Legionellen-Erkrankungen in Warstein: Arbeitsverweigerung oder Falschinformation?

In den letzten Wochen gab es zahlreiche gravierende Pannen beim Krisenmanagement der Legionellen-Erkrankungen in Warstein.

Dieser Beitrag ist auch auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.

So wurde die Reisewarnung für Warstein vom Kreis Soest viel zu spät ausgesprochen, der Leiter des Kreisgesundheitsamtes in Soest fuhr kurz nach Ausbruch der Erkrankungen in einen Langzeit-Urlaub nach Frankreich, und Hinweise auf die Kläranlage nahe der LWL-Klinik, in welcher besonders viele Erkrankungen auftraten, als mögliche Ursache wurden zunächst ignoriert.

Und nun dies: „Eine besondere Herausforderung in der Aufklärungsarbeit stelle die Tatsache dar, dass Kläranlagen als eigenständige Infektionsquellen bisher noch nirgendwo vorgekommen seien“, so wird der Pressesprecher des Ruhrverbandes im Sauerlandkurier zitiert.

Wenn man das liest, kann man sich fragen, ob es sich um Arbeitsverweigerung oder um Falschinformation des Ruhrverbandes handelt.

Suche im Internet liefert mühelos Ergebnisse
Denn die simple Eingabe der Begriffe „legionella“ und „treatment plant“ (für Kläranlage), evtl. noch ergänzt um „wastewater“ und/oder „biological“, in irgendeine Internetsuchmaschine ergibt Links zu Berichten über die Schließung der Kläranlage in Sarpsborg (Norwegen) im Jahr 2008. Dort waren zuvor drei Wellen von Legionellen-Erkrankungen aufgetreten. Die Ermittlungen ergaben, dass die Aerosole aus dieser Kläranlage sowohl durch Klimaanlagen als auch direkt durch die Luft in die Umgebung verbreitet wurden und die Erkrankungen verursachten.

Die Folgen müssten sein:

  1. Schließung und anschließender grundlegender Umbau der Kläranlage in Warstein.
  2. Umgehende Untersuchung, ob es andere Kläranlagen mit Oberflächenbelüftung gibt, von denen ebenfalls derartige Gefahren ausgehen.
  3. Grundlegende Veränderungen in der Organisation des Ruhrverbandes und der Kreisverwaltung Soest.

5 Gedanken zu „Legionellen-Erkrankungen in Warstein: Arbeitsverweigerung oder Falschinformation?“

  1. „Eine besondere Herausforderung in der Aufklärungsarbeit stelle die Tatsache dar, dass Kläranlagen als eigenständige Infektionsquellen bisher noch nirgendwo vorgekommen seien“, so wird der Pressesprecher des Ruhrverbandes im Sauerlandkurier zitiert.

    Vorstehendes Zitat erschien am 08.09.13 im SauKu http://www.sauerlandkurier.de/vermischtes/entspannung-ja-entwarnung-nein/

    Auf http://www.ruhrverband.de wurde die letzte PM am 06.09.13 eingestellt. Und die hat „weiße Salbe“-Status.
    http://www.ruhrverband.de/presse/pressemitteilungen/detailansicht/datum/2013/09/06/pressemitteilung-des-ruhrverbands-zur-klaeranlage-warstein/

    … ob es sich um Arbeitsverweigerung oder um Falschinformation des Ruhrverbandes handelt.

    Wahrscheinlich sind Arbeitsverweigerung und Falschinformation Resultat einer anfänglich verharmlosenden Einschätzung des Sachverhalts.

    Wäre kein Malus gewesen frühzeitig zu sagen: „Das können wir vor Ort nicht meistern! Externer Sachverstand erwünscht …“
    Wegducken und Aussitzen zieht automatisch das Label „Versager“ nach sich.

    Kreis Soest Landrätin Irrgang – ist der Name Programm? – sprach viel und sagte wenig zum Thema. Diffus ist nicht hilfreich.

    Familiär gen Warstein verbandelt. Meine „Mustermanns“ fühlen sich informell verarscht.

  2. WDR Lokalzeit Siegen: Sehr zutreffender Kommentar von Beate Schmies (Studioleiterin Siegen) zum Legionellenproblem in Warstein. Wird gegen 21.00 Uhr in der WDR-Mediathek (Lokalzeit Siegen) abrufbar sein.

  3. Yepp, schon gehört. Trinke ja schon seit Jahren nur Krombacher für die milden und Jever für die herben Tage 😉

    Im Ernst: Legionellen gibt es ja schon seit langem. Die Augen hat mir in den 90er Jahren Laurie Garrett, The Coming Plagues, geöffnet. Dort sind neben anderen „wunderhübschen“ Bakterien und Viren auch die Legionellen beschrieben.

    Wenn ich jetzt Zeit hätte, den Fall Warstein zu untersuchen, würde ich auf jeden Fall versuchen zwei Fragen zu klären:

    Ist dieses Ausmaß neu oder gab es Legionellen-Epidemien schon in der Vergangenheit in dieser Art und in diesem Maße?

    Haben sich bestimmte Bedingungen (technisch, gesellschaftlich, kulturell) verändert, so dass Legionellen-Epidemien leichter auftreten können oder ist Warstein eher ein Zufall?

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