Jettchen Löwenstein im Gedenkbuch der Stadt Düsseldorf

Im gedenkbuch-duesseldorf.de wird an eine gebürtige Assinghauserin erinnert. Jettchen (Henriette) Löwenstein hieß sie. Als Geburtsdatum ist der 21. August 1889 angegeben. Vermutlich wohnte sie in ihren jungen Jahren in Assinghausen im „Judenhaus“ an der Schirmecke.
Jettchen heiratete Hugo Sondermann, einen jüdischen Handelsvertreter, und lebte mit ihm und den gemeinsamen Kindern Kurt und Stella in Düsseldorf in der Collenbachstraße 16.
Am 10. Oktober 1941 musste die Familie in die Mozartstraße 19 umziehen. Wenig später, am 10. November 1941, wurden Jettchen, Hugo, der 17-jährige Kurt und die 13-jährige Stella in das Ghetto in Minsk transportiert und ermordet.
Wie genau war Jettchens Bezug zu Assinghausen im Sauerland? Wer waren ihre Eltern und Geschwister?
Leider findet sich in der Chronik „Assinghausen im Freien Grund“ gar nichts über Henriette Löwenstein. Dort sind vorwiegend männliche Träger des Namens Löwenstein vermerkt und zwar die Eigentümer des „Judenhauses“.
Die Auflistung beginnt im Jahr 1792 mit:
1792 – 1809 Falck Maier oder Falkmeyer
1797 – 1809 Leiffmann / Leiffmann
1810 – 1819 Leiffmann / Löwenstein
1810 – 1815 Meier / Hellenstein
1832 David Löwenstein
1846 Nathan Löwenstein
1868 Hermann Löwenstein
1879 evtl. M. Löwenstein? Miteigentümer oder unkorrekter Eintrag? (Der Eintrag resultiert wohl aus einer Anzeige Löwensteins für eine bauliche Veränderung an seinem Wohnhaus.)
1913 Hermann Löwenstein
1914 Heinemann Löwenstein (wohl identisch mit Hermann Löwenstein)

Die Kinder des letzten jüdischen Eigentümers des „Judenhauses“, Hermann Löwenstein, sind in der Dorfchronik von Assinghausen aufgeführt. Ihre Namen waren demnach Julius, Selma, Bertha, Siegfried und Emma.
Henriette bzw. Jettchen, Jahrgang 1889, ist also nicht dabei. Nun können wir spekulieren, ob Jettchen wohl doch Hermanns Tochter war und ihr Name nur aus dem Grund nicht erwähnt worden ist, weil sie um 1930 schon länger in Düsseldorf lebte?
Klar, das spielt keine Rolle mehr nach so vielen Jahren. Wen interessiert es?
Ein Rätsel?
Trotzdem traurig, dass sich manche Rätsel nicht mehr auflösen lassen, zumal die Nazis in ihrer grausamen Gründlichkeit diese Familie wohl gänzlich ausgelöscht haben und es darum sehr wahrscheinlich keinen einizigen Nachfahren der Familie Löwenstein aus Assinghausen mehr gibt.
Das Rätsel um die Eltern von Henriette (Jettchen) Sondermann, geb. Löwenstein ist Dank einer weiteren Recherche gelöst.
Die Lösung des Rätsels
Jettchens Eltern waren demnach Levi (*1860 in Assinghausen) und Sara Löwenstein, geb. Kohlhagen (*1863). Sara (Sarchen) stammte aus Höringhausen im nahen Hessen.
Die kleine Familie ist anscheinend kurz nach Jettchens Geburt von Assinghausen nach Brilon gezogen; denn der jüngere Bruder Max Löwenstein wurde 1891 in Brilon geboren. Die ältere Schwester Helene kam – wie ein Jahr später Jettchen – in Assinghausen zur Welt und zwar im August 1888. Helene starb bereits im Oktober 1890 in Assinghausen.
Jettchen und ihrem Bruder Max sowie ihren Familien war auch kein glückliches, langes Leben gegönnt. Dafür sorgten die Nationalsozialisten mit ihrem Judenhass und Rassenwahn.
Max Löwenstein starb im Mai 1845 in Auschwitz. Seine beiden jungen Töchter Hildegard und Edith und seine Frau Selma überlebten Auschwitz ebenfalls nicht. Jettchens Mutter Sara wurde 1942 in Treblinka ermordet. Jettchen, ihre beiden Kinder Kurt und Stella und ihr Ehemann Hugo Sondermann kamen 1941 im Ghetto in Minsk ums Leben.
Jettchens Vater Levi Löwenstein blieben Verfolgung und die Deporatation erspart. Er starb bereits 1921.