Arnsberg „A“ und Melbourne „M“: Westfalenpost schöpft Blogs ab, nennt die Quellen nicht und kommentiert am Thema vorbei.

ArnsbergMelbourneWordleDie heutige Westfalenpost macht in ihrer Arnsberger Ausgabe mit einem Beitrag zu den Ähnlichkeiten zwischen dem neuen Arnsberger Logo und dem fünf Jahre älternen Melbourner „M“ auf.

Artikel und Kommentar lavieren in vielen Punkten am Thema vorbei. Darüber hinaus werden Quellen und Namen nicht genannt, die bekannt sein müssten.

Der Einstieg in den Artikel ist eine ganz klare Verschleierung:

„Die Ähnlichkeit irritiert: Das neue Arnsberg A“ hat optische Verwandschaft zu einem „Melbourne M“.

Der Autor des Artikels verschweigt bzw. unterschlägt hier, dass es ein/e LeserIn bzw. der Herausgeber des Neheims-Netz gewesen ist, der diese Ähnlichkeit zuerst festgestellt hat. Der Autor des WP-Artikels hat diesen Artikel abgeschöpft, ohne ihn als Quelle zu benennen. Seriöse und glaubwürdige Zeitungen sind schon längst so weit, dass sie in ihren Publikationen auch die Internet-Quellen nennen und verlinken.

Wir haben dann bei uns im Blog noch ein wenig weiter recherchiert, den Bürgermeister „angetwittert“ und in den Kommentaren diskutiert.

Die Firma, die das Melbourner „M“ entworfen hat, wird vom WP-Autoren nicht genannt. Er wird seine Gründe gehabt haben, aber er hätte dann nicht mehr mit den folgenden Sätzen kommentieren können:

In Australien wird ohnehin wahrscheinlich kein Koala vom Baum fallen, nur weil Arnsberg ein A benutzt, das dem M der Metropole auf der anderen Seite der Weltkugel ähnelt.

Landal Associates würde mitnichten in Down Under[1] vom Baum fallen, die könnten einfach einen Anwalt in Hamburg beauftragen, denn:

Das Unternehmen beschäftigt 854 Mitarbeiter und ist in über 24 Büros in Nord- und Südamerika, Asien, Europa und Australien vertreten. Der deutsche Sitz befindet sich in Hamburg.[2]

Die Allgäuer Agentur, die das Arnsberger Log entworfen hat, wird ebenfalls nicht genannt, stattdessen der Bürgermeister mit den Worten zitiert: „Es gibt bislang keinen sachlich begründeten Plagiatsvorwurf und es kann ihn auch nicht geben“.

Außerdem setze ja, so im Artikel weiter, auch „die bayerische Stadt Burghausen […] auf ein geometrisches B“. Wer dieses Burghausen-Logo entworfen hat, darüber schweigt der Autor.

Meiner Meinung nach muss es in erster Linie darum gehen, schnell zu prüfen, ob die Stadt Arnsberg mit dem „A“- Logo rechtlich auf der sicheren Seite ist. Wenn das geklärt ist, kann man über Geschmack reden. Diesem Punkt geht der Autor nicht nach, sondern verlässt sich auf die Aussagen des Bürgermeisters und macht sich als Kommentator (Artikel und Kommentar sind nicht auf verschiedene Autoren aufgeteilt) den üblichen Politiker-Sprech zu eigen:

Eine „A“-Diskussion über Ähnlichkeiten sowie guten und schlechten Geschmack sollte davon [Marketing, Konzepte, Mitstreiter] nicht ablenken und das eigentliche Ziel nicht zerreden.

Kleiner Tipp für alle: Bitte meditieren Sie drei Minuten über die Nebenbedeutungen des Verbs „zerreden“.

[1] Die Melbourner Niederlassung : http://landor.com/#!/locations/melbourne
[2] Hier kann man die Hamburger Niederlassung von Landal Associates erreichen: http://landor.com/#!/locations/hamburg

9 Gedanken zu „Arnsberg „A“ und Melbourne „M“: Westfalenpost schöpft Blogs ab, nennt die Quellen nicht und kommentiert am Thema vorbei.“

  1. passt doch:

    Bürgermeister Hans-Josef Vogel kauft als Logo der Stadt Arnsberg ein Plagiat, und tut so, als ob es seines sei.

    Die Westfalenpost kopiert Blogs und tut so, als hätte sie selber was gesagt.

    (natürlich alles reine „Geschmacks“-Sache – vielleicht sollte ein Geschmacksverbesserer Landal Associates mal auf „A …“ aufmerksam machen)

  2. Da stimme ich dir vollkommen zu. Warum wurde nicht ein Stadt-weiter Wettbewerb für so ein Logo gemacht? Warum wird eine Allgäuer Agentur damit beauftragt? Warum nicht wenigstens eine lokale Agentur?

  3. Gute Beobachtungen im Neheims-Netz:

    „Um z.B. mit Programmen wie Photoshop oder Gimp eine Einladungskarte zu erstellen, muss man kein Experte für Computergrafik sein. Schriften und Motive sind in einer Vorlagensammlung vorhanden. “Drag & Drop” und die Elemente sind an der gewünschten Stelle verortet.

    Nicht technisch nur geschmacklich “problematisch” wird’s bei der Farbgebung der Elemente. Die (oberhalb des GIF-Modells) vorhandenen Farbskalen weisen Millionen von eindeutig definierten Farbnuancen aus.“

    http://www.neheims-netz.de/?p=8470

  4. ich glaube nicht, dass in diesem fall ein heraufbeschwören von plagiatsklagen den eigentlichen skandal darstellt. einmal: plagiieren gehört bei der logoentwicklung zum arbeitsprozess. gute grafiker/innen haben immer irgendwo eine schublade, in denen prospekte, illustrierte usw. liegen, deren typographie, layout, farbstimmung ihnen gefällt und als ideenanreiz dient. gut wird ein logo niemals durch das plagiieren, sondern durch das verschmelzen der ersten ideen mit den bedingungen und interessen des kunden.

    außerdem: landor gehört zu den schwergewichten des internationalen brandings an der hamburger alster. arnsberg kann deren teams nicht im traum bezahlen, fällt also wie andere städte dieses kalibers als kundschaft ohnehin aus. die werden sich sagen, warum sich mit dieser schmuddelei aus dem allgäu befassen, da macht man sich nur lächerlich.

    skandalös ist vielmehr eben doch die geschmacksfrage. ich meine dabei weniger die agentur, naja, ein bischen doch, denn sie hat erst richtig gepfuscht und dann die goldene regel verletzt, nimm nie den schlechtesten der vorentwürfe mit zum kunden, den genau den wird er garantiert haben wollen. die werden daraus lernen.

    ich meine vor allem die sich hier offenbarende niveaulosigkeit der arnsberger akteure: der verwaltungsmenschen, die ein schlechtes produkt bestellen, auswählen und bezahlen, und der monopolpresse, die sich zu einer seifigen hofberichterstattung hergibt. letzteres ist in der tat der hauptskandal.

    „zerreden“ ist ein sehr verräterisches wort – „zerreden“ kann man nur mythen, in denen längst der wurm ist. die kompetenz der arnsberger obrigkeit scheint ja wohl auch ein solcher mythos zu sein. journalisten, die für glauben und schweigen plädieren, sind ein widerspruch in sich.

    wie heißt es so schön am ende von andersens „Des Kaisers neue Kleider“?

    „Und die Kammerherren gingen und trugen die Schleppe, die gar nicht da war.“

  5. @ tino

    mein Spruch zum Thema war immer:

    „Besser gut geklaut, als schlecht selber gemacht“

    aber eben „gut geklaut“ – wie du sagst: „Inspiration“

    und nicht 1:1 nachgemacht, inklusive Farbschema …

    „Plagiat“ ist da schon Euphemismus

  6. Um zu wissen, ob die WP die Quelle „neheims-netz“ unterschlagen hat müsste man wissen, ob das auch die Quelle war. Der erste Eintrag in neheims-netz ist vom Freitagabend. Bereits am Freitagmorgen habe ich Verantwortliche der Stadt darüber informieren. Es besteht somit, dass man in Verbindung mit den Veröffentlichungen in den sozialen Netzwerken proaktiv die Presse informiert hat.
    So gesehen, kann muss aber nicht neheims-netz die Quelle gewesen sein.
    Ich finde öffentliche Diskussionen hinsichtlich der Gesamtthematik nicht zielführend und werde mich daher inhaltlich nicht dazu äußern.
    Um auch das zu klären: Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich bei Landor jemand für das Arnsberg A interessiert. Die haben Ähnliches schon zu oft erlebt, um damit ihre Zeit zu verschwenden.

  7. Deutsche Sprache, schwere Sprache. Das kommt davon, wenn man glaubt multitasking-fähig zu sein. Aber ich denke, die Inhalte sind klar.

  8. „Ist das wirklich alles?“
    (Zitat aus dem Film „Troja“ / Archilles an die Thessalier, nachdem er den Krieger Boagrius getötet hat und sich keiner mehr aus der Deckung traute ….)

    Big Bird gibt eine flache Erläuterung (hart an der Grenze der Veräppelung) über die Bedeutung des Arnsberg-Logos ab, wobei er sich offensichtlich bei Wikipedia hat „inspirieren“ lassen (ohne die Quelle zu nennen) und damit ist die Sache ausgesessen? Na super.

    Wikipedia:
    http://de.m.wikipedia.org/wiki/Kubismus

    Bürgermeister:
    http://www.derwesten.de/staedte/arnsberg/form-symbolisiert-die-teile-der-stadt-aimp-id9767509.html#comments

    Der eigentliche Kern der Sache geht bei den Diskussionen völlig verschütt. Inzwischen wird auf diversen Seiten darüber diskutiert, ob die Farbe denn schön sei und zu Arnsberg passe und dass das alte Logo doch viel besser gewesen sei. Wie üblich.

    Mir ist es eigentlich völlig egal, wie das Logo gestalterisch aussieht. Genörgelt wird immer, häufig genug aus reiner Oposition.
    Und dass im Nachhinein versucht wird, da irgendeine Bedeutung hinein zu interpretieren … auch wie üblich.

    Aber: Viel wesentlicher und bedenklicher ist doch der äußerst laxe Umgang mit dem geistigen Eigentum anderer und das Denken, dass Arnsberg trotz Internet und Globalisierung so weit vom Schuss ist, das keiner von unserem Tun Notiz nimmt. Für eine Region, deren mittelständische Wirtschaft und viele Weltmarktführer von Innovation und Kreativität abhängen, ist dies ein armes Bild und steht Arnsberg nicht gut zu Gesicht.

    Wer hat’s denn nun eigentlich gemacht und was hat’s gekostet, das Logiat???

    1. „Viel wesentlicher und bedenklicher ist doch der äußerst laxe Umgang mit dem geistigen Eigentum anderer und das Denken, dass Arnsberg trotz Internet und Globalisierung so weit vom Schuss ist, das keiner von unserem Tun Notiz nimmt. Für eine Region, deren mittelständische Wirtschaft und viele Weltmarktführer von Innovation und Kreativität abhängen, ist dies ein armes Bild und steht Arnsberg nicht gut zu Gesicht.

      Wer hat’s denn nun eigentlich gemacht und was hat’s gekostet, das Logiat???“

      Ja, das sind eben die Fragen, die nicht beantwortet werden. Der Plagiatsvorwurf ist nicht vom Tisch.

      Gibt es niemanden in Arnsberg, der zumindest die Firma und die Kosten recherchieren könnte?

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