Waldorfschule: Versteinerte Erziehung

Im Dezember 2012 gibt es in Deutschland 234 Waldorfschulen, die nach der von Rudolf Steiner entwickelten Waldorfpädagogik unterrichten. Sie versprechen freieres und ganzheitliches Lernen mit „Kopf, Herz und Hand“ als Alternative zur öffentlichen Schule. Doch ist die Waldorfschule wirklich frei? Von André Sebastiani***.

Cover (Ausschnitt) der Ausgabe 4/2011 des Magazins „Skeptiker“, dort Erstveröffentlichung im Print
Cover (Ausschnitt) der Ausgabe 4/2011 des Magazins „Skeptiker“, dort Erstveröffentlichung im Print

Anthroposophie

Die Waldorfpädagogik ist mit der Anthroposophie Rudolf Steiners (1861–1925) untrennbar verbunden. Steiner entwickelte sein pädagogisches Konzept auf der Basis seiner anthroposophischen Lehre.

Die Anthroposophie, die „Weisheit vom Menschen“ (griech. ánthropos = Mensch; sophίa = Weisheit), bezeichnet die ganzheitliche, „kosmologische“ Anschauung des Menschen und behauptet, eine Anleitung zu dessen Selbst- und Welterkenntnis zu liefern.

Nach Steiner ist die Anthroposophie eine „Geisteswissenschaft“, eine wissenschaftliche „Ergänzung zu den Naturwissenschaften. Sie will dem materiellen Wissen die unsichtbaren geistigen Aspekte hinzufügen“[i]. Neben der materiellen Welt, auf die die herkömmlichen Naturwissenschaften beschränkt sind, gibt es nach anthroposophischer Vorstellung noch eine geistige kosmische Welt, die unseren Sinnesorganen verborgen bleibt.

Die Anthroposophische Gesellschaft Frankfurt schreibt auf ihrer Homepage: â€žAlles im Kosmos und unserer Welt ist Materie und Geist! Wo Materie ist, ist immer auch Geist. Geist ist das Primäre, der Ursprung, aus dem alles Materielle entstanden ist.“[ii] Mensch und Kosmos sind darüber hinaus gleichartig, oder, wie Klaus Prange treffend formuliert: „Der Mensch ist im kleinen ein Kosmos, der Kosmos im großen ein Mensch. Welt, Natur, und Geschichte sind ein genaues Pendant des Menschen, der Mensch deren Synthese en miniature.“ (2000, S.64) Die Anthroposophie will die „Geistorgane“ des Menschen schulen, um ihn zum Zugriff auf die geistige Welt und damit zu höheren Erkenntnissen zu befähigen.

„Der Mensch ist keine physikalische, biologische und chemische ‚Maschine‘, in der alles materiell abläuft, sondern ein ,Wesen‘, das nur vorübergehend, – also im Leben -, einen menschlichen Körper trägt. In diesen sind eingeschlossen eine unsterbliche Seele und ein ewiger Geist, so dass der Mensch, Körper, Seele und Geist ist. Der Körper zerfällt mit dem Tode, Seele und Geist bleiben erhalten und leben in der geistigen Welt des Kosmos weiter, nicht anonym, sondern konkret als eine Individualität, als persönliches ICH. Unser ICH ist ein Geistwesen.

Durch diese, im menschlichen Leib eingeschlossene Geistseele kann der Mensch auf Höheres zurückgreifen, wenn er sie schult. Rudolf Steiner war ein Mensch, der diese neuen Geistorgane ausgebildet hatte, und sie waren ihm dadurch Träger für seine umfangreichen geistigen Fähigkeiten. Menschen mit derartigen Fähigkeiten nennt man Universalgelehrte oder ,Eingeweihte‘“. (Anthroposophische Gesellschaft Frankfurt)

„Wissenschaft“ für Eingeweihte

Steiner verknüpft mystische Vorstellungen und im Wortsinn okkulte (=geheime, verborgene) Wahrheiten mit einer Lehre, die er bemerkenswerterweise in den Rang einer Wissenschaft erhebt. Der „Eingeweihte“ gelangt durch die „Schauung“ geistiger kosmischer Welten, die normalen Menschen verborgen bleiben, zu absoluten Wahrheiten. Diese Wahrheiten sollen darüber hinaus durch den anthroposophischen Weg der Erkenntnis wissenschaftlich überprüfbar sein. Der „Eingeweihte“ ist dadurch zugleich Seher, Priester und Wissenschaftler. (vgl. Giese 2008, S.40 ff.)

Der Anspruch der Wissenschaftlichkeit hält einem kritischen Blick jedoch nicht stand. Die durch Schauung der geistigen Welten gewonnenen Erkenntnisse sind für Außenstehende nicht überprüfbar, weil die entsprechenden geistigen Organe zur Erkenntnis nicht ausgebildet sind. Dadurch macht sich die Anthroposophie immun gegen äußere Angriffe. Doch Steiner geht noch einen Schritt weiter; er schreibt:

„So wird auch das Erkennen zu einem Vorgang in der Wirklichkeit. Fragen offenbaren sich in der Welt, Antworten offenbaren sich als Wirklichkeiten; Erkenntnis im Menschen ist dessen Teilnahme an dem, was sich die Wesen und Vorgänge in der geistigen und physischen Welt zu sagen haben.“ (Steiner 1975, S. 225, zitiert nach Prange 2000, S. 65)

Dieses Zitat erscheint sehr rätselhaft. Offenbar meint Steiner damit, dass der Vorgang des Erkennens einen Rückschluss auf die Wirklichkeit erlaubt. Dadurch, dass ich mir etwas geistig vorstelle (es erkenne), nehme ich als Mensch teil an dem, was in der „geistigen und physischen Welt“ vor sich geht. Es wird dadurch real. Hier liegt Steiners gedanklicher Kurzschluss. Nicht, weil ich mir einen Baum vorstellen kann, gibt es Bäume; sondern meine Vorstellung hält der Überprüfung an der Wirklichkeit stand. Jeder kann hinaus in die Welt gehen und sinnlich erfahren, dass es Bäume gibt. (vgl. Prange 2000, S. 66) Steiner schreibt jedoch: „Die Ideen-Bilder haben doch nur eine Berechtigung, wenn sie auf eine solche geistige Wirklichkeit, die der sinnenfälligen zugrundeliegt, hindeuten.“ (a.a.O. S. 123, zitiert nach Prange 2000, S.66) Im Klartext heißt das, dass es Kobolde und Feen wirklich gibt, weil ich sie mir vorstellen kann. Steiner schließt vom Schein auf das Sein. (vgl. Prange ebd.)

Wie soll aber eine solche Erkenntnis wissenschaftlich sein, wenn sie doch schon durch ihre bloße Existenz wahr ist? Bis zum heutigen Tage behaupten Anthroposophen allen Einwänden zum Trotz, Wissenschaft zu betreiben[iii]. Dabei ist ihre Lehre nicht über Steiners Schauungen hinausgelangt. â€žInsofern stellt die Geistesforschung Steiners ein Kuriosum dar; es dürfte sich hier um die einzige Disziplin mit wissenschaftlichem Anspruch handeln, die schon bei ihrer Geburt am Ende war.“ (Prange 2000, S. 36)

Steiner sieht Dämonen, Geister, Riesen, Elfen, Engel – die Liste ließe sich endlos verlängern – also tatsächlich als real existierende Wesen an (vgl. Grandt 2008, S. 26ff). Jetzt könnte man meinen, dass derlei Vorstellungen unter Anthroposophen fast 100 Jahre später längst überholt sind. Doch dem ist nicht so. Im anthroposophischen Flensburger Hefte Verlag finden sich Titel wie „Was die Naturgeister uns sagen – Im Interview direkt befragt“, „Neue Gespräche mit Naturgeistern“, oder „Gespräche mit Bäumen 1“[iv].

Auch die in Waldorfkreisen beliebte Fachzeitschrift Erziehungskunst hat eine feste esoterische Rubrik. Auf ihrer Homepage finden sich Artikel wie „Ohne Elementarwesen läuft nichts“[v] oder „Für viele Kinder sind Elementarwesen real“[vi], in dem die Waldorflehrerin Katharina Dreher-Thiel im Interview sagt, dass â€žes die Naturgeister in der ätherischen Welt tatsächlich gibt. Das wusste nicht nur Steiner. Viele Menschen früherer Kulturepochen, bei uns bis ins 15., 16. Jahrhundert, konnten Naturgeister wahrnehmen. Mit beginnender Neuzeit und rationalistischer Denkweise verschwand diese Fähigkeit mehr und mehr. Wie in einem kollektiven Gedächtnis ist die Erinnerung an die Wesen der Ätherwelt in den Märchen und Sagen der Völker bewahrt. Heute scheinen die Wahrnehmungsfähigkeit für die ätherische Welt und das Interesse für Naturgeister wieder zuzunehmen.“ (a.a.O.)

Auch für die Waldorfpädagogik ergeben sich aus dieser Erkenntnistheorie und ihren Ergebnissen Konsequenzen. Es stellt sich die Frage wie naturwissenschaftlicher Unterricht mit anthroposophischer Weltanschauung in Einklang gebracht werden kann; dazu später mehr (s. Kapitel „Anthroposophische Entwicklungspsychologie“). Ziel der Waldorfpädagogik ist es, Menschen durch Erziehung zu befähigen, sich selbst und ihre schicksalhafte Bestimmung zu erkennen und dabei den Kosmos mit seinen verborgenen Wahrheiten zu entschlüsseln.

Lehrer und Klasse bilden eine Schicksalsgemeinschaft. Das Schicksal hat dem Lehrer seine Klasse zugespielt und er ist der Erfüllungsgehilfe des kosmischen Schicksals seiner Schüler. Dass der Lehrer dem Schicksal bei der Zusammensetzung seiner Klasse unter Umständen kräftig nachhilft, werde ich an späterer Stelle noch zeigen.

In der öffentlichen Wahrnehmung scheinen die okkulten, mystischen Grundlagen der Waldorfpädagogik entweder wenig bekannt oder nicht von Interesse zu sein. Die Waldorfschulen haben im Allgemeinen ein gutes Image. Vielen scheinen sie eine gute Alternative zum Staatsschulwesen zu sein. Spätestens seit dem PISA-Schock sind die vermeintlichen oder tatsächlichen Defizite der Staatsschulen in den Schlagzeilen. Während sich um die öffentlichen Schulen kontroverse Diskussionen um Themen wie das sogenannte Turboabitur nach zwölf Jahren, die Zukunft der Hauptschule oder den Ausbau von Ganztagsschulen spinnt, die bereits in mehrere Reformen in den Bundesländern mündeten, ist es um die Waldorfschulen seltsam still.

Drachenformel

Wie bereits ausgeführt ist der wissenschaftliche Anspruch der Anthroposophie nicht haltbar. Erstaunlicherweise beharren die Anthroposophen dennoch darauf, Wissenschaft zu betreiben. Dahinter steckt ebenso Methode, wie hinter der Praxis, das anthroposophische Fundament und anthroposophische Inhalte der Waldorfschule zu verschweigen.

Ich habe mehrere Veranstaltungen und Infoabende in Waldorfschulen besucht. Das Wort „Anthroposophie“ fiel dabei nie. In dem was an Inhalten und Methoden vorgestellt wurde, war anthroposophisches Gedankengut eindeutig erkennbar, allerdings gut versteckt hinter schönen Vokabeln. Die „ganzheitliche Sicht auf das Kind“, wurde ebenso ins Feld geführt, wie „das Lernen mit Herz, Hand und Verstand.“ Auf direkte Nachfrage, ob der Unterricht anthroposophisch geprägt sei, erhielt ich die ausweichende Antwort, dass Anthroposophie nicht gelehrt würde, also kein Unterrichtsfach sei. Auch viele Waldorfeltern kennen nach meiner Beobachtung den (noch näher zu erläuternden) Zusammenhang zwischen Waldorfpädagogik und Anthroposophie nicht.

Aufschluss über dieses Versteckspiel gibt die Biografie ihres Begründers. Rudolf Steiner will von einem nicht namentlich genannten Lehrmeister in die Geheimwissenschaften eingeweiht worden sein. Dabei will er Anweisungen erhalten haben, wie mit den Naturwissenschaften und Vorbehalten der Öffentlichkeit umzugehen sei:

„Wie sollte er den Drachen der modernen Naturwissenschaften zähmen und ihn vor das Gefährt der Geist-Erkenntnis spannen? Und vor allem, wie sollte er den Stier der öffentlichen Meinung besiegen? Auf die Fragen seines Schülers antwortete der ‚Meister‘ dem Sinne nach: Wenn du den Feind besiegen willst, so beginne damit, daß Du ihn zuerst begreifst. Du wirst nur dann Sieger über den Drachen werden, wenn Du in seine Haut schlüpfst.“ (Hemleben, zitiert nach Prange 2000, S. 51)

Besser kann man Steiners Strategie kaum beschreiben. Dies erklärt auch die inhaltlichen Differenzen, die sich zwischen öffentlichen und internen, an seine Anhänger gerichteten, Reden und Schriften zeigen. In der Öffentlichkeit gab Steiner den exakten Wissenschaftler, blieb dabei aber meist unkonkret und oberflächlich. Intern ließ er sich kultisch verehren, gab sich als Universalgenie und führte seine Ideen sehr viel detaillierter aus. (vgl. Prange 2000, S. 51f)

Trotz – oder gerade wegen – dieses Versteckspiels stellen sich einige Fragen: Ist die Waldorfschule ohne Anthroposophie überhaupt denkbar? Hat sich die Waldorfpädagogik ein Stück von ihrem Ursprung emanzipiert? Im Folgenden versuche ich zu zeigen, welche anthroposophischen Vorstellungen sich heute in Waldorfschulen finden lassen:

Karma

Zur Anthroposophie gehört die Vorstellung von Reinkarnation und Karma. Das Karma eines jeden Menschen ist durch vorhergegangene Inkarnationen positiv oder negativ geprägt. Psychische oder physische Störungen lassen sich aus der Perspektive der anthroposophischen Menschenerkenntnis karmisch erklären. So stellt Steiner die Frage nach dem Grund für Friedrich Schillers schlechte Gesundheit und seine häufigen Krampfanfälle, um gleich selbst eine Antwort zu geben:

„Was liegt karmisch bei einem Menschen aus früheren Erdenleben vor, der in dieser Weise an Krämpfen leiden muß? – Krämpfe sind, wenn sie ins menschliche Leben eingreifen, ungemein hinweisend auf das menschliche Karma. Wenn man vom geisteswissenschaftlichen Standpunkte aus mit ernster, verantwortlicher wissenschaftlicher Untersuchung an Krampferscheinungen herangeht, so findet man immer, da liegt beim Menschen ein bestimmtes Karma vor, Ergebnisse von Taten, Gedanken und Gefühlen früherer Erdenleben“[vii]

Nicht etwa eine der zahlreichen schweren Erkrankungen Schillers, wie Tuberkulose oder eine nicht auskurierte Rippenfellentzündung, sind also für das Leiden des Dichters verantwortlich, sondern schlechtes Karma, das Steiner auch über hundert Jahre nach Schillers Tod noch diagnostizieren zu können vorgibt.

Für den anthroposophischen Erzieher ergeben sich aus dieser steinerschen Erkenntnis weitreichende Konsequenzen. Er ist gefordert, das Karma der ihm anvertrauten Schüler zu erkennen und richtig zu deuten, um ihren Lebensweg entlang ihrer karmischen Bestimmung zu führen und zu beeinflussen. Arbeitet man gegen das Karma des Kindes, so kann dies zu schweren Krankheiten, bis hin zum Tod führen und sogar darüber hinaus das nächste Leben karmisch belasten. Steiner glaubt also, Einfluss auf das karmische Schicksal zu haben. Darin liegt ein großer Unterschied zur indischen Karmalehre der Hindus, die bestrebt sind, den Dingen ihren Lauf zu lassen.

Steiner gibt 1924 in einem pädagogischen Kurs ein Beispiel für die praktische Anwendung der Karmalehre:

„Ein Kind, das mit den Fersen auf den Boden auftritt, zeigt in dieser kleinen Eigenschaft des körperlichen Sichoffenbarens, daß es fest im Leben drinnen steckte in seiner vorhergehenden Inkarnation, daß es sich für alles interessierte im vorhergehenden Erdenleben. Man wird daher bei einem solchen Kinde darauf sehen müssen, daß man womöglich die Dinge aus dem Kinde herausholt, denn es steckt viel drinnen in Kindern, die mit der Ferse stark auftreten. Dagegen Kinder, die trippeln, mit der Ferse kaum auftreten, die haben in flüchtiger Weise das vorherige Erdenleben vollbracht. Man wird sehen müssen, daß man viel in ihrer Nähe macht, damit sie eben auch viel nachmachen können.“ (Steiner GA 311, S.29, zitiert nach Zander, 2007)

Für Zander (2007) ergibt sich durch das Konzept des Karmas in der Waldorfpädagogik eine Bandbreite von Problemen, wie er in seinem monumentalen, 1800 Seiten umfassenden, wissenschaftlichen Standardwerk „Anthroposophie in Deutschland“ beschreibt. Es besteht die Gefahr, dass das beim Schüler erkannte Karma zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung (engl. self-fulfilling prophecy) wird. Wieweit dem selbstbestimmten Karma gegengesteuert werden darf, bleibt offen. Die Zuschreibung von Karma unterminiert den Einfluss von gesellschaftlichen und biologischen Faktoren der Erziehung. Darüber hinaus entsteht eine Spannung zwischen individuellem Karma und dem jahrgangsweise festgelegten verbindlichen Lehrplan. (vgl. Zander 2007, S. 1408)

Kulturstufen

Der Lehrplan der Waldorfschulen ist stark geprägt von Steiners Theorie der Kulturstufen. Der Mensch vollzieht in seiner Entwicklung die Entwicklungsgeschichte der Menschheit nach. Bei Grosse liest sich das so: â€žIm zehnten Jahre ist das Kind ,Germane‘, dann ,Grieche‘; dann absolviert es die Wanderung vom Osten bis ans Mittelmeer und wird als Zwölfjähriges ein Römer, im dreizehnten Jahr ein Ritter und Klosterbruder, ein Columbus, der Amerika entdeckt, und zieht als Vierzehnjähriger mit Napoleon nach Russland und ist mit der Geschlechtsreife in seiner Gegenwart angekommen“

Aus dieser, für Außenstehende willkürlichen Zuordnung von historischen Epochen zu Altersstufen der Kinder, folgt die curriculare Einteilung von Unterrichtsinhalten in Abstimmung mit der Entwicklungsstufe des Kindes (s. Anthroposophische Entwicklungspsychologie). Steiner selbst hat zahlreiche Korrelationen festgelegt. â€žSo hat er Märchen und Sagen den unteren Klassen und animistisches Denken dem Alter bis zur vierten Klasse zugeordnet (GA 300a, 100f.), für ihn war klar, daß ,vor dem 10., 11. Jahr… selbstverständlich die Geschichte nur in Form der Erzählung, des Biographischen getrieben werde‘ (GA 301, 133), das Nibelungenlied in die zehnte Klasse gehöre (GA 300b,23)(…)“ (Zander, 2007, S. 1410), und so weiter.

Nicht unerwähnt bleiben sollte an dieser Stelle, dass Steiner davon ausgeht, dass die Menschheit ihren Ursprung in Atlantis hat. Die Atlantier waren demnach eine hochentwickelte Rasse, mit unvorstellbaren geistigen und technischen Fähigkeiten. Er berichtet von schwebenden Fahrzeugen, in denen die Atlantier schwebten und davon, dass man die Lebensenergie der Pflanzen in technisch verwertbare Energie umsetzen konnte. (vgl. Zander, 2007, S. 642) Wenn man dem Verband der Freien Waldorfschulen folgt, soll die Lehre von Atlantis nicht mehr Unterrichtsinhalt sein, andererseits musste ein SWR-Fernsehteam an einer Stuttgarter Waldorfschule anscheinend nicht lange suchen, um die Atlantislehre in einem Epochenheft zu finden.[viii]

Steiner war stark beeinflusst von der noch recht neuen Evolutionstheorie Darwins. Er teilte auch einige der damals populären sozialdarwinistischen Positionen, z.B. Haeckels, ohne jedoch eugenische Anteile in seine Lehre zu übernehmen. Aus heutiger Sicht war Steiner ganz klar ein Rassist. Er ordnet die Rassen in eine Fortschrittsgeschichte, nach der die schwarzen Afrikaner eine „degenerierte“, „zurückgebliebene“ Rasse darstellten. Auch Indianer sind eine „degenerierte Menschenrasse“ im „Hinsterben“. (vgl. Zander, 2007, S. 631) Bis heute versucht man von anthroposophischer Seite, dieses Thema, z.B. durch spätere humanistische Äußerungen zu relativieren.[ix] Steiner hat seine Rassentheorie jedoch nie widerrufen; einzelne Schriften sind vor einigen Jahren der Indizierung durch die Bundesprüfstelle nur dadurch entgangen, dass der Verlag der Steinerschriften sich verpflichtete, diese durch eine entsprechend kommentierte Neuauflage zu ersetzen.[x] Man kann nur hoffen, dass sich Steiners Rassenlehre heute nicht mehr an Waldorfschulen wiederfindet.

Temperamentenlehre

Steiner integriert in sein pädagogisches Konzept die 1903 entwickelte Lehre der vier Temperamente: Choleriker, Melancholiker, Phlegmatiker und Sanguiniker. Jeder Mensch, so glaubt er, hat ein dominantes Temperament und nachgeordnete Anteile der anderen Temperamente. Jedem Temperament werden Charaktereigenschaften zugeordnet. So ist der Choleriker leicht reizbar und nach Steiner vom Ich-Leib beherrscht. Dadurch ist der Choleriker sehr selbstbewusst. (vgl. Kayser/Wagemann, 1991, S. 15) Steiner dazu weiter: â€žDie Säuglinge mit ihrem Zappeln – gerade wenn sie gesund sind zappeln sie viel – sind alle cholerisch. Das cholerische Kind aber behält etwas zurück vom Toben und Wüten des ganz kleinen Kindes. Dadurch lebt in dem cholerischen Kinde, dem acht-, neunjährigen Knaben oder Mädchen, drinnen immer noch der kleine Säugling weiter. Dadurch ist dieses Kind cholerisch, und man muss versuchen, dieses cholerische Kind dadurch zu behandeln, dass man das „kleine Kind“, das darinnen ist, allmählich zur Ablähmung bringt.“ (Steiner, TB604, S. 121)

Die Temperamentenlehre hat bis heute Einfluss auf die Zusammensetzung von Waldorfklassen. Klassenlehrer sind dazu angehalten, bei der Auswahl der Kinder ihrer Klasse auf die Temperamente zu achten, sodass sich die „Schicksalsgemeinschaft“, wie Steiner sie nennt, entwickeln kann. (s. Klassenlehrer) Auch eine festgelegte Sitzordnung, die die Temperamente der Kinder berücksichtigt, ist vorgesehen. (vgl. Zander, 2008, S. 1409)

Die Temperamentenlehre geht auf die Viersäftelehre (Humoralpathologie) nach Hippokrates zurück und ist rund 2500 Jahre alt. Vermutlich übernahm Steiner diese Lehre aber aus seinem unmittelbaren zeitlichen Umfeld. In der Pädagogik und in der Psychologie gilt die sehr starre Temperamentenlehre im Grunde schon seit ihrer Formulierung durch Steiner als überholt. (Zander, a.a.O.)

Anthroposophische Entwicklungspsychologie – Lehre von den Körperhüllen

Werden die Kinder nach der Waldorfpädagogik durch die Temperamentenlehre gewissermaßen horizontal kategorisiert, so erfolgt durch die Lehre von den Körperhüllen eine vertikale Kategorisierung.

Steiner verknüpfte sein pädagogisches Konzept mit seiner älteren, theosophischen Anthropologie der Körperhüllen. Diese Hüllen umgeben die „Wesensglieder“ des Menschen. Die Fragestellungen die aus pädagogischer Sicht hinter diesem Konstrukt der Körperhüllen stecken sind dieselben, wie die klassischen Fragestellungen der Entwicklungspsychologie: Was kann ein Kind zu welchem Zeitpunkt und was nicht? Welcher Entwicklungsschritt bedingt den nächsten?

In der Anthroposophie wird meist die siebenteilige (manchmal auch eine neunteilige) Hüllenanthropologie angewendet:

„1. Physischer Leib

2. Lebensleib [gleich Ätherleib]

3. Astralleib

4. Ich als Seelenkern

5. Geistselbst als verwandelter Astralleib

6. Lebensgeist als verwandelter Lebensleib

7. Geistesmensch als verwandelter physischer Leib“ (Steiner, zitiert nach Zander, 2007, S. 573)

Nach der Geburt ist jedoch erst der physische Leib geboren, die höheren Wesensglieder sind noch von Hüllen umgeben, die nach und nach abgestreift werden. Diese Abstreifung geschieht in Jahrsiebten. Bis zum siebten Lebensjahr ist der Mensch bloß â€žPhysischer Leib“, bis ab dem siebten Lebensjahr, genauer: nach dem Zahnwechsel, der „Ätherleib“ geboren wird. Mit vierzehn Jahren kommt der „Astralleib“ zur Welt und mit einundzwanzig das „Ich“. Die drei höchsten Stufen entwickeln sich (auch in Siebenjahresschritten) durch die Vergeistigung des Menschen. Jedenfalls sofern er sich denn den geistigen Welten zuwendet, andernfalls verkümmern sie.

Der Fokus der Waldorfpädagogik liegt folglich auf den ersten drei Hüllen, die ich im Folgenden näher beschreibe, denn die Geburt des „Ich als Seelenkern“ erfolgt erst mit 21 Jahren und damit nach dem Ende der Schulzeit. Die Unterrichtsinhalte und die didaktische Darreichungsform hängen stark von den Eigenschaften ab, die Steiner den einzelnen Wesensgliedern zuschreibt.

1. Physischer Leib (0-7 Jahre):

Während des ersten Jahrsiebts, also während der gesamten Kindergartenzeit bis zum ersten Schuljahr, ist der Mensch in erster Linie von seiner Körperhülle umgeben. In dieser Zeit ahmt das Kind nach, was es in seiner Umwelt vorfindet. Was noch nicht angelegt ist, soll mit Fantasie ergänzt werden – deshalb haben anthroposophische Puppen auch keine aufgemalten Gesichter. Bei den seelenlosen Fabrikpuppen wird die Fantasie dementsprechend nicht angeregt, was der kindlichen Entwicklung schadet.

Eltern und ErzieherInnen sollten ein gutes Vorbild sein. Dem wird niemand widersprechen wollen. Steiner meint jedoch, dass nicht nur tatsächliche Handlungen, sondern auch Gedanken auf das Kind wirken. Man soll im Umgang also nicht nur vorbildlich handeln, sondern auch vorbildlich denken. Besonders schlechte, z.B. unzüchtige Gedanken können der Gesundheit des Kindes laut Steiner schweren Schaden zufügen. Haben also Vater, oder Mutter (oder im schlimmsten Fall beide), Lust auf Sex, so reicht dies, um seinen Kindern Schaden zuzufügen – Eltern mögen sich an dieser Stelle bitte kritisch selbst überprüfen. (vgl. Giese, 2008, S.65f)

Steiner glaubt, dass Kinder in diesem Alter noch keine bildliche Vorstellungskraft besitzen und nicht fühlen können, denn dies sind die Eigenschaften des Ätherleibs, der noch nicht geboren ist:

„Bis zum Zahnwechsel können Eindrücke, die an den Ätherleib kommen sollen, diesen ebenso wenig erreichen, wie das Licht und die Luft der physischen Welt den physischen Leib erreichen können, solange dieser im Schoße der Mutter ruht.“ (Steiner, zitiert nach Prange, 2000, S.91)

Ohne bildliche Vorstellung kann man aber schlecht Lesen und Schreiben lernen. Deshalb wird Lesen und Schreiben an Waldorfschulen frühestens zum Ende der ersten Klasse, häufig auch erst in der zweiten Klasse, gelehrt. Stattdessen übt man mit den Kindern Formenzeichnen, um die Motorik der Hand zu schulen. Es ist jedoch längst keine Ausnahme, dass Kinder mit Eintritt in die Grundschule, aller anthroposophischer Entwicklungspsychologie zum Trotz, bereits Lesen und Schreiben können. Kritiker bemängeln auch, dass man leistungsstarke Kinder im Schuleintrittsalter an Waldorfschulen systematisch unterfordert.

2. Ätherleib (7-14 Jahre)

Der Ätherleib wird mit ungefähr sieben Jahren, nach dem Zahnwechsel geboren und in den folgenden Jahren ausgebildet. Mit den Zähnen beginnen beim Kind die „Bildekräfte“ zu wirken. Das Kind ist in diesem Alter nach anthroposophischer Vorstellung noch nicht in der Lage, begrifflich zu denken. Stattdessen soll der Lehrer oder die Lehrerin durch Bilder und geistige Vorstellung wirken. (vgl. Giese, 2008, S. 65) So plausibel es klingt, dass das Lernen, gerade in den unteren Klassenstufen, vor allem anschaulich sein sollte, so abwegig erscheint es, Kindern die Fähigkeit abzusprechen, Sachverhalte kognitiv zu verstehen.

Die Naturwissenschaften kommen daher in Waldorfschulen bis zur neunten Klasse praktisch nicht vor. Zwar stehen auch Chemie und Physik ab der 7., bzw. 8. Klasse auf dem Lehrplan, sie sollen aber anfangs eher Erlebnischarakter haben, d.h. Experimente werden (durch den Lehrer) durchgeführt, die naturwissenschaftlichen Hintergründe aber nicht gelehrt. Naturwissenschaften sind so reiner Anschauungsunterricht. Anstatt den Kindern beispielsweise etwas über den Aufbau von Pflanzen beizubringen, liegt der Fokus eher darauf, sich Pflanzen anzusehen um diese schön zu finden, sie vielleicht zu zeichnen, oder Geschichten über Pflanzen zu hören. Nichts gegen Geschichten, oder den künstlerischen Umgang mit der belebten Natur, dies sind sicherlich wichtige Unterrichtsinhalte, die sich auch an Staatsschulen finden. Aber die naturwissenschaftliche Perspektive kommt deutlich zu kurz.

Großen Wert legt Steiner in dieser Lebensphase auf die unbedingte Autorität des Klassenlehrers: â€žDer Ätherleib gewinnt seine Kraft, wenn seine geregelte Phantasie sich richten kann nach dem, was sie sich an den lebenden oder dem Geiste vermittelten Bildern und Gleichnissen enträtseln und zu seiner Richtschnur nehmen kann. (…) Wie für die ersten Kinderjahre Nachahmung und Vorbild die Zauberworte der Erziehung sind, so sind es für die jetzt in Rede stehenden Jahre: Nachfolge und Autorität.“ (Steiner, zitiert nach Prange, 2000, S. 92)

Hier geht es um unbedingten Gehorsam und Identifikation mit dem Lehrer. Die Entwicklung der eigenen Urteilskraft, wie sie beispielsweise ein Kernanliegen der neueren Sachunterrichtsdidaktik ist (vgl. Kahlert, 2009), ist nicht vorgesehen, stattdessen sollen die Schüler manipuliert werden: „Es handelt sich nicht darum, daß das Kind über alles sofort ein Urteil bildet, sondern daß es zwischen dem 7. und 15. Jahre das, was es aufnehmen soll, aufnimmt aus Liebe, aus Autorität zum Erzieher.“ (Steiner, zitiert nach Prange, 2000, S. 127)

Anthroposophen meinen auch, von den Zähnen auf die Bildekräfte schließen zu können. Der Anthroposoph und Waldorfpädagoge Grosse sagt: „Was uns im Zahngebiet entgegen kommt, sind ganz offensichtlich die Äußerungen von Bildekräften ganz differenzierter Natur; es lässt sich daher von den Zähnen auf die Bildekräfte selbst zurückschließen.“ (zitiert nach Prange, 2008, S. 94) Beispielsweise schreibt Grosse über einen leistungsschwachen Schüler: „Die Zähne sind gelblich-bräunlich, die Schneidezähne schief gestellt und stark gezackt, die Zahnbildung kümmerlich, im Gaumenfeld des Oberkiefers sowie auf der Innenseite des Unterkiefers wachsen außerhalb der Zahnbögen einige Zähne in sich. Der kariöse Zustand ist schrecklich. Der Gesamteindruck ist chaotisch, schwächlich, der Aufbau fundamental gestört“ (ebd.) Zwei Sachverhalte werden nebeneinandergestellt, ein kausaler Zusammenhang behauptet und das Ergebnis als Menschenkunde verkauft. Man gibt vor, eine ganzheitliche Sicht auf das Kind zu haben, dabei operieren anthroposophische Lehrer mit Projektionen, Zuschreibungen von Charaktereigenschaften und Schicksalen, die sie aus geistigen Welten ableiten, die niemandem außer ihnen zugänglich sind. Man verbindet also willkürlich physiognomische Gegebenheiten wie Zähne und Zahnstand mit Eigenschaften, wie z. B. einem unterentwickelten räumlichen Vorstellungsvermögen.

3. Astralleib (14-21 Jahre)

So wie Steiner die Geburt des Ätherleibes an den Zahnwechsel koppelt, hängt für ihn die Geburt des Astralleibes mit der Geschlechtsreife zusammen. Erst jetzt darf der Waldorfunterricht wissenschaftlichen Charakter haben. „Kulturkritik“ ist aber laut Steiner nicht statthaft. Man könnte auch von einem Verbot kritischen Denkens sprechen, denn zur Kultur zählt alles vom Menschen geschaffene, wie Wissenschaft, Kunst, Musik, Pädagogik, Politik, Wirtschaft, Technik, gesellschaftliches Zusammenleben, usw. (vgl. Giese, 2008, S. 68)

In diesen Vorstellungen über kindliche Entwicklungsstufen liegt der eigentliche Grund für die stark musisch/künstlerische Ausrichtung des Waldorfunterrichts, die häufig mit der Waldorfpädagogik assoziiert wird. Sie stellt den Versuch dar, Verstand und Kritikfähigkeit der Kinder möglichst wenig anzusprechen, um ihnen in ihrer Entwicklung keinen Schaden zuzufügen.

Betrachtet man die Ausführungen bis hierher, so scheinen die Fundamente der Waldorfpädagogik auf Treibsand gebaut. Alle grundlegenden anthroposophischen Konzepte sind wissenschaftlich widerlegt, viele waren es schon bei ihrer Formulierung durch Steiner. Wie ist das Lernen an Waldorfschulen nun konkret organisiert?

Der Klassenlehrer als Künstler, Priester und höchste Autorität

Der Klassenlehrer hat an Waldorfschulen eine ungemein mächtige Rolle. Es ist seine Aufgabe, jeden einzelnen Schüler, sein Karma und sein kosmisches Schicksal zu erkennen um dann aus den Einzelindividuen eine Schicksalsgemeinschaft zu formen. Dazu Prange: â€žAls erstes gilt, dass der Lehrer nicht nur Schüler hat, sondern er ist ihr Schicksal, so wie zweitens das Schicksal ihm eben diese Kinder in die Hand gegeben hat, damit beide eine Schicksals- und Werdegemeinschaft bilden, indem sie aufeinander zugehen und zusammen wachsen. (2000, S. 18)

Der Klassenlehrer wählt sich also vor Beginn der ersten Klasse seine Schüler aus, bzw. nach anthroposophischer Lesart versucht er zu erkennen, welche Schüler ihm das Schicksal zugeteilt hat. Ein wenig transparenter und für Außenstehende nicht nachvollziehbarer Vorgang. Möglich ist dies, weil sich die privaten Waldorfschulen ihre Schüler im Gegensatz zur staatlichen Schule aussuchen dürfen. Jedenfalls dann, wenn es mehr Anmeldungen als Schulplätze gibt, wenn nicht, hat das Schicksal ohne den Klassenlehrer entschieden.

Die Sitzordnung wird vom Lehrer auf der Grundlage der Temperamente (s.o.) festgelegt, der Unterricht findet vor allem frontal statt, weil Steiner der Erzählung und der bildhaften Darstellung, die häufig über sehr aufwendige Tafelbilder erfolgt, als wesentliche Unterrichtsmethoden vorsieht.

Die Klassengemeinschaft mit dem Klassenlehrer ist an Waldorfschulen auf acht Jahre angelegt. In diesen acht Jahren sind die Schüler stark vom Klassenlehrer abhängig, seiner Autorität müssen sie sich unterordnen. Oft scheint dieses Prinzip auf der Beziehungsebene auch gut zu funktionieren, wie viele Beispiele belegen. Funktioniert es jedoch nicht, sind acht Jahre für einen Schüler ein kaum zu überblickender Zeitraum.

Der Klassenlehrer unterrichtet während dieser acht Jahre fast alle Fächer. Eine riesige Herausforderung für Waldorflehrer – für viele sicher auch eine Überforderung. Während der Grundschulzeit ist das auch in der Staatsschule üblich, in der Sekundarstufe hingegen kaum vorstellbar. Es ist fraglich, ob ein Klassenlehrer an einer Waldorfschule tatsächlich in der Lage sein kann, den Unterrichtsstoff von Deutsch, über Mathe und Sachkunde, bis hin zu den Gesellschafts- und Naturwissenschaften (sofern diese bis Klasse 8 erteilt werden) zu beherrschen. Zumal die Waldorfschulen als Gesamtschulen ja auch den Anspruch haben, Schüler auf das Abitur vorzubereiten.

Erschwerend kommt für Lehrer wie Schüler hinzu, dass es an Waldorfschulen keine Lehrbücher gibt. (vgl. z.B. Giese, 2008, S. 85) Alles was an das Kind herangetragen wird soll vom Lehrer kommen. Die Schüler legen so genannte Epochenhefte an, die zum Schuljahresende abgegeben werden und idealerweise eine Art selbst erstelltes Lehrbuch darstellen sollen. Der Verzicht auf Bücher erhöht die Verantwortung des Lehrers. Er allein wählt den Stoff aus und ist gefragt, ihn seinen Schülern sachlich korrekt zu vermitteln – eine Herkulesaufgabe. Erziehungswissenschaftler bemängeln an diesem Verfahren auch, dass zu viel Zeit durch bloße Reproduktion von Tafelbildern u.ä. verwendet wird.[xi]

Die Machtfülle der Waldorflehrer ist auch deshalb problematisch, weil die Grundlagen der pädagogischen Entscheidungen nicht überprüfbar sind. Karma ist nicht einklagbar. Deshalb trifft die Aussage des bedeutenden Waldorflehrers Rudolf Grosse den Nagel auf den Kopf: â€žIm Staatsbetrieb mit seiner Methode des Lehrerwechsels, durch das Fachlehrersystem an einer Klasse, ist wenig Platz für solche Seelengesetze. Da gilt als König das Pensum, das Klassenziel. Hier herrscht die Vorschrift, ihr Diener ist der Lehrer. Die Kinder haben sich nach der Schule zu richten.“ (zitiert nach Prange, 2000, S. 149)

So ist es in der Tat. Was Grosse als Kritik versteht, offenbart eine große Schwäche der Waldorfpädagogik. Die von ihm geschmähten Vorschriften können politisch neu verhandelt werden. Die Vorschriften sind das Ergebnis von solchen Verhandlungen und kommen durch Kritik, wissenschaftliche Erkenntnisse, u.ä. zustande. Jeder weiß, wonach er sich zu richten hat, auch der Lehrer. Ein schwerer Verstoß gegen die Vorschriften ist einklagbar. In der Waldorfpädagogik ist der Lehrer die höchste Instanz (s. Schule ohne Schulleitung). Prange hierzu: â€žIn der Waldorfschule herrscht der Lehrer; er ist der König, absoluter Monarch und an keine Konstitution gebunden außer seiner Wesenserkenntnis, gegen die es keine Appellation und keine Berufung gibt.“ (2000, S. 149)

Für Steiner ist der Lehrer sogar eine Art Hohepriester: â€žDer Erzieherberuf [werde sich] umwandeln lassen … zum ganz wahrhaften Priesterberuf“ (GA 310, 36f). „Dem irdischen Leben haben wir zu übergeben, was aus den göttlich-geistigen Welten uns zugekommen ist in dem Kinde. … Wenn wir diese Verhältnisse bedenken, dann erwacht in uns der etwas wie das priesterliche Erziehergefühlt.“ (GA 308, 31) Die Lehrer haben „die göttlichen Pläne mit der Welt zu verwirklichen“, „die Intentionen der Götter aus[zu]führen.“ (GA 298,28) (Steiner, zitiert nach Zander 2007, S.1418)

Schule ohne Schulleitung

Waldorfschulen kommen ohne Schulleitung aus. Die Schulen werden durch das Kollegium als Ganzes geführt. Die Entscheidungsfindung erfolgt jedoch nicht demokratisch durch Abstimmung, sondern durch das „Einmütigkeitsprinzip“. Eine Entscheidung gilt dann als einmütig getroffen, wenn niemand im Kollegium widerspricht. Andersherum hat jeder eine Art Vetorecht. Man kann sich leicht vorstellen, dass dieses Verfahren leicht zu Spannungen im Kollegium führen kann. Cornelia Giese berichtet sogar davon, dass nichtanthroposophische Lehrkräfte nicht an so genannten „Internen Konferenzen“, die die wesentlichen Dinge der Schule besprechen, teilnehmen dürfen. (2008, S. 112) Ob dies an Waldorfschulen übliche Praxis ist, ist mir nicht bekannt.

Zeugnis und Beurteilung

Für manche Eltern erscheint es sehr attraktiv, dass die Waldorfschulen auf Noten verzichten. Damit ist auch verbunden, dass die Waldorfschule kein Sitzenbleiben kennt – letztlich folgt dies auch aus der starren Entwicklungslehre und der Vorstellung der Klasse als Schicksalsgemeinschaft.

Statt Noten gibt es Textzeugnisse, die sich in einen objektive und einen subjektiven Teil gliedern und mit einem Zeugnisspruch enden, der auswendig gelernt und zu allerlei Anlässen vor der Klasse oder der ganzen Schule rezitiert wird, wie z.B.:

„Arbeit zur rechten Zeit, zur rechten Zeit Spiel,

Schaffen und Lauschen führt uns zum Ziel.“ (zitiert nach Prange, 2000, S. 150)

Die Schüler sollen in den Zeugnissen umfangreich charakterisiert werden. Die Beurteilung geht also weit über ein Notenzeugnis hinaus. Die Charakterisierung erfolgt â€žprojektiv entlang dem anthroposophischen Verständnis von Wille, Verstand und Gefühl.“ (ebd.)

Da hat man „freudig teilgenommen“, „geht gut mit“, oder hat das „Gebotene innerlich aufgenommen“. (vgl. Prange, 2000, S. 151f) Der Lehrer kann auch seinen Unmut zum Ausdruck bringen. â€žSo vermerkt das Zeugnis eines aufmüpfig-kritischen Jungen in der 9. Klasse für das Fach Geschichte, es mangele ihm ,an kraftvollem Arbeitseinsatz, die häuslichen Aufgaben zu verrichten‘ und den ,Darbietungen mit ungeteilter Aufmerksamkeit zu folgen.‘“ (ebd.) Ein Jahr später ist Besserung zu erkennen, der Musiklehrer atmet auf: Er hat mit der Zeit immerhin so viel Achtung vor der Musik Beethovens entwickelt, daß er die grobianistischen Störungen unterlassen konnte.“ (ebd.)

Auch an Staatsschulen gibt es, teilweise bis zur vierten Klasse, Textzeugnisse. Diese bedienen sich jedoch allgemeiner Formulierungen und sind fachbezogen. Moralische Wertung oder Charakterbeschreibung gehört nicht in ein Staatsschulzeugnis.

Prange urteilt vernichtend über die Zeugnispraxis an Waldorfschulen: â€žBewertet wird die Gesinnung, nicht das, was als Ergebnis fassbar und in Grenzen menschlicher Irrtumsmöglichkeiten aussagbar ist. Die Zeugnisse der Waldorfschule sind das Paradestück der Gesinnungspädagogik, gegründet auf der Zuversicht, der Lehrer könne mit dem sicheren Blick eines kleinen Gottes die innere Einstellung, die Motive und Zukunftsaspekte des Lernenden erfassen.“ (2000, S. 152)

Waldorflehrerausbildung

Das Grundgesetz fordert von Privatschulen, dass „diese in der wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Lehrkräfte nicht hinter den öffentlichen Schulen zurückstehen.“ (Art 7, GG)

Da erstaunt es schon, dass man ein Waldorfdiplom im Fernstudium erlangen kann und man keine Universität betreten muss, um Waldorflehrer zu werden. Die Inhalte der „Studiengänge“ an Waldorfseminaren unterscheiden sich voneinander. Eine starke anthroposophische Ausrichtung ist ihnen jedoch gemein.

Exemplarisch möchte ich aus der Inhaltsübersicht des Grundstudiums des Waldorfinstituts „Fernstudium Waldorfpädagogik“ in Jena zitieren:[xii]

Aus dem Inhalt des Grundstudiums am Institut „Fernstudium Waldorfpädagogik“, Jena
Aus dem Inhalt des Grundstudiums am Institut „Fernstudium Waldorfpädagogik“, Jena

Das Studium besteht nahezu ausschließlich aus Anthroposophie. Neuere Erkenntnisse der Lern- und Entwicklungspsychologie bleiben außen vor. Steiners Geschichtsbild, beginnend bei Atlantis, ersetzt die geschichtswissenschaftlich orientierte Fachdidaktik der staatlichen Lehrerausbildung. Das naturwissenschaftliche Denken wird diskreditiert. Dafür erfährt der angehende Waldorfpädagoge, was es mit Engeln, Elementarwesen und Dämonen auf sich hat.

Von einer gleichwertigen Ausbildung, wie sie das Grundgesetz fordert, kann überhaupt keine Rede sein. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, hält die Waldorflehrerausbildung für „höchst fragwürdig“. Er zitiert aus mehreren Abschlussarbeiten, die an der Freien Hochschule Stuttgart angenommen wurden und analog zu Examensarbeiten in der staatlichen Lehrerausbildung zu sehen sind; z.B.:

„Im Mai 2005 wurde (…) Stuttgart beispielsweise eine Arbeit zum Thema Der Konjunktiv in der Sprachlehreepoche der 6. Klasse angenommen, die unter anderem von einem Vortrag Steiners vom 6. Februar 1923 ausgeht. Danach wird ein Kind das sich mit Grammatik, mit Indikativ oder Konjunktiv beschäftige, in die Lage versetzt, dass es dazu sein ganzes Frühstück, von der Seele unbeeinflusst, in seinem Organismus kochen lässt. Und: Die Gedärmkrankheiten kommen sehr häufig von dem Unterricht in Grammatik. Die ‚Diplomandin‘ hat auch entdeckt, dass die sprachliche Umsetzung und das Begreifen des Modus eng an das Gleichgewichtssystem gebunden ist“[xiii] Kraus kommt zu dem Schluss: „Mit Wissenschaft und wissenschaftlicher Ausbildung, wie sie das Grundgesetz auch von Lehrern an freien Schulen verlangt, hat das wenig zu tun.“[xiv]

Fazit und Forderung an die Schulpolitik

In der Waldorflehre kommt eine deterministische Karma-Lehre zur Anwendung. Aus dem Zahnstand und Zahnstatus meint man auf den Charakter von Kindern schließen zu können. Hinzu kommt die Lehre von den Temperamenten, die den Charakter der Kinder ohne nachvollziehbare Begründung in vier Grundtypen einteilt.

Ein unwissenschaftliches, esoterisches, entwicklungspsychologisches Stufenmodell führt zur Ablehnung naturwissenschaftlicher Arbeitsweisen bis in die Mittelstufe hinein. Kritisches Denken wird bis ins Erwachsenenalter abgelehnt. Autorität und Nachfolge sind stattdessen laut Steiner die obersten pädagogischen Prinzipien. Ein Punkt, den man jedem vor Augen halten sollte, der das Wort „Reformpädagogik“ im Zusammenhang mit Waldorferziehung im Munde führt. War die Reformpädagogik doch ursprünglich angetreten, um den alten autoritären Geist aus den Klassenzimmern zu fegen, ist der Klassenlehrer an einer Waldorfschule, ein Alleinherrscher.

Die angeblich ganzheitliche Sicht auf das Kind entpuppt sich bei näherem Hinsehen als kosmisch-esoterisches Orakel, dessen Spruch sich einmal pro Schulhalbjahr auf dem Gesinnungszeugnis Schülern und Eltern offenbart. Die subjektiven „Schauungen“ des Waldorflehrers werden zu absoluten kosmischen Wahrheiten erhoben.

Hinzu kommt eine Waldorflehrerausbildung, deren gesetzlich vorgeschriebene Gleichwertigkeit mehr als fragwürdig ist.

Dabei bleiben viele Kritikpunkte an dieser Stelle unberücksichtigt. Sie würden den Rahmen des Artikels sprengen, lohnen aber eine weitere kritische Beschäftigung mit dem Thema. Dazu zählen die, hier nur angerissenen, rassistischen Äußerungen Rudolf Steiners, die vor allem wegen der fehlenden Abgrenzung der Anthroposophen von ihrem Übervater problematisch sind, oder die Eurythmie, ein esoterischer Tanz, der an allen Waldorfschulen unterrichtet wird, sowie die Rolle der anthroposophischen Medizin in Waldorfeinrichtungen. Problematisch ist auch die Finanzierung der Waldorfschulen, die zum größten Teil durch öffentliche Zuschüsse erfolgt. Darüber hinaus müssen Waldorfeltern Schulgeld bezahlen und sind an vielen Waldorfschulen zu umfangreicher Mitarbeit verpflichtet. Sie haben jedoch kaum Möglichkeiten zur Mitsprache (vgl. Jacob/Drewes, 2004) Die Aufzählung ließe sich noch lange fortführen.

Klaus Prange (2000), fragt ketzerisch, was Anthroposophen eigentlich sehen, wenn sie durch ihre schiefen Fenster in die Welt blicken. Vielleicht sehen sie ja tatsächlich die Kobolde, Elementarwesen, Feen und Elfen von denen sie so gerne erzählen. Es scheint jedoch unbedingt geboten, dass die Schulaufsichten einen genaueren Blick durch die schiefen Fenster in die Waldorfschulen und Waldorflehrerseminare hineinwerfen.

Die Aufsichtsbehörden sind vor allem deshalb gefragt, weil die Rolle, die die Anthroposophie in der Unterrichtspraxis tatsächlich spielt, stark vom Lehrer abhängt. Es ist jedenfalls nicht hinnehmbar, dass Geschichtsunterricht bei Atlantis beginnt und naturwissenschaftlicher Unterricht mit der Lehre von Elementarwesen verwässert wird. Es gibt sicher Waldorflehrer, die die Anthroposophie und die hier kritisierten Konzepte außen vor lassen. Waldorfkritische Publikationen und das Curriculum der Waldorflehrerseminare belegen aber auch, dass es anthroposophisch geprägten Unterricht an den meisten Waldorfschulen gibt und dass dieser vom Dachverband „Bund der Freien Waldorfschulen“ gewollt ist.

Ich habe mit Lehrern und ehemaligen Schülern von insgesamt vier Waldorfschulen in Bremen, Niedersachsen und Baden-Würtemberg gesprochen. An allen gab oder gibt es anthroposophisch geprägten Unterricht. Einige berichteten von einem sektenhaften Charakter der Schule und ihres Umfelds. Letztlich ist es jedoch nicht möglich, allgemeingültige Aussagen zu treffen. Das ist das Dilemma der Waldorfkritik: Man erfährt sehr wenig von dem, was tatsächlich in den Klassenräumen passiert. Lehrbücher, die man kritisch untersuchen könnte, gibt es nicht. In der offiziellen PISA-Auswertung tauchen die Waldorfschulen nicht auf, die Teilnahme an anderen unabhängigen Vergleichsuntersuchungen verweigern die Waldorfschulen: Eine Bremer Waldorflehrerin prahlte im Frühjahr bei einem Eltern-Infoabend damit, dass man, entgegen dem Wunsch der Senatorin für Bildung, nicht an den VERA Vergleichsarbeiten teilgenommen habe. Hier sollte die Politik mehr Druck ausüben und Waldorf- und andere Privatschulen verpflichten in den offenen Wettbewerb mit den staatlichen Schulen einzutreten und an Evaluationsstudien teilzunehmen. Die Waldorfschulen könnten dies als Chance begreifen die selbst postulierte Überlegenheit der Waldorfpädagogik zu belegen. Im umgekehrten Fall wäre es eine Chance sich von Rudolf Steiner und seiner kruden Lehre zu emanzipieren.

*** Autoreninfo: André Sebastiani, geb. 1977, studierte an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Lehramt für die Primarstufe. Nach seinem Referendariat in Vechta arbeitet er seit 2005 im Grund- und Sekundarschulbereich in Bremen.

Credits: Der Artikel „Versteinerte Erziehung“ von André Sebastiani erschien zuerst in der Ausgabe 4/2011 des Magazins „Skeptiker“ der „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V.“, GWUP.

Der Artikel wurde am 15.11.2012 von André Sebastiani als freier Vortrag an der Universität Siegen gehalten, auf Einladung des Fachschaftsrats für Geistes- und Gesellschaftswissenschaften für alle Lehramts-, Bachelor- und Master/Magisterstudierende.

Weiterführende Artikel der Ruhrbarone:

Geschichte in der Waldorfschule: ‘Atlantis’ und die ‘Rassen’ – Vortrag von Andreas Lichte an der Universität Siegen

Waldorfschule in staatlicher Trägerschaft – offener Brief an Senator Ties Rabe, Hamburg – in Hamburg soll die erste “staatliche Waldorfschule” entstehen

Man kann nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein – Interview mit Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien

3 Jahre Rudolf Steiner ist „zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen“ – die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BPjM) entschied, dass Bücher Rudolf Steiners rassistischen Inhalt haben

Anthroposophie und Nationalsozialismus: ‘Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft’ – über die anthroposophische Zusammenarbeit mit nationalsozialistischen Organisationen


Literatur:

Giese, Cornelia: Die freie Waldorfschule – Eine Mogelpackung?, Kenzingen, 2008

Jacobs, Sybille-Christin; Drewes, Detlef: Aus der Waldorfschule geplaudert, Aschaffenburg, 2. überarbeitete Auflage, 2004

Kahlert, Joachim: Der Sachunterricht und seine Didaktik, Stuttgart, 2009

Kayser, Martina; Wagemann, Paul-Albert: Wie frei ist die Waldorfschule: Geschichte und Praxis einer pädagogischen Utopie, Berlin, 1991

Prange, Klaus: Erziehung zur Anthroposophie, 3. Auflage, Bad Heilbrunn, 2000

Steiner, Rudolf: Mein Lebensgang, TB-Ausgabe, Bd. 636 (GA28), Dornach 1982

Steiner, Rudolf: Die geistig-seelischen Grundkräfte der Erziehungskunst, TB-Ausgabe, Bd. 604, Dornach 1982

Zander, Helmut: Antroposophie in Deutschland, Göttingen 2007



[i] http://www.steiner-haus-ffm.de/anthroposophie.htm, Zugriff am 06.10.2011.

[iii] siehe dazu die Websites der anthroposophischen Gesellschaften, bspw. http://www.goetheanum.org/fileadmin/aas/downloads/16ZimmermannStudium.pdf, Zugriff 20.11.2011, sowie Zander 2007.

[vii] Steiner, Rudolf: Anthroposophische Menschenkunde und Pädagogik, Gesamtausgabe Bd. 304a, Dornach, S.75 zitiert nach: Prange, Klaus: Erziehung zur Anthroposophie, S. 24

[viii] „Wie gut sind Waldorfschulen?“, Dokumentation, SWR-Fernsehen, Erstausstrahlung 6.11.2006

[ix] Wolfgang Held in „Radiodiskussion zum 150. Geburtstag Rudolf Steiners“, SWR 2, 25.02.2011.

[xi] „Wie gut sind Waldorfschulen?“, Dokumentation, SWR-Fernsehen, Erstausstrahlung 6.11.2006

[xiii] http://www.lehrerverband.de/waldorf.htm Abruf am 13.09.2011

[xiv] ebd.

52 Gedanken zu „Waldorfschule: Versteinerte Erziehung“

  1. Ein sehr interessanter Beitrag auf YouTube:

    „Was hat Esoterik mit Faschismus zu tun?
    Auf den ersten Blick so gut wie nichts, denn die heutige abendländische Esoterik bezeichnet in erster Linie einen gigantischen Markt an vielfältigen Lebenshilfe-Angeboten, die grundsätzlich transzendental begründet werden und somit nicht überprüfbar sind …“

    http://www.youtube.com/watch?v=xwmK01HTi1g&feature=youtu.be

  2. auch ich stimme zu, dass es an sehr vielen waldorfschulen, wenn nichts sogar an den meisten, alten Waldorfschulen, an vielem mangelt. Z.B. an Selbstreflexion der lehrer, an kollegialem Miteinander, an Einfühlungsvermögen und mehr. Ich könnte einen 3000 Seiten Roman darüber schreiben, was alleine mir in einigen Schulen, die ich eben aus diesen Gründen auch wieder verließ, wiederfahren ist. Das ändert aber nicht daran, dass Steiner ein mensch war, der mit dem, was er vorher sagte, stets richtig lag. Die rassenlehre klammere ich hier jetzt aus, weil da gibt es genügend schlaue Köpfe, die dazu höchst interessante Dinge berichten würden und wer Steiner nur annähernd vertraut weiß, dass er niemals einen Menschen aufgrund seiner Herkunft ignorieren würde, das ist einfach albern, immer wieder damit zu kommen, sorry…aber wenn wir uns immer weiter über die gleichen Dinge unterhalten, kommen wir nicht weiter. Klar, Steiner hat auch vieles so geschreiebn, dass es missverständlich klingt..und das ist dämlich, denn das führt heute zu Missverständnissen. Aber: Das, was inhaltlich in den Schulen gemacht wird, wenn man sich an den Lehrplan hält und es methodisch auch mit anderen formen handelt, dann ist die Waldorfschule die zukunftsweisendste Schule. Dies umzusetzen geht aber nur mit Menschen, die an sich arbeiten. Und nicht mit denen, die da immer noch sitzen und starr sind im Denken, fühlen und wollen. Die viele ihrer Teilselbste abspalten! Das die Grundlage der Pädagogik auf anthroposophie beruht, ist ja gerade das Tolle. und dadurch erleben die Kinder eine Ausbildung ihres ganzen Körpers, eine Aus-bildung und dies ist wirklich so, da kann man sich nichts vormachen und ich finde es gut, wenn man das so auch den eltern vermitteln kann. Die leiber werden ausgebildet, was ja etwas wunderbares ist und dazu braucht man einen guten Lehrer, der weiß, was er tut und den Unterricht kann man so auch nicht für alle öffnen, weil der prozess dann unterbrochen wird. Das ganze ist eine systematische Ausbildung.Und natürlich gehören dazu

  3. auch die feinstofflichen Realitäten, gerade diese sind ja konkret da und können nicht ignoriert werden wie bisher, dann führt es dazu, was jetzt überall ist. Waldorfunterricht ist Kunst, hat Zauber inne und der soll gewahrt werden , auch wenn es nach Außen hin schräg erscheint. Nichts gesagt habe ich dazu, was passiert, wenn auf all die entwicklungsgemäßen gesetzmäßigkeiten nicht geachtet wird. Welch eine verwahrlosung der inneren Organe das dann sein kann. Gerade dort wird klar, wie wichtig die feinstoffliche Welt ist und wirkt und wer meint, sich davor verschließen zu können, hat Unrecht

  4. Aber da gibt es doch inzwischen so viel Literatur drüber, so viele experten, die sagen, dass, wie Steiner es formuliert hat eben Scheiße ist. Und so ist es, es war scheiße! Und er hat es völlig anders gemeint. Und eben das haben viele geäußert und beschäftigen sich auch jetzt noch damit. gerade die jungen anthros. Findet man alles, wende Dich an Jens heisterkamop z.B. und gestalte Gesprächsabende in der schule, n´mit denen, die das interessiert….Nur so kommt man da weiter. Ich vertraue darauf, dass Steiner ein liebenswerter mensch war, der mit kindern spielte, sie wahrnahm, ob es nun Kinder aus Deutschland, England, afrika, asien oder sonst woher waren. Das wird einfach in einem anderen zusammenhang gesehen werden müssen. Und die zeit, in der er das geschrieben hat, muss man doch auch integrieren. Aber nichts desto trotz, vieles war in der Art und Weise scheiße und wenn Du alles darüber, was ich eben geschrieben habe liest, merkst Du, wie kritisch ich den lehrern gegenüber bin und weiß, dass es kaum gute Waldorfschulen gibt!!! Dennoch: ich liebe die Arbeit mit den Kindern und ich versuche nichts, aber auch gar nichts, was aus den kindern kommt abzuspalten, sondern zu integrieren, und nur so geht das. Und das ist nicht zu finden, nur vereinzelt.

  5. Dieser Textbeitrag entstammt einem pool „Waldorfpädagogik auch an staatlichen Schulen“. Mein 2. Beitrag bezieht sich auf die Rassismusvorwürfe und ich reagiere da auf einen anderen kommentar. Deswegen ist es nicht zusammen hängend.Außerdem bin ich darauf nicht eingegangen, da es da tolle Aufsätze zu gibt.

    Ich möchte wirklich ausdrücklich darauf hinweisen, dass Sie , sehr geehrter Autor, sich doch einmal als „Kind“ in eine Waldorfschule begeben sollten. Anscheinend haben Sie Ihre Infos ausschließlich aus Vorurteilen , ich wünsche Ihnen sehr, sich vom Zauber der Künste inspirieren zu lassen, der in einer Waldorfschule lebt und den zumindest ich bis jetzt in keiner anderen Schule fand. die Lehrer, die dort wirken, geben alles für einen guten Unterricht!Menschlich wie gesagt meine ich, dass es da sehr viel noch zu arbeiten gibt, gemeinsam. Denn ohne die Konfrontation mit den Schattenaspekten jedes Menschen, findet kaum Entwickelung statt.

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    Die Atlantis-Debatte. Anthroposophische Mythen in der Waldorfschule?

    27. Juli 2009 at 6:00 nachmittags 61 Kommentare
    In diesem Artikel will ich der vieldiskutierten Frage nachgehen, ob, und wenn ja, wie häufig der anthroposophische Atlantis-Mythos und diverse andere esoterische “Urkulturen” sich in den Unterricht der Waldorfschulen verirren. Das wirft ferner die Frage auf, ob und wie sehr das in waldorfpädagogischen Schriften angelegt ist und wie WaldorflehrerInnen mit diesem Problem umgehen. Das Thema ist verzweigt und vielschichtig und nimmt deshalb wieder breiten Raum ein, wenn ich mich auch bemühe, das Thema einzugrenzen.

    1. Eine Weltanschauungsschule?

    Dass an Waldorfschulen Anthroposophie gelehrt bzw. heimlich eingetrichtert würde, haben KritikerInnen und GegnerInnen dieser Schulen schon seit ihrer Gründung behauptet. Rudolf Steiner hat die Frage zum Verhältnis von anthroposophischen Glaubensinhalten und waldorfpädagogischen Unterrichtsinhalten in seinem ersten Vortrag vor zukünftigen WaldorflehrerInnen vehement verneint:

    “Die Waldorfschule soll keine Weltanschauungsschule sein, in der wir die Kinder möglichst mit anthroposophischen Dogmen vollstopfen. Wir wollen keine anthroposophische Dogmatik lehren, Anthroposophie ist kein Lehrinhalt, aber wir streben auf praktische Handhabung der Anthroposophie.” (GA 293,15)

    Das sagt gegenüber allen gegenteiligen Unterstellungen der “Bund der Freien “Waldorfschulen” (BdFW) auch bis heute. Erst 2007 erschien eine umfassende WaldorfabsolventInnenstudie, die sich auch der Frage widmete, wie weit FWSen als “Weltanschauungsschulen” bezeichnet werden können. Insgesamt sind nach der Studie gut 2% der AbsolventInnen nach ihrer Schulzeit in anthroposophischen Kreisen aktiv, der größte Teil steht der Anthroposophie “indifferent bis skeptisch gegenüber.” Über die Präsenz der Anthroposophie im Unterricht heißt es u.a.

    “Im Rückblick” sage “nicht einmal jeder Zehnte Absolvent (…), dass die anthroposophischen Werte überbetont worden seien, obwohl (…) [ viele] Ehemalige – wenn auch in abnehmender Jahrgangstendenz (62-66jährige: 48%; 59-59jährige: 46%; 30-37jährige: 38%) – hochgradig zu berichten wissen, dass Waldorfschulen ‚in ihren Inhalten stark an der Anthroposophie Rudolf Steiners ausgerichtet‘ sind. Beinahe zwei Drittel (…) bekunden allerdings, dass ‚die Anthroposophie (…) im alltäglichen Schulleben kaum eine Rolle gespielt hat‘.” (Barz/ Randoll, S. 139)

    Bei diesem grundsätzlich positiven Befund wird aber auch deutlich, dass anthroposophische “Dogmen” in einzelnen Fällen durchaus im Unterricht auftauch(t)en. Ein besonders heiß diskutierter Fall, der allermeist als Hauptmotiv der Diskussion dient, ist ist der mythische Kontinent “Atlantis”, der nach manchen WaldorfkritikerInnen im Geschichtsunterricht der fünften Klasse auftauchen soll (so etwa Jakob/Drewes, S. 129ff.). Diesen einen Beispielfall möchte im Folgenden Artikel diskutieren.

    2. Atlantis in der Anthroposophie

    Wie praktisch jeder Mythos wird in Rudolf Steiners Anthroposophie auch das sagenhafte Atlantis einbezogen. Schon zu seinen Lebzeiten wurde zwar die Existenz des von Plato beschriebenen Kontinents recht eindeutig widerlegt, das machte ihm aber offensichtlich nichts. Aus der Theosophie Helena Blavatskys hat Steiner wohl das Motiv übernommen, Atlantis als “Entwicklungsstufe” der Menschheit zu sehen, die nach ihrer Absolvierung verschwand (es ergeben sich problematische Parallelen zu Steiners Rassentheorie vgl die Philosophie der UNFreiheit). Die Erinnerung an Atlantis, dass in Steiners Vorstellung ab etwa 10.000 Jahren (mit dem Ende der Eiszeit) versank, stecke hinter einer Menge Sagengut der Mythen der Alten Hochkulturen:

    “Was die germanische Mythologie mit dem Namen Niflheim oder Nebelheim – Wolkenheim – bezeichnete, das ist das Land der Atlantier. Die Erde war zu dieser Zeit in der Tat wärmer und noch umhüllt von einer konstanten Dampfhülle. Der atlantische Kontinent ging unter durch eine Reihe von sintflutartigen Wolkenbrüchen, in deren Verlauf die Erdatmosphäre sich lichtete. Erst dann entstanden blauer Himmel, Gewitter, Regen und Sonnenschein. Aus diesem Grunde sagt die Bibel, daß, nachdem die Arche des Noah gelandet war, der Regenbogen zum neuen Zeichen des Bundes zwischen Gott und dem Menschen wurde.” (GA 94, S. 24f.)

    Heutige AnthroposophInnen beziehen zu Steiners Atlantis-Passagen unterschiedlich Stellung. Die einen deuten das Motiv als “das innere Atlantis”: Das mythisch-archetypische Bild eines vergessenen “göttlichen” “Seinsurgrundes” vor dem Beginn jeder Geschichte, das zwar “kaum anders als mythologisch oder literarisch” verstanden werden könne, gerade als solches aber “dicht, stimmig und lebensfördernd” sein könne. (Sünner, info3 07/08, S. 46ff.). Solche Motive finden sich ja in der Tat bei soziemlich allen Kulturen.

    Andere AnthroposophInnen halten an der Historizität des platonischen Märchenkontinentes fest, mitunter mit eigenartigen Begründungen:

    Atlantis “ist bei Steiner keine nur historisch-geographische Größe (was im übrigen inadäquate Begriffe für eine ‚vorhistorische‘ wie auch ‚vorgeographische‘ Zeit sind), sondern vielmehr eine geistig-pysische Entität, die sich weder durch Dokumente belegen noch durch Tetraederstrukturen widerlegen lässt.” ( Swassjan, S. 70)

    Achso. Im Großen und Ganzen ist die historische oder sonstwie “geistig-physische” Existenz von Atlantis für die meisten AnthroposophInnen also eine Realität. Das hat auch seine Konsequenzen für die Waldorfpädagogik. Die wurde nämlich bekanntlich aus der Anthroposophie begründet und hat auch heute noch mit ihr viele ideologische Überschneidungen. So kann scheinbar ein anthroposophischer Dozent auch an heutigen WaldorflehrerInnenseminaren im Unterricht vor sich hin spekulieren: “Ist Atlantis ein geographischer Raum oder ein Bewusstseinszustand?” (Wundersame Waldorfpädagogik).

    3. Geschichte und Mythologie

    Wie aber verhält es sich mit dem Unterricht an FWSen? In der Tat beginnt dort der Geschichtsunterricht mit der “Vor- und Frühgeschichte” in der 5. Klasse. Steiner hat sich dazu nur einmal und sehr knapp geäußert. Es gelte “alle Anstreungungen” zu machen, “um mit wirklich geschichtlichen Begriffen für das Kind beginnen zu können.” Dabei solle allerdings auch noch “an sein Gefühl appeliert” werden. Über den Inhalt des Unterricht sagte Steiner acht Worte: “Die Kultur der morgenländischen Völker und der Griechen.” (GA 295, S. 162) Im offiziellen “Lehrplan der Waldorfschule”, der aber eher Anregung denn Vorschrift sein soll, heißt es unter anderem:

    “Am Beginn stehen noch mythologische Bilder früher Verhältnisse der Menschheit. Der Weg führt dann in vier Jahren [bis Klasse 8 – A.M.] von den frühen Hochkulturen über die Zeit des klassischen Altertums und das Mittelalter mehr und mehr in unsere gegenwärtige Situation und ihre politisch-sozialen Verhältnisse hinein. (…) Der Weg führt vom Mythos zur Dampfmaschine, zur Dampfmaschine, zur Entdeckung der Atomkraft und den Folgen ihres Einsatzes.” (Richter, S. 230-232)

    Von “Atlantis” keine Spur. Der erwähnte “Mythos” allerdings lohnt ebenfalls eine nähere Betrachtung: Er meint in concreto die Sagenwelten in den Alten Hochkulturen des vedischen Indiens, Irans, des Vorderen Orients und Griechenlands, die in der 5. Klasse der Waldorfschule ausführlich behandelt werden, angeblich als Überleitung zur eigentlichen Geschichte. Die erwähnten Kulturen wurden nicht von Steiner diktiert, s.o., sondern haben sich offenbar später an FWSen etabliert, sie stimmen namenetlich überein mit den sog. “nachatlantischen Kulturepochen” in der theosophischen Evolutionstheorie, was zwar aber nicht heißt, dass diese esoterischen Annahmen im Unterricht tradiert werden. Nach anthroposophischem Glauben gehen sie aber (namentlich “Urindien”) direkt aus dem untergegangenen Atlantis hervor und deren Motive und Symbolik und vermeintlicher “seelischer Zusammenhang” sich auch in der Waldorf-Geschichtsliteratur durchgehend finden.

    Ich persönlich kann mich aus meiner Schulzeit daran erinnern, dass die im “Erzählteil” des “Hauptunterrichts” vorgelesenen und vorgetragenen Sagen von dem Unterrichtsfach “Geschichte” fein säuberlich getrennt waren, die 5.-Klass-Hefte, die ich aus meiner Schule oder von Bekannten ergattern konnte, bestätigten das aber nur zum Teil: Vielfach waren da fließende Übergänge von mystisch-mythischen “Eingeweihten” wie “Krishna” oder Steiners ganz besonderem Liebling Zarathustra zu den demgegenüber nur marginal behandelten Kulturleistungen bestimmten Regionen und “Völker”. Ein im Jahr 2001 vorgelegter Bericht der Arbeitsgemeinschaft der FWSen in NRW, der entsprechende Geschichtshefte aus 29 Waldorfschulen untersuchte, kam zu einem ähnlichen Ergebnis:

    “Anhand der Texte im Epochenheft wird deutlich, dass die didaktische Aufgabe, den Übergang vom Mythos zur faktischen Geschichte kenntlich zu machen, von der Lehrkraft nicht immer geleistet wurde (…) auch fiel immer wieder die stark europazentrierte Betrachtungsweise auf.” (vorgelegt in: Erziehungskunst 03/01, S. 313f.)

    Viele WaldorfkritikerInnen haben “polemisiert”, dass hier offensichtlich Indoktrination betrieben, ja: am Ende Steiners Rassentheorie tradiert werde. Anhand der mir zugänglichen Hefte, dem, was ich von Bekannten von anderen FWSen höre, der Ergebnisse der WaldorfabsolventInnenstudie und den Beobachtungen der Arbeitsgruppe aus NRW erscheint mir das zwar hysterisch und übertrieben, aber: einer weiteren Betrachtung wert. Jeder “Einzelfall” ist einer zu viel, auch, weil die Grenzen zu Steiners Evolutionsdoktrin fließend sind, bei der wiederum seine Rassentheorie nicht mehr allzu weit ist.

    Diese makaberen Querverbindungen zeigt ein Epochenheft von 1995 (es sind aber Vorfälle bis 2007 bekannt) aus der Schweiz, dass die Seite “Aktion Kinder des Holocaust” in den 90ern veröffentlichte. Hier findet sich nicht nur Atlantis als “Ursprung” aller Kulturen, sondern auch die Erwähnung von “Rassen”:

    Atlantis als historische Tatsache
    Atlantis als historische Tatsache

    Ein Einzelfall, ja. Aber was für einer!!! Überdies einer, der mit Sicherheit an einer anthroposophischen Schule immer wieder aufzufinden ist. Aus Waldorfkreisen hat niemand Stellung genommen, einzig die 2001 veröffentlichte Untersuchung der Arbeitsgemeinschaft der FWSen in NRW bestätigt in der “Erzeihungskunst” als zentralem Waldorf-Organ, dass es solche Vorkommnisse gibt. Zu anderen bekannten siehe weiter unten.

    4. Auswertung von Waldorf-Geschichtsliteratur

    Das Problem ist bisher ungenügend behandelt, so ist auch ungeklärt, wie häufig solche “Einzelfälle” tatsächlich auftreten. Und: Was ist jetzt mit Atlantis? In den “Klassikern” der waldorfpädagogischen Literatur zum Geschichtsunterricht tauchen zwar die Benennungen der Hochkulturen Indien, Persien etc. auf, unterschiedlich ist Art und Reihenfolge, wie sie behandlet werden. So schlägt Christoph Lindenberg in “Geschichte lehren” die klassisch theosophisch-anthroposophische Reihenfolge Indien-Persien-Mesopotamien-Ägypten-Griechenland vor, Atlantis wird ebensowenig erwähnt wie der esoterische Evolutionskontext dieser Reihenfolge.

    Johannes Tautz beschreibt in seinem Aufsatz “Das Fach Geschichte im Aufbau des Lehrplans” nur ganz knapp, in der 5. Klasse seien “die ältesten Kulturvölker” dran, ferner:

    “Heroen der mythischen Überlieferung”, die “Geschichte der Hochkulturen in den Großen Stromtälern des Vorderen Orients, der Morgenröte des europäischen Geisteslebens in Griecheland. In diese Unterrichtseinheit gehört auch die Schilderung Indiens und Persiens, deren Kulturleistungen in den späteren Dokumentationen der Veden und des Avesta fassbar werden.” (Tautz, S. 547)

    Die evolutionäre Reihenfolge wird hier weggelassen, ebenso der bei Steiner übliche Terminus von “Ur-”Indien und”Ur-”Persien. Dieses Motiv schillert aber durch, wenn Avesta und Veden zeitlich nach diesen Kulturen angesiedelt werden: Zwar wurden etwa die Veden erst im 5. Jhdt n. Chr. niedergeschrieben, aber mündlich überliefert seit dem Beginn der altindischen (deshalb auch meist “vedisch” genannten) Kultur um 2000 v. Chr. Steiner setzt sein mythisches Urindien aber Jahtausende früher an.

    In seinem Beitrag “Warum alte Geschichte?” legt der Waldorfpädagoge Erich Weismann zunächst Wert auf eine Unterscheidung des sog. “Geschichtlichen” der Geschichten, Sagen und Mythologien “vom eigentlich Historischen”. Letzteres sei fassbar vor allem im Alten Griechenland, dessen Kulturgut uns auch heute noch bis in wichtige Begriffe (Namen von Wissenschaften wie Philosophie, Mathematik, Geographie, Mechanik etc. über Musik, Plastik, Lyrik zu Politik, Demokratie…) erhalten geblieben sei. (Weismann, S. 583f.) Er empfiehlt, von solchen den Kindern bekannten Begriffen zur eigentlichen altgriechischen Geschichte überzugehen, die er ohne esoterische Motive schildert (S. 584ff.). Weiter heißt es: “Für den Geschichtslehrer ergibt sich aber bald genug eine sehr gewichtige Frage der Frage der Fortsetzung bzw. des Anschlusses weiterer historischer Kreise.” (S. 586) Dafür biete sich zunächst das Perserreich an, mit dem die Griechen ja immer wieder in kriegerischem Kontakt waren, und daran anknüpfend weiter:

    “Dabei kommt man nun in große zeitliche und auch räumliche Entfernungen hinein. Da ist Kleinasien, seine frühen Reiche vom Lyderreich unter Krösus bis zu den frühen Hethitern. Über diese Brücke ins eigentliche Asien gelangt, stehen nun Syrien, Palästina, das Zweistromland, das Nilland, dann aber auch die weiten Gebiete des Iran bis nach Indien vor dem überschauenden Blick des Lehrers.” (ebd.)

    Die Festlegung der Reihenfolge liege freilich “ganz beim Klassenlehrer” (S. 587). Die Evolutionsdoktrin ist hier praktisch verschwunden, die “Reihenfolge” der Kulturen verhält sich nicht nur fast umgekehrt wie die Schilderung Steiners, sondern wird auch lediglich aus geographischen Räumen hergeleitet. Außerdem werden Kulturen erwähnt, die auf 90.000 Seiten Steiner-Gesamtausgabe kein mal genannt werden: Lyder oder Hethiter.

    In einem weiteren Beitrag zum Geschichtsunterricht an FWSen in dem Kompendium “Zur Unterrichtsgestaltung im 1. Bis 8. Schuljahr an Waldorf-/ Rudolf Steiner Schulen” wird das Atlantismotiv allerdings gleich zu Anfang explizit diskutiert. Da heißt es zunächst begrüßenswert:

    “Eine phantasievolle Ausmalung der alten Atlantis hat nichts in diesem Unterricht zu suchen. Es kann angedeutet werden, dass Platon von einem mächtigen alten Reich Atlantis spricht, das durch gewaltige Stürme, Erdbeben und Überschwemmung untergegangen sei.” (Bäuerle, S.137f.)

    Da scheint jemand endlich mal deutlich für eine Trennung von Historie und Legende plädieren zu wollen. Dann aber fällt eine kleine Fußnote mit der Begründung auf: Steiners Darstellungen riefen “Kopfschütteln” hervor, weshalb “anerkannte” Quellen wie Plato besser wären. Was heißt das? Wo ist die Trennung von Legende und Historie geblieben? Wozu dient sie, wenn durch die Hintertür der nächste Mythos hereinschneit? Das einschlägige Buch wird auch heute noch verkauft – Herausgeber sind die “Pädagogische Forschungsstelle” des “Bundes der Freien Waldorfschulen” und die “Pädagogische Sektion am Goetheanum”.

    Eine weitere Fußnote aus dem Buch verweist als Quelle für die Vorbereitung des Geschichtsunterrichts auf “Die großen Eingeweihten” (Les grands Initiés). Ein Buch des französischen Dramaturgen und Theosophen Edouard Schuré, in dem diverse “Eingeweihte” (vermeintliche geistige “Führer” der Menschheit) behandelt werden, eingebettet in mythologisch-okkulte Phantasien über untergegangene Kontinente, Kulturen und astralmagische Priesterkulte grauer Vergangenheit. Besonderen Wert legt Schuré auf den Antagonismus von schwarzer und weißer “Rasse”, die er Licht und Dunkelheit, Christus und Satan zuordnet – die “weiße” Kultur des frühen Indiens, die Schuré wie Steiner als Ausgangspunkt jeglicher Kulturentwicklung betrachtet, sei nur durch die Vertreibung der “Schwarzen” und ihrer doppelsinnig “schwarzen Magie” durch den Helden “Rama” möglich geworden. Das Buch wurde von Rudolf Steiners späterer Frau Marie Sievers 1904 ins Deutsche übersetzt, Steiner schrieb in den folgenden Auflagen mehrere Vorworte.

    Noch ein Buch von Schuré steht neben allerlei Kuriosem aus der anthroposophischen Interpretation der Frühgeschichte auf einer Literaturliste für WaldorflehrerInnen aus dem Jahr 1995 (aus Lichte, S.37, hier abgebildet mit dessen Genehmigung). Im Jahr 2000 wurde das Buch “Atlantis und die Rätsel der Eiszeitkunst” von Ernst Uehli vom Verlag aus dem Programm genommen, nachdem eine Indizierung aufgrund rassistischer Inhalte durch die “Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien” drohte (vgl. auch info3 9/2000, S. 40). Die Liste wurde einer Berliner Waldorflehrerin trotzdem noch 2 Jahre später ausgehändigt.

    (ehemalige) Literaturliste zum „Geschichtsunterricht“ an FWSen

    (ehemalige) Literaturliste zum „Geschichtsunterricht“ an FWSen

    Ist es verwunderlich, wenn bei solcher “Vorbereitung” immer wieder anthroposophische Mythen oder gar völkerpsychologische Darstellungen in den Unterricht an FWSen einfließen? Ich glaube nicht.

    5. Positionen im Waldorflager

    Zu den problematischen Verbindungen dieser sog. “Geschichtsliteratur” voll von anthroposophischen Kerndogmen über okkulte “Erdentwickelung” hat der BdFW nie Stellung genommen. Der lies verlauten, wenn Atlantis im Unterricht erwähnt werde, dann nur im Zusammenhang mit Plato und der griechischen Mythologie – als Mythos eben.

    Mit dem Verweis auf den Atlantis-Mythos bei Plato hat auch Henning Kullak-Ublick vom BdFW am 17. November 2008 in einer Radio-Diskussion mit Michael Grandt über dessen “Schwarzbuch Waldorf” den Vorwurf gekontert, das “Atlantis” im Unterricht an FWSen auftauchen könne: In der 5. Klasse könnte im Rahmen der Behandlung der griechischen Mythologie gelegentlich und an manchen FWSen davon die Rede sein (Erzieher als Seelenführer).

    Diese Rhetorik wurde postwendend von der Zeitschrift “Erziehungskunst” übernommen und in der nächsten Ausgabe abgedruckt, im Rahmen eines Artikels, der festhielt, dass FWSen juristisch keine Weltanschauungsschulen sind und programmatisch keine sein wollen, lediglich gewisse thematische “Schwerpunktsetzungen” im Unterricht seien vorhanden, etwa “eine breitere Darstellung verschiedener weltanschaulicher Ansichten als sonst” und das sei ja auch “begrüßenswert”, solange sich die Waldorfschule damit nicht “auf eine bestimmte Anschauung” festlege. Dann:

    “So werden bestimmte historische Erzählungen, Märchen und Mythen, z.B. auch die Atlantis-Sage lediglich als Erzählstoffe verwendet (unter Bezug auf die Atlantis-Erzählung von Platon), nicht aber als historische Wahrheiten vermittelt. Eigentlicher historischer Unterricht wird erst ab den Mittelstufenklassen erteilt.” (Bader, S. 1294)

    Aber die Diskussion ging ja gerade darum, ob die Atlantis-Sage eben im Geschichtsunterricht der “Mittelstufenklasse” 5 auftaucht. Und die auch für meinen Überblick recht wenigen, aber existenten Hefte, in denen das Atlantis-Thema behandelt wird, haben das in einer Kurzfassung des anthroposophischen Evolutionstheorie getan – nicht als Behandlung einer platonischen Gesellschaftsutopie oder Moralfabel. Das ist nicht nur in dem abgebildeten Heft so, sondern war es z.B. auch in dem von Jacob/Drewes (a.a.O.) erwähnten, oder auch in zwei Geschichtsheften, die Andreas Lichte 2007 dem Familienministerium vorlegte:

    Eines aus der 5. Klasse einer Berliner Waldorfschule, in dem Atlantis und die auf es folgenden “Kulturepochen” behandelt wurden – aus dem Jahr 2000!
    Eines ohne Herkunfts- oder Altersangabe, in dem überdies noch die von Steiner postulierten atlantische “Planetenorakel” behandelt wurden.

    Das ist auch und gerade nach den Beteuerungen von Bader und Kullak-Ublick eine Katastrophe! Umsomehr dadurch, dass keinerlei Protest über solche Vorfälle oder eine eindeutige Richtlinie für Waldorf-Geschichtsunterricht vom BdFW kamen, im Gegenteil: heute noch verkaufte Bücher weisen auf regelrechte Klassiker esoterischer (und nebenbei rassistischer) Literatur zur Vorbereitung für den Unterricht hin.

    Die Problematik wird nicht diskutiert, sondern – wahrscheinlich, um nicht blamiert in der Öffentlichkeit dazustehen – einfach totgeschwiegen. Lediglich auf der großen WaldorflehrerInnentagung in Greifswald im Oktober 2007 war ein Seminar angekündigt mit dem Titel “Rudolf Steiner auf den Index? – Atlantis etwa in den Geschichtsunterricht?” mit der Beschreibung:

    “In einem Gespräch zwischen Klassen- und Gesprächsthema wird das Thema: ‚Wie gehen wir mit Rudolf Steiner wirklich um?‘ zu erörtern sein. Schwerpunkte werden Darstellungen zu Mesopotamien/ Ägypten sein (…)” (Programmheft, S. 17)

    Das Seminar wurde vor Beginn der Tagung bedauerlicherweise und ohne Begründung abgesagt.

    6. Anthroposophische Absolutismen vermeiden

    Die Behandlung von “Atlantis” oder esoterischen “Kulturepochen” im Geschichtsunterricht an FWSen kann und darf so nicht hingenommen werden. Hier müssen Elternräte oder SchülerInnenvertretungen beim Bekanntwerden von schulinternen Fällen aktiv werden, im Idealfall würde das Problem in KlassenlehrerInnenkonferenzen geklärt.

    Am hilfreichsten wäre es aber sicher, wenn der BdFW entsprechende Richtlinien und Beratung ausarbeitete (die niederländischen FWSen haben das 1998 bereits getan). Aus oben genannten Gründen glaube ich aber nicht, dass dies in den nächsten Jahren der Fall sein wird.

    Der größte “Knackpunkt” liegt in der LehrerInnenausbildung. Solange dort Atlantis als historisches Faktum vermittelt wird, kann es immer wieder vorkommen, dass LehrerInnen das auch so weitererzählen, auch wenn der BdFW sich das anders vorstellt. Vielleicht ist es sinnvoll, die eigene LehrerInnenausbildung abzuschaffen oder in zeitgemäßer Art mit den Erkenntnissen der internationalen universitären Erziehungswissenschaft abzugleichen, wie dies an der Alanus-Hochschule für einige LehrerInnenausbildungen versucht wird: der Abschluss enthält sowohl die staatliche Qualifikation für den Unterricht bis Sekundarstufe II (Gymnasien und Gesamtschulen) als auch die waldorfeigenen Qualifikationen (alanus.edu). Hier braucht es aber weitere Forschung, größeren Ausbau und umfassendere Angebote!

    Wie weit das herkömmliche LehrerInnen-, SchülerInnenmodell (ganz zu schweigen von esoterischer “Menschenerkenntnis”) aber eigentlich sinnvoll ist oder vielmehr als ganzes durch ein dialogisches Unterrichtswesen ohne Epochen- oder Stundenplänen mit jeweils diktierenden Lehrkräften ersetzt werden müsste, ist natürlich auch zu diskutieren – das allerdings liegt in weiter, weiter Ferne.

    + + + QUELLEN + + +

    Anna-Sophia Bäuerle: “Geschichte”, in: “Zur Unterrichtsgestaltung im 1. Bis 8. Schuljahr an Waldorf-/ Rudolf Steiner Schulen”, (Hrsg.: Pädagogische Sektion am Goetheanum, Pädagogische Forschungsstelle am BdFW, Stuttgart), Verlag am Goetheanum

    “Wirklichkeit und Idee”, Fortbildungstagung in Greifswald 3. Bis 6. Oktober 2007, Programmheft zur Buchung, herausgegeben vom Bund der Freien Waldorfschulen

    Hans-Jürgen Bader: “Keine Weltanschauungsschulen”, in “Erziehungskunst” 12/2008

    Johannes Tautz: “Das Fach Geschichte im Aufbau des Lehrplans”, in: “Vom Unterricht des Klassenlehrers an der Waldorfschule” (Hrsg. Helmut Neuffer), Freies Geistesleben, Stuttgart 1997

    Erich Weismann: “Warum alte Geschichte?”, in: “Vom Unterricht des Klassenlehrers an der Waldorfschule”, a.a.O.

    Tobias Richter: “Pädagogischer Auftrag und Unterrichtsziele – Vom Lehrplan der Waldorfschule, Stuttgart 2006

    Andreas Lichte. Gutachten zum Indizierungsverfahren der Bände 107/121 aus der Steiner Gesamtausgabe durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (Antrag vom 06.06.06 durch das BMFSJ; Pr 782/06; 783/06). Bei Lichte Verweis zur Herkunft auf: “Literatur und Funstellen zum Geschichtsunterricht in der Mittelstufe an Waldorfschulen”, Hans-Jürgen Schumacher, Gabriele Kühne; Manuskriptdruck der Pädagogischen Forschungsstelle beim BdFW, 1995

    Karen Swassjan: “Aufgearbeitete Anthroposophie – Bilanz einer Geisterfahrt”, Verlag am Goetheanum, 2008

    Rüdiger Sünner: “Eine Reise ins innere Atlantis. Zum Akasha-Filmprojekt von Alexander Kluge und Andrej Tarkowski”,in: “info3 – Anthroposophie im Dialog” 07/2008

    Sibylle-Christin Jakob, Detlef Drewes: “Aus der Waldorfschule geplaudert, Alibri, Aschaffenburg

    Rudolf Steiner: GA 94 “Kosmogonie. Populärer Okkultismus. Das Johannes-Evangelium. Die Theosophie an Hand des Johannes-Evangeliums”; 1906; 1979

    Rudolf Steiner: GA 295 “Erziehungskunst. Seminarbesprechungen und Lehrplanvorträge”; 1919; 1984

  7. @ Catharina Jülich

    Sie schreiben: „Waldorfunterricht ist Kunst, hat Zauber inne und der soll gewahrt werden, auch wenn es nach Außen hin schräg erscheint.“

    Waldorfunterricht erscheint nicht nur „nach Außen schräg“, von innen erscheint er noch viel schräger:

    Ich bin ausgebildeter Waldorflehrer, die Ausbildung nannte ein Mitseminarist treffend „Gehirnwäsche“, hier mehr:

    –

    „Waldorflehrer werden! – am ‘Seminar für Waldorfpädagogik Berlin’

    Unser Gastautor Andreas Lichte war als Experte zur Waldorfschule beim Deutschlandradio Kultur zu Gast. In der „Zeitreisen“-Sendung „Die bessere Schule oder esoterischer Irrglaube?“ am 23.2.2011 berichtete er auch von seinen Erfahrungen während seiner Ausbildung zum Waldorflehrer am „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“. Hier eine Extended Version (…)“

    weiter beim Blog Ruhrbarone: http://www.ruhrbarone.de/waldorflehrer-werden-–-am-„seminar-fur-waldorfpadagogik-berlin“/

  8. @ Catharina Jülich

    Hier der Zusammenhang, in dem Rudolf Steiners Rassismus gesehen werden muss:

    –

    „Geschichte in der Waldorfschule: ‘Atlantis’ und die ‘Rassen’

    (…)

    Historiker wie Peter Staudenmaier und Helmut Zander stellen die Rassenlehre Rudolf Steiners als ZENTRAL für die Anthroposophie heraus. Steiners esoterische Evolutionslehre – die „Menschheitsentwickelung“ – ist Beweggrund und Ziel der Anthroposophie, Zitat Staudenmaier:

    „Ausgehend von Blavatskys4 entwicklungstheoretischem Ansatz baute Steiner eine Evolutionslehre der Völker- und Rassengruppen auf, wonach die menschliche Seele durch aufeinanderfolgende Verkörperungen in immer ‘höheren’ Rassen geistig wie leiblich fortschreitet. Diese Stufenleiter der Rassen steht IM MITTELPUNKT von Steiners esoterischem Verständnis der Gesamtentwicklung der Menschheit, vom Verhaftetsein in der Materie hin zur geistigen Vervollkommnung.”5

    Zum Vergleich Helmut Zanders zusammenfassende Darstellung von Rudolf Steiners Rassenlehre, Zitat Zander:

    „Steiner ordnete die Rassen einer Fortschrittsgeschichte zu, in der beispielsweise heutige Indianer als ‘degenerierte Menschenrasse’ im ‘Hinsterben’ (GA 105,106.107 [1908]) oder schwarze Afrikaner als defiziente Spezies der Menschen- und Bewußtseinsentwicklung, als ‘degenerierte’, ‘zurückgebliebene’ Rasse (ebd., 106) erschienen. Umgekehrt habe die weiße Rasse ‘das Persönlichkeitsgefühl am stärksten ausgebildet’ (GA 107,288 [1909]). Dies sind nur Kernsätze einer Rassentheorie, die Steiner 1904 erstmals formulierte, um sie 1910 in einem komplexen System und in zunehmender Abgrenzung zu theosophischen Positionen auszufalten. Mit seinem Ausstieg aus der Theosophie hat er diese Vorstellungen keinesfalls über Bord geworfen, sondern sie 1923 nochmals in Vorträgen vor Arbeitern des Goetheanum in vergröberter, ‘popularisierter’ Form wiederholt, aber ohne Revision im inhaltlichen Bestand. Die weiße war nun ‘die zukünftige, die am Geiste schaffende Rasse’ (GA 349,67 [1923]).“6

    „Steiner formulierte mit seinem theosophischen Sozialdarwinismus eine Ethnologie, in der die Rede von ‘degenerierten’, ‘zurückgebliebenen’ oder ‘zukünftigen’ Rassen keine ‘Unfälle’, sondern das Ergebnis einer konsequent durchgedachten Evolutionslehre waren. Ich sehe im Gegensatz zu vielen Anthroposophen keine Möglichkeit, diese Konsequenz zu bestreiten.“7

    (…)“

    zum vollständigen Artikel mit Quellenangaben beim Blog Ruhrbarone: http://www.ruhrbarone.de/geschichte-in-der-waldorfschule-atlantis-und-die-rassen/

  9. Ständig Steiners Rassismus zu relativieren und wegdiskutieren zu wollen, finde ich unerträglich.
    Er hat rassistischen Quatsch erzählt.
    Und man muss doch festhalten: ALLE grundlegenden Annahmen der Waldorfpädagogik von der Temperamentenlehre bis zu den Wesensgliedern sind heute wissenschaftlich überholt und waren es zum Teil schon bei ihrer Ausformulierung.

    Katarina Jülich: „Das ändert aber nicht daran, dass Steiner ein mensch war, der mit dem, was er vorher sagte, stets richtig lag.“
    Ich fürchte das meinen Sie ernst. Wenn ich alleine die Akasha Chronik lese – da steht so viel hanebüchener Unsinn drin, dass ich darüber lachen könnte, wenn es nicht Leute gäbe, die das ernst nehmen.

  10. Andre´Schmidt. ich habe nicht gesagt, dass ich Steiners Evolutionsgedanken und in diesem Zusammenhang seine Rassenlehre befürworte. Ganz im Gegenteil schrieb ich und zwar äußerst unnett, geradezu unverschämt, dass ich es „scheiße“ finde, was er dazu gesagt hat. Das ich mich aber nicht in der Lage sehe, mich über diese Dinge in diesem Zusammenhang, so schnell, zu unterhalten, da es da andere, gerade neue Anthros gibt, die das mit Sicherheit besser können. Gesagt habe ich allerdings, dass ich Steiner so wahrgenommen habe, dass er in sich und nach Außen hin reinste Liebe war. Und das bedeutet, dass er in den Menschen und Tieren und Pflanzen jeweils das Höchste gesehen hat. Steiner hat noch nicht einmal Tiere gegessen, er war Vegetarier! Das ist für mich entscheidend, das Gelebt Anthroposophische. In diesem Zusammenhang verstehe ich seine übrigen Gedanken auch unter einem ganz anderen Aspekt.Das, was wir heute für diese konkrete Welt sicherlich am meisten benötigen ist, im tätigen Handeln authentisch zu sein. Mit unserem Licht und mit unseren Schattenseiten. Und ich finde es geradezu fantastisch, dass Steiner auch so viele Schattenaspekt zum Vorschein bringt. Ich bin Waldorflehrerin, habe aber auch ein 2. Staatsexamen für das Lehramt an Grund-Haupt-und Realschulen. Ehrlich gesagt, haben mich die Gedanken, von denen Sie sprechen, niemals davon abgehalten, diesen Beruf zu lieben und mich dem gegenüber zu öffnen, was Steiner noch so für Schätze bietet. Ehrlich gesagt habe ich vieles durch andere Ausbildungen, die ich vorher gemacht habe, für mich schneller und verständlicher gelernt. In der yoga und Geburtsvorbereitungsausbildung und in meiner Ausbildung zur Cranio-Sacraltherapie. Diese Disziplinen, besonders Yoga, werden von vielen Anthros abgelehnt. Ich bin sogar einmal an einer Waldorfschule nicht eingestellt worden, weil ich eine Yogalehrerausbildung gemacht hatte. Und z.B. Reiki durfte ich in den Räumen einer Waldorfschule erst dann unterrichten und geben, als die anthroposophische Gesellschaft dieses Thema mit mir intensiv bewegte und in Steiners Schriften viele Hinweise auf diese Energie fanden, unter dem Begriff der „universellen Lebensenergie“/ Ätherische Energie. Also ich habe selbst schon sehr viele Blockaden erlebt und versucht, über das Gespräch, diese Dinge anzugehen. Letztendlich stellte sich heraus, dass zwei Menschen aus der Gesellschaft ebenfalls Reiki Meister waren und in meinen Augen waren dies die offensten und freundlichesten Menschen dort. Ich habe dadurch sehr viel gelernt und ich weiß, dass es sehr verhärtete Strukturen in Waldorfschulen geben kann. Aber gegen diese Tendenzen hat Steiner sich damals ebenso abgegrenzt. Er hat immer dazu angeregt, selbst zu denken und nicht irgend etwas nachzumachen.Z.B. dies beziehe ich konkrte in meinen Unterricht ein. Ich arbeite nicht nach System , sondern mithilfe meines gesunden Menschenverstandes.Natürlich gestalte ich meinen Unterricht nach dem lehrplan und auch rhythmisch. Und wenn Sie, Herr Lichte, das berliner Seminar nicht gut fanden, kann ich dazu nichts sagen, ich kenne es lediglich aus Erzählungen, niemand bisher, war von dem Seminar angetan und hat sich eher von der Waldorfpädagogik abgekehrt. Ich lebe noch in Berlin und erlebe hier in den Waldorfschulen eine sehr starke Tendenz zur Verbiederung und Versteinerung.Und alle, die es anders machen wollen, werden von der Landesarbeitsgemeinschaft nicht hinein gelassen, weil eben die alten patriachalen Strukturen dort ebenso zugreifen wie in anderen Institutionen, leider.Ich war damals beim Hamburger seminar und das war sehr gut, gerade im Freiheitsgefüge. Es gibt immer Menschen, die glauben, sie hätten die alleinige Weisheit inne. Und das hat mit Anthroposophie rein gar nichts zu tun. Wenn Sie sich also nicht verbunden fühlen mit dieser Strömung, dann ist es eben nicht ihre Strömung. Aber bitte, tragen Sie Ihre Verbitterung nicht überall hin, denn mit Sicherheit haben Sie aus einem Impuls heraus Waldorfpädagogik studiert und wurden enttäuscht.Mann o Mann, wo sind nur die tollen Dozenten, die auch in medizinischen Fakultäten dozieren und die Hörsäle brechend voll sind? Da vorne steht ein Anthro, der als solcher nicht geoutet werden will, weil er weiß, dass die Menschen Vorurteile haben. Überall gibt es dieses Phänomen, deswegen finde ich den Ansatz wunderbar, diese Theman zu integrieren und diesen Gedankenstrom mit dem anderen zu verschmelzen, auf jeden fall, sich gegenseitig zu inspirieren, ich glaube, da gäbe es großes Potential. Abgrenzung führt zu nichts. Ich habe Kontakte zu einer Schule in Mexiko, die Montessori und Waldorfpädagogik gleichsam nutzt, dort, wo ihre Schnittmengen sind. Diese Kollegen verstehen nicht, wieso Waldorschulen Montessori Lehrer in deutschland ablehnen, oder weshalb man als waldorflehrer kein Montessori Diplom machen kann. Diese Kollegen in Mexiko haben einen vorbildlichen Menschenverstand. Jede Grenze ist reinste Ablehnung für Entwicklung. Ich liebe es, in den Waldorfschulräumen zu sein, auf monatsfeiern zu erleben, was die Kinder gemacht haben. Ich liebe es, mir die 12. Klassarbeiten anzuschauen, meine eigenen Kinder sind aus der Waldorfschule schon heraus, leider, leider, leider. Dieser Ort war für mich der beste Ort meines Lebens!Ich fühlte mich genährt, es war für mich so, wie das auf dem Bauch liegen bei meinem Vater, als ich ein Baby war oder wie das gewiegt werden in den Armen meiner Mutter. Ich konnte mich weiter entwickeln und gelebte Liebe unterscheiden lernen von Analyse, Diagnostik und Scheinheiligtum. Für mich war und ist die Begegnung mit der Waldorfpädagogik das, was ich für mich, in dieser meiner Inkarnation brauche und gehen muss.(Das bietet nun wahrscheinlich wieder Zunder, aber das ist mir eins, denn ich weiß, was ich fühle und auch will).

  11. @ Catharina Jülich

    Sie schreiben: „Und wenn Sie, Herr Lichte, das berliner Seminar nicht gut fanden, kann ich dazu nichts sagen, ich kenne es lediglich aus Erzählungen, niemand bisher, war von dem Seminar angetan und hat sich eher von der Waldorfpädagogik abgekehrt.“

    „Nicht angetan“ ist ein wunderbarer Euphemismus:

    –

    [der folgende Brief wurde im Deutschlandradio Kultur – in der Sendung „Die bessere Schule oder esoterischer Irrglaube?“ – auszugsweise zitiert]

    “M.S.

    an:

    Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung
    Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner
    Beuthstr. 6-8
    10117 Berlin

    Bitte um staatliche Prüfung der Lehrerbildung und damit verbundener Lehrinhalte am Waldorf- Lehrerseminar Berlin- Mitte

    Berlin, 28.2.2007

    Sehr geehrter Prof. Dr. Zöllner,

    ich habe von September 2006 bis Ende Februar 2007 an der Weiterbildung zum Waldorflehrer/ Abendkurs am Seminar für Waldorfpädagogik e.V. in Berlin- Mitte, Weinmeisterstraße 16, 10178 Berlin, teilgenommen.

    Was dort als Lehrerbildung bezeichnet wird, ist meiner Erfahrung nach die Vermittlung anthroposophisch- esoterischer Inhalte, ohne Duldung sachlicher Kritik, die seitens der teilnehmenden Seminaristen geäußert wurde. Zur Weiterbildung gehört die Besprechung und Auslegung esoterischer Texte des Begründers der Anthroposophie Rudolf Steiner. Diese Besprechungen und Auslegungen haben den Charakter einer ideologischen Schulung, die das anthroposophische Menschenbild im zukünftigen Lehrer fest verankern soll. Das bedeutet, dass die äußerst fragwürdigen Anschauungen Steiners in den zu lehrenden Unterrichtsstoff der Waldorfschulen einfließen.

    Noch vor Beginn des Seminars wurde mir vom Dozenten und Seminarleiter Michael Handtmann beim Vorstellungsgespräch versichert, dass ich keinesfalls zum „willigen Schüler Rudolf Steiners“ ausgebildet werden solle. Das Gegenteil war der Fall. Ich möchte klarstellen, dass ich nicht im Verlauf einer offenen Auseinandersetzung das Seminar verlassen habe, sondern schlicht um eine Auflösung meines Lehrgangsvertrages gebeten habe.

    Viele meiner Mit- Seminaristen waren ebenso verwundert und abgestoßen von der Indoktrination esoterischer Schulungsinhalte, doch offene Kritik kam nur bei den wenigsten auf. Grund dafür ist die berufliche und ökonomische Lage der meisten Seminaristen, die sich durch die Weiterbildung zum Waldorflehrer eine berufliche Perspektive erhoffen. Die meisten der Seminaristen sind ebenso wie ich über 30 Jahre und älter – viele von ihnen von Arbeitslosigkeit bedroht. Da Kritik von den Dozenten des Seminars mit Schweigen oder beleidigter Ablehnung beantwortet wurde, ist es nicht verwunderlich, dass die Mehrheit schweigt, obwohl viele anders denken – niemand möchte seinen zukünftigen Arbeitsplatz gefährden.

    Zur Methodik des Unterrichts: Ich besuchte die Oberstufenmethodik. Auch hier war die Grundlage jeglicher Betrachtung seitens der Dozenten Rudolf Steiner: alles beginnt und endet mit ihm. Jede Empfehlung, jedes Betrachten des Schülers und des Unterrichts wird durch die Texte Steiners erklärt und interpretiert. Da bleibt kein Raum für Veränderungsvorschläge oder eine wissenschaftliche Auseinandersetzung – ein Vergleich mit pädagogischen Standardwerken findet nicht statt.

    Ich frage mich ernsthaft, wo dabei das eigene Denken eines zukünftigen Lehrers bleiben soll, es wird einfach ersetzt, denn die obskuren Schriften Steiners liefern nach Ansicht der Dozenten die Antworten auf alle Fragen. Diese Art von Lehrerbildung verstößt gegen das Selbstbestimmungsrecht im Denken und Handeln der Teilnehmer, sie ist sektiererisch und esoterisch- ideologisch. Deshalb bitte ich sie nachdrücklich, das Aufsichtsrecht des Staates zu nutzen, um die Lehrerbildung des Seminars für Waldorfpädagogik eingehend kritisch zu prüfen.

    Mit freundlichen Grüßen

    M.S.”

  12. Guter Brief Und: welche Reaktion kam?

    Meine Lehramtsausbildung beim Waldorfseminar in Hamburg lieferte lediglich ergänzende, menschenkundliche Betrachtungen. Die Beschäftigung mit der „Philosphie der Freiheit“ und der „Theosophie“ standen im 1. Jahr im Vordergrund. Wir lasen vielleicht einen Satz und diskutierten 2 Stunden über diesen. Dabei wurde unser gesamtes Denken demokratisch mit einbezogen, nicht aber ausgeschaltet. Im 2. Jahr und im 3. hatten wir Fachdidaktik und Methodik. Selbstverständlich waren ausnahmslos abstudierte Lehrer dort, also, wir wollten dieses Studium als Ergänzungsstudium. Ohne diese Voraussetzung, hätten wir gar nicht eingestellt werden können, es sei denn, man hat ein fachwissenschaftliches Studium absoviert.Die Einstellungskriterien sind von Land zu Land unterschiedlich, werden aber auch und das ist frech, individuell gehandhabt. Ich kenne einige Menschen, die gar keine Ausbildung haben und dennoch als Waldorflehrer arbeiten, andere Lehrer einstellen und auch rausschmeißen und verantwortliche Machtpositionen inne haben, ohne geschult zu sein. Das bietet Stoff für eine drohende Kompetenzverschlechterung an Waldorfschulen… Wenn man das 2 Jahre gemacht hat, darf man es weiterhin…Dazu sage ich nichts, es gibt auch geborene Lehrer.Mir hätte das alleinige Waldorfstudium ohne ein 2. Staatsexamen gemacht zu haben, methodisch nichts gebracht. Da gibt es inzwischen aber auch entsprechende Modelle, dass die neuen Waldorflehrer von langjährigen Waldorflehrern begleitet werden, das finde ich viel sinniger als das 2. Staatsexamen. Dieses hat mich eher verhärtet! Das Künstlerische Lehren, gerade in der Unterstufe, dass ist eine wahre Kunst und egal, was Sie dazu sagen, Sie können durch Ihre Kritikpukte nichts bewirken, wenn Sie weiterhin mit so großem Druck und Verbitterung debattieren. Ich denke, Sie können doch wohl auch nett sei oder? Ich möchte nicht, dass Sie mein Geschriebenes zersplitten, sondern es im Gesamtzusammenhang zu sehen…Sorry, aber wenn Sie alles negieren, habe ich kein weiteres Interesse mehr an einem Austausch. Es gibt in jedem Bereich das Lichte und das Dunkle. Das streiten Sie doch nicht auch ab oder? Ihnen liegt die Sache doch am Herzen.Sonst würden Sie nicht so hart sein.

  13. Ich hatte bislang das Vergnügen, mein Leben in weiten Teilen ohne Esoterik verbringen zu dürfen. Ausgenommen die Religion, tauchte in meiner Frühphase lediglich so ein Unfug wie der Rorschach-Test auf. Der wurde dann an der VHS meiner Heimatstadt gelehrt und die meist weiblichen Anhänger ließen sich durch Argumente nicht beirren. Mehr fällt mir zur Zeit nicht ein.

    Mit Steiner und den Waldorfschulen hatte ich nichts zu tun, und ich würde mich auch heute nicht um das Thema kümmern, wenn ich in letzter Zeit nicht in zunehmendem Maße von Bachblütentherapien, Engelsgläubigen, Kräuterfrauen, Homöopathie und esoterischen anderem Unsinn genervt würde. Hinzu gesellen sich noch die ganzen Creationisten, die ich glaubte, mit den USA verlassen zu haben. Aber Pustekuchen – im Sauer- und Siegerland knubbeln sie sich wieder herum.

    Steiner-Anhänger habe ich in den letzten Jahren hie und da gesprochen. Meist waren sie zu 70 Prozent nette Menschen, zu 20 Prozent spinnert und zu 10 Prozent mit Rassenideologie befasst, also irgendwie braun.

    Dieses Bündel an beunruhigenden Momenten hat mich dazu gebracht, genauer hinzuschauen.

    Esoterik ist nicht harmlos. Menschen die esoterischen Versatzstücken und Ideologien anhängen sind manipulierbar.

    Sie hängen einem Wahngebilde an, welches nicht falsifizierbar ist und stellen sich somit außerhalb der Diskussion.

    Das ist meine Einleitung. Den Rest spare ich mir vorläufig, denn Steiner/Waldorf Diskussionen enden nie unter einer Textmenge von 233.786.987 Wörtern. Empfehle nur noch einmal den oben verlinkten Film ab ca. Minute 25.

  14. @ zoom

    „Steiner/Waldorf Diskussionen enden nie unter einer Textmenge von 233.786.987 Wörtern“

    wichtiger als die reine Wortzahl aber noch der „eingeweihte Ausdruck“:

    ein voll ausgebildetes मनस्) – „Manas“ – erkennt man daran, dass es im Text keine Absätze mehr gibt …

    (auch wenn du noch nicht so weit bist wie Catharina Jülich, bin ich doch gespannt, wie deine persönliche Akasha-Chronik weitergeht)

  15. @ zoom

    alternativ zu langen 50 Minuten Video, um die Frage zu klären, ob Anthroposophen Faschisten sind, hier die schnelle Antwort:

    “Wenn die Anthroposophen in der Mehrheit wären, hätten wir längst den Faschismus.”

    Wilfried Jaensch, bei einer Raucherpause im “Seminar für Waldorfpädagogik Berlin”, wo er als Dozent Rudolf Steiners “Allgemeine Menschenkunde” unterrichte.

  16. @Andreas Lichte:
    Wie soll ich DAS verstehen? „(auch wenn du noch nicht so weit bist wie Catharina Jülich, bin ich doch gespannt, wie deine persönliche Akasha-Chronik weitergeht)“

    Nochmals humor- und ironiefrei: ich halte Esoterik, spätestens wenn sie in die Mitte der Gesellschaft vordringt, für gefährlich. Den Grund habe ich oben genannt.

    Du „Waldorf“ – ich „creationism“ – jeder hat seine Ausgangsbasis.

  17. @ zoom

    „Du “Waldorf” – ich “creationism” – jeder hat seine Ausgangsbasis.“

    manchmal ist es auch dieselbe Ausgangsbasis:

    Die „eingeweihte“ Catharina Jülich erwähnt „Jens Heisterkamp“, Verfechter des „Intelligent Design“ im anthroposophischen Sektenmagazin „info 3“:

    –

    „DARWIN IN DER DEFENSIVE

    Intelligent Design

    Von Jens Heisterkamp

    Die traditionelle, auf Zufallsmutationen und Selektion gegründete Evolutionstheorie führt derzeit einen verzweifelten Abwehrkampf gegen einen neuen Ansatz, der den zweckgerichteten Aufbau von Lebewesen als „intelligentes Design“ begreifen will. Trotz der Gefahren, dabei in einen naiven Schöpfer-Glauben zurückzufallen, öffnet sich hier ein Tor für ein spirituell orientiertes Denken von Evolution in der Gegenwart.

    Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kreationismus. Und gespenstische Zustände wie auf der anderen Seite des Atlantik, wo bibeltreue Christen die Evolutionstheorie aus den Schulen verbannen wollen, möchte der common sense hierzulande um jeden Preis verhindern. Dass sich auch der allseits unbeliebte Präsident Bush dafür aussprach, neben dem Darwinismus, wie wir ihn kennen, einen alternativen Ansatz zur Diskussion zu stellen, brachte die akademische Biologie- und Evolutionswissenschaft vollends zum Kochen.

    Der Kreationismus ist indessen nur die schrille Außenseite des Problems. Fromme Bibelleser, die darauf pochen, dass der liebe Gott die Welt in sechs Tagen geschaffen habe, dürften nirgends, auch in den USA nicht, das Potenzial haben, knapp 200 Jahre Wissenschaftsgeschichte umzuschreiben. Die Tatsache der Evolution, also der große Zusammenhang einer Entwicklung der Arten, bei der sich eine Abfolge von den niederen zu höheren im Rahmen langfristiger Zeitabläufe konstatieren lässt, steht gar nicht ernsthaft in Frage. Eine ernste Herausforderung aber stellt es dar, wenn neuerdings immer mehr Biologen mit ihrem Spezialwissen selbst am eingefleischten Dogma der Evolution zweifeln, wonach das Prinzip evolutionärer Entwicklung die zufällige Mutation der Lebensformen ist, die im „Kampf ums Dasein“ selektiert werden. Gerade mit dem Fortschreiten der Forschung in immer detailliertere Bereiche hinein zeigt sich: zu augenfällig ist die sinnhafte Funktionalität schon der elementarsten Lebensformen, zu unwahrscheinlich die Annahme, dass die hoch komplizierten Anpassungs- und Ausdrucksvarianten der Natur allein das Ergebnis zufälliger „Programmierfehler“ sein könnten, deren Effektivität sich dann aufgrund von „Überlebensvorteilen“ stets weitervererbt habe. Ob es um den Flügel des Schmetterlings, den Rüssel des Elefanten, den Vogelzug oder die Entstehung des menschlichen Gehirns geht: immer soll ein zufällig herbeimutierter „Überlebensvorteil“ ausschlaggebend gewesen sein.

    Evolution ja – Zufall nein

    Aber immer mehr Wissenschaftler stoßen sich daran, die offensichtliche Zweckhaftigkeit und Funktionalität von Organismen mit irrational blinden und bis ins Extrem unwahrscheinlichen Zufallshäufungen zu erklären. Auch die Tatsache, dass bis heute nur Prozesse von Mikro-Evolution, also von Variationen innerhalb der Arten – die bekannten Finken Darwins – nachgewiesen wurden, die große Frage nach der Entwicklung der Arten selbst aber nach wie vor im Dunkeln liegt, streut immer mehr Zweifel an Darwins Zufalls-Theorie. Mit der Idee, anstelle des Zufalls (der letztlich nichts anderes ist als ein anderes Wort für unser Nicht-Wissen) das Prinzip eines in sich stimmigen Entwurfs zu setzen, formiert sich nun im angloamerikanischen Wissenschaftsbetrieb die Richtung des „Intelligent Design“: Diese Theorie basiert nach Aussage eines ihrer Verfechter „nicht auf religiösen Voraussetzungen, sondern nimmt einfach an, dass eine intelligente Ursache die beste Erklärung ist für bestimmte Besonderheiten der natürlichen Welt … die Theorie des „Intelligent Design“ kümmert sich weder um die Identität des Designers noch verteidigt sie die Genesis“, so Jonathan Witt auf http://www.discovery.org, der strategischen Internetbasis von „ID“. Somit enthält auch „Intelligent Design“ ein deutliches Element von Nicht-Wissen: denn man spricht hier letzten Endes von einem Design ohne Designer. Alles sieht bei den Organismen nach sinnvollem Bauplan aus, und es wäre absurd, ihn als Ergebnis zusammengewürfelter Zufallskombinatorik zu erklären – aber wie sollte er sonst entstanden sein? Die Theorie des „Intelligent Design“ lässt das offen und spricht „neutral“ nur von einem höheren Wesen oder einer höheren Intelligenz. Obwohl Kritiker nicht müde werden, das genaue Gegenteil zu behaupten, stellt – abgesehen von sechs-Tage-kreationistischen Trittbrettfahrern – „Intelligent Design“ also mitnichten die Evolution als Entwicklungsfolge in Frage, bestreitet aber ihre sinnlos materialistische Erklärung. Genau hier setzt wiederum die Kritik der eingefleischten Darwinisten an: „Intelligent Design“, so argumentieren sie, sei eine Mogelpackung, insofern man es aus allein opportunistischen Gründen vermeide, bei „Design“ auch vom dazugehörigen „Designer“, also Gott zu sprechen. Würde man den beim Namen nennen, dann wäre sofort offenbar, dass es sich um Religion handelte und nicht um Wissenschaft.1)

    Kirchliche Sympathien

    Auch hierzulande beginnt man, wegen „Intelligent Design“ nervös zu werden: Formulierungen wie „Religiös motivierter Unfug“ (Die Zeit), „Talibanisierung der Biologie“ (NZZ) oder „einer der raffiniertesten Schwindel in der Geschichte der Wissenschaft“ (Spektrum der Wissenschaft) sind Blüten eines Kulturkampfes und keine Argumente. Zu allem Überfluss schaltete sich im Sommer diesen Jahres ein katholischer Kleriker, der Wiener Kardinal Christoph Schönborn in die Debatte ein. Denn auch für die Katholische Kirche ist „Intelligent Design“ ein interessanter Ansatz, nachdem der Vatikan in der jüngeren Vergangenheit in Sachen Darwin eher eine Art Waffenstillstandsabkommen eingegangen war: dem im Mainstream offensichtlich so widerspruchslos akzeptierten Darwinismus überließ man die Erklärung der Welt, dem Schöpfergott die Erschaffung (und Rettung) der Seele. Nun aber sah der Wiener Kardinal die Stunde für einen Frontalangriff auf den klassischen, auf Mutation und Selektion setzenden Darwinismus gekommen und platzierte ihn am 7. Juli in der renommierten New York Times.

    In dutzenden von Artikeln und Medienbeiträgen zum Thema landauf landab zeigte sich daraufhin neben heller Aufregung ein erschreckendes Maß an hilflosem Denken, bei feuilletonistischen Kommentatoren ebenso wie bei „führenden Biologen“: „Evolutionskritiker“ lautet der stigmatisierende Vorwurf, wo es doch richtig „Darwin-Kritiker“ heißen muss. Auf kritische Rückfragen hin präzisierte Schönborn, es gehe ihm darum, „ob man sich wissenschaftlich damit begnügen kann, alle Vorgänge vom Urknall bis hin zu den höchst komplexen Formen des Lebens auf der Erde mit dem neodarwinistischen Modell von Zufall und Selektion zu erklären“ – und das ist tatsächlich genau der Punkt.

    Evolution des Bewusstseins

    Dass derzeit überhaupt eine so erregte Debatte zum Thema Evolution geführt wird, ist ein Symptom für viel mehr als für einen Spezialistenstreit. Das Thema geht deshalb so unter die Haut, weil es wie kaum ein anderes unser Selbstverständnis als Menschen, unsere Herkunft und den Sinn der Welt berührt. Und wenn nun die Art, wie wir über Evolution denken, selbst in Bewegung, in Entwicklung gerät, dann ist das doppelt faszinierend, weil sich hier gleichzeitig eine Evolution des Bewusstseins ankündigt. Der erregte Widerstand gegen ein Konzept wie „ID“ trägt selbst fundamentalistische Züge eines überlebten Systems; unübersehbar geht das Zeitalter des Verstandes seinem Ende zu.

    Die Macht des Verstandes war es einst, die die Menschen aus dem träumenden Gefühl losriss, Glieder einer sinnvollen Schöpfung zu sein. Für dieses Wachrütteln muss man dem Verstand dankbar sein, denn sonst hätte man nie die großartige Idee denken können, dass sich der ganze Kosmos entwickelt hat. Alles hat sich entwickelt, auch der Mensch. Im Zeitalter des Verstandes, der sich von religiöser und spiritueller Bevormundung frei machen wollte, ließ sich aber kein anderer Grund für all diese Entwicklung denken als sinnloser Zufall. Auch heute noch gilt für viele: alles andere als der Mechanismus aus Zufall und Selektion ist Tabu. Auch wenn man sich, um auch nur die Entstehung des Halses einer Giraffe mit seiner parallelen Entwicklung von Gewebe, den Wirbeln und den inneren Organen zu erklären, ein geradezu irrwitziges Szenario aus Zufall und Selektion ausmalen muss, glaubt man lieber weiter an die unwahrscheinlichsten Anhäufungen von Zufällen, als sich vor dem Tribunal der anerkannten Wissenschaft lächerlich zu machen.

    Demgegenüber wagen sich die neuen Darwin-Kritiker auf Neuland vor: zwar sind auch sie von der Tatsache der Evolution überzeugt, aber gleichzeitig sicher, dass Evolution nicht auf Zufall beruht. Wie es sein kann, dass Leben auf einem toten Planeten erscheint, dass immer neue, höher entwickelte Arten auf niedere folgen, muss zwar vorerst offen bleiben, aber das einzugestehen erscheint vernünftiger, als weiter am offensichtlich unsinnigen Zufalls-Dogma zu kleben.2) Vielleicht ist ja dieses wissende Nicht-Wissen die Voraussetzung dafür, das Staunen neu zu lernen? Am Ende des Zeitalters des Verstandes erscheint so in neuer Form, was an seinem Anfang überwunden werden musste: die Grenzerfahrung, dass sich das Leben als ein Mysterium niemals einem analytischen Denken erschließt. Und ebenso wenig wie für das Rätsel des Lebens wird der Verstand jemals eine Erklärung für den Prozess der Evolution, im Kleinen wie im Großen, finden. Um das Organisierende als Prinzip des Lebens zu erfassen, muss das Denken erst selbst lebendig werden.

    Die Evolution sind wir

    In den USA wehren sich Vertreter des „Intelligent Design“ wie z.B. Stephen Meyer gegen den Vorwurf, ihr Ansatz sei nur eine ad hoc-Strategie jüngeren Datums zur pseudowissenschaftlichen Unterstützung der Kreationisten. Von Europa aus lässt sich das gut begründen: denn der Erfinder von „Intelligent Design“ war Goethe, als ihm als Erklärung für die Organismen das Prinzip des „Typus“ als einer realen, wirkenden Kraft aufging, die die Erscheinungen von innen her formt. Seine Erklärung ist dabei weniger durch analytische Beweisführung aussagefähig und auch nicht durch äußere Nachweise, sondern wird es durch inneren Vollzug. Anknüpfend an Goethe schuf Rudolf Steiner eine pantheistische Variante der Evolution, bei der nicht ein einzelnes „göttliches Wesen“, sondern viele Ideen-Wesen die Evolution bestimmen. Zahlreiche Forscher, z.B. der Biologe Andreas Suchantke, haben anhand dieser Idee die Naturreiche nach Belegen für sinnhafte Evolution durchforstet. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts griff der französische Jesuitenpater Teilhard de Chardin die Idee der Evolution auf, damals damit noch ein Tabu seiner Kirche verletzend, und kam auf den Gedanken, dass Evolution einen sinnvollen, auf das menschliche Bewusstsein zulaufenden Prozess darstelle, der in keiner Weise im Gegensatz zur Annahme eines höheren Prinzips stehe. Im Gegenteil versuchte Teilhard zu zeigen, dass dieses höhere Prinzip sogar in Form des menschlichen Geistes, in welchem Evolution bewusst wird, selbst eine essentielle Stufe der Evolution darstellt. Auch hier gilt, ähnlich wie bei Goethe im Blick auf das Lebendige: ein Verständnis von Evolution ergibt sich nicht schon durch Beobachtung äußerer Phänomene, sondern erst, wenn sich der Mensch selbst als integraler Bestandteil im Strom von Evolution begreift. Die Antwort auf die Frage, wer das „Subjekt“ des „Intelligent Design“ ist, wird also niemals auf dem analytischen, schlussfolgernden oder empiristischen Weg zu finden sein, sondern nur auf dem Weg nach Innen, wo wir uns selbst als Angehörige des evolutionären Prozesses der Grundprinzipien von Evolution mitschaffend bewusst werden. In diesem Kontext können evolutionär denkende Christen, Evolutionsbiologen, Anthroposophen und integral denkende Vertreter „Evolutionärer Erleuchtung“3) den Vorstoß von „Intelligent Design“ als „Zeitfenster“ begreifen, das es für ein Zusammenbringen von spirituellem Bewusstsein und Evolutionsdenken zu nutzen gilt. 4) Eine Chance für die Evolution!

    1. Dabei hätten die traditionellen Anhänger Darwins allen Grund, vorsichtig bei der Kritik an der unberechtigten „Personalisierung“ der Evolution zu sein: keine Buchseite etwa des Vorzeige-Biologen Richard Dawkins oder anderer populärer Evolutionsdarstellungen, die ohne naive Subjektivierungen der Evolution auskäme, wo von „genialen Griffen“ oder den „Tricks der Evolution“ die Rede ist.

    2. Als grundlegende Kritik am Mutations-Elektions-Mechanismus weiterhin lesenswert: Burkard Müller: Das Glück der Tiere.

    3. Näheres siehe z.B. unter http://www.andrewcohen.org

    4. Der zu erwartende Einwand, man wolle als „ernsthafter Wissenschaftler“ nicht in vermeintlich „schlechte Gesellschaft“ geraten, kommt zu spät: Autoren wie der Anthroposophie-nahe Embryologe Blechschmidt werden von Kritikern längst den „Kreationisten“ zugeordnet, anderen dürfte es nicht besser ergehen (vgl. die Diskussion zum Stichwort bei Wikipedia)

    Literatur und Links zu Intelligent Design: http://www.discovery.org

    Quelle: http://www.info3.de/ycms_alt/printartikel_1570.shtml

  18. @Andreas:

    Mmhh … das ist heftig. Ich schätze die eher so ein, wie es die Österreicher in der Diskussionsrunde ab Min 25 ff getan haben.

    Unterschreiben könnte ich: es gibt Anthroposophen, deren Denken völkisch, rassistisch ist.

    Den Umkehrschluss kann ich nicht machen.

  19. @ zoom

    wie stellst du dir denn „Faschismus“ vor ?

    Und der Dozent im Waldorfseminar meinte das im tiefsten Inneren auch ernst:

    “Wenn die Anthroposophen in der Mehrheit wären, hätten wir längst den Faschismus.”

    Wilfried Jaensch, bei einer Raucherpause im “Seminar für Waldorfpädagogik Berlin”, wo er als Dozent Rudolf Steiners “Allgemeine Menschenkunde” unterrichte.

  20. @Andreas Lichte:

    Wirrer Artikel. Willst Du den als Parodie vorführen oder als Deine Auffassung?

    „Aber immer mehr Wissenschaftler stoßen sich daran, die offensichtliche Zweckhaftigkeit und Funktionalität von Organismen mit irrational blinden und bis ins Extrem unwahrscheinlichen Zufallshäufungen zu erklären. Auch die Tatsache, dass bis heute nur Prozesse von Mikro-Evolution, also von Variationen innerhalb der Arten – die bekannten Finken Darwins – nachgewiesen wurden, die große Frage nach der Entwicklung der Arten selbst aber nach wie vor im Dunkeln liegt, streut immer mehr Zweifel an Darwins Zufalls-Theorie. Mit der Idee, anstelle des Zufalls (der letztlich nichts anderes ist als ein anderes Wort für unser Nicht-Wissen) das Prinzip eines in sich stimmigen Entwurfs zu setzen, formiert sich nun im angloamerikanischen Wissenschaftsbetrieb die Richtung des “Intelligent Design”“

  21. @ zoom

    „Wirrer Artikel. Willst Du den als Parodie vorführen oder als Deine Auffassung?“

    Natürlich wirr. Total gaga. Eben Anthro. Jens Heisterkamp.

    Aber Jens Heisterkamp hat einen Ruf als junger, liberaler Anthroposoph. Deswegen wird er von Catharina Jülich genannt.

    Und der Anthroposoph Jens Heisterkamp tritt für anthroposophisches „Intelligent Design“ ein.

  22. @Andreas Lichte:

    Da hat sich was gekreuzt. Ich hatte Dir den Heisterkamp-Artikel unterstellt. Wäre natürlich phantstisch gewesen 🙂

    Allein diese Aussage reicht, um wie bei einer UND Verknüpfung alles auf NULL (i.e. Unfug) zu setzen:

    „Mit der Idee, anstelle des Zufalls (der letztlich nichts anderes ist als ein anderes Wort für unser Nicht-Wissen) das Prinzip eines in sich stimmigen Entwurfs zu setzen, formiert sich nun im angloamerikanischen Wissenschaftsbetrieb die Richtung des “Intelligent Design”“

    Der Nonsens ist im obigen Absatz selbstevident, oder?

  23. @ zoom

    „Ich hatte Dir den Heisterkamp-Artikel unterstellt“

    wenn ich irgendwann mal wirklich „Heisterkamp-Artikel“ schreiben sollte, bitte ich dich darum, mich in die Psychiatrie zwangseinweisen zu lassen.

  24. @Andreas:

    Ich werde dann dafür sorgen, dass Du durch den Rorschach-Test fällst und nie mehr raus kommst 😉

  25. Einen schönen Nikolaustag den Streitenden? Debattierenden?

    Erstens: an die Herren: Haben Sie eine Spur von Anstand?
    Wenn ja, was ich bezweifele, sollten sie zu Kenntnis nehmen, dass die Einzige, die hier wirklich aus dem Leben spricht Frau Jülich ist.Sie schreibt auf eine sehr authentische Weise über ihre persönlichen Erlebnisse als Mensch. Und mit Sicherheit sind diese Ernst zu nehmen und stellen genau dies dar, was sie für das Wichtigste hält. Nämlich das Leben selbst, die Tat, das konkret Gelebte.

    Was Sie allerdings tun ist, sich auf eine erhöhte Stufe zu stellen und über andere Menschen her zu ziehen, die offensichtlich mehr zu sagen haben als Sie mit Ihren eigenen Worten.
    Wenn Sie von Ihrem Alltag aus Ihrem eigenen Schulleben berichten würden, was käme dabei wohl heraus? Genauso wenig, wie die Schüler dies aus der Schule berichten. Öde! Reinste Wissensvermittlung, Fakten, Analytik, Einseitigkeit. Sind Ihre Schüler motiviert und kommen gerne in die Schule?

    Die meisten Kinder in Waldorfschulen freuen sich auf ihre Schule und arbeiten gerne dort, da sie etwas für ihr konkretes Leben lernen. Die Kompetenzen, die man als Waldorfschüler lernt, übersteigen das, was Sie in einer gewöhnlichen Schule anzubieten haben bei Weitem.

    Ihre Textbeiträge grenzen an Verleumdung, reinste Verbitterung und Missachtung eines würdevollen Umgangs. Sie haben keine Fragen. Lediglich stellen Sie unverschämte und unfassbar freche Verurteilungen auf. Gut zu sehen, was da so alles sich aufbäumt und zeigt, noch mehr ein Grund, es nicht Ernst zu nehmen.So einer diskussionsrunde beizuwohnen ist nicht erhebend, lernen tut man nur Mist, Sie haben versäumt, sich auf eine angebotene, friedliche Diskussion mit Frau Jülich einzulassen, weil Sie wahrscheinlich wissen, was da in Ihnen erweckt werden könnte.Vielleicht Offenheit zu einer Sache, die Sie gar nicht wirklich erlebt haben?Vielleicht würden Sie dadurch auch eigenschaften an sich kennen lernen, die Sie vorher noch nicht kannten? das wäre eine große Chance. Stattdessen, bäumen Sie sich auf, machen sich lächerlich über interessante Journalisten und Menschen. Einen schönen Nikolaustag Ihnen.

  26. @ Herr Fritz

    für Sie:

    –

    „Hitler, Steiner, Mussolini – Anthroposophie und Faschismus, gestern und heute“

    (…)

    „Rudolf Steiner war ein wahrhaft idealer Vorläufer des neuen Europa von Mussolini und Hitler. Ziel dieser Schrift war es, den Geist und die Figur dieses grossen, modernen, deutschen Mystikers für die Bewegung zu beanspruchen – eine Bewegung, die nicht nur politisch, sondern auch spirituell ist – eingeführt in die Welt von den zwei parallelen Revolutionen, der Faschistischen und der Nationalsozialistischen Revolution, denen Rudolf Steiner als echter Vorläufer und spiritueller Pionier in idealer Weise angehört“(4).

    So das Fazit von Ettore Martinolis Artikel „Ein Vorankünder des neuen Europa: Rudolf Steiner“, in dem er vor allem die perfekte Übereinstimmung zwischen Rudolf Steiners Denken und den grundlegendsten Tendenzen des Faschismus und Nationalsozialismus im politischen, sozialen, und spirituellen Feld betont(5). Martinoli berichtet auch, dass Rudolf Steiner in seiner Wiener Periode „als Anti-Semit wohlbekannt wurde“(6).

    Ettore Martinoli war eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der italienischen Anthroposophie. Als Rechtsanwalt verantwortete er das Zustandekommen und Fortbestehen der „Anthroposophischen Gesellschaft Italiens“ [„Società Antroposofica d’Italia“], deren Sekretär er seit ihrer Gründung 1931 war.

    Martinoli sah sich in einem Kampf auf Leben und Tod zwischen Faschismus und Judentum, einem Kampf, den der Faschismus gewinnen musste, wenn er sein Ziel, ein „Neues Europa“ zu schaffen, verwirklichen wollte.

    Martinoli war nicht nur Autor unzähliger Propagandaschriften gegen die „Jüdische Verschwörung“, sondern betätigte sich als Gründer und Direktor des „Zentrum für das Studium des jüdischen Problems“ [„Centro per lo studio del problema ebraico“] auch praktisch in der Judenverfolgung, indem er jüdische Einwohner von Triest identifizierte und Listen über sie erstellte. Nach der Besetzung Norditaliens durch die Deutschen wurden Martinolis Listen und gesammelte Dokumente „das Todesurteil für Hunderte und Hunderte von Juden“, so Giuseppe Mayda.

    Die Gründung der „Repubblica Sociale Italiana“, „RSI“, einem faschistischen Staat in Norditalien unter der militärischen Protektion des Deutschen Reichs im Jahre 1943, führte zu einer Beförderung Martinolis in den Apparat der RSI. Das „Zentrum für das Studium des jüdischen Problems“ wurde 1944 in „Zentrum für die Rasse“ [„Centro per la Razza“] umbenannt und seine Arbeit fortgesetzt, selbst dann noch, als Triest im Januar 1944 als „judenrein“ erklärt worden war (…)“

    weiter: http://www.schiebener.net/wordpress/?p=17311

  27. Herr Lichte, dies mag ja alles der Realität entsprechen. Abgesehen von dem Vermerk, dass Steiner als Anti-Semit bekannt war.

    In dieser grausamen Zeit waren allesamt Anhänger irgendwelcher Parteien oder Strömungen in den damaligen Strukturen verhaftet und übten Macht aus, wo sie nur konnten. Das Phänomen der Machtausübung findet man heute ebenso in allen Bereichen.Daraus nun gleich abzuleiten, dass alle Anthroposophen faschistoid seien, ist eine böse Unterstellung , die ich in keinster Weise so stehen lassen kann.

    Und aus Ihren Schlüssen abzuleiten, dass nun auch deswegen alle Waldorfschulen faschstoid sein sollen, ist geradezu lächerlich. Auch die Waldorfschulen stehen mitten in der Gesellschaft, die Elternhäuser leben in dieser Gesellschaft und die Arbeit findet mit den Eltern statt. Außerdem ist jede Waldorfschule bestrebt, sich in die Zeit hinein zu stellen und Stellung zu beziehen, nicht aber, sich von der Außenwelt sektiereisch zu verschließen.

    Ihre Vorwürfe zielen auf einzelne Menschen ab und nicht auf eine gesamte Strömung von differenzierten und individuellen Einzelpersonen.Es gibt eine unendlich große Liste von Projekten, Initiativen in der Landwirtschaft, der Heilmittel“industrie“,Medizin,Heilpädagogik, Bildung …, die sich auf anthroposophischer Grundlage und human durchsetzen, im Sinne einer sozialen Dreigliederung. Und dies deswegen, weil man dort auf gewisse Rhythmen, Gesetzmäßigkeiten, kosmische Zusammenhänge usw. achtet und diese in das Wirken mit einbezieht. Das sind Naturgesetze, die sich sowieso durchsetzen werden. Die Anthroposophie ist im Grunde die erste Bewegung, die dies erkannt hat und umsetzt. In sofern müssen diese Bereiche gefördert und unterstützt werden.Die beste Arbeit wird dort geleistet, wo im Einklang mit diesen Gesetzmäßigkeiten verfahren wird. Ziel soll nicht Zerstörung der Gesellschaft , sondern Umstülpung sein, in dem Sinne, dass jeder Mensch begreifen kann, dass er wahrhaftig verantwortlich ist für das, was er tut und die Kraft hat, dieses in die Welt zu tragen, global, vernetzt, human als

    „soziale Plastik“.

    Wollen sie Beuys,derv diesen Begriff prägte und der Steiner sehr schätzte, nun ebenso als Faschisten bezeichen? Die Zeit der Verwandlung hat längst begonnen, Sie sind mit Ihren Verurteilungen nicht mehr am Puls der Zeit und versäumen, auf den Zug aufzuspringen, wenn Sie weiterhin nach Argumenten suchen, zerstörerisch zu wirken…

  28. @ Herr Fritz

    Wollen Sie die Beteiligung der Anthroposophie am Holocaust herunterspielen?

    Der Faschist Ettore Martinoli war Mitbegründer der „Anthroposophischen Gesellschaft Italiens“ [„Società Antroposofica d’Italia“] und ER sieht Steiner so, Zitat Martinoli:

    „Rudolf Steiner war ein wahrhaft idealer Vorläufer des neuen Europa von Mussolini und Hitler. Ziel dieser Schrift war es, den Geist und die Figur dieses grossen, modernen, deutschen Mystikers für die Bewegung zu beanspruchen – eine Bewegung, die nicht nur politisch, sondern auch spirituell ist – eingeführt in die Welt von den zwei parallelen Revolutionen, der Faschistischen und der Nationalsozialistischen Revolution, denen Rudolf Steiner als echter Vorläufer und spiritueller Pionier in idealer Weise angehört“(4).

  29. @ Herr Fritz

    Was sagen Sie dazu, dass im KZ Dachau eine biologisch-dynamische Plantage betrieben wurde?

    –

    „Anthroposophie und Nationalsozialismus: ‘Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft’

    (…)

    Autarkie Deutschlands: „Biologisch-dynamische“ Landwirtschaft

    Hier bot die anthroposophische, „biologisch-dynamische“ Landwirtschaft eine Lösung an: sie verzichtet auf industriell hergestellten Kunstdünger und Pestizide und setzt stattdessen verstärkt auf menschliche Arbeitskraft.

    „Demeter“, die „Monatschrift für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise“, stellte die NS-Bemühungen um Autarkie in der Landwirtschaft heraus, Artikel hiessen beispielsweise: „Zurück zum Agrarstaat”, September 1933, „Beitrag zum Autarkieproblem”, August 1933. Ein Bericht der „Demeter“-Ausgabe vom Februar 1939 schloss: „So scheint mir denn die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise dafür vorbestimmt zu sein, die Forderung unserer Regierung zu erfüllen: »Ernährungsfreiheit des Deutschen Volkes auf Deutscher Scholle!«â€(6)

    „In den ersten acht Jahren des »Dritten Reiches« wuchs die biologisch-dynamische Bewegung stark an und genoß die Gunst vieler NS-Größen, etwa von Heß, Rosenberg, Ohlendorf, Baeumler, Wilhelm Frick und Robert Ley. Der biologisch-dynamische Landbau wurde in der nationalsozialistischen Presse mit auffallender Begeisterung gefeiert.“(7) „Das »Dritte Reich« kann als die Zeit angesehen werden, in der die biologisch-dynamische Landwirtschaft ihre grösste staatliche Unterstützung bekam.“(8)

    „»Demeter« feierte die militärischen Siege Deutschlands in den ersten Jahren des Zweiten Weltkrieges und lobte Hitler. Die Ausgabe von September 1939 wurde mit folgender Erklärung eröffnet: »Die Stunde der Bewährung ist angebrochen! Der Führer hat die Verteidigung der Ehre und der Lebensrechte des deutschen Volkes übernommen.« Ein Jahr später hieß es: »Das soll unser Ziel und unsere hohe Aufgabe sein, gemeinsam mit unserem Führer Adolf Hitler für die Befreiung unseres lieben deutschen Vaterlandes zu kämpfen!«â€œ(9)

    Die biologisch-dynamische Landwirtschaft hatte für ihre Bejahung des deutschen Angriffskrieges neben der weit verbreiteten, anthroposophischen Kriegsbegeisterung – die Deutschen konnten nun ihre in anthroposophischer Deutung „für den Menschheitsfortschritt unabdingbare geistige, kosmische Sendung“(10) beweisen – wohl auch pragmatische Gründe: Mit dem Wachsen des unter deutschem Einfluss stehenden Gebiets wuchs auch die potentielle Anbaufläche für die biologisch-dynamische Landwirtschaft:

    „Seit Anfang des Krieges waren Anthroposophen an der Gestaltung und Durchführung von Siedlungsplänen im besetzten Osten unter Leitung der SS beteiligt. Schon im Oktober 1939 kooperierten Anthroposophen und SS an der Errichtung eines biologisch-dynamisch geführten Lehrguts auf einem enteigneten Hof in Posen, und auch nach 1941 wurde die Mitarbeit an verschiedenen Projekten weitergeführt, mit der Genehmigung Himmlers und unter Förderung von zwei hohen SS-Führern, Günther Pancke und Oswald Pohl.

    Pancke, Chef des Rasse- und Siedlungshauptamts, hielt den biologisch-dynamischen Landbau für die einzig geeignete Wirtschaftsweise »für die zukünftigen Wehrbauern und Bauern im Osten«.

    Pohl war für das Netzwerk biologisch-dynamischer Höfe bei verschiedenen Konzentrationslagern zuständig, u. a. in Dachau(11) und Ravensbrück. Das Dachauer Gut wurde von dem Anthroposophen und SS-Offizier Franz Lippert beaufsichtigt, der vorher Obergärtner bei Weleda gewesen war. Die SS-eigenen biologisch-dynamischen Betriebe bestanden bis zum Kriegsende.“(12)

    (…)“

    zum vollständigen Artikel mit Quellenangaben: http://www.schiebener.net/wordpress/?p=19424

  30. Sie können doch unmöglich die biodynamische Landwirtschaft verantwortlich machen für den Holocaust!

    So wie der Obergärtner bei Weleda gewesen ist, gab es einen Waldorflehrer, der rechts war und aus der Waldorfschule geschmissen wurde, als dies bekannt wurde. Genauso wie jetzt ein Waldorflehrer in Schwabing wegen Missbrauch vor Gericht steht und sofort entlassen wurde, gibt es tausende von verbeamteten Lehrern, die ebenfalls biodynamisch essen und mit Sicherheit im Keller genauso viele Leichen versteckt haben, wenn nicht viel mehr!

    Dies soll das Verbrechen an sich keinesfalls entschuldigen oder beschönigen, wie gesagt, geht es um Einzelfälle, die man sofort, wenn man es feststellt entlässt und nicht um eine Möglichkeit, die alten schwarzen Zeiten wieder her zu stellen.

    Ich gebe Ihnen Recht, dass es sehr viele Waldorfschulen gibt, die ein sehr eng strukturiertes Korsett in Bezug auf machthabende Positionen haben, was äußerst problematisch ist und hier gäbe es viel zu bewegen, dennoch sind diese Menschen nicht dadurch alle gleichzeitig Faschisten.Was haben Sie vor Vorstellungen? Wollen Sie alle Waldorfschulen schließen? Bitte legen Sie konkrete Verbesserungsvorschläge vor, denn sie kennen sich doch so gut aus mit den Unterrichtsinhalten. Was könnte Ihrer Meinung nach sofort verändert werden, damit eine von Ihnen beschriebene Bedrohung nicht noch mehr Einzug hält in den Schulen. Was sollen die Lehrer tun, die ihren Beruf mit Herzensliebe und Vertrauen ausüben. Was schlagen Sie vor? Wie wären die Konsequenzen, wenn Sie die Macht hätten, alles zu stürzen? Wie sähe Ihre Schule aus?

  31. @ Herr Fritz

    – wollen Sie die anthroposophische Beteiligung am Holocaust relativieren?

    – wollen Sie die enge Zusammenarbeit der Anthroposophie mit dem Nationalsozialismus leugnen?

    – kennen Sie die faschistische Vergangenheit der Waldorfschulen? Hier mehr:

    –

    „Anthroposophie und Nationalsozialismus: ‘Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft’

    (…)

    „Das Motto der Waldorfbewegung im »Dritten Reich« lautete: »Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft.«(1) Ihrer Selbstdarstellung zufolge lieferte die anthroposophische Pädagogik einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau des neuen Deutschlands durch »die Pflege des völkischen Gedankens und die Betonung des Wesens und der Aufgaben des deutschen Geistes« und stand damit »im Einklang mit der Grundgesinnung des nationalsozialistischen Staates«.(2)“(3)

    (…)

    Ideologische Unabhängigkeit Deutschlands: Waldorfschulen

    Leitbild der nationalsozialistischen Pädagogik war die „totale Erziehung“, die die „arische“ Jugend zu rassebewussten Volksgenossen formen, ihre jugendlichen Körper stählen(13), und zu überzeugten Nationalsozialisten erziehen sollte. Privatschulen mit eigenem Lehrplan und eigenen Zielen standen diesem Vorhaben im Wege, wurden von den Nationalsozialisten im Laufe der Zeit immer weiter zurückgedrängt und verboten.(14)

    Vor diesem Hintergrund einer allgemeinen Ablehnung von Privatschulen ist zu bewerten, dass Rudolf Heß’ Adjutant Ernst Schulte-Strathaus den Erziehungsminister um eine Ausnahmeregelung für die Waldorfschulen ersuchte, die für den Nationalsozialismus besonders wertvoll und nicht wie andere Privatschulen zu behandeln seien.(15)

    Schulte-Strathaus war überzeugt: „Die Ziele der Waldorf-Schulen decken sich in ihren Grundzügen mit den Forderungen des Führers für das Erziehungswesen. (…) Es müsste ein Weg gefunden werden, die in den Waldorf-Schulen aus deutschem Wesen erwachsene, planmäßig gegen materialistisches Denken und blossen Intellektualismus gerichtete Erziehungsart bei der Neugestaltung des Erziehungswesens für die Sicherung des geistigen und seelischen Gehalts im Nationalsozialismus nutzbar zu machen. Das würde nicht so schwierig sein, weil die Grundgedanken der Waldorf-Schulen der Idee des Nationalsozialismus viel näher stehen als es bei einem oberflächlichen Überblick erscheinen mag.“(16)

    Was sind die Grundgedanken der Waldorfschulen, die der Idee des Nationalsozialismus nahe standen?

    Die erste Waldorfschule wurde 1919 in Stuttgart vom Anthroposophen Emil Molt, Besitzer der „Waldorf-Astoria“-Zigarettenfabrik, als Betriebsschule gegründet. Molt beauftragte Rudolf Steiner mit der pädagogische Leitung der neuen „Waldorf“-Schule. Die Waldorfschule war für Rudolf Steiner (1861–1925) von Beginn an ein wirksames Instrument zur Verbreitung der von ihm begründeten esoterischen Weltanschauung Anthroposophie.

    Die Anthroposophie weist Parallelen zum völkischen Gedankengut auf. Im Mittelpunkt steht eine Mischung aus entschieden deutschbetonten Voraussetzungen und universalen Ansprüchen: grundlegend ist ein emphatischer Begriff des „deutschen Geistes“ bzw. „deutschen Wesens“ und der gegenwärtigen sowie künftigen „deutschen Weltmission“(17) – die Anthroposophie kann als eine extreme, esoterische Auslegung des auch von den Nazis verwendeten Schlagworts: „Am deutschen Wesen mag die Welt genesen“(18) angesehen werden.

    Zentral für die Anthroposophie ist auch Steiners esoterische Rassenlehre. Der amerikanische Historiker Peter Staudenmaier (siehe „Credits“) erläutert: „Ausgehend von Blavatskys(19) entwicklungstheoretischem Ansatz baute Steiner eine Evolutionslehre der Völker- und Rassengruppen auf, wonach die menschliche Seele durch aufeinanderfolgende Verkörperungen in immer »höheren« Rassen geistig wie leiblich fortschreitet. Diese Stufenleiter der Rassen steht im Mittelpunkt von Steiners esoterischem Verständnis der Gesamtentwicklung der Menschheit, vom Verhaftetsein in der Materie hin zur geistigen Vervollkommnung.”(20)

    Endpunkt und Ziel der „Menschheitsentwickelung“ ist für Steiner die „weisse Rasse“. Folgende Aussage Steiners hat programmatischen Charakter: „Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse.“(21)

    Steiner lehnte die Demokratie als Herrschaftsform ab, stattdessen sollten Hierarchie und Autorität „spirituell“ begründet sein.

    Schulte-Strathaus hebt in seinem Ersuch für die Waldorfschulen hervor, dass die Erziehung der Waldorfschulen „gegen materialistisches Denken und blossen Intellektualismus“ gerichtet sei. Schon das „25-Punkte-Programm“, das Parteiprogramm der NSDAP vom 24. Februar 1920, wendet sich gegen den vermeintlichen Feind „Materialismus“. In „Punkt 24“, wird dieser Feind als „jüdisch“ identifiziert: „(…) Sie [die NSDAP] bekämpft den jüdisch-materialistischen Geist in und außer uns (…)“

    Auch hier waren Rudolf Steiner, seine Anthroposophie – und damit die Waldorfschulen – an die NS-Ideologie anschlussfähig: „Für Steiner war das Judentum ein spiritueller wie evolutionärer Anachronismus; das jüdische Volk hätte sich schon längst auflösen sollen.“(22) So sagt Rudolf Steiner: „Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung des modernen Völkerlebens, und daß es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte, dessen Folgen nicht ausbleiben konnten. Wir meinen hier nicht die Formen der jüdischen Religion alleine, wir meinen vorzüglich den Geist des Judentums, die jüdische Denkweise.“(23)

    „In anthroposophischen Schriften wurden die Juden als Verkörperung von Materialismus, Intellektualismus, Egoismus, Rationalismus, Abstraktion, Zersetzung und Dekadenz dargestellt. Der Herausgeber der Zeitschrift »Anthroposophie« schrieb 1925: »Aber das Judentum wird heute täglich nervöser, auch geistig immer nervöser und aktiver; denn es fühlt sehr wohl, dass seine für die Weltlage unheilschwere Rolle ausgespielt ist und das Blatt sich zu wenden beginnt. (…) Das Judentum begräbt sich selbst als bestimmender Exponent der Zivilisation, der es viel zu lange gewesen ist. Zionismus und ähnliche Verstiegenheiten, an die kein vernünftiger Mensch glaubt, sind nur als Ausgeburten eines perniziösen Fieberzustandes zu verstehen, der sich aus allen Kräften gegen die andringende Vernichtung sträubt, ohne sie aufhalten zu können.«(24)

    Richard Karutz(25) erklärte 1929: »Der Jude im Menschen ist der Feind«, und verurteilte »den gruppengebundenen, engherzigen, vergangenheitsstarren, totem Begriffswissen und totem Stoffe opfernden, weltmachthungrigen Geist des Judentums, der eben in jedem Menschen steckt«(26).“(27)

    Dies ist nur eine kleine Auswahl an antisemitischen Positionen der Anthroposophie. Grundsätzliches stellte der italienische, auch noch im heutigen Deutschland verehrte Vorzeige-Anthroposoph Massimo Scaligero(28) (1906 – 1980) fest: Juden verkörpern „untermenschliche ahrimanische Kräfte“. „Ahriman“ steht in der Anthroposophie für „das Böse“, insbesondere ist Ahriman für den vernichtenden Einfluss des „Materialismus“ verantwortlich.

    Mit dem Flug des „Stellvertreter des Führers“ Rudolf Heß nach England am 10. Mai 1941 verlor die Anthroposophie einen ihrer wichtigsten nationalsozialistischen Förderer. In der Folge musste auch die „von Rudolf Heß gedeckte“(29) Waldorfschule Dresden als letzte damals noch existierende Waldorfschule 1941 ihren Betrieb einstellen.

    Bereits im November 1935 war die „Anthroposophische Gesellschaft“ von der Gestapo verboten worden, was aber wie oben ersichtlich keinesfalls ein Ende der erfolgreichen Zusammenarbeit von Anthroposophen mit nationalsozialistischen Organisationen bedeutete. Die Gründe für das Verbot waren vielfältig, ganz allgemein lässt sich feststellen, dass der anti-esoterische Flügel der NSDAP alle okkulten Gruppen, nicht nur die Anthroposophie, als staatsfeindlich einstufte.

    Einen spezifisch anthroposophischen Hauptgrund nennt Peter Staudenmaier: „(…) das »Deutschtum« [der Anthroposophie] (…), war ein Faktor, der besonders die anti-okkulte Interessengruppe in den Nazi-Geheimdiensten irritierte, die manchmal die Anthroposophie gerade wegen ihrer ostentativ germanozentrischen Ansprüche verurteilte.“(30)

    Wie wahnhaft das anthroposophische „Deutschtum“ war, wird beispielsweise im von der „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BPjM) als „zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend“ eingestuften Buch von Rudolf Steiner „Die Mission einzelner Volksseelen – im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie“ deutlich, der Titel ist Programm.

    Kontinuität bis in die Gegenwart: Atlantis und die Rassen

    „Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus, schrieb Karutz 1934, »gewinnt man auch die positive Einstellung zur Rasse wieder, die unter dem wissenschaftlichen Materialismus verlorengegangen war«(31): »Die nationalsozialistische Völker- und Rassenpolitik ist in der geistigen Wirklichkeit verankert.«(32)

    Um die Zusammengehörigkeit von anthroposophischer und nationalsozialistischer Rassenlehre zu dokumentieren, zitierte er Steiner und Hitler nebeneinander als Beweis, »dass sich hierin die auf Blut, Boden, Vererbung aufgebaute Weltanschauung des Dritten Deutschen Reiches und die Geisteswissenschaft nicht widersprechen«.(33)

    Karutz erklärte: »Der Nationalsozialismus ist, vielen unbewusst, tatsächlich eine geistige Bewegung, Rassenbildung und Rassenschichtung in Europa gehen tatsächlich bis in jene atlantischen Zeiten zurück, von denen Rudolf Steiner spricht.«(34)“(35)

    „Rassenbildung und Rassenschichtung in Europa gehen tatsächlich bis in jene atlantischen Zeiten zurück, von denen Rudolf Steiner spricht“ – und von denen auch noch in der Gegenwart „gesprochen“ wird, in Waldorfschulen, wenn „Atlantis“ und die darauf folgenden anthroposophischen „Kulturepochen“(36) unterrichtet werden. Die Kultusministerien und Schulaufsichten scheinen sich nicht dafür zu interessieren, wenn damit in Waldorfschulen Rassismus in „kindgerechter Form“ vermittelt wird – und die Eltern?

    O-Ton aus dem 45-minütigen TV-Feature des SWR, „Betrifft: Wie gut sind Waldorfschulen?“:

    „Mutter: »Also ich bin noch nie über irgendwelche Inhalte gestolpert, die mich irritiert hätten, ist mir nicht passiert.«

    SWR: »Aber uns. Als wir in Julias alten Epochenheften graben, finden wir ein Geschichtsheft, das doch tatsächlich mit der Beschreibung von Atlantis beginnt …«â€œ

    Credits: Die Darstellung der Geschichte der Anthroposophie im Verhältnis zum Nationalsozialismus ist eine Kurzzusammenfassung der Forschung von Peter Staudenmaier, seit August 2011 Professor für „Modern German History“ an der Marquette University. Haupt-Quelle ist Peter Staudenmaiers Beitrag: „Der deutsche Geist am Scheideweg: Anthroposophen in Auseinandersetzung mit völkischer Bewegung und Nationalsozialismus“, in: Uwe Puschner/Clemens Vollnhals (Hrsg.), „Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus. Eine Beziehungs- und Konfliktgeschichte“,Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2012. Die Darstellung wurde von Peter Staudenmaier durchgesehen.“

    zum vollständigen Artikel mit Quellenangaben: http://www.schiebener.net/wordpress/?p=19424

  32. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden im deutschen Reich alle Waldorfschulen „allmählich erstickt“.[10] 1934 gab es einen Kultusministeriums-Erlass, dass keine ersten Klassen mehr gebildet werden durften. 1935 wurde die Anthroposophische Gesellschaft verboten. Zu den Waldorfschulen heißt es in dem Dekret Heydrichs (u.a. Leiter des Reichssicherheitshauptamtes): „Die auf der Pädagogik des Gründers Steiner aufgebauten und in den heute noch bestehenden anthroposophischen Schulen angewandten Unterrichtsmethoden verfolgen eine individualistische, nach dem Einzelmenschen ausgerichtete Erziehung, die nichts mit den nationalsozialistischen Erziehungsgrundsätzen gemein hat.“[11]

    Sechs Schulen lösten sich unter diesem äußerem Druck selbst auf. Die übriggebliebenen drei Schulen wurden bis 1941 geschlossen.[12]

  33. @ Schmid

    Sie sollten IMMER die Quelle für Ihre Zitate nennen – Ihre Quelle ist „Wikipedia“ …

    … und Wikipedia „Waldorfschule“ ist nicht objektiv, da es von Anthroposophen manipuliert wird – manch einer ist so stolz darauf, dass er auch noch offen sagt, z.B. der Anthroposoph Sune Nordwall:

    “… Die letzte 12 Monate war ich hauptsächlich mit d editieren d Artikeln über Steiner, Anthroposophie und Waldorfpädagogik auf d englische Wikipedia beschäftigt, als Thebee.

    Sune”

    vergleiche: http://www.ruhrbarone.de/baadische-zeitung-und-rudolf-steiner-bejubeln-ja-zitieren-nein/comment-page-1/#comment-104267

  34. @ Catharina Jülich

    Sie sind SO verblendet !

    Lesen Sie die Literaturangaben zum Wikipedia-Artikel „Waldorfschule“, aus dem Kommentator „Schmid“ zitiert:

    „10↑ Detlef Hardorp: Die deutsche Waldorfschulbewegung in der Zeit des Nationalsozialismus. In: Inge Hansen-Schaberg, Bruno Schonig: Basiswissen Pädagogik. Reformpädagogische Schulkonzepte. Bd 6. Waldorf-Pädagogik. Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2002, ISBN 3-89676-503-5, S. 135.

    11 ↑ Preußische Geheime Staatspolizei Berlin, 1. November 1935, StAM LR 17 134354, BAD Z/B 1 904, BAK R 43 II/822, zitiert nach Walter Kugler: Feindbild Steiner. 2001, S. 11 f.

    12 ↑ Ausführlich bei Uwe Werner: Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945), München 1999.“

    Detlef Hardorp, Walter Kugler, Uwe Werner: Die Führungsriege der Anthroposophie, kein einziger UNABHÄNGIGER Historiker.

    Zu jedem dieser 3 Anthroposophen gibt es belastendes Material: Im nächsten Kommentar mehr zu Detlef Hardorp …

  35. „Waldorfschulen und Rudolf Steiner: Rassismus zu Multikulti umdeuten?

    Dr. Detlef Hardorp, bildungspolitischer Sprecher der Waldorfschulen in Berlin-Brandenburg, behauptet, dass sich Rudolf Steiner für eine multikulturelle Gesellschaft engagiert habe.

    Ausgerechnet an Rudolf Steiners berüchtigtem „Arbeitervortrag“ – „Vom Leben des Menschen und der Erde – Über das Wesen des Christentums“, GA 349, Dritter Vortrag, Dornach, 3. März 1923 – versucht Detlef Hardorp zu belegen, dass Rudolf Steiner kein Rassist sei (…)“

    weiter: http://www.schiebener.net/wordpress/?p=13619

  36. Sehr geehrter Herr Lichte, ich hatte Sie gestern gebeten, eine Ihrer Ideen in Bezug auf Unterricht hier ein wenig darzustellen, bzw. einen Vorschlag zu machen, wie man diese Sache in ihren Augen lösen sollte.Daraufhin haben Sie nochmals einen Text geliefert, der inhaltlich nicht abweicht von den anderen.Das finde ich schade, denn sicherlich können Sie doch den hervorragenden, ganzheitlichen, am Kinde orientierten Waldorfunterricht noch überbieten.

  37. Rudolf Steiner starb 1925.

    Die Anthroposophische Gesellschaft und die Waldorfschulen wurden im Dritten Reich verboten und zwar auf Grund der nicht zu vereinbaren „Rassentheorien“ (das ist ja wohl das Stichwort).
    Die Nazis stellten nämlich fest, dass der „Rassebegriff“ von Rudolf Steiner überhaupt nicht zu dem ihrigen passte.

    Steiner schrieb vor etwa 100 Jahren, dass die einzelnen menschlichen „Rassen“ ineinander aufgehen werden durch „Vermischung“ und dass das zum Vorteil der Menschheitsentwicklung ist.

    Die Nazis sahen das, wie wir alle wissen, genau entgegengesetzt.

    Deshalb ist es ein Unding, Rudolf Steiner und der Anthroposophie „Rassismus“ in irgendeiner Form vorzuwerfen oder sie mit den Nazis oder anderen rassistisch Denkenden in einen Topf zu werfen.

    Wer das tut, hat etwas bestimmtes im Sinn und sollte sich selbst hinterfragen, ob er wirklich hier gegen „Rassismus“ vorgeht oder eventuell eigene Interessen vertritt; welcher Art auch immer

  38. @ Rosa L.

    wo haben Sie Ihre anthroposophische Sekten-Pille bekommen? In der Waldorfschule?

    Anthroposophen haben eng mit den Nationalsozialisten zusammengearbeitet – hier eine Zusammenfassung der Forschungsergebnisse des amerikanischen Historikers Prof. Peter Staudenmaier:

    –

    Anthroposophie und Nationalsozialismus: „Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft“

    Die Anthroposophie hatte als konkurrierende Weltanschauung erbitterte Gegner innerhalb des nationalsozialistischen Machtapparats. Sie fand aber auch zahlreiche einflussreiche Förderer und Unterstützer, unter diesen am bekanntesten der „Stellvertreter des Führers“ Rudolf Heß. Was machte die anthroposophischen Angebote aus Sicht ihrer nationalsozialistischen Unterstützer attraktiv? Gibt es eine Kontinuität vom „Dritten Reich“ bis in die Gegenwart?

    Anthroposophen arbeiteten in allen für sie wichtigen Praxisfeldern mit nationalsozialistischen Organisationen zusammen, im Überblick:

    – Waldorfschulen: „Das Motto der Waldorfbewegung im »Dritten Reich« lautete: »Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft.«(1) Ihrer Selbstdarstellung zufolge lieferte die anthroposophische Pädagogik einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau des neuen Deutschlands durch »die Pflege des völkischen Gedankens und die Betonung des Wesens und der Aufgaben des deutschen Geistes« und stand damit »im Einklang mit der Grundgesinnung des nationalsozialistischen Staates«.(2)“(3)

    – Anthroposophische Medizin: „Die Vereinigung anthroposophischer Ärzte stellte eine Hauptstütze der NS-treuen »Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde dar«.“(4)

    – „Biologisch-dynamische“ Landwirtschaft: „1935 wurde der »Reichsverband für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise« korporatives Mitglied der nationalsozialistischen »Deutschen Gesellschaft für Lebensreform« (Motto: »Die Weltanschauung der Deutschen Lebensreformbewegung ist der Nationalsozialismus«).“(5)

    Was machte die anthroposophischen Angebote für ihre nationalsozialistischen Unterstützer attraktiv?

    Das „Dritte Reich“ strebte völlige Unabhängigkeit vom Ausland an, sowohl auf ideologischer, als auch auf wirtschaftlicher Ebene. Begründet auch durch die Erfahrung der britischen Seeblockade während des Ersten Weltkrieges, war die wirtschaftliche Unabhängigkeit – „Autarkie“ – Deutschlands ein übergeordnetes Ziel der Politik Adolf Hitlers: Produkte, die aufgrund der in Deutschland knappen Rohstoffe nicht, oder nur unter grossen Kosten hergestellt werden konnten, sollten ersetzt werden, eine Unabhängigkeit von Importen erreicht werden. Die Autarkie sollte einen hohen Lebensstandard, den sozialen Ausgleich, aber auch die militärische Schlagkraft sichern.

    Autarkie Deutschlands: „Biologisch-dynamische“ Landwirtschaft

    Hier bot die anthroposophische, „biologisch-dynamische“ Landwirtschaft eine Lösung an: sie verzichtet auf industriell hergestellten Kunstdünger und Pestizide und setzt stattdessen verstärkt auf menschliche Arbeitskraft.

    „Demeter“, die „Monatschrift für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise“, stellte die NS-Bemühungen um Autarkie in der Landwirtschaft heraus, Artikel hiessen beispielsweise: „Zurück zum Agrarstaat”, September 1933, „Beitrag zum Autarkieproblem”, August 1933. Ein Bericht der „Demeter“-Ausgabe vom Februar 1939 schloss: „So scheint mir denn die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise dafür vorbestimmt zu sein, die Forderung unserer Regierung zu erfüllen: »Ernährungsfreiheit des Deutschen Volkes auf Deutscher Scholle!«â€(6)

    „In den ersten acht Jahren des »Dritten Reiches« wuchs die biologisch-dynamische Bewegung stark an und genoß die Gunst vieler NS-Größen, etwa von Heß, Rosenberg, Ohlendorf, Baeumler, Wilhelm Frick und Robert Ley. Der biologisch-dynamische Landbau wurde in der nationalsozialistischen Presse mit auffallender Begeisterung gefeiert.“(7) „Das »Dritte Reich« kann als die Zeit angesehen werden, in der die biologisch-dynamische Landwirtschaft ihre grösste staatliche Unterstützung bekam.“(8)

    „»Demeter« feierte die militärischen Siege Deutschlands in den ersten Jahren des Zweiten Weltkrieges und lobte Hitler. Die Ausgabe von September 1939 wurde mit folgender Erklärung eröffnet: »Die Stunde der Bewährung ist angebrochen! Der Führer hat die Verteidigung der Ehre und der Lebensrechte des deutschen Volkes übernommen.« Ein Jahr später hieß es: »Das soll unser Ziel und unsere hohe Aufgabe sein, gemeinsam mit unserem Führer Adolf Hitler für die Befreiung unseres lieben deutschen Vaterlandes zu kämpfen!«â€œ(9)

    Die biologisch-dynamische Landwirtschaft hatte für ihre Bejahung des deutschen Angriffskrieges neben der weit verbreiteten, anthroposophischen Kriegsbegeisterung – die Deutschen konnten nun ihre in anthroposophischer Deutung „für den Menschheitsfortschritt unabdingbare geistige, kosmische Sendung“(10) beweisen – wohl auch pragmatische Gründe: Mit dem Wachsen des unter deutschem Einfluss stehenden Gebiets wuchs auch die potentielle Anbaufläche für die biologisch-dynamische Landwirtschaft:

    „Seit Anfang des Krieges waren Anthroposophen an der Gestaltung und Durchführung von Siedlungsplänen im besetzten Osten unter Leitung der SS beteiligt. Schon im Oktober 1939 kooperierten Anthroposophen und SS an der Errichtung eines biologisch-dynamisch geführten Lehrguts auf einem enteigneten Hof in Posen, und auch nach 1941 wurde die Mitarbeit an verschiedenen Projekten weitergeführt, mit der Genehmigung Himmlers und unter Förderung von zwei hohen SS-Führern, Günther Pancke und Oswald Pohl.

    Pancke, Chef des Rasse- und Siedlungshauptamts, hielt den biologisch-dynamischen Landbau für die einzig geeignete Wirtschaftsweise »für die zukünftigen Wehrbauern und Bauern im Osten«.

    Pohl war für das Netzwerk biologisch-dynamischer Höfe bei verschiedenen Konzentrationslagern zuständig, u. a. in Dachau(11) und Ravensbrück. Das Dachauer Gut wurde von dem Anthroposophen und SS-Offizier Franz Lippert beaufsichtigt, der vorher Obergärtner bei Weleda gewesen war. Die SS-eigenen biologisch-dynamischen Betriebe bestanden bis zum Kriegsende.“(12)

    Ideologische Unabhängigkeit Deutschlands: Waldorfschulen

    Leitbild der nationalsozialistischen Pädagogik war die „totale Erziehung“, die die „arische“ Jugend zu rassebewussten Volksgenossen formen, ihre jugendlichen Körper stählen(13), und zu überzeugten Nationalsozialisten erziehen sollte. Privatschulen mit eigenem Lehrplan und eigenen Zielen standen diesem Vorhaben im Wege, wurden von den Nationalsozialisten im Laufe der Zeit immer weiter zurückgedrängt und verboten.(14)

    Vor diesem Hintergrund einer allgemeinen Ablehnung von Privatschulen ist zu bewerten, dass Rudolf Heß’ Adjutant Ernst Schulte-Strathaus den Erziehungsminister um eine Ausnahmeregelung für die Waldorfschulen ersuchte, die für den Nationalsozialismus besonders wertvoll und nicht wie andere Privatschulen zu behandeln seien.(15)

    Schulte-Strathaus war überzeugt: „Die Ziele der Waldorf-Schulen decken sich in ihren Grundzügen mit den Forderungen des Führers für das Erziehungswesen. (…) Es müsste ein Weg gefunden werden, die in den Waldorf-Schulen aus deutschem Wesen erwachsene, planmäßig gegen materialistisches Denken und blossen Intellektualismus gerichtete Erziehungsart bei der Neugestaltung des Erziehungswesens für die Sicherung des geistigen und seelischen Gehalts im Nationalsozialismus nutzbar zu machen. Das würde nicht so schwierig sein, weil die Grundgedanken der Waldorf-Schulen der Idee des Nationalsozialismus viel näher stehen als es bei einem oberflächlichen Überblick erscheinen mag.“(16)

    Was sind die Grundgedanken der Waldorfschulen, die der Idee des Nationalsozialismus nahe standen?

    Die erste Waldorfschule wurde 1919 in Stuttgart vom Anthroposophen Emil Molt, Besitzer der „Waldorf-Astoria“-Zigarettenfabrik, als Betriebsschule gegründet. Molt beauftragte Rudolf Steiner mit der pädagogische Leitung der neuen „Waldorf“-Schule. Die Waldorfschule war für Rudolf Steiner (1861–1925) von Beginn an ein wirksames Instrument zur Verbreitung der von ihm begründeten esoterischen Weltanschauung Anthroposophie.

    Die Anthroposophie weist Parallelen zum völkischen Gedankengut auf. Im Mittelpunkt steht eine Mischung aus entschieden deutschbetonten Voraussetzungen und universalen Ansprüchen: grundlegend ist ein emphatischer Begriff des „deutschen Geistes“ bzw. „deutschen Wesens“ und der gegenwärtigen sowie künftigen „deutschen Weltmission“(17) – die Anthroposophie kann als eine extreme, esoterische Auslegung des auch von den Nazis verwendeten Schlagworts: „Am deutschen Wesen mag die Welt genesen“(18) angesehen werden.

    Zentral für die Anthroposophie ist auch Steiners esoterische Rassenlehre. Der amerikanische Historiker Peter Staudenmaier (siehe „Credits“) erläutert: „Ausgehend von Blavatskys(19) entwicklungstheoretischem Ansatz baute Steiner eine Evolutionslehre der Völker- und Rassengruppen auf, wonach die menschliche Seele durch aufeinanderfolgende Verkörperungen in immer »höheren« Rassen geistig wie leiblich fortschreitet. Diese Stufenleiter der Rassen steht im Mittelpunkt von Steiners esoterischem Verständnis der Gesamtentwicklung der Menschheit, vom Verhaftetsein in der Materie hin zur geistigen Vervollkommnung.”(20)

    Endpunkt und Ziel der „Menschheitsentwickelung“ ist für Steiner die „weisse Rasse“. Folgende Aussage Steiners hat programmatischen Charakter: „Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse.“(21)

    Steiner lehnte die Demokratie als Herrschaftsform ab, stattdessen sollten Hierarchie und Autorität „spirituell“ begründet sein.

    Schulte-Strathaus hebt in seinem Ersuch für die Waldorfschulen hervor, dass die Erziehung der Waldorfschulen „gegen materialistisches Denken und blossen Intellektualismus“ gerichtet sei. Schon das „25-Punkte-Programm“, das Parteiprogramm der NSDAP vom 24. Februar 1920, wendet sich gegen den vermeintlichen Feind „Materialismus“. In „Punkt 24“, wird dieser Feind als „jüdisch“ identifiziert: „(…) Sie [die NSDAP] bekämpft den jüdisch-materialistischen Geist in und außer uns (…)“

    Auch hier waren Rudolf Steiner, seine Anthroposophie – und damit die Waldorfschulen – an die NS-Ideologie anschlussfähig: „Für Steiner war das Judentum ein spiritueller wie evolutionärer Anachronismus; das jüdische Volk hätte sich schon längst auflösen sollen.“(22) So sagt Rudolf Steiner: „Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung des modernen Völkerlebens, und daß es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte, dessen Folgen nicht ausbleiben konnten. Wir meinen hier nicht die Formen der jüdischen Religion alleine, wir meinen vorzüglich den Geist des Judentums, die jüdische Denkweise.“(23)

    „In anthroposophischen Schriften wurden die Juden als Verkörperung von Materialismus, Intellektualismus, Egoismus, Rationalismus, Abstraktion, Zersetzung und Dekadenz dargestellt. Der Herausgeber der Zeitschrift »Anthroposophie« schrieb 1925: »Aber das Judentum wird heute täglich nervöser, auch geistig immer nervöser und aktiver; denn es fühlt sehr wohl, dass seine für die Weltlage unheilschwere Rolle ausgespielt ist und das Blatt sich zu wenden beginnt. (…) Das Judentum begräbt sich selbst als bestimmender Exponent der Zivilisation, der es viel zu lange gewesen ist. Zionismus und ähnliche Verstiegenheiten, an die kein vernünftiger Mensch glaubt, sind nur als Ausgeburten eines perniziösen Fieberzustandes zu verstehen, der sich aus allen Kräften gegen die andringende Vernichtung sträubt, ohne sie aufhalten zu können.«(24)

    Richard Karutz(25) erklärte 1929: »Der Jude im Menschen ist der Feind«, und verurteilte »den gruppengebundenen, engherzigen, vergangenheitsstarren, totem Begriffswissen und totem Stoffe opfernden, weltmachthungrigen Geist des Judentums, der eben in jedem Menschen steckt«(26).“(27)

    Dies ist nur eine kleine Auswahl an antisemitischen Positionen der Anthroposophie. Grundsätzliches stellte der italienische, auch noch im heutigen Deutschland verehrte Vorzeige-Anthroposoph Massimo Scaligero(28) (1906 – 1980) fest: Juden verkörpern „untermenschliche ahrimanische Kräfte“. „Ahriman“ steht in der Anthroposophie für „das Böse“, insbesondere ist Ahriman für den vernichtenden Einfluss des „Materialismus“ verantwortlich.

    Mit dem Flug des „Stellvertreter des Führers“ Rudolf Heß nach England am 10. Mai 1941 verlor die Anthroposophie einen ihrer wichtigsten nationalsozialistischen Förderer. In der Folge musste auch die „von Rudolf Heß gedeckte“(29) Waldorfschule Dresden als letzte damals noch existierende Waldorfschule 1941 ihren Betrieb einstellen.

    Bereits im November 1935 war die „Anthroposophische Gesellschaft“ von der Gestapo verboten worden, was aber wie oben ersichtlich keinesfalls ein Ende der erfolgreichen Zusammenarbeit von Anthroposophen mit nationalsozialistischen Organisationen bedeutete. Die Gründe für das Verbot waren vielfältig, ganz allgemein lässt sich feststellen, dass der anti-esoterische Flügel der NSDAP alle okkulten Gruppen, nicht nur die Anthroposophie, als staatsfeindlich einstufte.

    Einen spezifisch anthroposophischen Hauptgrund nennt Peter Staudenmaier: „(…) das »Deutschtum« [der Anthroposophie] (…), war ein Faktor, der besonders die anti-okkulte Interessengruppe in den Nazi-Geheimdiensten irritierte, die manchmal die Anthroposophie gerade wegen ihrer ostentativ germanozentrischen Ansprüche verurteilte.“(30)

    Wie wahnhaft das anthroposophische „Deutschtum“ war, wird beispielsweise im von der „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BPjM) als „zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend“ eingestuften Buch von Rudolf Steiner „Die Mission einzelner Volksseelen – im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie“ deutlich, der Titel ist Programm.

    Kontinuität bis in die Gegenwart: Atlantis und die Rassen

    „Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus, schrieb Karutz 1934, »gewinnt man auch die positive Einstellung zur Rasse wieder, die unter dem wissenschaftlichen Materialismus verlorengegangen war«(31): »Die nationalsozialistische Völker- und Rassenpolitik ist in der geistigen Wirklichkeit verankert.«(32)

    Um die Zusammengehörigkeit von anthroposophischer und nationalsozialistischer Rassenlehre zu dokumentieren, zitierte er Steiner und Hitler nebeneinander als Beweis, »dass sich hierin die auf Blut, Boden, Vererbung aufgebaute Weltanschauung des Dritten Deutschen Reiches und die Geisteswissenschaft nicht widersprechen«.(33)

    Karutz erklärte: »Der Nationalsozialismus ist, vielen unbewusst, tatsächlich eine geistige Bewegung, Rassenbildung und Rassenschichtung in Europa gehen tatsächlich bis in jene atlantischen Zeiten zurück, von denen Rudolf Steiner spricht.«(34)“(35)

    „Rassenbildung und Rassenschichtung in Europa gehen tatsächlich bis in jene atlantischen Zeiten zurück, von denen Rudolf Steiner spricht“ – und von denen auch noch in der Gegenwart „gesprochen“ wird, in Waldorfschulen, wenn „Atlantis“ und die darauf folgenden anthroposophischen „Kulturepochen“(36) unterrichtet werden. Die Kultusministerien und Schulaufsichten scheinen sich nicht dafür zu interessieren, wenn damit in Waldorfschulen Rassismus in „kindgerechter Form“ vermittelt wird – und die Eltern?

    O-Ton aus dem 45-minütigen TV-Feature des SWR, „Betrifft: Wie gut sind Waldorfschulen?“:

    „Mutter: »Also ich bin noch nie über irgendwelche Inhalte gestolpert, die mich irritiert hätten, ist mir nicht passiert.«

    SWR: »Aber uns. Als wir in Julias alten Epochenheften graben, finden wir ein Geschichtsheft, das doch tatsächlich mit der Beschreibung von Atlantis beginnt …«â€œ

    Credits: Die Darstellung der Geschichte der Anthroposophie im Verhältnis zum Nationalsozialismus ist eine Kurzzusammenfassung der Forschung von Peter Staudenmaier, seit August 2011 Professor für „Modern German History“ an der Marquette University. Haupt-Quelle ist Peter Staudenmaiers Beitrag: „Der deutsche Geist am Scheideweg: Anthroposophen in Auseinandersetzung mit völkischer Bewegung und Nationalsozialismus“, in: Uwe Puschner/Clemens Vollnhals (Hrsg.), „Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus. Eine Beziehungs- und Konfliktgeschichte“,Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2012. Die Darstellung wurde von Peter Staudenmaier durchgesehen.

    1 Vgl. z.B. Bund der Waldorfschulen, „Wesen und Aufgaben der Waldorfschulen“ vom 2.3.1935 (BArch, R 4901, Nr. 2519, Bl. 243).

    2 (ebd., Bl. 255)

    3 Peter Staudenmaier, „Der deutsche Geist am Scheideweg: Anthroposophen in Auseinandersetzung mit völkischer Bewegung und Nationalsozialismus“, in:

    Uwe Puschner/Clemens Vollnhals (Hrsg.), „Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus. Eine Beziehungs- und Konfliktgeschichte“,Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2012, Seite 482

    „Der deutsche Geist am Scheideweg: Anthroposophen in Auseinandersetzung mit völkischer Bewegung und Nationalsozialismus“ im folgenden abgekürzt als „Staudenmaier“

    4 Staudenmaier, Seite 481

    5 Staudenmaier, Seite 489. Weiter Staudenmaier: „Mit Bartsch und seinem Kollegen Franz Dreidax wurden zwei prominente Anthroposophen in den Führerrat der Gesellschaft aufgenommen. Anthroposophische Beiträge erschienen regelmäßig in der Zeitschrift »Leib und Leben« der Gesellschaft. Bartsch konnte 1937 zutreffend behaupten, »dass sich die führenden Männer der Demeter-Bewegung rückhaltlos mit ihren Kenntnissen und Erfahrungen dem nationalsozialistischen Deutschland zur Verfügung gestellt haben«.“

    6 Peter Staudenmaier, „Between occultism and fascism: Anthroposophy and the politics of race and nation in Germany and Italy, 1900-1945“, Dissertation, Cornell University, August 2010, Seite 230

    „Between occultism and fascism: Anthroposophy and the politics of race and nation in Germany and Italy, 1900-1945“ im folgenden abgekürzt als „Dissertation-Staudenmaier“

    7 Staudenmaier, Seite 489

    8 Dissertation-Staudenmaier, Seite 250: „Indeed the Third Reich can be seen as the time when biodynamic agriculture received its most significant levels of state support and achieved its most impressive status among high officials.“ Dazu die erläuternde Fussnote 257:

    „Retrospective anthroposophical accounts sometimes obliquely acknowledge this, noting for example the considerable increase in biodynamic production during the Nazi era. Wilhelm zur Linden, chairman of the »Verein zur Förderung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise« in Berlin and a close associate of Bartsch, claims that there were 2000 biodynamic farms and gardens in Germany by 1940 (zur Linden, »Blick durchs Prisma«, 247). Such figures are difficult to verify, but the annual reports of the »Reichsverband für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise« do indicate a steady rise in activity and confidence from 1933 onward. Other post-war anthroposophical claims can be confirmed through archival evidence, such as Demeter supplying the Rudolf Hess Hospital with biodynamic products; see the 1934 RVBDW »Geschäftsbericht«, BA R58/6197/1: 192. These achievements were not always attributed to cooperation between anthroposophists and Nazis; Werner, »Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus«, 362, quotes the head of Weleda crediting supernatural forces for preserving the enterprise intact throughout the entire Nazi period.“

    Vergleiche auch: Gunter Vogt, „Ökologischer Landbau im Dritten Reich“, in: „Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie“, Nr. 48, (2000), Seite 161-80

    9 Staudenmaier, Seite 484

    10 vergleiche Staudenmaier, Seite 485-86

    11 Im KZ-Dachau führte der ehemalige Waldorfschüler und SS-Arzt Sigmund Rascher geplant tödlich verlaufende Menschenversuche an KZ-Insassen durch. Die anthroposophische Firma „Weleda“ versorgte Rascher mit Materialien für seine Menschenversuche (vergleiche Dissertation-Staudenmaier, Seite 251).

    Folgendes mag die besondere Grausamkeit Raschers verdeutlichen (Zusammenfassung von Wikipedia): Rascher führte im KZ-Dachau u. a. „Unterkühlungsversuche“ durch. Für diese Versuche liess man Versuchspersonen nackt 9–14 Stunden bei Eiseskälte im Freien stehen, deren Körpertemperatur dabei auf 27 °C absank. Als der Winter sich dem Ende zuneigte, bat Rascher Himmler um Versetzung nach Auschwitz, da es dort kälter sei. Auch sei das Gelände größer, so dass dort weniger Aufsehen erregt werde. „Die Versuchspersonen brüllen, wenn sie frieren,“ schrieb Rascher …

    12 Staudenmaier, Seite 489-90

    13 Adolf Hitler: „(…) der deutsche Junge der Zukunft muß schlank und rank sein, flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl. Wir müssen einen neuen Menschen erziehen, auf daß unser Volk nicht an den Degenerationserscheinungen der Zeit zugrunde geht.“

    Adolf Hitler am 14. September 1935, „Der Parteitag der Freiheit vom 10. bis 16. September 1935“. Offizieller Bericht über den Verlauf des Reichsparteitages mit sämtlichen Kongressreden, München 1935, S. 183

    14 In Hamburg mussten beispielsweise 1939 alle Privatschulen ihre Tätigkeit einstellen, siehe:

    „Konsolidierung der nationalsozialistischen Schule 1933–1939“, aus: Uwe Schmidt „Hamburger Schulen im »Dritten Reich«â€œ, Seite 269f.:

    „Privatschulen hatten in Hamburg und seinen 1937 eingemeindeten Nachbarstädten und Nachbargemeinden eine lange Tradition. Bis zur Begründung eines staatlichen hamburgischen Schulwesens 1870 waren sie für Hamburg die Normalform von Schule, während im benachbarten Altona bereits seit 1823 neben einem privaten Schulwesen acht kommunal finanzierte Stadtschulen, »gehobene Volksschulen« mit sechs aufsteigenden Klassen, bestanden. Von den um 1870 in Altona noch bestehenden 54 Privatschulen wurden die letzten 1924 aus finanziellen Gründen geschlossen, wogegen in Hamburg die Zahl privat betriebener allgemeinbildender Schulen zwar kontinuierlich zurückging, Privatschulen aber bis 1939 weiterhin existierten. Von über 200 staatlich anerkannten Privatschulen einschließlich der Konfessionsschulen und der jüdischen Schulen waren bis etwa 1900 bereits 172 aus den verschiedensten Gründen eingegangen. In den Jahren 1936/37 stellten sechs, zu Ostern 1938 sechs weitere Privatschulen ihren Unterrichtsbetrieb ein. Damit war das hamburgische Privatschulwesen, das 1925 noch – ohne die katholischen Gemeindeschulen und die jüdischen Schulen – 42 allgemeinbildende Anstalten umfasst hatte, auf 18 zusammengeschmolzen, die 1939 ihre Tätigkeit einstellen mussten.“

    15 Schulte-Strathaus an Bernhard Rust vom 8.3.1935 (BArch, R 4901, Nr. 2519, Bl. 238–240)

    16 Schulte-Strathaus, Bericht an den Stellvertreter des Führers über die Waldorf-Schulen vom 14.5.1934 (BArch, R 4901, Nr. 2519, Bl. 43–45)

    17 freie Wiedergabe von Staudenmaier, Seite 474

    18 aus dem Gedicht „Deutschlands Beruf“, 1861, von Franz Emanuel August Geibel (1815 – 1884).

    19 Helena Petrovna Blavatsky (1831 – 1891), begründete die esoterische Weltanschauung „Theosophie“, deren rassistisches Konzept der „Wurzelrassen“ Rudolf Steiner übernahm und weiterentwickelte.

    20 Peter Staudenmaier im Interview: „Anthroposophie und Faschismus“, „Humanistischer Pressedienst“, Nr. 13507, 07.06.2012

    vergleiche zu Rudolf Steiners Rassismus auch die ausführlichen Zitate des Historikers Helmut Zander bei: Andreas Lichte, „Hitler, Steiner, Mussolini – Anthroposophie und Faschismus, gestern und heute“, „Ruhrbarone“, 24.2.2012

    21 Rudolf Steiner, „Vom Leben des Menschen und der Erde – Über das Wesen des Christentums“, GA 349, Dritter Vortrag, Dornach, 3. März 1923

    In diesem Vortrag wird die Wahnhaftigkeit von Steiners Rassismus deutlich, die Lektüre sei dringend empfohlen. Ein Beispiel, Zitat Rudolf Steiner:

    „So daß also ein Schwarzer in Afrika ein Mensch ist, der möglichst viel Wärme und Licht vom Weltenraum aufsaugt und in sich verarbeitet. Dadurch, daß er das tut, wirken über den ganzen Menschen hin die Kräfte des Weltenalls so. (Es wird gezeichnet.) Überall nimmt er Licht und Wärme auf, überall. Das verarbeitet er in sich selber. Da muß etwas da sein, was ihm hilft bei diesem Verarbeiten. Nun, sehen Sie, das, was ihm da hilft beim Verarbeiten, das ist namentlich sein Hinterhirn. Beim Neger ist daher das Hinterhirn besonders ausgebildet. Das geht durch das Rückenmark. Und das kann alles das, was da im Menschen ist an Licht und Wärme, verarbeiten. Daher ist beim Neger namentlich alles das, was mit dem Körper und mit dem Stoffwechsel zusammen hängt, lebhaft ausgebildet. Er hat, wie man sagt, ein starkes Triebleben, Instinktleben. Der Neger hat also ein starkes Triebleben. Und weil er eigentlich das Sonnige, Licht und Wärme, da an der Körperoberfläche in seiner Haut hat, geht sein ganzer Stoffwechsel so vor sich, wie wenn in seinem Innern von der Sonne selber gekocht würde. Daher kommt sein Triebleben. Im Neger wird da drinnen fortwährend richtig gekocht, und dasjenige, was dieses Feuer schürt, das ist das Hinterhirn.“

    22 Staudenmaier, Seite 487. Vergleiche Peter Staudenmaier, „Rudolf Steiner and the Jewish Question“. In: „Leo Baeck Institute Year Book, 50“ (2005), S. 127–147

    23 Rudolf Steiner, „Gesammelte Aufsätze zur Literatur“, GA 32, Seite 152f.

    24 Kurt Piper, „Martin Buber und das Chaos“. In: „Anthroposophie“ vom 22.2.1925, Seite 29–31, hier 30

    25 Richard Karutz (1867 – 1945): Arzt, „Völkerkundler“, Rassist – Anthroposoph. Eine beschönigende Biographie findet sich bei der anthroposophischen „Forschungsstelle Kulturimpuls“, vergleiche Fussnote 28

    26 Richard Karutz, „Von Goethe zur Völkerkunde der Zukunft“, Stuttgart 1929, Seite 57

    27 Staudenmaier, Seite 487

    28 eine ausführliche Darstellung des Anthroposophen und Faschisten Massimo Scaligero bei: Andreas Lichte, „Hitler, Steiner, Mussolini – Anthroposophie und Faschismus, gestern und heute“, „Ruhrbarone“, 24.2.2012

    Der Anthroposoph Uwe Werner war nicht bereit, eine Stellungnahme zur von der anthroposophischen „Forschungsstelle Kulturimpuls“ veröffentlichten Biographie Massimo Scaligeros abzugeben. In dieser Biographie wurde Scaligeros faschistischer und antisemitischer Hintergrund verschwiegen, vergleiche meinen e-mail-Austausch mit Uwe Werner.

    29 vergleiche: Helmut Zander, „Anthroposophie in Deutschland – Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945“, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2007, Seite 1380f.

    und allgemein: Achim Leschinsky, „Waldorfschulen im Nationalsozialismus“, in: „Neue Sammlung: Zeitschrift für Erziehung und Gesellschaft“, Nr. 23 (1983), Seite 255-78

    30 Peter Staudenmaier, bei: „waldorf-critics“, message 23563, Sat Mar 31, 2012 12:32 am

    31 Richard Karutz, „Rassenfragen“, Stuttgart 1934, Seite 38

    32 Ebd., Seite 32

    33 Ebd., Seite 63

    34 Richard Karutz, „Gesellschaftliches Leben. Vorlesungen über moralische Völkerkunde“, Stuttgart 1934, Seite 5

    35 Staudenmaier, Seite 487

    36 Nach anthroposophischer Geschichtsschreibung leben wir heute in der „Fünften nachatlantischen Kulturepoche“ (1413 – 3573 n. Chr.). An der Verwendung des Begriffs „nachatlantisch“ lässt sich die zentrale Bedeutung des anthroposophischen Atlantis-Mythos erkennen: Ohne Atlantis könnte es nach anthroposophischer Auffassung die Menschheit in ihrer heutigen Form gar nicht geben – Atlantis ist für die Anthroposophie eine historische Tatsache.

    hier der Artikel mit weiterführenden links: http://www.schiebener.net/wordpress/?p=19424

  39. @Rosa L.
    Die Nationalsozialisten als Zeugen dafür anzuführen(allerdings ohne Quellenangabe), dass Rudolf Steiner keiner von ihnen sei, weil der „Rassebegriff“ sich unterscheide, das ist schon eigen.

    Und was vermeintliche eigene Interessen angeht: Wer hat eigentlich ein Interesse, Menschen nach Rassen zu unterscheiden? Mich persönlich interessiert es nicht.

    @Schmid
    Das Verhältnis zwischen NS-System und den Anthroposophen ist keinesfalls so klar in Gut und Böse zu unterscheiden, wie der von Ihnen wiedergegebene Wikipedia-Text suggeriert.

    Bereits im Jahr 2000 schrieb die FAZ in einer Rezension, die Anthroposophen hätten sich nach 1945 kaum mit ihren eigenen Verhaltensweisen während der NS-Zeit auseinandergesetzt.
    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/2.1715/rezension-sachbuch-kraeutergaerten-und-feldfruechte-110715.html

    Eine kritische Distanz zu den Verstrickungen der Anthropophen während der NS-Zeit fehlt mir auch in einigen der hier veröffentlichten Kommentare.

  40. Wer sind denn bitte schön „Die Anthroposophen“? @Historix, geht es nicht vielmehr darum zu erkennen, dass sich während dieses menschenverachtenden Krieges Konstellationen gebildet haben, die man mit bloßem Menschenverstand heute gar nicht durchschauen kann.

    Diese Sicht wird mir persönlich immer mehr bewusst, wenn ich mir anschaue, mit wieviel Offenheit ich selbst auf Menschen zugehe, die ich gar nicht kenne, aber immer intuitiv zuerst einmal auf das Gute in diesem Menschen vertraue.

    So habe ich während meines Abijahres (1983) einem Mitschüler, der neben mir saß, dabei geholfen, seinen Durchschnitt zu verbessern, indem ich ihn abschreiben ließ. Erst kurz vor Schluss bemerkte ich, dass dieser Schüler ein echtes Nazischwein war. Ich sah zufällig seinen Gürtel, auf dem lauter Hakenkreuze gestanzt waren. Als ich das während einer Clausur sah, nahm ich meine Blätter, rannte raus und schrieb dort weiter.

    Allerdings war ich so schockiert, dass ich meine Clausur nicht beenden konnte und nur wenig Punkte erhielt. Diesen Mitschüler konnte ich damals nur noch verachtend ansehen, er wusste genau, was in mir vorging.

    Ich war wie gelähmt ihm gegenüber.Bin ich deswegen, weil ich ihm geholfen habe, das Abitur zu bestehen, ebenfalls ein Rechter? Nach Herrn Lichte, mit Verlaub! und den Schriften, die er hier ausstellt schon.

    Ich versuche mit diesem Beispiel aufzuzeigen, was ich einleitend andeutete: Die Verstrickungen, die Verwobenheit mit Menschen, mit denen man zusammen lebt und arbeitet, zu erkennen und mit einzubeziehen in sein eigenes Urteilsvermögen, das ist unendlich schwer, weil wir Menschen nur beschränkt wahrnehmungsfähig sind (siehe Gerald Hüther-Kapazitäten des Gehirns), solange das Schulsystem sich nicht ändert.Übrigens spricht Herr Hüther wunderbar auch über die besondere Wichtigkeit der Vermittlung von Mythen und Märchen im Kindes und Jugendalter..

    Bei mir war die persönliche Grenze erreicht,als ich den Gürtel sah. Vielleicht habe ich mit diesem Schüler auch vorher, bevor ich es wusste, ein gemeinsames Referat gehalten oder mit ihm eine Mahlzeit gekocht. Habe mit ihm im Chemieunterricht ein Heilmittel hergestellt oder beim Sportunterricht eine Akrobatikübung mit ihm gemacht.Bin ich desegen eine Rechtsradikale? Wichtig ist doch zu sehen, was in mir danach vorging. Ich war damals nicht in der Lage, mich diesem Menschen zu stellen, zog es vor, mich abzuwenden, aus Angst, dem Bösen zu begegnen.

    Vielleicht ist das überhaupt der Grund, weshalb ich hier auf diesen Artikel eingegangen bin und merke, dass man die Radikalität von Herrn Lichte nicht besänftigen kann, solange man mit Ihnen Herr Lichte, nicht in einen persönlichen Austausch kommt.

    Es geht hier um die Entwicklung, die Selbstentwicklung.

    Ich habe diesem Schüler nicht mehr in die Augen geschaut, ja, ich habe ihn gehasst und ich habe die Freunde, die mit ihm zusammen waren, plötzlich mit anderen Augen gesehen, aber erst, nachdem ich mit ihnen zusammen arbeitete, erst, nachdem ich erfuhr, von wo der Wind wehte. Diese Typen haben mich immer als den „Psychologen“ bezeichnet, weil ich mich für die Menschen interessierte und für das Leid in der Welt, auch für sie, weil ich es nicht verstand, dass sie am Wochenende Designer- Drogen reinschmissen und nichts für die Schule taten, sondern nur von anderen profitierten.Wo sie jetzt wohl sitzen, in welchen Machtpositionen? Sicher nicht in anthroposophischen Kreisen, dazu sind sie viel zu klein, zu substanzlos…Sie mochten mich,klar, ich ließ sie abschreiben… aber fanden meine Weltanschauungen lächerlich, nicht ernst zu nehmen. Dennoch brachte ich mich ein. Letztendlich waren das alles reiche, verwöhnte Jungs aus Nienstedten (Hamburg), die heimlich ihre Treffs hatten und naive Schüler, wie ich es war, ausnutzten. Ich war zwischen 16-19, also jung. Was ich nicht verloren habe ist die Hoffnung, dass Menschen das Gute in sich tragen, meine Offenheit hat sich nicht geändert.Was sich geändert hat ist, dass ich mit Andersdenkenden rede, es sei denn, sie werden unverschämt und verletzen ihre und meine Würde.

    Das, was im Nationalsozialismus geschah und auch heute noch geschieht, ohne, dass es allzu offensichtlich ist, ist so vielschichtig, dass ich mich schnell mit einem Menschen identifizieren kann, ohne wirklich zu wissen, was er im Schilde führt.Wichtig ist deshalb, seine Wahrnehmung zu schulen, was besonders gut geschieht, durch die Eurythmie. Es gibt Oberstufeneurythmielehrer, die mit den Schülern z.B. so etwas üben: Die eine Gruppe sind die Täter, die anderen die Opfer. Jede Gruppe verhält sich entsprechend.Die Täter töten, die Opfer werden getötet.(Todesfuge von Celan) Die Gruppen wechseln. Danach, vielleicht in der nächsten Stunde, wird über all das Erleben gesprochen. Was meinen Sie, Herr Lichte, wie sich die Schüler fühlen?

    Welche vielschichtigen Gefühle dabei nun herauskommen bei den Schülern, das wird intensiv nicht nur besprochen, sondern es werden andere , weitere Übungen gemacht, die letztlich zum Ziel haben, sowohl das Gute als auch das Böse in sich zu integrieren und mit dem bewussten Wahrnehmen dieser Gefühlsbereiche eine klare, verantwortliche Stellung zu beziehen.

    Eine sehr integrative, moderne Form des Unterrichts, der Schattenseiten und Lichtseiten in sich zum Vorschein bringt und mit Sicherheit bewirkt, dass die Oberstufenschüler ihr alltägliches Handeln bewusst wahrnehmen und versuchen, durch das Erkennen von Strukturen einen Weg zu finden, im Sinne der Würde und Liebe und im Sinne des Grundgesetzes zu handeln

    Leider habe ich dies in meiner Schulzeit nie gelernt.Ich habe nicht gelernt, all die menschlichen Phänomene kennen zu lernen und schon gar nicht, mich ihnen zu stellen.Ich habe lediglich gelernt, nicht ich selbst sein zu können, in dieser Welt. Ein Waldorfschüler, der gute Lehrer hatte, die ihm wirklich lebensnah dabei geholfen haben, gut auf dieser Erde zu stehen und gewissenhaft zu handeln, dieser Schüler wird in einem Schulbus, der voller Kinder ist, einen anderen, z.B. rothaarigen Schüler mit Sommersprossen helfen, der gerade von einer Gruppe von Halbstarken lächerlich gemacht wird-er wird eingreifen-sich zeigen-seine Individualität einbringen!Er wird dem Rothaarigen helfen, unbeschadet aus dem Bus zu kommen. Ist das ein gutes Ziel der Waldorfpädagogik?

  41. @Herr Fritz
    Geschickt ausgewichen. Sie schreiben, dass sich „während dieses menschenverachtenden Krieges Konstellationen gebildet haben, die man mit bloßem Menschenverstand heute gar nicht durchschauen kann“.

    Ein Persilschein par excellence. ‚Konstellationen haben sich gebildet‘, schön im Passiv formuliert. Die Akteure nennen Sie nicht. Und wenn diese Konstellationen mit dem bloßen Menschenverstand nicht zu durchschauen sind, dann ist sowieso alles Nachdenken und Diskutieren sinnlos.

    Folglich gehörte die Geschichtswissenschaft schleunigst abgeschafft und durch das Geschichten erzählen ersetzt. Das müsste doch in Ihrem Sinne sein?

  42. Herr Lichte,
    Ihre Kommentare gegenüber Frauen zeichnen sich immer wieder durch Respektlosigkeit und Arroganz aus. Das sagt schon Einiges über Sie…
    Wer ist denn Ihrer Meinung nach `AnthroposophIn`?? Und wer ist ein ´Sektenmitglied` und wer nicht? Ich konnte die `Anthro-Sekte` bisher nicht eindeutig identifizieren. Aber ich befürchte hierzulande (und auch woanders) ist die Gesellschaft von dieser Sekte unterwandert und wird unmerklich, schleichend vereinnahmt. Es ist von unschätzbarem Wert, dass Sie diese Aufklärungsarbeit leisten, denn viele wissen anscheinend nicht, was sie tun. Da gibt es wirklich Menschen aus allen Bevölkerungsschichten, mit unterschiedlichster politischer Ausrichtung, sei es rot, grün, gelb oder schwarz, mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit, von christlich über jüdisch bis muslimisch. Akademiker, Arbeiter als auch Hartz 4 Empfänger. Manche kaufen ihre Lebensmittel biologisch dynamisch, manche von Bioland, manche bei Lidl und Aldi. Manche gehen zum Heilpraktiker, andere zum Schulmediziner, einige lassen sich und ihre Kinder impfen, andere nicht. Es gibt so viele indoktrinierte, verführte Kinder ohne eigene Meinung, willenlos, sektiererisch, vollkommen ausgehöhlt und aufgesogen von dieser Sekte, die immer noch vorgibt keine zu sein. Es ist ihrem Engagement, ihrem unerbittlichem Kampf für Wahrheit und Aufklärung zu verdanken, dass Menschen, wie ich, nicht ganz und gar Opfer dieser rassistisch, esoterischen, versteinerten, ideologisch verblendeten Weltanschauungssekte werden. Wenn Sie jetzt noch Ihre `Frauen verachtende` und hetzerische Grundgesinnung überdenken oder sogar ablegen, bin ich (übrigens von der politisch Linken) voll und ganz Ihrer Meinung!

  43. Herr Lichte, Sie maßen sich nicht wirklich an, sämtliche „Konstellationen“ (was im übrigen von mir allgemein genannt war) zu kennen, bzw. alle Quellenangaben zu allen menschlichen Beziehungsgeflechten herausfinden zu können, die es gibt? Meine Güte! Hut ab! Was für ein Genie sind Sie -während meine Wenigkeit es im Grunde genommen gar nicht rechtfertig, in auch nur irgendeiner Form ernst genommen zu werden, nur, weil ich aus meinem eigenen Leben plaudere und auch daraus Rückschlüsse auf menschliches Verhalten zieh, was sich tausendfach bestätigt hat durch Kommunikation/ Austausch, zu dem Sie nicht wirklich bereit sind! Ich schließe nun meine Kommunikation mit Ihnen ab, da ich spätestens jetzt merke, dass es sinnlos ist, meine Zeit mit Ihren statements zu verbringen, ohne, dass Sie in irgendeiner Weise auch nur andeutend geschrieben haben darüber, wie Sie, Sie Herr Lichte „Schule“ anders machen.Ich wünsche ihnen, dass Sie bei Gesundheit bleiben, mit diesem Druck hält das ja wohl niemand ewig aus.

  44. „Ich will nicht verehrt, ich will verstanden werden!“

    So, 02 Dez 2012 | Von Peter Augustin

    Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse ist ein neues Buch von NNA-Autor Wolfgang G. Vögele zu Rudolf Steiner erschienen. Diesmal hat Vögele, dessen Band „Der andere Steiner“ bereits mehrere Auflagen erfahren hat und zum Standardwerk für den „Fremdblick“ seiner Zeitgenossen auf den Begründer der Anthroposophie avanciert ist, Anektoden rund um Steiner herausgegeben. Peter Augustin hat sich das Buch „Sie Mensch von einem Menschen! – Rudolf Steiner in Anektoden – für NNA angesehen.

    Basel (NNA) – Ein fast lächelnder Rudolf Steiner ist auf dem Cover des Büchleins abgebildet. Es ist eine der wenigen Fotografien, auf der Steiner nicht – typisch für seine Zeit – mit ernstem Gesicht dargestellt wird. Dreht man das Buch um, liest man ein kleines Bonmot, das Lust auf mehr macht: „Unterwegs am Dornacher Hügel hielt Steiner plötzlich – und erklärte seinem Begleiter: ‚Ich muss doch die Steinchen aus meinem Schuh heraustun, sonst hinkt morgen ganz Dornach‘“.

    Diese beiden ersten Eindrücke werden zumindest durch einen Teil des Buches bestätigt. Viele Anekdoten machen den Leser mit einem humorvollen, feinfühligen und selbstironischen Steiner bekannt, der über den anthroposophischen Habitus, vor allem aber auch über sich selbst lachen kann. Der Leser lernt einen begnadeten Witze-Erzähler kennen. Steiner stellt sich keineswegs als unfehlbar dar, gibt eigene Unzulänglichkeiten wie beispielsweise Zerstreutheit freimütig zu. In vielen Anekdoten wird er als „Macher“ erlebt, der nicht „abgehoben“ ist, sondern mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Köstlich und teilweise skurril sind die Schilderungen rund um das Thema Essen und Ernährung.

    Das Buch zeigt aber auch ein gerüttelt Maß an Verzweiflung bei dem Begründer der Anthroposophie. Diese Verzweiflung packt Steiner nicht etwa bei den vielen Anfeindungen von außen, sondern bei der Auseinandersetzung mit den Anthroposophen selbst. Manchmal rettet ihn sein Humor: „Was wollen Sie, ich muss doch auch mit diesen Leuten auskommen“, antwortet Steiner, als ein junger Anthroposoph sich scherzend über andere Mitglieder beklagt. An anderer Stelle wird es ernster. Ein Zeitgenosse schildert eine kritische Situation bei einer Versammlung. Ein Mitglied will die unangenehme Stille durchbrechen und stammelt, dass „der Herr Doktor“ doch von allen hochverehrt werde. „Da schoss schon Rudolf Steiner hoch und rief mit einer Stimme, die von Zorn, ja von Verzweiflung schwang: ‚Ich will nicht verehrt werden! Ich will verstanden werden!‘“.

    Der vorliegende Band trägt zu einem besseren Verständnis des Menschen Rudolf Steiner bei. Hilfreich dabei ist, dass die Anekdoten nicht chronologisch, sondern thematisch geordnet sind. Der Herausgeber hat in 180 Seiten Taschenbuch nicht nur die bereits aus anderen Quellen bekannten Geschichten versammelt, sondern präsentiert auch bisher Unveröffentlichtes. Damit ist Wolfgang Vögele sein Vorhaben auch gelungen. Denn Ziel der Anekdotensammlung ist es, neben die breit gewürdigte Lebensleistung Steiners und die Popularität der „angewandten“ Anthroposophie die Privatperson, den Menschen zu stellen. „Rudolf Steiner gehört nicht den Anthroposophen allein“, zitiert Vögele den Direktor des Wolfsburger Kunstmuseums Markus Brüderlin. Brüderlin ging bei der Eröffnung der großen Steiner-Ausstellungen aber noch weiter. Er sagte, dass er „Steiner vom Sockel herunterhelfen“ wolle. Diesem Zweck dient auch das Buch. Denn wenn etwas deutlich wird durch die Berichte der Augen- und Ohrenzeugen, dann ist es die Gewissheit, dass Steiner auf keinen Sockel gestellt werden wollte.

    END/nna/aug

    Wolfgang G.Vögele (Hrsg.), Sie Mensch von einem Menschen! Rudolf Steiner in Anekdoten, Futurum Verlag 2012.

    Bericht-Nr.: 121202-01DE Datum: 2. Dezember 2012

    © 2012 News Network Anthroposophy Limited (NNA). Alle Rechte vorbehalten.

  45. @ Rosa L.

    Ich habe Sie gar nicht „als Frau“ angesprochen – wie könnte ich?

    Sie schreiben unter Pseudonym, könnten genauso gut ein Mann sein …

  46. @ Rosa L.

    Sie schreiben: „Ich konnte die `Anthro-Sekte` bisher nicht eindeutig identifizieren.“

    Wenn man der Sekte Anthroposophie angehört – Zitat Prof. Hopmann, „mit Haut und Haaren“ angehört – dann erscheint einem die Sekte Anthroposophie wohl als normal, als das gewohnte, und man kann sie nicht mehr identifizieren:

    –

    “Man kann nicht nur ein ‘bisschen‘ Waldorf sein

    Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, über Waldorfschule, Rudolf Steiner und die Anthroposophie. Das Interview führte Andreas Lichte für die Ruhrbarone.

    (…)

    Lichte: Ein Werbeslogan der Waldorfschulen lautet: „Im Mittelpunkt der Mensch“. Im Standard sagen Sie über die anthroposophische Pädagogik: „Denen geht es um das Kind so wie es der Bank ums Geld geht.“

    Hopmann: Im Mittelpunkt steht bei denen der Mensch, wie Rudolf Steiner ihn sieht, also als Reinkarnation, als Mitglied einer Rasse, als Charaktertyp usw. Ziel ist es, den jeweiligen Menschen entsprechend den Steinerschen Lehren zu formen bzw. sein „Wesen“ zu entfalten. So wie bei anderen Sekten verbindet sich damit ein Totalitätsanspruch: Wir wollen dich mit Haut und Haaren, mit deiner ganzen Persönlichkeit vereinnahmen – nicht anders als eine Bank dein Geld will: Nicht um nett zu dir zu sein, sondern um an dir Geld zu verdienen. Bloß blöd, wenn man zu jenen Wesen zählt, denen laut Steiner Dahinsiechen oder Verkümmern vorausbestimmt ist. Denen geht es dann wie bei der Bank, wenn die Kreditwürdigkeit dahin ist.

    (…)

    zum vollständigen Interview mit Prof. Hopmann:http://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-„man-kann-nicht-nur-ein-»bisschen«-waldorf-sein“/

  47. @ Rosa L.

    warum antworten Sie nicht auf Kommentar 42 von „Historix“, Zitat:

    „@Rosa L.

    Die Nationalsozialisten als Zeugen dafür anzuführen(allerdings ohne Quellenangabe), dass Rudolf Steiner keiner von ihnen sei, weil der “Rassebegriff” sich unterscheide, das ist schon eigen.

    Und was vermeintliche eigene Interessen angeht: Wer hat eigentlich ein Interesse, Menschen nach Rassen zu unterscheiden? Mich persönlich interessiert es nicht.“

    1. Liebe Diskutanten und Diskutantinnen,

      ich schließe jetzt die Kommentare. @Historix hat kurz und knapp an einem Punkt dargelegt, wie sich die AnhängerInnen von Anthroposophie/Steiner/Waldorfschulen einem rationalen Diskurs entziehen. Bezeichnenderweise bleibt @Historix unwiderlegt bzw. niemand versuchte zu argumentieren. Quellen sind zu Genüge benannt.

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