„Wenn dir nach mehreren Tagen Marsch durch das südöstliche Europa das Geld ausgeht, wenn du nichts mehr zu essen und zu trinken hast und für die kalte regnerische Nacht kein Dach über deinem Kopf findest … worauf hoffst du dann?
Auf Hilfe!“
Die junge Olsbergerin Julie Michelle Brustmann ist gemeinsam mit Christian Ludwig (Würzburg) und Vera Hoxha (Bochum) aktiv geworden und hat das Projekt „Mobile Flüchtlingshilfe“ gegründet.
Bis zum 21. November 2015 wollen die drei jungen Leute einen Kleintransporter organisieren, ihn mit Zelten, Isomatten, Schlafsäcken sowie Lebensmitteln füllen und sich dann einem der vielen Hilfskonvois Richtung Balkan anzuschließen.
Am 23. November soll es losgehen, fünf Tage später wollen sie wieder zu Hause sein.
Um ihr Ziel zu erreichen, haben sie eine Crowdfunding-Seite eingerichtet, die Presse informiert, und versuchen momentan Sponsoren und Spender zu mobilisieren.
Wir treffen uns am Samstag in der Cafeteria des Josefsheims in Bigge. „Wieviel Geld braucht ihr?“, frage ich sie. Die Antwort kommt ohne zu zögern: „Kalkuliert haben wir 2500 Euro, davon ungefähr die Hälfte für das Auto, Benzin und Maut, die andere Hälfte für die eigentlichen Hilfsgüter, Lebensmittel, Wasser, Rettungsdecken …“
Julie spricht vom Winter, der jetzt kommt. Dass die Not auf der Flüchtlingsroute jetzt immer größer werde. „Es wird immer schlimmer, es wird kalt.“
Nach der Schule habe sie als Assistentin für körperbehinderte Menschen in Heidelberg gearbeitet, im Sommer jedes Jahr Festival-Jobs gemacht. Da habe sie auch den 22-jährigen Christian Ludwig kennengelernt, Dozent für Erste Hilfe und Notfallmaßnahmen.
Als dritte im Bund sei seit Freitag Vera aus Bochum dazu gekommen. Die passe gut ins Team, weil sie im Marketing gearbeitet habe.
Die Flüchtlingskrise hätte sie von Anfang an berührt, sagt Julie. Sie könne nicht verstehen, dass Menschen in Europa Hunger leiden und bei immer kälter werdenden Temperaturen im Freien nächtigen müssen. Und das in Europa, auf dem Kontinent, der maßgeblich für Wohlstand stehe.
Ihre Informationen tauschen viele Hilfskonvoi-Gruppen, so auch Julie und Christian, über Facebook aus. Allein die Kölner Gruppe „Support for Refugees on the Run“ habe inzwischen 2500 Mitglieder.
In ihrem Informations-Flyer schreiben Julie und Christian:
„Jeder Mensch ist gleich viel wert -unabhängig von Herkunft, Hautfarbe und Religion- und es wäre wünschenswert, dass dies wieder etwas mehr in den Vordergrund rückt. Wir wissen, dass die europäischen Regierungen auf solch einen Ansturm nicht vorbereitet waren, die Lage anfänglich unterschätzten und nun versuchen ihr Bestes zu geben. Doch ist das momentan augenscheinlich nicht genug. Diese Menschen brauchen jetzt unbürokratische und schnelle Hilfe. Das haben wir erkannt und wollen aktiv helfen!“
Inzwischen gebe es für die Aktion Helfergruppen in Schweinfurth, Würzburg und im Sauerland.
„Die großen offiziellen Hilfsorganisationen mag ich nicht“, sagt Julie bestimmt. Da gehe zu viel Geld in den Verwaltungsapparat. Ich frage sie, warum ich ausgerechnet ihr trauen solle. Wer kontrolliere, was mit den Spenden passiere?
„Alle Kontoauszüge werde ich auf Facebook posten“, sagt Julie, alles solle völlig transparent sein.
Wir haben uns fast eine Stunde unterhalten und ich traue Julie die Balkanfahrt mit Christian und Vera zu, frage zum Schluß:
„Was ist, wenn ihr das Geld nicht zusammenbekommt?“
„Dann strecken wir es vor!“
Hier geht es zur Facebook-Seite „Mobile Flüchtlingshilfe“:
https://www.facebook.com/MobileFluechtlingshilfe
Spendenseite auf Better Place:
https://www.betterplace.org/de/projects/35204
Wer direkt auf des Spenden-Konto von Julie überweisen möchte:
> Julie Michelle Brustmann
> IBAN: DE 88 4165 1770 0000 5933 01
> BIC: WELADED1HSL
> Verwendungszweck: KONVOI
Der Guardian berichtet:
Alles lesen:
http://www.theguardian.com/world/2015/nov/02/winter-is-coming-the-new-crisis-for-refugees-in-europe