Im Wortlaut: Die aktuellen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts

Jeden Donnerstag erscheint auf der Website des Robert-Koch-Instituts (RKI) der wöchentliche Lagebericht zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19).

Aus der 32-seitigen PDF entnehme ich auf S. 4 folgenden Empfehlungen im Wortlaut:


Die aktuelle Entwicklung ist sehr besorgniserregend und es ist zu befürchten, dass es zu einer weiteren Zunahme schwerer Erkrankungen und Todesfälle kommen wird und die verfügbaren intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten überschritten werden. Um dies zu verhindern, sollten ab sofort von jedem Bürger und jeder Bürgerin möglichst alle anwendbaren Maßnahmen umgesetzt werden: die Kontaktreduktion, das Tragen von Masken, die Einhaltung des Mindestabstands und der AHA+L Regeln sowie das regelmäßige und gründliche Lüften von Innenräumen vor, während und nach dem Aufenthalt mehrerer Personen. Diese Empfehlungen gelten auch für Geimpfte und Genesene. Das RKI rät dringend dazu, größere Veranstaltungen möglichst abzusagen oder zu meiden, aber auch alle anderen nicht notwendigen Kontakte zu reduzieren. Sofern sie nicht gemieden werden können, sollte man unabhängig vom Impf- oder Genesenenstatus vorher einen Test machen und die Corona Warn App nutzen. Außerdem ist es unbedingt erforderlich, bei Symptomen einer neu auftretenden Atemwegserkrankung wie z.B. Schnupfen, Halsschmerzen oder Husten (ebenfalls unabhängig vom Impfstatus) zuhause zu bleiben, die Hausarztpraxis zu kontaktieren und dort einen PCR-Test durchführen zu lassen.

Das Robert Koch-Institut schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der nicht oder nur einmal geimpften Bevölkerung in Deutschland insgesamt als sehr hoch ein. Für vollständig Geimpfte wird die Gefährdung als moderat, aber aufgrund der steigenden Infektionszahlen ansteigend eingeschätzt.

Diese Einschätzung kann sich kurzfristig durch neue Erkenntnisse ändern. Die aktuelle Version der Risikobewertung findet sich unter https://www.rki.de/covid-19-risikobewertung.

Bei den hohen gegenwärtigen 7-Tage-Inzidenzen besteht eine zunehmende Wahrscheinlichkeit infektiöser Kontakte in allen Lebenssituationen. Daher wird dringend empfohlen, das Impfangebot gegen COVID-19 wahrzunehmen und hierbei auf einen vollständigen Impfschutz zu achten. Insbesondere die Möglichkeit der Auffrischimpfung (Boosterimpfung) sollte möglichst rasch von allen Personengruppen genutzt werden, für die die STIKO dies empfiehlt.

Auffallend ist, dass die Empfehlungen den Bereich Schulen und Arbeitswelt komplett ausblenden. Die Verantwortung bleibt somit beim Einzelnen. Hinweise an die Politik fehlen ebenfalls.

Eine kleine Bemerkung noch zur sogenannten AHA + L Regel, die ja ein Akronym für Abstand, Hygiene, Alltagsmaske und Lüften ist.

Alltagsmasken sollte man imho schleunigst vergessen und durch möglichst FFP2- oder sogar im Einzelfall FFP3-Masken ersetzen. Die blauen medizinischen Masken, die jetzt wieder überall auftauchen, bieten und geben nicht soviel Schutz und lassen bei den meisten Träger*innen mit lockerem Sitz viel Platz für die Verbreitung von Aerosolen.

Inwieweit man die Empfehlungen für sich umsetzen kann, hängt nicht allein vom Wollen, sondern auch von der Art des Arbeitsplatzes ab. Nicht jede/r hat beispielsweise das Privileg ins Home-Office gehen zu können oder beim Weg zur Arbeit dem Gedränge in Bus und Bahn auszuweichen.

Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19) von heute Abend

Screenshot Lagebericht RKI 9.10.2020. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.

Zusammenfassung der aktuellen Lage

  • Aktuell ist ein beschleunigter Anstieg der Übertragungen in der Bevölkerung in Deutschland zu beobachten. Daher wird dringend appelliert, dass sich die gesamte Bevölkerung für den Infektionsschutz engagiert.
  • Die Inzidenz der letzten 7 Tage ist deutschlandweit auf 22,2 Fällen pro 100.000 Einwohner angestiegen.
  • Die 7-Tage-Inzidenz liegt in den Bundesländern Berlin und Bremen sehr deutlich, in Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Hessen deutlich über dem bundesweiten Durchschnittswert.
  • In dem SK Berlin Neukölln überschritt die 7-Tage Inzidenz 100 Fälle/100.000 Einwohner. In 14 Kreisen lag die 7-Tage-Inzidenz zwischen 50-100 Fälle/100.000 Einwohner: SK Hamm, LK Cloppenburg, SK Rosenheim, SK Offenbach, SK Bremen, LK Vechta, SK Herne, SK Frankfurt am Main, LK Esslingen, LK Wesermarsch, SK Remscheid und in den SK Berliner Bezirken: Mitte, Tempelhof-Schöneberg und Friedrichshain-Kreuzberg. In weiteren 79 Kreisen lag die 7-Tage-Inzidenz über 25 Fällen/100.000 Einwohner.
  • Seit der Woche 36 steigt der Anteil der älteren Altersgruppen wieder an.
  • Es treten weiterhin bundesweit zahlreiche COVID-19-bedingte Ausbrüche in verschiedenen Settings auf. Fallhäufungen werden insbesondere beobachtet im Zusammenhang mit Feiern im Familien- und Freundeskreis sowie u.a. in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern, Einrichtungen für Asylbewerber und Geflüchtete, Gemeinschaftseinrichtungen, verschiedenen beruflichen Settings und im Rahmen religiöser Veranstaltungen sowie in Verbindung mit Reisen bzw. Reiserückkehrern, wobei der Anteil der Fälle mit Exposition im Ausland auf unter 10% gesunken ist.
  • Insgesamt wurden in Deutschland 314.660 laborbestätigte COVID-19-Fälle an das RKI übermittelt, darunter 9.589Todesfälle in Zusammenhang mit COVID-19-Erkrankungen.

Den kompletten Bericht (11 Seiten PDF) hier lesen.