Massenprodukt Kuhmilch: Versteckte Umweltkosten in Milliardenhöhe

Weidevieh bei Nordenau (archivfoto: zoom)

Essen, 21. September 2021. Die versteckten Umweltschäden der deutschen Milchproduktion belaufen sich auf 7 bis 11 Milliarden Euro jährlich. Das berechnete CORRECTIV aus den Ergebnissen einer noch nicht veröffentlichten Studie des Umweltbundesamtes, die das Recherchezentrum vorab einsehen konnte.

(Pressemitteilung Correctiv)

Die zentrale Erkenntnis der Studie mit dem Titel „Sichtbarmachung versteckter Umweltkosten der Landwirtschaft am Beispiel von Milchproduktionssystemen“: Der Preis für ein Kilo Rohmilch müsste fast doppelt so hoch wie der aktuelle Marktpreis sein. Die Umweltkosten allein betragen je nach Modell des landwirtschaftlichen Betriebs zwischen 21 und 34 Cent.

Knut Ehlers, Agrarwissenschaftler beim Umweltbundesamt, sagt: „Die versteckten Umweltkosten von Milch zahlen wir nicht an der Supermarktkasse, sondern sie übernimmt die Allgemeinheit und häufig wird erst zukünftigen Generationen die Rechnung vorgelegt werden – beispielsweise in Form eines verschärften Klimawandels oder dem Verlust an Artenvielfalt.“

CORRECTIV hat recherchiert, wie Kuhmilch zum Massenprodukt wurde. Die Milchindustrie hat jahrzehntelang mit Kampagnen geworben und lobbyiert, Landesregierungen haben EU-Millionen eingeworben, um Milch und Werbeprodukte an Schulen zu verteilen. Die Empfehlungen der größtenteils staatlich finanzierten Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) haben den Konsum tierischer Produkte befördert. Aber auch diese Institution ist nicht frei von Interessenkonflikten: In den DGE-Beiräten sitzen Vertreter der Milchindustrie, in Thüringen veranstaltet der Bonner Verein sogenannte „Milchparties“ an Schulen.

Auch in Brüssel kämpft die Lobby der Milchindustrie gegen EU-weite und verständliche Klimalabels auf den Produkten und gegen eine Mehrwertsteuer von 19 Prozent, die beispielsweise für Haferdrinks gilt. Auf Milch und Milchprodukte wird aktuell eine Mehrwertsteuer von 7 Prozent erhoben. Das Bundeslandwirtschaftsministerium unter Julia Klöckner (CDU) kann diese Bevorzugung nicht erklären – es handele sich um „unterschiedliche Produktgruppen mit unterschiedlichen Herstellungsprozessen“.

Die Recherche beschreibt die Ergebnisse der Studie des Umweltbundesamtes und zeigt die Verstrickungen der Politik mit der Milchindustrie auf: von der Schule über den Agrarausschuss im Bundestag bis nach Brüssel. 

Den Link zur vollständigen Recherche finden Sie hier:

https://correctiv.org/top-stories/2021/09/21/die-milchlobby-wie-unsere-milch-klima-und-umwelt-schadet/