der NABU empfiehlt Geduld zu haben, Das Verhalten werde vom Bruttrieb und den Hormonen gesteuert. Sobald die Revierabgrenzungen und das Brutgeschäft beendet seien, flaue der Drang, das Revier gegen Konkurrenten zu verteidigen, deutlich ab und die Spiegelkämpfe hören auf.

Wenn es zu sehr nerve: die spiegelnde Fläche, in der sich der Vogel sieht, durch großzügiges Abdecken (mit Papier, Karton, mit Dekospray besprühen o.ä.) entspiegeln, kontinuierlich ohne Unterbrechungen und nur von außen. Innen angebrachte Abwehrmaßnahmen sieht der Vogel nicht und springt weiterhin sein Spiegelbild an.

Wenn Autoscheiben und Rückspiegel betroffen seien, das Fahrzeug umparken oder Abdeckungen zur Entspiegelung vornehmen.

Bei Fensterflächen am Haus solle man die Rollläden oder Fensterläden dauerhaft geschlossen halten, damit die Fläche nicht spiegelt.

Alles nachlesen bei: https://baden-wuerttemberg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/wissenswertes/22386.html

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