Gelesen: Yes, we Gauck!?

„Joachim Gauck ist nicht irgendwer, kein Deus ex machina, kein unbeschriebenes Blatt. Als erster und prägender Chef der nach ihm salopp als „Gauck-Behörde“ bezeichneten mehrtausendköpfigen Bundesdienststelle wurde er zu einer Symbolfigur deutscher Geschichtspolitik. Er steht für eine „Vergangenheitsbewältigung“ spezifischer Prägung, sozusagen die vergangenheitspolitische Wende in Deutschland. Deren Zentrum bildet die Denkfigur von den „zwei Diktaturen“, welche die Bundesrepublik nach dem Untergang der DDR zu bewältigen habe. Die wie selbstverständlich daherkommende Formel hat es in sich.

Inwiefern, das verdeutlicht in seltener Klarheit ein Gespräch, das „Blätter“-Mitherausgeber Günter Gaus 1991 im Rahmen seiner legendären „Porträt“-Serie mit dem damals gerade ein Jahr amtierenden „Bundesbeauftragten“ führte.[1] Nicht nur aus Anlass der Präsidentschaftskandidatur Joachim Gaucks verdient es dieses – vor offen zutage tretenden und mehr noch untergründigen Spannungen geradezu knisternde – Gespräch, dem Vergessen entrissen zu werden. …“ Alles lesen in den Blättern für deutsche und internationale Politik

[1] Ein Gespräch zwischen Günter Gaus und Joachim Gauck vom 25. November 1991. Abgedruckt in: Neue Porträts in Frage und Antwort: Günter Gaus im Gespräch, Berlin 1992, S. 191-214, hier S. 206-211; zur geschichtspolitischen Konstellation der Zeit vgl. auch Karl D. Bredthauer, Geschichtswäsche? In: „Blätter“, 2/1992, S. 137-142.