Almosen statt Sozialleistungen: „Die Tafel“ als Symptom unserer Zeit.

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Weihnachtszeit ist Spendenzeit. Lebensmittel für „Die Tafel“. (foto: chris)

Weihnachtszeit ist Spendenzeit. Früher spendeten wir für Bedürftige in armen Ländern, Opfer von Naturkatastrophen und benachteiligte Kinder in Deutschland. Heute sollen wir zusätzlich die löchrige Sozialpolitik mit Spenden ausgleichen.

„Die Tafel“ bittet vielerorts um vorweihnachtliche Gaben, sei es im Eingangsbereich der Supermärkte, sei es in Schulen oder Kirchen. Dennoch reichen die gespendeten Lebensmittel immer seltener, um alle Bedürftigen, die sich an „Die Tafel“ wenden, zu versorgen.

Wer sucht “Die Tafel” auf? – Es werden immer mehr Menschen: Obdachlose, Alleinerziehende mit ihren Kindern, Studenten und in letzter Zeit auch immer mehr Flüchtlinge. Ihnen fehlt Geld für Lebensmittel und so sind sie auf Almosen angewiesen.

Der Anspruch auf staatliche Leistungen stellte eine Errungenschaft des Sozialstaates im 19. Jahrhundert dar. Bismarck hatte Angst vor der erstarkenden Sozialdemokratie bekommen und führte die Sozialgesetze ein.

Heute muss niemand mehr Angst vor der SPD haben und die Sozialgesetze werden bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.

Staatliche Leistungen wurden in den vergangenen Jahrzehnten ganz gestrichen oder gekürzt, die Dauer ihrer Zahlung reduziert. Der Weg Arbeit – Arbeitslosigkeit – Armut ist atemberaubend kurz geworden.

Immer mehr Menschen in Deutschland sind auf Almosen der Tafel angewiesen. Politiker entziehen sich ihrer Verantwortung und loben stattdessen das ehrenamtliche Engagement und die Spendenbereitschaft.

„Die Tafel“ stopft sicherlich kurzfristig einige Löcher. Aber schon seit längerem wird deutlich, dass Almosen die staatlichen Leistungen nicht ansatzweise ersetzen können.

„Die Tafel“ verschafft der staatlichen Un-Sozialpolitik Spielraum,  Gelder können in andere Bereiche umgeleitet werden.

Die Reichen werden reicher und den Armen bleiben die Almosen von „Die Tafel“ – wenn diese nicht gerade zur Neige gegangen sind.