Es gibt Traditionen, die sind vordergründig nicht zu erklären. In Hamburg schiebe ich meist die Lektüre der Süddeutschen beiseite und lese stattdessen die taz.
Am 27. Dezember erschien dort ein Interview mit Gregg Gillis alias Girl Talk. Der gute Mann hat nichts anderes gemacht als 372 Songs zusammen zu schnippeln, fuckelt also mehr oder weniger am Computer herum und produziert eine 71 Minuten lange Mp3-Datei, die er dann auch noch noch für umsonst im Internet zu Download anbietet.
InterviewerIn Meike Laaff rückt Herrn Gillies mit ihrer Eingangsfrage in die Nähe der rebellisch-süßen Illegalität: „Sie haben bei keiner einzigen die Erlaubnis eingeholt, sie zu benutzen. Wie kommt es, dass Sie noch nicht im Gefängnis sitzen?“
Lest das Interview und die Kommentare zum Artikel mal selber durch. Ich finde es interessant.
Wie es sich für einen technik-affinen Blogger gehört, habe ich mir das Dingens natürlich sofort auf die Platte geschmissen und höre es nun, während ich diese Zeilen schreibe, zum geschätzten siebten Male.
Der Kompott geht wie geschmiert ins Ohr, was daran liegt, dass die Stücke erstens alle sehr bekannt sind, zweitens Jahrzehnte umspannen und drittens wirklich geschickt zusammengestöppselt wurden.
Meine Meinung zur Legitimität des Sampelns:
Eher geht ein Kontrabass durch ein Nadelöhr, als dass die Musikindustrie dem Notebook-Pop-Musiker Gillis das Leben schwer macht.
Girl Talk macht doch mit seinen Häppchen richtig Appetit auf die richtigen Happen.
Mir sind jedenfalls beim Hören gleich ein paar Platten eingefallen, die ich mir in nächster Zeit (wieder) zulegen (kaufen) muss.
Soweit meine 5 Cent. Tiefschürfenderes mögen Berufenere sagen 😉
Ich höre jetzt die letzten zehn Minuten in Ruhe ohne Tastaturgeklapper und morgen zum achten Mal.