Ich bin dann mal wieder weg. Ein kurzer Versuch mit facebook.

Ich hatte lange gezögert, mich bei facebook anzumelden. Das, was ich gehört und gelesen hatte, schien mir nicht verlockend zu sein.

Hinz und Kunz waren bei facebook, ich nicht. Diese so genannten „Freunde“ wollte ich nicht. „Ist doch nur ein Wort – da sind eben echte Freunde darunter und die anderen. Nicht so ernst nehmen…“

Kein Argument konnte mich verlocken, bis dann … – bis eine Gruppe von Doktoranden sich mit einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin wandte und darüber auch bei twitter berichtete. Nach Abschluss der Aktion sollte die Diskussion bei facebook fortgesetzt werden können.

Nun stand ich da. Ich war gewissermaßen ausgesperrt. Und ich war… – klar, ich war neugierig. So landete ich dort, wo ich vorher nie sein wollte und …

Was nun kommt ist langweilig, denn es ist die Erfahrung, dass ich keinen Sinn darin sehe, auf „gefällt mir“ zu drücken oder die Nachrichten zu erhalten, dass jemandem „gefällt“, dass ich gerade Duke Ellingtons „Satin Dolls“ lausche.

Und was heißt schon „Gefällt mir“? Ich will mich nicht so ausdrücken, wenn ich etwas interessant, erwähnenswert, inspirierend, lobenswert usw. finde.

Und nur die positive Variante? Kein ‚Gefällt mir nicht‘? Bei twitter würde ich bei Bedarf ein ‚Sonn Kappeskram‘ in die Runde bölken, was mich eventuell „follower“ (naja – auch so ein Begriff …) kosten würde. Aber was soll’s – solche Mimöschen passen eben nicht zu mir. Bei twitter habe ich eine gewisse Authentizität (eine gewisse deswegen, weil ich bewusst einiges aus meinem privaten Umfeld nicht schildere – was ich aber preisgebe, ist so, wie es im so genannten „Real Life“ eben ist).

Bei facebook war es nach meinem Empfinden eine Spielwiese, wo man sich präsentierte, wo man in eine Art Strudel gezogen wurde, wo dann alles Mögliche angeblich ‚gefällt‘.

(Unserer Autorin schreibt politisch engagiert unter dem Pseudonym haiku-shelf im sozialen Kurznachrichtendienst „twitter“.)

7 Gedanken zu „Ich bin dann mal wieder weg. Ein kurzer Versuch mit facebook.“

  1. Ich habe mich auch aus Neugier bei facebook angemeldet. Mich hat es jedoch schnell beunruhigt, dass meine Eingaben von facebook gespeichert wurden, denn auch Tage später fand ich Verweise auf längst vergangene Suchanfragen.

    Besonders mies fand ich allerdings bereits bei der Anmeldung die Nachfrage nach meinem E-Mail Passwort.Dies Begehren finde ich anzüglich, denn so kann facebook nicht nur mein Adressbuch auslesen – was ja wohl die Absicht ist -, sondern auch Mails lesen und sogar in meinem Namen versenden. Das ist doch fast so, als würde ich den Pin zu meinem Girokonto bekanntgeben. Da ich mein Passwort nicht eingegeben habe, fragt mich facebook nun bei jeder Anmeldung erneut danach.

    Ich will auch nicht, dass ein privates Unternehmen, welches seinen Betreibern Milliarden einbringt, meine Freunde, Kontakte, Meinungen und Vorlieben kennenlernt und vermarktet.

    Also will ich wieder raus. Ich suche jedoch schon seit einiger Zeit den „abmelde“ Button – bisher ohne Erfolg. Vielleicht kann mir jemand weiterhelfen.

  2. Ich find die ganze Diskussion etwas überhöht. Bei Facebook bleibt jedem überlassen WiE man es nutzt. Ob als Diskussionsplattform für Freunde und Bekannte, reiner Chat-, Nachrichtendienst, Newsaggregator etc..
    Man will nicht nur „gefällt mir“ sagen? Dann kommentiert man halt dass man es „interessant, erwähnenswert, inspirierend, lobenswert usw.“ findet.
    Oder man schreibt demjenigen eine Nachricht. Oder man lässt es wenn man halt keinen Sinn darin sieht.

    Nur weil die meisten Menschen Facebook auf eine bestimmte Art und Weise nutzen ist das keine verpflichtende Regel. Ich kenne viele die Facebook als reinen EMail-Ersatz nutzen, nirgendwo sonst kann man all seine Bekannten so leicht einsammeln.

    Das ganze ist ähnlich wie zu Anfangszeiten der Email. Damals mussten die Menschen auch erstmal den richtigen Umgang damit lernen, auch damals wurde dann gesagt:“Das ist mir zu schnell, da hab ich nichts in der Hand“

  3. „….Ich kenne viele die Facebook als reinen EMail-Ersatz nutzen, nirgendwo sonst kann man all seine Bekannten so leicht einsammeln..“ (Sebastian O., s.o.)

    Also „…einsammeln…“ wollte ich noch nie jemanden … Und emails (lange, kurze – mit u. ohne Anhang) hab ich trotz fb weiter geschrieben.

  4. Hallo miteinander,

    ich nutze seit einiger Zeit wieder facebook, nachdem ich meinen Account schon einmal gelöscht hatte. Für mich selbst habe ich entschieden, dass das Blog und E-Mail an erster Stelle stehen.

    Neue Technologien haben immer zwei Seiten. Die digitale Revolution bietet mir kommunkative Möglichkeiten, von denen ich in Zeiten meines ersten 2400er Modems noch nicht geträumt hatte (andere schon).

    Viele Giganten sind entstanden und versunken. Netscape, AOL, Compuserve, das Usenet … Sie hatten alle in ihrer kurzen Zeit eine Funktion.

    facebook ist eine Datenkrake. Ich glaube, dass Sascha Adamek (Die Facebook-Falle) mit seinen Beschreibungen im Großen und Ganzen richtig liegt.

    Ich füttere diese Krake mit meinen Daten in der Illusion, dass sich die Preisgabe des Persönlichen mit dem Nutzen – unmittelbarste Vernetzung – die Waage hält.

    facebook ist das erste Tool, welches es geschafft hat, größere Gruppen bis in die kleinsten Verästelungen hinein in seinen Datenbanken abzubilden.

    Wenn ich wollte, wäre ich innerhalb kürzester Zeit mit meiner halben unmittelbaren Wohnumgebung „Freund“.

    Die gesamte durch das Internet erreichbare Menschheit auf seiner Infrastruktur abbilden – da will facebook hin und es ist weiter gekommen als je ein Internetunternehmen vor ihm.

    Von der Faszination dieser möglichen, aber eigentlich nicht wünschenswerten Entwicklung (wer will schon mit jedem Arsch um die Ecke Freund sein?), lebt facebook.

    Angesichts der kurzen Lebenszyklen vieler wirtschaftlich organisierter Internetstrukturen denke ich, dass auch das Monopol facebooks über kurz oder lang zerbrechen wird.

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