Nach dem Film “Schwule Sau” – der neue Hass auf Homosexuelle: eine kurze Kritik

Gerade ist der Film “Schwule Sau” – der neue Hass auf Homosexuelle im WDR-Fernsehen zu Ende gegangen. Ich hatte hier im Blog darüber berichtet. Mein spontaner Eindruck.

Der reißerische Titel hatte mich eine „hysterische“ Dramaturgie befürchten lassen.  Ganz das Gegenteil war der Fall. Die Darstellung der beiden Einzelfälle, junge lesbische Frau und junger homosexueller Mann, sowie die Gesamteinordnung durch die zusätzlichen Informationen (Berlin, Gewalt, etc.), empfand ich als sehr unaufgeregt und ausgewogen.

Die allergrößte Überraschung war allerdings die Tatsache, dass Kevin, obwohl aus Niedersfeld stammend, in Siedlinghausen, also meinem Wohnort, die Hauptschule besuchte und in der hiesigen katholischen Kirche Messdiener(?) war.

Update: Eine Leser hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Kevin wohl Messdiener(?)/Mitglied im Kirchengemeinderat in Niedersfeld war, die Niederfelder Gemeinde allerdings von Siedlinghausen aus betreut wurde/wird.

Stark und beeindruckend war der Auftritt der Mutter. Der Schulleiter nahm, seiner Rolle gemäß, die Lehrerschaft in Schutz und schob den schwarzen Peter, zu Recht oder Unrecht vermag ich nicht zu beurteilen, auf die Schülerschaft. Der katholische Pastor war der Problematik offensichtlich nicht gewachsen.

Update: Auszug aus dem Interview

WDR.de: Und gab es bei den Dreharbeiten besondere Ereignisse?

Kevin: Gleich am ersten Tag stand ich mit meinem Freund in Köln an einer U-Bahn-Haltestelle. Da kam eine Frau an und rief nur „Schämt euch! Schämt euch!“ und spuckte meinem Freund auf die Jacke. Das war schon krass.
Ansonsten war das Gespräch mit meinem ehemaligen Pfarrer wirklich schockierend.

WDR.de: Warum?

Kevin: Auf die Frage, was ich hätte machen sollen, sagte er, ich solle mich am besten ein Leben lang verstecken, enthaltsam bleiben und bloß nicht damit nach außen gehen. Aber ich hab doch nur das eine Leben, das Versteckspiel hat mich schon zu Schulzeiten fast in den Selbstmord getrieben. Und auf die Frage: Gott liebt doch alle Menschen, sagt er: Ja, aber manche mehr und manche weniger. Also mich dann weniger. Das war schon schockierend.

Ich hoffe, dass der Film zu einer offenen Diskussion in den Orten des Hochsauerlandes führt. Kevins Auftreten und Argumentation bieten die Chance dazu.

Kevin ist nicht der einzige homosexuelle Mann, der das Sauerland Richtung Köln verlassen hat. Er ist bei seiner Rückkehr sehr klug aufgetreten.

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