Info- und Begegnungsabend der „Freunde der Völkerbegegnung“ – „Gutmenschen“ unter sich?

Bei der Info-Veranstaltung der „Freunde der Völkerbegegnung“ (FdV) am 5. April 2016 zur aktuellen Flüchtlingssituation in Meschede ging es sehr lebhaft zu. Die Atmosphäre war ausgesprochen angenehm und der „Pulverturm“ rappelvoll. So voll, dass die Stühle knapp wurden und der FdV-Vorstand, was die Teilnehmerzahl anbelangt, fast die Übersicht verlor.

Aufgaben der Malteser
Jan Uelkes und Thorsten Hense, die Teamleiter der zwei Flüchtlings-Notunterkünfte des Malteser Hilfsdienstes in Meschede, beantworteten in perfekter Team-Arbeit kompetent und gelassen sämtliche Fragen, egal ob es um ihren eigenen beruflichen Werdegang ging oder um eher abstrakte Zahlen und Fakten oder um die Aufgaben der Malteser als Betreiber der zwei Einrichtungen. Wichtig sei, Versorgung und Obdach zu gewährleisten, die Registrierung der Flüchtlinge in die Wege zu leiten und die Arbeit der Ehrenamtlichen zu koordinieren. Beide lobten die nicht nachlassende Hilfsbereitschaft der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die z.B. Deutschkurse und die Kleiderkammer organisieren.

Thorsten Hense und Jan Uelkes stellten sich auch den Sorgen einiger Anwohner und erläuterten beispielsweise, dass es sich bei den Bewohnern ihrer Einrichtungen nicht ausschließlich um junge Männer, sondern auch um Familien handele. Die Frage, warum so viele Männer ihre Frauen und Kinder allein lassen, um nach Deutschland zu kommen, erklärten sie mit den großen Gefahren, Risiken und hohen Kosten der Fluchtversuche. Junge, gesunde, allein reisende Männer hätten einfach bessere Chancen durchzukommen. Ihr Wunsch sei es aber in der Regel immer, legal und auf sicherem Wege ihre Familien nachzuholen.

Aufgaben der Stadtverwaltung
Uli Schulte von der Stadtverwaltung Meschede trug ebenfalls auf eine lockere und offene Art zur Versachlichung der „Flüchtlingsdebatte“ bei. Die Lage habe sich entspannt. Die Statistik der Stadt Meschede weise zur Zeit 308 Asylsuchende aus, davon 1/3 Kinder und Jugendliche, exklusive der rund 200 Flüchtlinge, die in den beiden von den Maltesern geführten Unterkünften im Haus Dortmund und in der Franz-Stahlmecke-Schule leben. Denn für die Bewohner der Notunterkünfte sei die Bezirksregierung auch in finanzieller Hinsicht zuständig und nicht die Stadt Meschede. Das wäre für Meschede ein großer Vorteil. Überwiegend handele es sich bei den Menschen in den städtischen Unterkünften um Geflüchtete aus Syrien, Irak, Iran und Eritrea im Alter von 18 Jahren bis 45 Jahren. 35 Prozent der Flüchtlinge seien Frauen.

Uli Schulte meinte, nicht alles laufe rund. Ein großes Problem für die Asylsuchenden seien die geringen Kapazitäten bei den Deutsch- und Integrationskursen und die fehlende Registrierung. Aufgrund noch nicht erfolgter Registrierung sei es ihnen nicht möglich, einen Asylantrag zu stellen. Das mache den Betroffenen Sorgen. Die Stadt hätte sich daher mit dem zuständigen BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) in Bielefeld in Verbindung gesetzt. Derzeit warte die Stadt auf den Termin beim BAMF. Uli Schulte bat in dem Zusammenhang auch um Verständnis für die Behörden. Die Entwicklung habe sie überrollt.

Resümee der FdV-Vorsitzenden
Nachdem sich die FdV-Vorsitzende Maria Hüser bei den drei Referenten bedankt hatte, trug sie noch selbst einige spannende Erlebnisse und Erfahrungen aus ihrer ehrenamtlichen Arbeit als Flüchtlingshelferin in Büren bei. Ihr Resümee könnte man so zusammenfassen: Helfen bringt Freude und Bereicherung!

Damals
Ein FdV-Mitglied hatte im Laufe der Diskussion an Irmgard Rode, die Vereinsgründerin der „Freunde der Völkerbegegnung“, erinnert. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges bis ins hohe Alter setzte sich die Pazifistin Irmgard Rode unermüdlich für benachteiligte Menschen ein, auch für viele Flüchtlinge und Migrantinnen und Migranten, 1946 für Vertriebene aus dem Osten, später für Kinder aus Migranten-Familien.

Heute
Seit einigen Monaten ist das Thema „Flüchtlinge“ in den Medien und in Diskussionen omnipräsent. Es polarisiert und teilt viele Bürgerinnen und Bürger und die Politik offenbar in mindestens zwei Lager. Auf der einen Seite sind die, die Verständnis und Empathie für Geflüchtete haben, auf der anderen die, die den „Zuzug“ kritisch sehen und sich Sorgen machen. „Asylkritiker“ prägten den Begriff „Gutmensch“. Er avancierte prompt zum Unwort des Jahres 2015.

Und der Schluss
Ob Irmgard Rode nach Meinung von „Asylkritikern“ ein „Gutmensch“ war, wissen wir nicht. Und wenn, dann hätte sie sich deswegen sicher nicht die geringsten Sorgen gemacht!