Vortrag im Winterberger Rathaus: CO2 Ausstoß im Privathaushalt halbieren – Wie macht man das?

Walter Hoffmann (Seniorenbeirat) mit dem Referenten Prof. Dr. Matthias Tacke (zoto: zoom)

Am vergangenen Montag erläuterte Professor Dr. Matthias Tacke aus Winterberg-Niedersfeld in einem einstündigen Vortrag die Hintergründe von CO2-Emissionen im Privathaushalt und zeigte dabei seine Strategien zur Verringerung des eigenen ökologischen Fußabdrucks auf.

Eingeladen hatten der Seniorenbeirat Winterberg gemeinsam mit seiner Arbeitsgruppe KlimaZukunft. Mehr als 30 interessierte Winterberger*innen waren gekommen und diskutierten im Anschluss lebhaft über Themen wie Klimawandel, Energiewende, Windräder und Wärmepumpen.

Bevor Matthias Tacke zu den Details der CO2-Reduzierung im eigenen Haus kam, erklärte er den Hintergrund, vor dem sich seine persönliche Energiewende abspielt.

Der wissenschaftlich bewiesene menschengemachte Klimawandel hat ein Umdenken in Gesellschaft und Politik erzwungen. CO2 ist dabei das wichtigste wirkende Klimagas und wird bei Verbrennung fossiler Rohstoffe wie Kohle, Gas und Öl in die Atmosphäre freigesetzt. Zur Wirksamkeit von CO2 siehe bspw. Quarks & Co.

Bei der Primärenergie machen die Erneuerbaren momentan ca. 20 Prozent aus. Von einer Energiewende, so Matthias Tacke, könne erst dann gesprochen werden, wenn der Anteil mindestens 50% betrage.

Primärenergie ist die Energie in ihrer natürlichen Form, bevor sie in nutzbare Energie umgewandelt wird. Sie stammt von verschiedenen Energieträgern. Dazu gehören fossile Brennstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle sowie erneuerbare Ressourcen wie Wind, Sonne, Wasser und Biomasse.

Bei der Stromerzeugung sehe das Bild schon ganz anders aus. 143 TWh stamme aus nicht erneuerbaren Energieträgern wie Braunkohle, Steinkohle sowie Erdgas. Aus Erneuerbaren werden 255 TWh, also fast das Doppelte, erzeugt,

Stromerzeugung in Deutschland 2024

Sekundärenergie ist die Energie, in die Primärenergie aus Gründen der Zweckmäßigkeit umgewandelt wird. Die wichtigste Form der Sekundärenergie ist die elektrische Energie, die in bspw. Kraftwerken aus den verschiedensten Primärenergieträgern gewonnen wird.

Der Vergleich der Stromkosten zeige, warum die Erneuerbaren immer attraktiver werden.

Stromkosten pro kWh

  • Wind an Land 6 cent
  • Wind auf See 9 cent
  • Photovoltaik gross 8 cent
  • Photovoltaik klein 12 cent
  • Gasstrom 10 cent
  • Kohlestrom 12 cent
  • Atomstrom 25 cent

Damit der Strom auch bei Überproduktion (viel Sonne oder viel Wind) nicht verloren gehe, müssten allerdings große Speicherkapazitäten aufgebaut und das Stromnetz flexibler werden.

Nach dieser Einführung in die Grundrisse des Klimawandels und der Energiewende, wandte sich Matthias Tacke seinem eigenen ökologischen Fußabdruck zu, den er bis zum Jahr 2033 halbieren will.

Prof. Tackes 2-Personenhaushalt 2024 (Ist-Zustand):

1000 l Benzin = 8500 kWh = 3 t CO2
2200 m3 Erdgas = 22000 kWh = 4 t CO2
Konv./Grüner Strom 2500 kWh = 1/0 t CO2
600 l Kerosin = 6000 kWh = 2 t CO2
Produkte = 25000 kWh = 5 t CO2
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Summe: 64000 kWh = 14 t CO2

Anmerkung: allen Produkte, die ein Haushalt konsumiert, kann ein CO2-Preis gegeben werden, der dann wiederum in kWh umgerechnet wird. kWh sind auf diese Weise die gemeinsame Währung aller verschiedenen Energieformen.

Matthias Tacke erlaubt sich auch in Zukunft die jährlichen Flugreise ans Mittelmeer, was ihm die Klimabilanz mit 600 l Kerosin = 6000 kWh = 2 t CO2 verhagelt.

Der Plan:

  • CO2 neutrale Heizung (+ Kühlung!) per Wärmepumpe
  • CO2 neutrale Mobilität per Elektroauto und Bahn
  • Direkte Investition in die Infrastruktur der Energiewende


Die Wärmepumpe ist gewissermaßen ein umgedrehter Kühlschrank und kann bspw. bei großer Hitze auch kühlen.

Eine Wärmepumpe kann aus 1 kWh Strom, abhängig von der Temperaturdifferenz, 2-5 kWh Wärme oder Kälte erzeugen!

Um die Wärmepumpe optimal an das eigene Haus anzupassen, solle sich ein Gasheizungsbesitzer ein Leistungsprofil bei -6 °C seiner Zentralheizung erstellen und die Wärmpepumpe entsprechend dimensionieren.

Wärmepumpe – Vorbereitung


Bei den Kosten rechnet Matthias Tacke mit Preisen von 11.000 Euro nach Rabatten ohne Einbau. Sein Modell präsentierte er folgendermaßen:

Um die CO2 neutrale Mobilität per Elektroauto und Bahn umzusetzen berechnete Matthias Tacke die Differenzen zwischen Elektroauto und Benziner.

Ein elektrisch angetriebener Kleinwagen kann mit 17.5 kWh pro 100 km betrieben werden.
300 km Reichweite
Preis: ab 30.000 Euro

Ein entsprechender Benziner braucht 5 l Benzin, also 42.5 kWh pro 100 km.
900 km Reichweite
Preis: ab 20.000 Euro

Bliebe als letzter Punkt des Plans die direkte Investition in die Infrastruktur der Energiewende.

Hier möchte sich der Referent am geplanten Bürgerwindrad Winterberg beteiligen:

18 GWh Strom pro Jahr
10 Mio Euro Investition
5% Rendite
25 Jahre Stromerzeugung

Start und Abschluss des Projekts seien allerdings noch unklar.

Mit 10.000 Euro würde man 18.000 kWh pro Jahr einkaufen.

Sollte ein Bürgersolarpark mit Stromspeicher in Winterberg gebaut werden, wäree auch dies eine lohnende Investition für die Bürger*innen der Stadt.

Die Abschlussbilanz sieht folgendermaßen aus.

Prof. Tackes 2-Personenhaushalt 2033:

Grüner Autostrom = 3500 kWh = 0 t CO2
Grüner Heizstrom = 8000 kWh = 0 t CO2
Grüner Strom = 2500 kWh = 0 t CO2
600 l Kerosin = 6000 kWh = 2 t CO2
Produkte = 20000 kWh = 4 t CO2
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Summe: 40000 kWh 6 t CO2
Reduktion auf 62.5% 43.0%

Fazit

  • Derzeit leben wir noch im fossilen Zeitalter und erzeugen durchschnittlich 7 t CO2 pro Bundesbürger jährlich.
  • Durch den Einsatz von “grünem Strom” für Heizung und Mobilität ist es möglich, diesen CO2 Ausstoß bis 2035 zu halbieren und den Energieverbrauch deutlich zu senken.
  • Dafür fallen signifikante, aber für die meisten Bürger realisierbare Investitionen in den privaten Haushalten an.


Die nachfolgende Diskussion verlief über weite Strecken chaotisch und unsachlich, weil sich eine größere Gruppe Klimaleugner*innen und Windkraftgegner*innen eingefunden hatte, die nicht in der Lage war, einfachste wissenschaftliche Tatsachen wie den menschengemachten Klimawandel zu akzeptieren. Durch eine Vielzahl von wirren Redebeiträgen ist leider Zeit und Raum verloren gegangen, um ernsthafte Fragen zu diskutieren.

Der Vortrag von Prof. Dr. Matthias Tacke war interessant, klar und gut strukturiert. Der Ansatz, die Reduzierung des persönlichen ökologischen Fußabdrucks von der Primärenergie in Deutschland zum eigenen Häuschen in Winterberg hinunterzubrechen, hat mir sehr gut gefallen.

Anmerkung: Der Artikel ist mit Hilfe der Präsentationsfolien entstanden, die der Referent allen Interessierten gerne zur Verfügung gestellt hat.

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