Fröhliche Weihnacht überall? Der Schatten unter dem Weihnachtsbaum

„Quelle: WikiLeaks“ geben Sönke Neitzel und Harald Welzer in ihrem Buch „Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben“ (Frankfurt am Main 2012) zu diesem Bild auf S. 396 an.

Es gibt Sätze, die ich nie vergesse. Einer dieser Sätze ist die Überschrift eines Zeitungsartikels vom 18.11.1959 in der „Westfalenpost“: „Der Schatten eines Toten [1] saß mit auf der Anklagebank. Lebenslanges Zuchthaus im zweiten Fremdarbeiter-Prozeß“, nannte Werner Diederichs seinen Artikel zum Prozeß in Hagen [2]. Dieses Jahr liegt über meinem geliebten Weihnachten der Schatten eines (noch) Lebenden.

(Artikel als PDF: Der Schatten unter dem Weihnachtsbaum – Free Assange)

Im Internet kann man sich den Film „die story: Jagd auf Edward Snowden“ von John Goetz und Poul-Erik Heilbuth [3] ansehen, der in der ARD am 23.3.2015 gesendet wurde. In diesem Film sieht man Julian Assange, wie er Edward Snowden hilft, 2013 aus Hongkong herauszukommen. Wir haben ihm also sehr viel zu verdanken, und ich hoffe, daß möglichst viele die Petition von amnesty international für Julian Assange [4] inzwischen unterschrieben haben.

„In der nun folgenden Geschichte geht es um diesen Australier, Sex in Schweden, eine Botschaft in London, einen US-Hubschrauber im Irak und eine Menge überraschender Wendungen. Klingt erst ’mal lustig, ist es aber ganz und gar nicht, im Gegenteil:

Es beginnt 2010, als auf der Enthüllungsplattform Wikileaks dieses Video erscheint: Ein US-Hubschrauber feuert im Irak auf Menschen, zwei davon sind Journalisten. In diesem Bus sitzen Kinder. Am Ende sind mindestens zwölf Menschen tot und die Hubschrauberbesatzung feiert die eigene Treffsicherheit.

Bald nach der Veröffentlichung beginnen die Ermittlungen, allerdings – überraschende Wendung 1 – nicht gegen die Hubschrauberbesatzung, sondern gegen Julian Assange, Chef/ Boss von Wikileaks. Und auch nicht in den USA, sondern – überraschende Wendung 2 – in Schweden. Der Vorwurf: Vergewaltigung – was die dritte Überraschung ist, denn das angebliche Opfer hat nie von Vergewaltigung gesprochen.

Assange wird von der Staatsanwaltschaft wochenlang nicht befragt. Als er aber nach Berlin weiterreist, wird – überraschende Wendung Nummer 4 – Haftbefehl erlassen. In London wird Assange unter Hausarrest gestellt, aber aus Schweden kommt niemand vorbei, neun Jahre lang.

2012 flieht Assange aus Angst vor einer Auslieferung an die USA in die Botschaft Ecuadors. Dort wird er überwacht, heimlich gefilmt, immer weiter isoliert.

2019 stellt Schweden das Verfahren ein. Dafür – überraschende Wendung 5 – holen nun die Briten Assenge aus der Botschaft. Vorwurf: Verletzung der Kautionsauflagen. Statt zu der üblichen Geldstrafe wird Assange – überraschende Wendung 6 – zu 50 Wochen im Hochsicherheitsgefängnis verurteilt.

Er ist inzwischen psychisch und körperlich so am Ende, „daß es auch das Leben kosten könnte. Das ist keine Übertreibung. Psychologische Folter ist nicht ,Folter light’.“ Dieser Mann hier ist übrigens der Folter-Beauftragte der Vereinten Nationen.

Aktuell geht es in London vor Gericht darum, ob Assange an die USA ausgeliefert wird. Dort drohen ihm 175 Jahre Haft. Von der Hubschrauberbesetzung stand bislang niemand vor Gericht.

Und wozu das Alles? Der Folterbeauftragte hat da so eine Ahnung: ,Der Zweck ist, ein Exempel zu statuieren, um die Öffentlichkeit und vor allem die Medien abzuschrecken.’

Einen Menschen ruinieren, um Journalisten und Journalistinnen einzuschüchtern. Wie gesagt: Die Geschichte ist nicht komisch. Dafür hat sie aber ein ganz einfaches Fazit: FREE ASSANGE!“

So hieß es in „Der satirische Jahresrückblich 2020“ von Werner Doyé und Andreas Wiemers; das Video ist bis zum 19.12.2021 im Internet verfügbar [5]. Begleittext: „2020 zeigt: Auch kleine Sachen können groß herauskommen – zum Beispiel das kleine Arschloch Coronavirus. Es stellen sich wichtige Fragen: Wann wird Verkehrsminister Andreas Scheuer unter Quarantäne gestellt? Hält Ex-Kanzler Gerhard Schröder den Mindestabstand zu seinem Freund Wladimir Putin ein? Und wie reagiert Finanzminister Scholz, wenn ihm Christian Lindner die FDP zum Kauf anbietet?

Die Frontal21-Satireautoren Werner Doyé und Andreas Wiemers zeigen die Höhepunkte menschlichen Zusammenlebens 2020, mit eindrucksvollen Bildern und in verständlicher Form. Für die Satire-Serie ,Toll!’, ihren ,Satirischen Jahresrückblick’ und andere Satire-Formate waren sie bereits sechsmal für den Adolf-Grimme-Preis nominiert. Bekommen haben sie ihn noch nie.“

„2020 zeigt: Auch kleine Sachen können groß herauskommen – zum Beispiel das kleine Arschloch Coronavirus.“ Gott gebe, daß auch große Menschen herauskommen! Es stellen sich wichtige Fragen …

Nous sommes Charlie!
Wir sind alle Hrant Dink!
Nous sommes Olof Palme!
Wir sind alle Julian Assange!
FREE ASSANGE!

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Anmerkungen:

[1] „Vom wundersamen Auftauchen eines Generals und eines Generalrichters“ auf www.hpgrumpe.de/ns_verbrechen_an_zwangsarbeitern_suttrop,_warstein,_meschede/177_Vom_wundersamen_Auftauchen_eines_Generals_und_eines_Generalrichters.pdf

[2] Vollständige Abschrift in „Narrativ 7: Dr. Kammler als ,die eigentliche Schlüsselfigur’“ auf https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2018/10/114.-Narrativ-7.-Dr.Kammler-als-die-eigentliche-Schl%C3%BCsselfigur.pdf

[3] https://www.youtube.com/watch?v=ymKcefjlwhQ

[4] http://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Links/NTK-20200226Petition-f-Julian-Assange.pdf

[5] https://www.zdf.de/politik/frontal-21/der-satirische-jahresrueckblick-2020-vom-19-dezember-2020-100.html

4 Gedanken zu „Fröhliche Weihnacht überall? Der Schatten unter dem Weihnachtsbaum“

  1. falls jemand einen Satz mit „nous sommes“ braucht:

    „je me revolte, donc nous sommes“

  2. Da ist just am Weihnachten ein neuer „Wisthleblower“ auf die Welt gekommen – Edward Snowden (inzwischen 37) ist Vater geworden. Kurz vor Weihnachten hab ich seine Geschichte „Permanent Record“ gelesen. Sehr, sehr aufschlussreich.
    An Julian Assange kann man gut sehen, wozu sie in der Lage sind… Ich sehe noch Hillary Clinton vor mir, als Außenministerin unter Friedensnobelpreisträger Barack Obama – blanker Hass. Sie wollte Snowden für, weiß ich nicht, diese absurden 25 mal lebenslänglich oder doch eher die Spritze, in Amerika haben.
    Glückwunsch zum neuen Erdenbürger Snowden und viel Glück in Russland!
    Ich hab unterschrieben für Assange – aber können sie riskieren ihn raus zu lassen ?!

    1. Das Snowden-Buch hatte ich vor längerer Zeit ebenfalls gelesen. Mein Eindruck: authentisch und sehr interessant.

  3. In Österreich haben sie heute die offenen Ski-Arenen geschlossen, wegen des großen Menschen-Aufkommens und sogar die Rodelhänge. Auf Twitter wurde kommentiert: „Endlich wieder Ischg’l…“ Zur Erinnerung: der Skizirkus in Ischg’l hat im Februar/März halb Europa mit Corona infiziert. Es sind nachweislich 27 deutsche Skitouristen daran gestorben. Von einem erfuhr man aus dem „Spiegel“, dass sein Witwe eine Beileidskarte vom Seilbahnen-/Touristikchef bekommen hat.
    Interessant auch, dass die britischen Skitouristen, die eigentlich in Quarantäne sein sollten, über Nacht verschwunden sind. Höchstwahrscheinlich um andere mit dem mutierten Corona-Virus anzustecken. Überhaupt die Mutationen Covid 2 bis 100 …? Wer soll da mit Impfstoff kreieren und produzieren nachkommen?

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