Kampf um die Arbeitsplätze in Olsberger Betrieben 1981 und 2023/24
Der Dokumentarfilm Olsberger Hütte – Sie ließen hauen unermüdet immerfort wird 1980 bis 1981 von der Kölner Film- und Video-Gruppe produziert und 1981 im WDR ausgestrahlt.
Die Geschäftsführung der Olsberger Hütte ist anfangs glücklich über das Interesse der Filmemacher und erwartet einen Imagefilm, doch den Autoren schwebt etwas anderes vor: Sie wollen die damalige Situation aus Sicht der kampfbereiten Arbeiter der Hütte und deren ersten Arbeitskampf seit 1910 zeigen.
Die Autoren selbst schreiben u.a. über ihr Filmprojekt:
In einer Kölner IG Metall-Veranstaltung zur Vorbereitung der 81er Tarifrunde lernen wir einen Vertrauensmann der Olsberger Hütte kennen. Er erzählt uns von der harten Arbeit in der Gießerei, in der kaum ein Arbeiter älter als 50 Jahre wird. Trotz eines Gewinns von 30 Prozent im Jahre 1980 will Geschäftsführer und Miteigentümer im Familienbetrieb Edgar Kersting zum Jahresende 30 der 600 Beschäftigten rausrationalisieren und gleichzeitig kräftig investieren. Der Vertrauensmann sagt: „Dagegen werden wir uns wehren. Das erste Mal seit 70 Jahren.“
Alles lesen:
https://privatarchiv.rzgierskopp.de/1981/01/olsberger-huette-sie-liessen-hauen-unermuedet-immerfort/
42 Jahre später, am Ende des Jahres 2023, werden in einem anderen Olsberger Betrieb, der Firma Oventrop GmbH & Co. KG aus Bigge-Olsberg und Brilon, 20 Beschäftigte für viele überraschend und schockierend entlassen. Der Betriebsrat und die IG Metall erheben schwere Vorwürfe.
Ein harter Tobak, der laut IG Metall-Chef Helmut Kreutzmann die Olsberger Bürgerinnen und Bürger erschüttert. Noch nie habe es eine derart rigorose Vorgehensweise in dem alteingesessenen Familienunternehmen gegeben. Die 20-jährige gute Zusammenarbeit sowie das Vertrauensverhältnis sei in nur zwei Wochen komplett zerstört worden.
Darüber hinaus sollen nach Medienberichten im nächsten Jahr weiteren 175 Beschäftigten gekündigt werden.
Die Geschäftsführung versucht die Stimmung zu beruhigen und betont, dass „deutlich mehr Arbeitsplätze im Sauerland verbleiben als gehen.“
Parallelen zwischen Olsberg 1981 und 2023/24 drängen sich auf. Die Dokumentation des Arbeitskampfs von 1981 zeigt, dass abhängig Beschäftigte nicht hilflos sind, wenn sie zusammenstehen.
Der industrielle Teil des (Hoch-)Sauerlandes hat jahrzehntelang, sogar jahrundertelang zum „Wohlstand“ unserer Region beigetragen – und kann es auch weiterhin tun!
Dazu gehören aber zwei Seiten: Leidenschaftliche Arbeitnehmer und leidenschaftliche Arbeitgeber!
Leidenschaftliche Arbeitnehmer kann es nur mit fairen und glaubwürdigen Arbeitgebern geben.
Wenn die Leidenschaft der Arbeitgeber ausschließlich dem kurzfristigen Profit gilt, kann langfristig niemand profitieren – auch nicht sie selbst!
Daumen drücken und kämpfen – für unsere gemeinsame Region, für unsere gemeinsame Zukunft!
Ich denke die Leidenschaft der Unternehmer ist eine sentimentale Projektion.
Es wäre interessant zu wissen, ob es eine belastbare Studie gibt, die die Arbeitsbedingungen bei verschiedenen Betriebsformen untersucht.