Hola a todos,
Also, ich bin gut angekommen, na ja, irgendwie immer noch im Gefühl anzukommen (vielleicht bleibt das auch so).
Die Arbeit und das Drumherum
Die ersten Arbeitstage liefen eher unstrukturiert ab. Nach fast drei Wochen habe ich immer noch nicht meinen Arbeitsvertrag unterschrieben, dafür aber bereits meinen ersten Gehaltsscheck bekommen. Tja, und wer glaubt, daß Behörden etwas typisch Deutsches seien, soll mal nach Mexiko kommen.
Letzte Woche drückte mir Julio* eine Broschüre in die Hand und meinte, ich müsse da noch so ein paar Dinge erledigen. Auch nach mehrmaligen Lesen (und die Broschüre ist auf deutsch), weiß ich immer noch nicht, was ich genau machen und bei wem ich mich melden muß. Dafür gibt es einige lebensparktische Tips: so muß ich mich bei einem Krankenhaus melden (bei welchem erfahre ich erst, wenn ich meine Sozialversicherungsnummer erhalten habe; nur woher die kommen soll, weiß ich auch noch nicht, aber ich soll mich laut Broschüre selbst darum kümmern), das dann für mich zuständig sei. Bei diesem Krankenhaus soll ich mich zwischen 8.00 und 18.00 Uhr melden. Die Broschüre rät mir, um 13.30 dorthin zu gehen und ausreichend Lesestoff mitzunehmen, da man ewig wartet. Nun gut, denke ich mir, dann kann ich auch um 8.00 mit viel Lesestoff dorthin, wenn es sowieso ewig dauert.
Leider kann ich noch gar nicht soviel aus einem mexikanischen Alltag berichten, denn meine Kollegen sind ja überwiegend Deutsche und gucken mehr oder wenig ähnlich in die Welt wie ich.
Mein Stadtviertel (barrio) und die Tussen (fresas)
Ich wohne in Polanco und die Meinungen über dieses Viertel gehen weit auseinander. Zwischendurch war es mir fast unangenehm zu sagen, wo ich wohne, denn Polanco gilt wohl als etwas versnobbt. Ich selber habe das gar nicht so wahrgenommen, denn für mich wirkt das hier alles andere als schicky. Wenn man nicht genau guckt, wohin man tritt, kann es schon einmal passieren, daß man sich schön auf die Nase legt oder unelegant stolpert (letzteres ist mir letzte Woche passiert). Abgesehen von einem großen Kaufhaus um die Ecke, sehen die Restaurants und Bars auch eher nach Sülz, Kreuzberg oder Schanzenviertel aus, aber nicht als sei man auf einmal in der unteren Oberschicht. Tussen heißen hier übrigens ‚fresas‘ (wörtlich Erdbeere, meint aber so etwas Ähnliches wie Früchtchen) und von denen soll es hier angeblich viele geben. Mal abwarten, wie bei mir die ‚fresasierung‘ voranschreitet.
Die spanische Sprache, Mexico-City das Dorf und der Schmugglermarkt
Mit der Sprache werde ich mich auch weiterhin rumschlagen (es ist ja ein Trugschluß, daß man einfach so einmal eine Sprache lernt, nur weil man im Land ist), auch wenn ich sie für meine Arbeit nicht brauche. Zwei Straßen von unserer Wohnung entfernt befindet sich eine Außenstelle der Universität. Ich war in der letzten Woche bei einem Einstufungstest für die Kurse, die diese Woche beginnen. Also, ich war ganz zufrieden mit meinem Ergebnis; nur erfuhr ich dadurch auch, wie klein die Welt ist. Zwei Tage danach traf ich auf dem Weg zum Supermarkt Jasmin, Christophers ehemalige Sprachlehrerin. Zunächst habe ich gar nicht reagiert, da ich zwar meinem Namen gehört habe, ich aber immer noch denke, mich kennt hier doch sowieso keine Sau; dann sah ich aber Jasmin und sie teilte mir auch sofort mit, na, ab nächster Woche Sprachkurs? Basico 3?
Und ich dachte nur, man, das ist auch nur ein Dorf hier.
Mit Jasmin waren wir übrigens direkt nach meiner Ankunft auf dem größten Schmugglermarkt der Stadt (Tepico). Ich bin eben wie auf Autopilot hinter Jasmin hinterher getrottet, die sich dort auskannte. Was wohl im Nachhinein ganz vernünftig war, denn ich habe mir hinterher eine Reportage und einen Film über dieses Viertel angeschaut und gesehen, daß es wohl auch schlecht für eine Weißhaut ausgehen kann, wenn die mal in die falsche Richtung abbiegt.
Der Straßenverkehr und wir Radfahrer
Falsches Abbiegen kann man jedenfalls tagtäglich im Straßenverkehr beobachten. Im Straßenverkehr scheint es nur eine Regel zu geben: es gibt keine. Das hat mich in den ersten Tagen doch ein bisserl fertiggemacht. Mittlerweile weiß ich, daß ich als Fußgängerin nichts gelte, erst recht nicht als Radfahrerin. Christopher und ich haben uns vor einer Woche mal Räder ausgeliehen und ich war heilfroh, als wir endlich den Stadtpark erreicht hatten. Das Vergnügen war aber leider nur von kurzer Dauer, denn nach ungefähr vier, fünf Kilometern ist an meinem Rad die Kette abgesprungen und dabei hat sich das Hinterrad so verzogen, so dass ich das Teil noch nicht einmal schieben konnte. Nachdem wir wie zwei Bekloppte auf das Ding eingetreten haben, ließ es sich wenigstens wieder vorwärts bewegen, und so trotteten wir zurück zur Rad-Station. Die Reaktion dort: nada. Obwohl das Rad echt geschrottet war.
Ein kleiner Urlaub
Gestern waren wir in Tepotzotlán im Norden von Mexiko-Stadt (nicht zu verwechseln mit Tepoztlán im Süden der Stadt, wie mir vorher einige Leute eingeschärft haben). Dort gibt es ein altes Kloster, das zu einem fantastischen Museum umfunktioniert worden ist sowie eine richtig schmucke Innenstadt. Es fühlte sich an wie Urlaub, auch wenn man nur 35 Kilometer gefahren ist. Hoffentlich bleibt das so…
*Namen, wo nötig, geändert
Hallo,
ich habe gerade auf WDR5 Leonardo gehört und ein Hauptbeitrag berichtete über Mexico:
Ende November wird Mexiko Gastgeber des nächsten Weltklimagipfels sein. Nach dem Scheitern von Kopenhagen ist die Konferenz mit 190 Staaten eine große Herausforderung für den Gastgeber. Klima ist wahrscheinlich das Thema Mexikos, neben Sicherheit, an dem das Schwellenland das größte Interesse zeigt. In Mexiko-City will Bürgermeister Marcelo Ebrard Casaubón mit gutem Beispiel vorangehen. Sein „Grüner Plan“ soll den 20-Millionen-Moloch vom Smog entlasten, mit emissionsarmen Bussen und dem Rad will er die ökologische Wende einleiten. Der Countdown für den Gastgeber der UN-Klimakonferenz läuft.
Link:
http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/s/d/22.11.2010-16.05/b/schwerpunkt-schwere-aufgabe-fuer-ein-entwicklungsland.html
Dort auch das Manuskript und der Podcast.