In unserem Briefkasten fand sich folgender Buchtipp:
In kurzer und prägnanter Form beschreibt der Politikwissenschaftler Colin Crouch die heutige politische Lage in den sogenannten westlichen Demokratien. Dabei kommt der an der University of Warwick lehrende Politologe zu dem Ergebnis, dass die repräsentative Demokratie ihre besten Zeiten hinter sich hat – und sieht uns in einem „postdemokratischen“ Zeitalter.
Der Begriff „Postdemokratie“ beschreibt eine politische Situation, in der die ursprünglichen demokratischen Institutionen wie beispielsweise Parlamente und Parteien zwar noch existieren, diese Institutionen aber mehr oder weniger zu leeren Hüllen verkommen sind.
Das entstandene Vakuum wird vor allem durch Großkonzerne und wirtschaftliche Lobbygruppen gefüllt. Somit liegt die eigentliche Macht bei den Wirtschaftseliten und einigen wenigen politischen FührerInnen, die Teil dieses Machtzentrums sind.
Mit dem nur knapp 160 Seiten umfassenden Taschenbuch verzichtet Crouch auf langatmige Ausführungen, sondern bringt die Sache direkt auf den Punkt. Vor allem für Menschen, die sich noch nicht lange politisch engagieren, dürfte die Leküre des Buches „Postdemokratie“ einen interessanten Erkenntnisgewinn bedeuten. Aber auch altgediente Polit-Aktivisten dürften an den Ausführungen von Crouch gefallen finden, weil es sich m.E. um sehr scharfsinnige und pointierte Analysen handelt.
Im letzten Kapitel des Buches benennt Crouch einige Ansätze, wie die Demokratie eine Wiederbelebung erfahren könnte. Zum einen sei die politische Klasse gefordert, sich zu emanzipieren und die Bevormundung durch die Wirtschaft zu überwinden. Zum anderen sieht Crouch die BürgerInnen in der Pflicht – sie sollten sich verstärkt in außerparlamentarischen Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen engagieren.
Aber auch eine aktive Parteiarbeit hält Crouch für wichtig. Wenn die Parteibasis ihren Führungskadern gegenüber genug Druck ausübe, dann könnten die Parteien sich wieder zu wirklich demokratischen Institutionen entwickeln.
Die ISBN des Buches „Postdemokratie“ lautet: 978-3-518-12540-3 und ist im Suhrkamp-Verlag 2008 erschienen.
von: Kai Rüsen Köln
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