Freitag: raus aus der linksliberalen Kuschelecke!?

Der Freitag: hausbacken links?
Der Freitag: hausbacken links?

Jakob Augstein will die Berliner Wochenzeitung “Freitag” runderneuern


… Im Mai hat der Journalist das Wochenblatt übernommen. Es wäre übertrieben zu behaupten, dass Augstein mit der Zeitung seither schon viele Mitglieder seiner Zielgruppe erreicht. Die Auflage des “Freitag” liegt nach wie vor bei 12 000 verkauften Exemplaren. Seine Leser sind eher ältere Angehörige des linksliberalen Bürgertums. Zuletzt war der Titel ein Nischenblatt, das im Zweifel ziemlich weit links stand. “Der ,Freitag’ war manchmal ganz schön weit draußen”, sagt Augstein. “Jetzt kreuzt er wieder in Sichtweite der Küste.”
Um eine Zeitung wie den “Freitag” umzupositionieren, braucht man Zeit. Augstein will zurück zu den Anfängen des Blatts, das 1990 aus der Fusion des Ost-Berliner “Sonntag” und der westdeutschen “Volkszeitung” entstand. “Damals unter dem Herausgeber Günter Gaus war der ,Freitag’ das Diskussionsforum der Linksliberalen im zusammenwachsenden Deutschland”, sagt der 41-Jährige. Danach habe das Blatt diesen Weg verlassen. Nun will Augstein “an diese Tradition wieder anknüpfen” … weiter bei Welt Online

Jakob Augstein hat sich in der letzten Ausgabe(PDF) an seine Leserinnen und Leser gewandt(Screenshot von mir hinzugefügt):

Liebe Leserinnen und Leser,
auf unserer Startseite freitag.de findet sich neuerdings eine Layer-Anzeige. Diesen Ausdruck kannte ich bis vor kurzem nicht. Es handelt sich um eine Anzeige, die vor der Seite liegt, auf die man eigentlich zugreifen will.

Werbung auf freitag.de
Layer-Werbung auf freitag.de

Abgesehen davon, dass wir mit einer solchen Anzeige Geld verdienen, das wir in den Aus- und Aufbau des Freitag stecken, findet sich da noch ein praktischer Hinweis: Eine rückwärts laufende Uhr, die jetzt gerade 29 Tage, 06 Stunden, 58 Minuten und, Moment, zehn Sekunden zeigt.

Wenn Sie das mal nach vorne rechnen, landen Sie beim 5. Februar. Dem Datum, an dem der Freitag in neuer Optik erscheint – Print wie Online. Sie wissen, dass wir vor der Herausforderung stehen, neue Leser zu gewinnen, ohne die Identität des Blattes zu gefährden und ohne die bisherigen Leser heimatlos zu machen. Ich will das nicht kleinreden: Das ist keine leichte Sache. Denn Zeitungsleser reagieren – zu Recht – äußerst empfindlich auf Veränderungen. Wir werden den Freitag in einem neuen Layout vorstellen. Und mit einem erweiterten Umfang. Aber in unveränderter inhaltlicher Ausrichtung. Layoutfragen allerdings sind Fragen des Geschmacks und des Handwerks. Sie eignen sich für demokratische Abstimmungsprozesse sehr schlecht: Ein Design wird nicht besser, je mehr Leute darüber streiten. Unsere Art-Direktion, von der ich sehr viel halte, hat einen eindrucksvollen Weg gefunden, den wir Ihnen zeigen werden. Wir hoffen, dass alle Leser, die jetzigen und die künftigen, das neue Layout ebenso ansprechend finden, wie wir selbst – und dass sie alle mit uns der Ansicht sind, dass das Layout dem Inhalt dienen möge und nicht umgekehrt, dass Text und Inhalt im Vordergund stehen. Wir werden Ihnen rechtzeitig auch einige inhaltliche Erweiterungen vorstellen, die wir planen. Erweiterungen. Keine Veränderungen. Ein Leser hat uns geschrieben: »Daher käme dem Freitag eine bedeutsamere Funktion für die politische Kultur der Bundesrepublik zu, als ein attraktiver publizistischer Ort in der Öffentlichkeit der demokratischen Linken. Was der kurzatmige Tagesjournalismus im Internet künftig gerade nicht leisten kann, sollte der Freitag pflegen: Nicht am Rauschen der sich täglich verflüchtigenden Informationen teilzunehmen, sondern an nachhaltigeren Sichtöffnungen, sensiblen kulturellen Berichten und an der reflexiven Durchdringung der grundsätzlichen politischen Entwicklungen unserer Welt zu arbeiten.« Und ich sehe das ganz genauso. Es ist präzise beschrieben unser publizistisches Ziel. Ob wir dem gerecht werden, das werden Sie bewerten. Sie können uns schreiben, im Internet werden Sie ab Februar auch noch mehr tun können als nur das. Sie werden teilnehmen können. Wenn Sie wollen. Die Redaktion des Freitag würde sich darüber freuen.
Ihr Jakob Augstein

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