Die Abonnementszahlen der Westfalenpost im Briloner und Mescheder Raum folgen auch im ersten Quartal 2022 ihrem jahrelangen Trend nach unten. (*)
Im letzten Jahr haben die Tageszeitungen der Funkemediengruppe über fünf Prozent Abonnements verloren, die Druckauflage sank sogar um über sechs Prozent (siehe Screenshot oben).
Über zwei Jahre betragen die Verluste 10,16 (Abos) bzw. 13,99 (Druck) Prozent.
Bei Ausweitung des Vergleichszeitraums auf drei Jahre (1/19 – 1/22) stehen -14,96% bzw. -20,21% zu Buche.
Die Briloner und Mescheder Zahlen sind keine Ausreißer oder Besonderheiten. Arnsberg verlor im letzten Jahr 4,64% Abos und 5,74% Druckauflage. In ganz NRW betrugen die Verluste für die Funke Tageszeitungen 5,55% bzw. 5,60%
Über drei Jahre hat FUNKE Medien NRW ( WAZ+NRZ+WP+WR+IKZ (Mo-Sa)) 16,25% Abos bzw. 19,27% Druckauflage verloren.
Es sieht also weiterhin nicht gut aus in unserer Lokalzeitungslandschaft, und noch weniger gut sieht es für die Leser:innen aus.
Während die Auflagen sinken, ziehen die Tageszeitungen ihre Bezahlschranken immer höher, während gleichzeitig die Clickbait-Überschriften im Digitalangebot der Funkemedien immer schamloser werden.
Was bleibt an Informationsquellen?
Reklamezeitungen, die nichts kosten, von Werbung aufgebläht mindestens einmal die Woche den Briefkasten verstopfen und der Westfalenpost die Todesanzeigen abzugraben scheinen.
Mitteilungsblätter aus den Rathäusern, gewiss nicht kritisch gegenüber der Politik.
Dudelfunk und ab und zu etwas meist Unkritisches aus dem WDR-Lokalstudio Siegen.
Gespräche über den Gartenzaun, kurz Klatsch & Tratsch, sowie der wöchentliche Stammtisch.
Irgendwas bei Facebook, Discord, Twitch, Instagram, TiKTok, Twitter …
Gerüchte, Hören & Sagen.
Gleichzeitig scheinen sich die Krisen wie die Kaninchen zu vermehren: Klimakatastrophe, Krieg und Pandemie, soziale Ungleicheit und Zerbröseln der öffentlichen Infrastruktur. Ich habe bestimmt etwas vergessen.
Falschmeldungen, Fake-Institute, Lobbygruppen nehmen schon lange Einfluss auf unser Denken und unsere Diskussionen.
Wir bräuchten angesichts der Herausforderungen (Energiewende, Verkehrswende, soziale Gerechtigkeit, Frieden) nicht ein, sondern zwei oder drei gute Lokalmedien, die sich Konkurrenz machen und sich zu Höchstleistungen anspornen.
Das, was das Team von Böhmermann wöchentlich an Recherche abliefert, müsste täglicher lokaler Standard werden.
Wie kann es gehen? Gemeinnütziger Lokaljounalismus? Kann das funktionieren? Wer soll das bezahlen? Wie würde Unabhängigkeit und Qualität gesichert, statt Grabenkämpfe und Kampf um die (Geld)Töpfe?
Nachdenken …
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(*) Die Zahlen sind dem Quartalsbericht der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. (IVW) entnommen: https://www.ivw.de/aw/print/qa