Am Abend des 11. September 2001 wollten wir im Winterberger Sportpark Badminton spielen. Aus unserem Ortsteil in der Stadt angekommen blieb noch ein wenig Zeit, und so sind wir im Bistorante Uppu eingekehrt, um einen Cappuccino zu trinken.
Wir standen gerade vor der Theke um die Bestellung aufzugeben als mich der Redakteur der Westfalenpost auf dem Alcatel-Mobiltelefon anrief.
Ob ich noch Kontakte hätte? Wieso Kontakte? Ich wusste überhaupt nicht was los war.
Für diesen Abend hatten wir einen Babysitter gefunden, waren froh, dass wir uns ohne Lärm und Mediengeplärre auf der Fahrt nach Winterberg unterhalten konnten. Wir hatten weder Radio gehört noch Fernsehen geguckt
Das Handy hielt ich ungläubig in der Hand. Verarscht der mich?
Hast Du nicht gesehen? Die Twin-Towers, die Flugzeuge? … Ich stand inmitten der anderen Gäste und glaubte nicht, was mir der Redakteur schilderte.
Ich dachte an Orson Wells und sein Hörspiel „War of the Worlds“. Eine Fiktion – der ist reingefallen, der ist noch zu jung, der kennt die Wells Geschichte nicht.
Wir sind an diesem Abend dann doch nicht mehr zum Sportpark gefahren, sondern in die Redaktion. Haben versucht, Freunde in den USA anzurufen.
Die Leitungen waren tot.
Wir haben mangels anderer Möglichkeiten eine E-Mail an eine guten Bekannten in Texas geschickt. Ein paar Fragen formuliert, die keine wirkliche Tiefe hatten. Einfach Fragen, die sagen sollten: Seid ihr noch da, was ist los?
Für uns war es wunderbar, dass am nächsten Tag überhaupt eine Antwort kam. Rückfragen? Nicht möglich. Drucken!
Aus der Not geboren, kein journalistisches Meisterwerk, aber ein Signal von drüben, aus den USA, wo heute vor zehn Jahren der Krieg gegen den Terror begann, ein Krieg der von Beginn an verloren war.
Lesetipp: Einen sehr nachdenklichen und zornigen Artikel über 9/11 verfasste der amerikanische Journalist Chris Hedges. Er schrieb über Trauer, Nationalismus, Wut, Hass, Krieg und verpasste Chancen.
Die klarste und pointierteste Kritik an der amerikanischen Politik kommt noch immer aus den USA selber.
http://www.truthdig.com/report/item/nationalism_in_the_aftermath_of_9_11_20110910/
„Those of us who were close to the epicenters of the 9/11 attacks would primarily grieve and mourn. Those who had some distance would indulge in the growing nationalist cant and calls for blood that would soon triumph over reason and sanity.“
„The attacks turned us into monsters, grotesque ghouls, sadists and killers who drop bombs on village children and waterboard those we kidnap, strip of their rights and hold for years without due process. We acted before we were able to think.“