Zugausfälle und Verspätungen in der Silvesternacht: “Mehr Verkehr” – und was daraus wurde

Zugausfälle statt verlässlichem Nahverkehr (screenshot: sbl)

Groß angekündigt hatte der für den Schienenpersonenverkehr zuständige  Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) zusätzliche Züge in der Silvesternacht. Es wurden Flyer mit Fahrplänen verteilt und Pressemitteilungen herausgegeben.

(Der Artikel ist gestern in ähnlicher Form zuerst auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Im 2-Stunden-Takt sollten Züge in beiden Richtungen zwischen Dortmund und Willingen über Wickede – Arnsberg – Meschede – Bestwig – Olsberg – Brilon-Wald – Brilon-Stadt fahren.

Feuerwerk für den Nahverkehr in der Silvesternacht?

Doch ein großer Teil dieser Züge fuhr in der Silvesternacht nicht. An Bahnhof erschien die Anzeige, dass die Züge wegen “Verzögerungen im Betriebsablauf” ausfallen würden.

Erfahrene Bahnfahrer kennen diese Ansagen: Sie stellen eine allgemeine Umschreibung für Pannen bei der Bahn dar.

Realität in der Silvesternacht: Die Bahn fällt aus (foto: sbl)

Ärgerlich war das vor allem für diejenigen, die nachts auf einem Bahnsteig standen und vergeblich auf einen angekündigten Zug warteten. In der Silvesternacht gibt es wenig Alternativen!

Die Bahn in der Silvesternacht: Kommt sie oder kommt sie nicht? (foto: sbl)

Bereits in den letzten Wochen gab es zahlreiche Zugausfälle und erhebliche Verspätungen. Bleibt zu hoffen, dass sich “unsere” Vertreter in den Gremien des NWL ernsthaft mit den aktuellen Problemen im Schienenpersonenverkehr befassen.

Leider werden diese Gremien nach Parteiproporz besetzt, und häufig konnte man den Eindruck haben, dass Gremienmitglieder weder Experten für den noch selbst Nutzer des ÖPNV sind.

4 Gedanken zu „Zugausfälle und Verspätungen in der Silvesternacht: “Mehr Verkehr” – und was daraus wurde“

  1. Die Deutsche Bahn ist auf den Strecken der Oberen Ruhrtalbahn im vergangenen Jahr deutlich unzuverlässiger geworden: Züge von Olsberg Richtung Kassel fallen ganz aus, Züge aus Dortmund schaffen es wg. technischer Probleme nur noch bis Bestwig, Fahrgäste nach Winterberg müssen sehen, wie sie weiterkommen.

    Verspätungen treten deutlich häufiger auf als in den Jahren zuvor.

    Eine Ursache sind vermutlich die alten Züge, welche die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben „wieder zum Rollen“ gebracht hat. Es gebe Verzögerungen bei der Auslieferung der neuen Züge, so die Bahn. Alte Züge setzte die Deutsche Bahn im letzten Jahr auch auf Regionalstrecken außerhalb NRWs ein.

    Meine Fragen:
    – Wie kann es passieren, dass Züge so spät ausgeliefert werden?

    – Wann kommen die neuen Züge?

    – Warum werden trotz der schlechteren Leistung die Ticketpreise weiter erhöht?

    – Wer trägt die Verantwortung?

  2. Ich höre schon seit Tagen, dass im Sauerland Züge ausfallen, weil die Triebfahrzeugführer/Lokführer erkrankt seien. Scheint eine Epidemie ausgebrochen zu sein und für mich unverständlich, warum man keinen Ersatz suchen kann. Klar, der Ersatz soll angeblich nicht auf die Fahrzeuge geschult sein. Klar, es gibt viel zu wenig Personal. Und ja, auch klar, der NWL ist genauso unbeweglich, wie die anderen in NRW. Die alten Züge sollen auch schuld sein. Naja, die Neuen, die kommen werden, werden das System noch mal an seine Grenzen bringen. Schlechte Schulungen, unausgereifte Technik etc. Und immer sucht man nach fadenscheinigen Gründen, warum es nicht funktioniert. Es gibt ein Personenbeförderungsgesetz, da heißt es anfänglich: „Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Deutschland ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Mobilitäts- und Lebenskultur“. Scheinbar hat man mit den Verkehrsverbünden den Bock zum Gärtner gemacht. Man hat auf jeden Fall damit erreicht, dass man die Schuld von einem zum anderen schieben kann, die Unfähigkeit, einen vernünftigen ÖPNV/SPNV anzubieten, allerdings auch. Nach meiner Information fahren dort noch Fahrzeuge der BR 640. Sicher sind die mittlerweile in die Jahre gekommen und auch die Sitze sind nicht das Non plus Ultra. Aber eine Menge Triebfahrzeugführer sind geschult auf diese Fahrzeuge. Die böse Mär, dass die Talente schrottreif sind, hat man schon im Kölner Dieselnetz kundgetan. Ein Schelm der Böses dabei denkt, wenn er hört, dass dieselben Fahrzeuge jetzt am Hochrhein eingesetzt werden, ohne Ausfälle übrigens.

  3. @Johanna:
    Manche der Probleme werden dadurch vergrößert, dass in den Gremien der Zweckverbände für den Schienenpersonennahverkehr (NWL und ZRL) und der Busgesellschaft RLG (die auch auf die Fahrpreise im Bahnverkehr großen Einlfuß hat) nur nach Parteienproporz gewählte Politik-Funktionäre sitzen, die sich nicht selbst im Nahverkehr auskennen.
    Ein krasses Beispiel haben wir nach der Konstuierung des Kreistags im Sommer 2014 erlebt: Damals hatte die SBL/FW-Kreistagsfraktion ein Vorstandsmitglied des Verkehrsclub Deutschland (VCD) für die Verbandsversammlung des ZRL nominiert. Weil die Grüne Kreistagsfraktion jedoch anscheinend ihre Stimmen lieber einem FDP-Kreistagsmitglied gab, das bisher nie durch irgendwelche Beiträge zum ÖPNV in Erscheinung getreten ist, wurde der VCD-Experte nicht gewählt.
    Ähnlich lief es bei der Benennung der Mitglieder für das Gremium ab, das die Ausschreibung für das Sauerlandnetz begleitete: Auch hier wurde der Antrag der SBL abgelehnt, einige Experten zu berufen. Ein Ergebnis dieser Ausschreibung ist, dass nun seit einem Jahr die „ausgemotteten“ Züge der BR 644 auf der Oberen Ruhrtalbahn unterwegs sind…
    Durch Experten in den Gremien würde nicht automatisch alles besser werden, aber die Gremien könnten fachlich ihre Kontrollfunktion viel besser erfüllen und manches würde sicherlich besser ablaufen.

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