Private Public Partnership auf völlig neuem Niveau: Honduras verkauft Land und Leute

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Wichtiges Exportprodukt von Honduras: Bananen. (foto: chris)

Neue Städte für ein armes Land

Gestern berichtete die Süddeutsche Zeitung, eine US-amerikanische Investorengruppe habe einen Vertrag mit der Honduranischen Regierung über die Errichtung von drei “Ciudades Modelos” unterzeichnet.

Diese drei Städte sollen in Küstennähe erbaut werden und außerhalb der Juristdiktion des Staates Honduras liegen. Sie werden ihre eigenen Gesetze, eine eigene Regierung, Rechtsprechung und Polizei haben. Nach Angaben von associated press werden die Betreiber der Städte außerdem berechtigt sein, internationale Verträge über Handel und Investitionen abzuschließen sowie ihre eigenen Einwanderungsbestimmungen festzulegen.

Geschichte und Gegenwart von Honduras

Honduras ist das zweitärmste Land Zentralamerikas. Nach Angaben der CIA leben über 60 Prozent der Bevölkerung in Armut. 1821 erlangte der kleine Staat zwischen Karibik und Pazifik seine Unabhängigkeit von Spanien. Heute ist er wirtschaftlich in hohem Maße von den USA abhängig. Der Nordamerikanische Riese ist größter Handelspartner von Honduras.

In den 1980er Jahren war das Land ein wichtiger Partner der USA im „Contra“ Krieg gegen die Sandinistische Regierung in Nicaragua. Die USA unterstützten die Gegner der Sandinisten mit Geld, Waffen und Logistik. Die Contras finanzierten sich zusätzlich durch Drogen- und Waffenhandel. Der Krieg endete nach der Abwahl des Nicaraguanischen Präsidenten Daniel Ortega.

1998 tötete Hurrican Mitch zahlreiche Menschen und richtete große materielle Schäden an, welche die Wirtschaft langfristig schwächten.

Honduras hat Schulden angehäuft, eine korrupte Oberschicht bereichert sich und die Schere zwischen Arm und Reich ist riesig. Das Land ist abhängig vom  IWF.

Viele Menschen in Honduras sind arm, es gibt Waffen im Land, Drogen spielen eine Rolle und die Kriminalität nimmt zu. Allerdings verwundert die Zuspitzung in dem Artikel der Süddeutschen Zeitung, wonach Honduras „die höchste Mordrate der Welt“ habe und die Hauptstadt Tegucigalpa sowie die Stadt San Pedro Sula „Hochburgen des Verbrechens“ seien.

Paul Romer und Charter Cities

Die Rettung für das Land soll nun also die Gründung von sogenannten „Charter Cities“ sein. Charter Cities sollen ihren Bewohnern, so Paul Romer, US-Mastermind dieser Idee, eine Alternative zu einem Leben in den Slums der großen Städte bieten. Romer sieht Perspektiven für sein neues Städtebaukonzept in Brasilien, Indien und Mauretanien.

MKG – Investorengruppe, eine nicht so feine Gesellschaft

Der Vertrag zur Privatisierung von Honduras wurde von einigen Honduranischen Politikern und der US-Investorengruppe MKG unterzeichnet.

MKG (Michael Kenwood Group LLC) geriet im vergangenen Jahr in den Blick der amerikanischen Börsenaufsicht US Securities and Exchange Commission, die Francisco Illarramendi, Mehrheitseigner von MKG vorwarf, er habe Gelder seine Kunden veruntreut. Die Rede war von einem gigantischen Schneeballsystem, Urkundenfälschung und falsche Angaben über die Höhe der Fonds.

MKG ist also ein Hedgefond und Illarramendi bekannte sich im vergangenen Jahr schuldig.

FAZIT:

Investoren nutzen die Krise, um Privatisierungskonzepte zu realisieren und – in diesem Fall besonders eklatant – demokratische Grund- und Menschenrechte außer Kraft zu setzen.

Die Verursacher der Krise bieten sich als Retter an. Der Preis: Individuen, Firmen, Kommunen und Staaten verlieren ihre Eigenständigkeit, sie müssen langfristige Verbindlichkeiten eingehen und zu weitreichenden Zugeständnissen bereit sein. Das Konzept ist bekannt, die Akteure werden offensichtlich immer dreister.

Es gibt zahlreiche Staaten, die durch die internationale Krise und ihre eigenen korrupten Eliten zunehmend zu „failed states“ mutieren. Den Investoren bietet sich somit ein weltumspannendes, wachsendes Betätigungsfeld.