Die Bertelsmann-Stiftung, der demographische Wandel und meine Bauchschmerzen Teil I

Bertelsmann-Stiftung: Probleme sind unser Geschäft
Bertelsmann-Stiftung: Probleme sind unser Geschäft

Als ich heute die Haushaltsreden der CDU und SPD im Winterberger Rat las, war ich zuerst erstaunt, dass sowohl der CDU- Haushaltsexperte als auch der SPD-Gegner dem „demographischen Wandel“ einen großen Stellenwert in ihren jeweiligen Reden zumaß.

„Alle Achtung!“ dachte ich, „die Bertelmann-Stifung hat es vollbracht, den Begriff „Demographischer Wandel“ in die politische Landschaft zu meißeln.“

Ich bekam instinktiv politische Bauchschmerzen.

Noch weiß ich nicht, was die Bertelmann-Stiftung umtreibt, sämtliche Kommunen in Deutschland mit statistisch aufbereitetem Material über die Bevölkerungsentwicklung in den nächsten Jahrzehnten zu versorgen.

Aus meinem politischem Instinkt heraus sage ich:

Bertelsmann macht dies nicht aus wohltätigem Antrieb. Bertelsmann hat es geschafft, ein gesellschaftliches Phänomen, nämlich die Veränderungen der Zusammensetzung der Bevölkerung verbunden mit Bewegungen von Teilen der Bevölkerung wie sie seit eh und je vorkommen, als Problem zu definieren, es in einen Begriff zu gießen, der dann in die Köpfe der Menschen und vor allen Dingen der politischen Entscheidungsträger versenkt wird, um im Anschluss hilfreich Lösungen anzubieten.

Spätestens ab hier macht Bertelsmann Politik, und es bliebe zu untersuchen, wie sich das Vorgehen der Stiftung für den Konzern anschließend oder meinetwegen parallel in barer Münze auszahlt.

Ich unterscheide dabei drei Ebenen:

  • die Verarbeitung und Aufbereitung des statistischen Materials
  • die Verbreitung und Auswertung des Materials bei den Kommunen
  • die Ableitung von Lösungsmöglichkeiten für das so bereitete Problemfeld

Aus welchen Gründen habe ich eigentlich Bauchschmerzen?

Ich habe in diesem Blog über eine Veranstaltung der Sauerländer Bürgerliste zur Demographischen Entwicklung berichtet. Hier und hier. Ich empfand die Informationen und Diskussionen als gut und anregend. Den Referenten habe ich im Anschluss an die Veranstaltung gefragt, welches Interesse die Bertelsmann Stiftung verfolge. Er versicherte mir, dass er in seiner Arbeit als Wissenschaftler und Statistiker völlig freie Hand gehabt habe. Ich glaube ihm auch, dass die 200 Millionen Daten völlig korrekt verarbeitet wurden und die Statistik valide ist. Er ist meiner Einschätzung nach durch und durch glaubwürdig und moralisch integer.

Mein erstes Unbehagen habe ich hier in einer kleine Polemik verborgen.

Die Frage ist, und da beginnen meine Bauchschmerzen, wie geht es mit Ebene zwei und drei weiter. Wie verwendet Bertelsmann das solide aufbereitete Material?

2 Gedanken zu „Die Bertelsmann-Stiftung, der demographische Wandel und meine Bauchschmerzen Teil I“

  1. Sie haben völlig Recht,
    was will die Bertelsmann Stiftung mit den Daten?
    Berechtigte Frage, die sich aber schnell aus einigen Zusammenhängen ergibt.
    Die Arvato ist 100% Tochter des BM Konzerns und größter Verwaltungsdienstleister in Europa. z.B. läuft die komplatte Stadtverwaltung von Würzburg über die Arvato? Was passiert wohl mit den Daten?
    Die Arvato ist in der Entwicklung der ecard maßgeblich beteiligt. Wo werden wohl die zentral verwalteten Gesundheitsdaten gespeichert? Wer hat Zugang?
    Wie ist die BM Stiftung strukturiert? Was für einen politischen Einfluß hat die BM Stiftung auf die deutsche Politik? Wie werden wir gesteuert?
    Beispiel: „Der Spiegel“, 25,3% Gruner und Jahr und damit BM; der „Stern“ 100% BM, RTL 100% BM….
    Mit wem frühstückt Liz Mohn? (A.Merkel) Wer leitet die Abteilung „Gesundheit“ bei der BM Stiftung? (Fr.Dr.B.Mohn) wer sitzt im Aufsichsrat der Rhön Klinken? (Fr.Dr.B.Mohn, u.a. auch Prof.Lauterbach9
    Wer steht sonst noch auf der Lohnliste der BM Stiftung? (u.a.Staatssekretär Schröder und Knieps, BGM; Patienteninteressenvertrater St.Edgeton etc…..)Die Fragen lassen sich beliebig fortsetzen. Wir, das heißt alle Bürger dieses Landes sind Spielball in diesem großen Monopoly, wo es nur darum geht möglichst hohe Rendite für entsprechende Investitionen zu erzielen.
    Es fällt mir gerade noch so ein Beispiel ein: „StudyVZ“ Internetportal der Studenten und Schüler mit sicher vielen sensibelen Daten, 100% BM.
    Bei Bedarf gern Quellenangaben und weitere Verweise.

  2. Oh,ja – für Quellen und Verweise bin ich immer gerne zu haben 🙂
    Vielen Dank für die Hinweise.
    Mich interessiert, ob und wie die Stiftung den „demografischen Wandel“ instrumentalisiert. Wo ist dabei das Hebelchen für die Rendite?
    In dem Zusammenhang: Unter der Überschrift „Rosskur in Gütersloh“ berichtet die SZ heute über geplanten Stellenabbau bei Bertelsmann:
    http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/312/470856/text/

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