Ein Fisch in den Gewässern der Macht: Bodo Hombach – ein misslungenes Portrait.

Seit einigen Tagen liegt das „Zeit-Dossier“ bleischwer auf meinem Schreibtisch. Darin findet sich auf drei ganzen großen Zeit-Seiten ein Artikel von Stefan Willeke über Bodo Hombach, den Geschäftsführer der WAZ.

Der Artikel ist schlecht und überflüssig, weil er uns nichts Neues über Bodo Hombach, den gelernten Gewerkschafter, SPD-ler und Funktionär kapitalistischer Unternehmen verrät.

Der Autor verwebt eine Angeltour Hombachs in Kanada mit allzu bekannten und leicht recherchierbaren Tatsachen über dessen politische und ökonomische Karriere.

Man spürt förmlich wie sich der Autor bei Sätzen wie „Als Bodo Hombach in seinem schwarzen Cherokee-Jeep sitzt und an seiner Zigarre zieht, weiß er schon von seinem Glück, das ist das Seltsame. Er kann sein Glück riechen, er kann ihm entgegenfahren, normal ist das nicht.“ vor distanzloser Bewunderung einnässt.

Es geht so ähnlich weiter:

„Bodo Hombach ist ein rätselhafter Mann“

„Man weiß nicht viel über ihn. Er ist einer dieser Männer, die ihren Platz …“

Ein Dossier ist eine umfänglichere Akte, in der sich alle zu einem Vorgang, einer Sache gehörenden Schriftstücke befinden. Nichts davon im großen Meer der Buchstaben.

Stefan Willekes Artikel gehört erstens gekürzt und dann in irgendeine Sparte „Lifestyle“ und „PR“. Am besten gleich in die WAZ, zu Bodos Geburtstag. Gefühlter Titel: Bodo der Menschenfischer. Des Autors Lohn: Eine Beförderung, ein Plätzchen im Reich des Strippenziehers.

Gefühlt: Da schreibt ein kleiner Schleimbeutel der Macht über einen noch größeren Schleimbeutel der Macht.

Ich bitte darum, den Artikel in der Zeit selbst zu lesen, samt der bisher leider nur sechs Kommentare, die allerdings fast alle lesenswert sind.

Ich habe mich an einem Detail festgebissen, der Auseinandersetzung zwischen Michael Naumann, Herausgeber von Cicero, und Bodo Hombach. Diese Auseinandersetzung habe ich damals hier im Blog dokumentiert:

http://www.schiebener.net/wordpress/?p=8178

http://www.schiebener.net/wordpress/?p=8048

http://www.schiebener.net/wordpress/?p=7968

Naumann hat in dem kleinen Schlagabtausch die intellektuellen Grenzen Hombachs aufgezeigt und und den wilden Dicken mit dem Florett vom Podest der Selbstgefälligkeit herabgepiekst.

Ich schätze mal, dass diese verlorene Schlacht den großen Macher und Strippenzieher tief verletzt haben muss.

In dem sogenannten Dossier macht sich Willeke zum Büttel von Hombach und deutet den K.O. in eine Punktsieg um.

Zitat:

Weil der Fisch sich Zeit lässt, spricht Hombach über seine anderen Begegnungen, und man fragt sich, ob es bei ihm noch einen Unterschied gibt zwischen einem Pazifischen Heilbutt und Michael Naumann. Der Sozialdemokrat Naumann war Staatsminister für Kultur unter dem Kanzler Schröder, als Hombach Chef des Kanzleramtes war. Naumann wurde danach Chefredakteur und Herausgeber der ZEIT, heute leitet er die Redaktion des anspruchsvollen Politikmagazins Cicero. Die Blätter in Hombachs Konzern heißen Westfalenpost oder Borbecker Nachrichten, Das goldene Blatt oder Eisenbahn Journal, viel bedrucktes Papier, wenig Glanz. Hombach hat auch ein paar Rätselhefte im Angebot. Will er sich mit Naumann messen, muss er mit einer Niederlage rechnen, wie bei einem Heilbutt.

Wo denn das tolle Feuilleton in Hombachs Zeitungen sei, stichelte Naumann in einem Interview. »Bei uns heißt diese Rubrik Kultur«, antwortete Hombach in einem Brief und stellte bei Naumann einen »intellektuellen Engpass« fest. Helfen könne ihm vielleicht ein Bypass. Der Köder wirkte. Nun schrieb Naumann einen Brief, schloss mit freundlichen Grüßen, und Hombach wünschte ihm »gute Gesundheit«.

Besonders die Abschiedsformel hat Hombach gefallen. Endlich hatte er das Spiel mit dem Spott nicht verloren: Naumann war in den Augen seiner Beobachter immer der feingliedrige Intellektuelle mit der Zigarette, Hombach der dicke Holzkopf mit der Zigarre. Naumann hörte man reden und konnte ihn für seine Rhetorik bewundern. Hombach sah man essen und konnte seinen Appetit bestaunen. »Brecher«, »Bulldozer« schrieben die Zeitungen.“

Mit dem vorletzten Absatz trickst Willeke Hombach in die „Vorlage“ und verfälscht die damalige Auseinandersetzung.

An diesem Abschnitt ist mir deutlich geworden, dass der Autor sich manipulieren lässt und den Leser manipuliert.

Für die „Zeit“ ist dieser Artikel im Dossier ein Armutszeugnis.

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