In unserem Briefkasten haben wir folgenden Aufruf der Gewerkschaft Ver.di gefunden. Die Arbeitsbedingungen in der Lebensmittelbranche waren bislang kein Thema in diesem Blog. Themen der Wirtschafts- und Arbeitswelt kommen auch in den anderen lokalen Medien häufig nur dann vor, wenn gerade mal ein Betrieb Pleite geht.
Vorgestern noch hat ein wichtiger Politiker den Betrieb als Ego-Werbung genutzt, gestern ist er Pleite -nein, nicht der Politiker- und heute geht das Leben weiter. Für den Politiker in Berlin, für die MitarbeiterInnen auf dem Arbeitsamt. Morgen sind alle, die keinen neuen Job gefunden haben, selber Schuld.
Man nennt sie dann verächtlich Hartz IV.
Wir nehmen den Hamburger Appell zum Anlass, darüber nachzudenken, ob es nicht auch als Blog die Möglichkeit gibt, näher an die Lebenswirklichkeit der Menschen heranzurücken.
Sehr geehrter Herr Mosa,
EDEKA liebt Lebensmittel. Damit machen Sie derzeit Werbung auf allen Kanälen. Ihre Werbekampagne stellt heraus: Es sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der EDEKA, die mit ihrem Einsatz und ihren Fähigkeiten auf unsere Wünsche als Kund(inn)en eingehen.
Im Arbeitsalltag erfahren aber viele Beschäftigte wenig Anerkennung für die gute Arbeit, die sie leisten – im Gegenteil.
Durch das von der EDEKA forcierte Vertriebsmodell der privatisierten Märkte befördern Sie die Unterschreitung von tariflichen Mindestregelungen. Ein Beispiel: Während eine Verkäuferin in der Endstufe des Tarifvertrages € 13,13 pro Stunde für ihre Arbeit bekommt, zahlt der EDEKA-Markt Kröger´s Feinkost in Hamburg lediglich € 6,52. Das ist eine Unterschreitung des geltenden Tarifvertrages von fast 50%. Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Zuschläge für Mehr-, Nacht- und Spätarbeit erhalten die Mitarbeiter(innen) in diesem Markt ebenfalls nicht.
Wir wissen, dass der Einzelhandel ein stark umkämpfter Markt ist. Dennoch zeigen Mitbewerber, dass Gewinne im Einzelhandel erzielt werden können, ohne dass dies zu Lasten der Beschäftigten erfolgen muss. Auch in ihrem eigenen Konzern gibt es hierfür positive Beispiele. Wir möchten an die EDEKA Niemerszein in Hamburg erinnern. Hier gelten für die Beschäftigten alle Regelungen des Hamburger Tarifvertrags für den Einzelhandel. Wir finden, wer Lebensmittel liebt, sollte auch seine Beschäftigten mögen und sie nicht schlechter stellen als andere Beschäftigte im Einzelhandel.
Deshalb appellieren wir an Sie: Sorgen Sie umgehend dafür, dass alle Beschäftigten der EDEKA-Märkte Anspruch auf die Tarifverträge des Einzelhandels haben. Eine Arbeit ohne gesundheitliche Belastung braucht aus Sicht der Beschäftigten ein ausreichendes Einkommen.
Und zusätzlich braucht es die Möglichkeit, angstfrei seine Beschwerden und Bedenken vortragen zu können. Deshalb fordern wir Sie ebenfalls auf, sich für die Einleitung von Betriebsratswahlen in den privatisierten Märkten einzusetzen. Seien Sie ein Vorbild, das sich für die Mitbestimmung bei EDEKA ausspricht. Als Vorstandsvorsitzender des größten deutschen Einzelhandelsunternehmens haben Sie eine besondere Verantwortung dafür.
Verpflichten Sie deshalb die selbstständigen Unternehmen Ihres Konzernes auf die Anwendung der geltenden Tarifverträge oder sorgen Sie mit den Tarifvertragsparteien dafür, dass hier unterstützende Regelungen geschaffen werden. Und unterstützen Sie die Beschäftigten bei der Einführung von Betriebsräten in den privatisierten Märkten.
Mit freundlichen Grüßen
Die Unterstützer/innen und
Unterzeichner/innen des Appells
mit Vorname, Name und Wohnort