„Das Magere, das man über sie weiß“ (Westfalenpost, 4. November 2020)
Drei Grabsteine und die Eintragungen 12-14 im Sterbebuch Bigge von 1950

Gedenkstein, Kranz und Licht auf dem Gräberfeld der sowjetischen Zwangsarbeiter in Siedlinghausen. (foto: zoom)

Auf dem Friedhof in Siedlinghausen liegen 30 Bürger der Sowjetunion: die ersten fünf aus dem „Lager Krämer & Co. in Siedlinghausen, die noch auf dem Katholischen Friedhof begraben wurden, und die weiteren 24 aus den Lagern der Firmen Krämer & Co. und Josef Hüttemann in Bigge, die ab November 1941 auf dem Viehfriedhof „Am Röbbecken“ „verschwanden“ – und der eine vom „April 1945“, der 1965 zu ihnen gelegt wurde, „umgebettet“ „aus Madfeld (inmitten der Feldflur)“.

(Die komplette Recherche samt Anmerkungen und Quellenverweisen hier lesen.)

30 Tote, 30 Grabsteine –und nur auf zweien stehen Vor-und Zuname sowie Geburts-und Sterbedatum.

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Am 4. November 2020 erschien in der „Westfalenpost“ der Artikel „Zweiter Weltkrieg. Winterberg: Erinnerung an grausame Zeiten“ von Stefanie Bald. Unter einem Photo mit einem aufrecht stehenden Grabstein in Form eines Kreuzes mit der Aufschrift „In perpetuam memoriam 1939-1945“ steht: „Seit der Umgestaltung 2016 steht auf dem kleinen Gräberfeld der deutschen Gefallenen auch dieser Gedenkstein.“

Und im Artikel lese ich, daß auf dem Friedhof „30 tote sowjetische Kriegsgefangene und 19 deutsche Gefallene“ liegen. … „Alle, die dort liegen, kamen irgendwo im Umkreis von Siedlinghausen zu Tode. Durch Kämpfe, Krankheiten oder aus anderen Gründen. So sollen in dem Steinbruch, in dem die sowjetischen Gefangenen arbeiten mussten, grausame Zustände geherrscht haben.

Auf beiden Grabfeldern liegen überwiegend junge Burschen, manche erst in den 1920ern geboren. Auf den Grabsteinen steht das Magere, was man über sie weiß: Mal ein kompletter Name, mal nur ein Nachname, ein Todes-oder Geburtsdatum, manchmal auch nur ,Unbekannt’ und nichts weiter.“ [Hervorhebungen, durch die Autorin]

Das „Magere, was man über sie weiß“. Durch die Sterbeurkunden wissen wir jetzt schon einmal, daß die sowjetischen Kriegsgefangenen nicht alle im Steinbruch Krämer in Siedlinghausen Zwangsarbeiter waren, sondern auch bei Josef Hüttemann in Bigge.

  • Nr. 12. … Der russische KriegsgefangeneAlex Bobkow, Kriegsgefangener Nr. 62750, … ist am 17. November 1942in Bigge im Kriegsgefangenenlager der Firma Josef Hüttemann verstorben … Todesursache: unbekannt“
  • „Nr. 13… Der russische Kriegsgefangene Palw Hawri, Kriegsgefangenen Nr. 55165, …ist am 19. Dezember 1942 in Bigge im Kriegsgefangenenlager der Firma Josef Hüttemann verstorben. … Todesursache: unbekannt“
  • „Nr. 14… Der russische Kriegsgefangene Tschuwoelltschow, Kriegsgefangenen Nr. 73611, … ist am 24. Dezember 1942 in Bigge im Kriegsgefangenenlager der Firma Josef Hüttemann verstorben. … Todesursache: unbekannt“

Alle drei „Eingetragen auf schriftliche Anzeige der Gemeindebehörde in Bigge … am 14. Februar 1950“.

Und so sieht diese Liste des Arbeitsamtes Meschede-Brilon über „Fremdarbeiterlager und sanitäre Betreuung von Fremdarbeitern während des Krieges“ vom Oktober 1948 heute für mich anders aus als „damals“, als ich anfing, nach den Toten auf dem „Franzosenfriedhof“ in Meschede zu suchen:

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