Meschede und der demografische Wandel. Empfehlung: Kerne stärken.

Durch den demografische Wandel – eine in Deutschland unumkehrbare Entwicklung – verliert Deutschland insgesamt an Bevölkerung. Die Politik reagiert – wenn überhaupt – nur auf die Auswirkungen, nicht jedoch auf die niedrige Geburtenrate, als eigentliche Ursache. Kinder die heute nicht geboren werden, kriegen später auch keine Kinder.

Zahlen der Bertelsmann Stiftung zur Bevölkerungsvorausberechnung
Zahlen der Bertelsmann Stiftung zur Bevölkerungsvorausberechnung

Fachleute empfehlen Politikern und Verwaltungen – auch um wirtschaftlich handlungsfähig zu bleiben oder zu werden – Pläne für den Rückbau von Infrastruktur, Ortsteilen oder die Aufgabe ganzer Siedlungen zu machen.

Ähnlich äußerte sich auch Prof. Dr. Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfeldes Immobilienökonomik am Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln beim „1. Branchentreff der Immobilienwirtschaft im HSK“ am 08.03.2012 in den neuen Räumen der Fachhochschule in Meschede.

Die Empfehlung: Städte und Gemeinden dürfen zukünftig nicht mehr nach außen wachsen, sondern müssen ihre Kerne stärken. Es geht um die Attraktivierung und Modernisierung der vorhandenen Bausubstanz.

Die Stadt Meschede bemüht sich mit dem Regionale Projekt um eine größere Innenstadtqualität, allerdings sind sämtlich Bauwerke davon ausgeschlossen. Im Demografiebericht 2010 der Stadt werden zur Regionale an erster Stelle Verkehrsprojekte für den Individual- und den öffentlichen Verkehr genannt. Danach folgen Projekte für Wasser-, Natur- und Landschaftsschutz.

Dazu schrieb die WR am 27.06.2011 im Artikel „Eine schrumpfende Regionen brauchte Baukultur“: „Trotz aller Anstrengungen der Regionale Südwestfalen läuft das Land mit seiner großartigen sauerländischen Gebirgslandschaft Gefahr, sich in eine namenlose Regionen zu verwandeln. Architektonisch sind die meisten Städte und Gemeinden ein Notstandsgebiet. Dieser Eindruck entsteht, fasst man das sei ein Ergebnis der jüngsten Jahrestagung „Architektur und Regionale Identität“ des Arbeitskreises Architektur an der katholischen Akademie Schwerte zusammen.“

Die Empfehlung: Städte und Gemeinden dürfen keine weiterer Neubaugebiete an den Stadträndern mehr ausweisen.

Stadt Meschede: Nach wie vor sind neue Baugebiete für Ein- und Zweifamilienhäuser Bestandteil des Demografieberichtes der Stadt Meschede. Sie finden sich sogar im Bereich der „Handlungsfelder mit einem sehr hohen Beitrag zur demografischen Entwicklung“ auch wenn die Aktivität zur Zeit zurückgestellt wurde, da sich kaum ein Bauwilliger (oh Wunder) findet.

Die Empfehlung: Städte und Gemeinden müssen sich offen der Frage stellen, welche Infrastruktur noch benötigt wird.

Die Stadt Meschede
baut stattdessen demnächst eine mächtige Betonbrücke mit großen Folgekosten und einer Lebensdauer von ca. 80 Jahren, obwohl die Individualmobilität aufgrund von Altersarmut, Fahrzeug- und Spritkosten etc. sogar noch drastischer zurückgehen wird, als die Bevölkerungszahlen. Bestandteil dieser Planung sind nicht etwa der Bau auf den stadteigenen Grundstücken, sondern seitlich daneben auf Grund und Boden der erst teuer von der HIDD Meschede (Dawnay-Day-Gruppe) erworben werden muss.

In Anbetracht der erheblichen Differenzen zwischen den Handlungsstategien der Stadt und den Empfehlungen an der Fachhochschule Meschede referierenden Fachleuten, ist es für mich verständlich, dass sich Meschede entsprechend den Vorausberechnungen zusammen mit Marsberg (Stadt) den drittletzten Rang teilen wird.

2 Gedanken zu „Meschede und der demografische Wandel. Empfehlung: Kerne stärken.“

  1. „Zahlen lügen nicht“

    Dieses Mantra wird auch von Bundesfinanzminister Schäuble gern belehrend verkündet. Vor meinem geistigen Auge klopft er dabei mit wichtiger Miene auf einen großen Aktenstapel, der offensichtlich hochwichtige und korrekt erhobene Zahlen enthält.
    In Meschede prägen Parteigänger unseres Bundesfinanzministers im Wesentlichen die zentralen Entscheidungen.
    Daher meine eindringliche Erinnerung an dieses Mantra!

    Man muss die Studie der renommierten Bertelsmann Stiftung nicht nur lesen sondern deren Kernbotschaften in neue Handlungskonzepte für Meschede umsetzen. Diese aufrüttelnden Zahlen bedeuten einen Rückbau sowie eine Neubesinnung auf vielfältige Weise. Grundlegende Denkmuster aus den 70er und 80er Jahren, welche in der Mescheder Verkehrsplanung immer noch verankert sind, müssen über Bord gehen.

    Gebot der Stunde:
    – Rückbau einer autolastigen Infrastruktur,
    Förderung der Rad- und Fußgängerinfrastruktur

    – Attraktivierung des Lebensraums der Kernstadt
    anstatt des Verkehrsraums

    – Modernisierung anstatt Abriss der Gebäude,
    um Charakter und Charme zu zeigen

    Denn von einem hat Meschede sicherlich genug und das ist Autoverkehr. Das dieser Autoverkehr keinen Wohlstand nach Meschede bringt, lässt sich jedes Jahr erneut an den Haushaltszahlen ablesen. Denn:

    „Zahlen lügen nicht, wohl aber …“

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