Kommunalwahlen 2009. Zum Beispiel Winterberg: keine Trennschärfe

Alles im Rahmen:  Amtsinhaber Werner Eickler
Trotz Licht und Schatten alles im Rahmen: Amtsinhaber Werner Eickler

Jetzt hängen sie wieder an den Masten, sauber, ordentlich und unerreichbar hoch für spontane oder geplante Verfremdungsaktionen wie sie in größeren Städten ab und an üblich sind.

Ich wollte mich dieses Jahr ganz besonders um die Kommunalwahlen vor Ort kümmern, mich den Details und den großen Linien widmen. Es geht nicht. Ich scheitere schon am den Wahlkampfmaterialien. Um das zu erklären, schiebe ich noch eben das Plakat des Herausforderers für das Bürgermeisteramt der Stadt Winterberg ein:

Will er wirklich Bürgermeister werden? Der Herausforderer: Richard Gamm
Will er wirklich Bürgermeister werden? Der Herausforderer: Richard Gamm

Der eine sagt: „Weiter. In guten Händern„, der andere „Kompetenz durch Erfahrung„. Was jetzt?

Ich habe mal herum gefragt und am interessantesten fand ich folgende sinngemäße Aussage: Bin überhaupt nicht CDU, aber warum soll ich den Eickeler nicht wieder wählen. Der Mann hat keine großen Fehler gemacht. Wenn er Schwächen hat, werden die durch ein gutes Team aufgefangen.

Kürzlich lag ein  Flyer der SPD Winterberg(pdf) in meinem Briefkasten. Der Bürgermeisterkandidat, der Herausforderer, Richard Gamm stellt sich vor:

1. Seite: Bild, Slogan und Internet-Adresse.

2. Seite: Zur Person

3. Seite: Engagement in Vereinen und Verbänden

4. Seite: Buntgemischtes

5. Seite: Politische Aktivitäten (Rat, Ausschüsse etc.)

6. Seite, obere Hälfte:

„Für Winterberg kann ich ein guter Bürgermeister sein …

  • weil ich gut zuhören kann
  • weil ich kooperativ und teamfähig bin
  • weil ich lamgjährige kommunalpolitische Erfahrungen habe
  • weil ich Kompetenz und Erfahrung aufgrund meiner vielfältigen Aktivitäten und Tätigkeiten besitze
  • weil ich beharrlich und ausdauernd Ziele verfolge.“

Das sind schon tolle Qualifikationen, für zum Beispiel den Kundenberater der Sparkasse. Der Amtsinhaber Werner Eickler wird nicht beunruhigt sein.

6. Seite, untere Hälfte:

„Meine politischen Ziele für Winterberg

  1. Erhalt und Ausbau der schulischen, touristischen, sportlichen, kulturellen und medizinischen Infrastruktur
  2. Schaffung von qualifizierten Ausbisldungs- und Arbeitsplätzen z.B. durch kostenlose Bereitstellung von Gewerbeflächen
  3. Gleiche Unterstützung aller Aktivitäten in der Kernstadt und den Dörfern
  4. Förderung junger Familien, die leerstehende Häuser besetzen erwerben
  5. Keine „Vermögensumwandlung“ im Sinne von Waldverkauf
  6. Keine Neuverschuldung

Das kann Werner Eickler auch fast alles locker unterschreiben und danach gut schlafen.

Ich aber möchte doch wissen, wie sich der Herausforderer vom Amtsinhaber unterscheidet, was er anders machen wird, was er für falsch hält an der Politik des amtierenden Bürgermeisters und der Mehrheitspartei CDU.

Es ist doch Wahlkampfzeit. Da sind die Menschen aufmerksamer, politischer.

Wo ist die Trennschärfe?

Das ist kein Wahlkampf, sondern Verwaltung von Opposition, die anscheinend keine ist. Kein Original, nicht originell. Schon verloren.

Zum Thema SPD-Niedergang: Das Ende der Ära Schröder … sprengsatz

4 Gedanken zu „Kommunalwahlen 2009. Zum Beispiel Winterberg: keine Trennschärfe“

  1. Moin Moin an alle,
    ist doch schon interessant die Feststellung Zoom:

    „Das ist kein Wahlkampf, sondern Verwaltung von Opposition, die anscheinend keine ist. Kein Original, nicht originell. Schon verloren.“

    Es mag ja langweilig sein, aber ich empfehle jedem politisch interessierten Menschen sich mal eine Kreistagssitzung in Meschede anzusehen und anzuhören.

    Als ich das erste mal da, dacht ich „ich bin im falschen Film“.
    Die CDU braucht gar keine Koalition zu vereinbaren, die gibt es stillschweigend mit der SPD und der FDP!

    Das war sehr erschräkend für mich (ein alter Sozi) wie die SPD zu allem JA und Ahmen gesagt hat. Dabei ist die FDP nicht besser. In Meschede im Kreishaus gibt es die ganz große Koalition!
    Und jetzt zurück nach Winterberg, was in Meschede funktioniert geht auch in Winterberg.
    Das die Menschen keine Lust auf die Wahl haben kann ich verstehen, geht mir genauso.
    Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Das erste mal tritt im HSK eine Wählergemeinschaft an (Sauerländer Bürgerliste, Freie Wähler). Jetzt wünsche ich mir, dass all die Bürger die Meckern & Motzen doch zur Wahl gehen und bei der SBL/FW ihr Kreuz machen. Dann gibt es echte Opositionsarbeit und alle anderen Parteien werden wachgerüttelt und erinnern sich an ihre Wurzeln.

  2. @Knobelsdorff:
    Ihre Beobachtungen scheinen meine Vermutungen zu bestätigen. Ich weiß nur nicht, woran es liegt, dass die SPD hier im Hochsauerlandkreis derart handzahm agiert. Als ich vor über einem Jahrzehnt hierhin zog, war ich angesichts der „Schwarzen Mehrheit“ begeistert über die Möglichkeiten, die eine Opposition hätte. Voraussetzung: Klare Ansage, Unterschiede deutlich machen und das sowohl im Detail als auch in der politischen Linie. Ab und zu mal ein Flugblatt in die Briefkästen, dazu offene transparente Diskussionsprozesse …
    Vielleicht können Sie mir als „alter Sozi“ erklären, aus welchen Gründen die SPD im Hochsauerland keinen Biss hat.
    Zur SBL/FW: Die SBL-Fraktion und ihre Geschäftsführerin habe ich als „politisch geradeaus“ erlebt, auch wenn ich die Bedeutung des demografischen Wandels anders gewichte. Die anderen Menschen und ihren politischen Hintergrund kenne ich noch nicht, werde mir aber, so es die Arbeit zulässt, demnächst ein paar Gedanken machen.

  3. Moin moin an alle,
    warum die SPD kein Biss hat weiß ich auch nicht, da kann ich nur Vermutungen anstellen.
    1. Mit ein Anliegen angehen macht arbeit!
    2. Mann will niemanden auf die Füße treten! Mann weiß ja nicht, wo man sich mal bewerben möchte. Oder ob man sich nicht in der Kneipe, Schützenfest etc. trifft.
    3. Die Nachwuchsarbeit ist mehr als schlecht, ich rede da aus Erfahrung.
    Aber zum Schutz der aktiven Mitglieder, das macht alles eine menge Arbeit für die es kein Geld oder gar Annerkennung gibt.
    4. Flugblätter etc. gibt es leider nur zu Wahlkampfzeiten, das ist meiner Meinung nach zu wenig.
    5. Die Menschen wählen halt CDU weil alle sie wählen, und die Politik interessiert leider zu wenig Personen.
    Da gibt es ja „Deutschland sucht den Superstar“, „Dschungelkamp“, „Gute Zeiten, schlecht Zeiten“ etc. Die Leute sehen das ärgern sich über die Politik aber ändern nichts. Mit der Begründung „ich kann ja ehe nichts ändern“, und dann gehen sie gar nicht mehr zur Wahl.
    Oder der Souverän wählt dann etwas ganz anderes. Hier bei uns vielleicht die SBL/FW, am 30.08 wissen wir mehr.

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