Einhelliges Rauschen durch den Blätterwald von Süddeutscher Zeitung über Die Welt bis zum Spiegel. Die Westfälische Provinz schafft es ausnahmsweise in die bundedeutschen Schlagzeilen. Und warum?
Weil zwei schwule Schützen nicht nebeneinander beim Schützenumzug gehen dürfen, nicht als Königspaar. Lediglich der Schützenkönig darf vorn gehen, sein gleichgeschlechtlicher Partner muss Abstand halten (geht übrigens dem Gemahl von Königin Elisabeth auch nicht besser). Und diese himmelschreiende Ungerechtigkeit führt nun zu bundesweiter Empörung. Von Bayern bis Schleswig-Holstein reicht das Unverständnis über das rückständige Westfalen.
Dabei wird glatt übersehen, dass die Schützenvereine nicht nur schwule Männer diskriminieren. Die meisten von ihnen schließen Frauen grundsätzlich aus. Frauen dürfen gar nicht erst Mitglied im Schützenverein werden. Und wenn doch mal eine Frau in eine Schützenbruderschaft gerät, wird sie wieder ausgeschlossen, wie in Olpe im vergangenen Sommer geschehen. Dies Vorgehen ist ebenso mit katholischen Prinzipien zu vereinbaren, wie die Einschränkung von Rechten schwuler Schützen.
In seinem sehr informativen Beitrag in der Zeitschrift telepolis weist Peter Bürger darauf hin, dass zahlreiche Schützen nicht nach katholischen Prinzipien leben, einige seien geschieden, leben getrennt, Protestanten seien ebenso Mitglieder in Schützenvereinen wie Konfessionslose. Dies ficht die Schützenvereine und die Katholische Kirche nicht an.
Anders sieht es da bei Schwulen und eben bei Frauen aus. Mit demokratischen Gleichheitsprinzipien hat dies alles nichts zu tun. Gegen diese Diskriminierung ist Empörung gerechtfertigt – in beiden Fällen.
Wie heißt es in Artikel 3 Absatz 3 unseres Grundgesetzes:
Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden …
Wobei schwule Schützen klar im Vorteil sind, denn wo darf eine Frau schon mal den Vogel abschießen?