Zum Tod von Sean Connery: „Solche Männer gibt es heute nicht mehr“?

Klampfe, Kippe, Bier – „Solche Männer gibt es heute nicht mehr“? Anlässlich des Todes von Sean Connery macht sich unser Autor seine eigenen Gedanken. (foto: zoom)

Als ich das Kommentarsymbol über der Meldung meiner Internetzeitung sah, habe ich GEWUSST, was kommen würde. Ich habe gewusst, dass da wieder so ein „Einer der letzten Großen ist abgetreten“- und „Solche Männer gibt es heute nicht mehr“-Kommentar stehen würde.

(Ein Gastbeitrag von Michael Hermes, Verein Bildung und Freizeit)

Es ist immer das Gleiche, genau wie beim Tod von Helmut Schmidt, Egon Bahr, Hans-Jochen Vogel…. immer das gleiche Gejammer. So wird einst auch über die jetzt aktiven Politiker, Schaupieler und Prominenten geschrieben werden, obwohl es doch, wenn die ständige Klage stimmte, längst keine „ganz Großen“, keine bedeutenden Persönlichkeiten mehr geben dürfte…

Genauso wird über Angela Merkel geschrieben werden und wahrscheinlich über Hubertus Heil, über Schäuble, Gysi, Obama und Thunberg, über George Clooney und Leonardo di Caprio, über Moritz Bleibtreu und Nora Tschirner, Jürgen Vogel und Matthias Schweighöfer, über Heike Makatsch, Karoline Herfurth, Nadja Uhl, Anke Engelke und Hunderte andere.

Und es wird auch in Zukunft – genau wie heute und genau wie in der Vergangenheit – nicht Ausdruck einer aufgeklärten Betrachtung, Bewertung und Vorausschau sein. Solche Aussagen sind Ausdruck eines zähen, klebrigen Kulturpessimismus, sind Ausdruck des Wunsches nach Stillstand, Ausdruck einer „Es wird alles immer schlimmer“-Mentalität, des ewigen „Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wiederhaben“, der völlig irrationalen Überhöhung einer nicht wirklich verstandenen, aber halbwegs kontrollierbaren (weil bereits überlebten) Vergangenheit. Und vor allem der ANGST vor einer unbestimmten Zukunft.

Solche Statements sind kaum jemals wirklich Aussagen über die wirklichen Merkmale der betrauerten Männer und Frauen, über ihre Leistung und ihre Zeit. Sie sind Aussagen über den desolaten geistigen und seelischen Zustand des Senders. Dieses immer gleiche Gejammer, diese völlig unreflektierte Gewissheit, die Welt werde sich unweigerlich zum Schlechteren, werde sich GANZ SICHER zu mehr Rohheit und Ungerechtigkeit entwickeln, ist, weil sie deutliche Merkmale von Realitätsverlust und Wahn aufweist, schon psychotisch zu nennen.

Und sie ist politisch gefährlich. Der Kulturpessimismus mit seiner Rückwärtsgewandtheit lässt Menschen an überkommenen Vorstellungen vom Leben und von der Gesellschaft festhalten. Er lässt sie sich aus der Verantwortung stehlen, wenn es darum geht, auf der Höhe der Zeit, auf Grundlage der vorliegenden Möglichkeiten, mit Vernunft und Phantasie die Gegenwart zu gestalten und die Zukunft zu planen. Dem Kulturpessimismus ist deshalb immer und überall zu widersprechen, mindestens ist er zu hinterfragen. Es wird nicht zwangsläufig „alles immer schlimmer“. Nicht die angenommen stetig sich verschlechternden Zustände, die Kulturpessimisten SELBST sind es, die sich und Anderen einen vernünftigen Blick auf das Leben versperren und den Durchgang in ein erträgliches Morgen erschweren – und manchmal auch verhindern.

Also hört BITTE auf zu jammern. Ich bin fest davon überzeugt, das Gejammer, sie seien die letzten „Großen“, die letzten „Gentlemen“, die letzten „Echten“ oder „Anständigen“ oder was auch immer gewesen, wird ihnen nicht gerecht. Ich glaube, wenn sie könnten, würden sie widersprechen.

Ein Gedanke zu „Zum Tod von Sean Connery: „Solche Männer gibt es heute nicht mehr“?“

  1. Jochen Vogel ist der coolste James Bond, den es je gab!

    wie hiess noch mal der Film?

    kleine Hilfe: das ist der Film, in dem Willy Bogner junior die Ski-Langlauf-Szenen mit dem Bond Girl Angela Merkel choreographierte …

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