Winterberg zwischen Kommerz und Kirche: Shoppen am Zweiten Weihnachtstag

VeranstaltungenWinterberg2013
Veranstaltungskalender Winterberg Dezember 2013

Der Veranstaltungskalender Winterberg vermerkt für den 24.12.2013 so besinnliche Termine wie „Wir warten aufs Christkind“ in Siedlinghausen oder „Traditionelles Weihnachtstreffen“ in Elkeringhausen.

Am 26. Dezember, dem 2. Weihnachtstag, lädt die „Winterberg, Einkaufswelt“ zum „Verkaufsoffenen Sonntag“ von 11.00 – 17.00 Uhr. Tatsächlich fällt der 26. Dezember auf einen Donnerstag, aber wer kann sich schon etwas unter einem ‚verkaufsoffenen Donnerstag‘ vorstellen?

Shoppen in Winterberg am 2. Weihnachtstag, das erstaunt mich. Vielleicht ist es schon seit Jahren so und ich habe es nur nicht bemerkt. Bisher bin ich nie auf die Idee gekommen, am 26. Dezember einkaufen gehen zu müssen.

Vielleicht ist es inzwischen überall so. – Nein, in NRW steht Winterberg ziemlich alleine da.

Für die Stadt am Kahlen Asten schafft der „besonders starke Tourismus“ (Ladenöffnungsgesetz NRW ) die Voraussetzungen, um „an jährlich höchstens 40 Sonn- oder Feiertagen bis zur Dauer von acht Stunden“ ihre Geschäfte zu öffen.

Für mich war der 2. Weihnachtsfeiertag bisher ein Tag der geschlossenen Geschäfte und der verwehrten Konsumbedürfnisse. Gerade in Winterberg soll dies nun nicht mehr gelten. Dort, wo der Katholizismus zu Hause ist, wo kirchliche Feiertag bis aufs i-Tüpfelchen befolgt werden, dort soll ich am 26. Dezember zum Konsum verführt werden? Paradox. Vielleicht auch nicht …

3 Gedanken zu „Winterberg zwischen Kommerz und Kirche: Shoppen am Zweiten Weihnachtstag“

  1. Ich für meinen Teil bin über diese gesellschaftliche Entwicklung sehr traurig. Profitgier geht in manchen Teilen der Gesellschaft über alles. Da fragt sich keiner, ob die Kinder der Verkäuferin nicht gern die Mutti zuhause hätten. Hauptsache der Rubel rollt. Da ist die schlechte Presse, mit der die Kirche seit einigen Jahren kämpft geradezu willkommen als Rechtfertigung, sich nicht länger um kirchliche Belange scheren zu müssen. Ich beobachte eine kulturelle Entwurzelung unserer Gesellschaft, die noch böse ausgehen wird. Was bleibt ist nämlich eine Leere, die nicht mit Konsum gefüllt werden kann.

    Dann ging Jesus in den Tempel, jagte alle Händler und Käufer hinaus, stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler um und rief: „Gott sagt: ‚Mein Haus soll ein Haus des Gebets sein‘, ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht!“ Mt 21, 12f.

  2. Also das am 2. Weihnachtstag die Geschäfte offen sind ist schon seit Jahren so und nix neues.
    Selbst am 1. Weihnachtstag kann man soweit ich weiß in einem bestimmten Zeitraum zb. bei Edeka einkaufen gehen.
    Das es für die Leute nicht toll ist sollte klar sein, aber für die heutige Zeit nicht unbedingt unnormal.
    Dann müssten ja generell alle Verkehrsmittel, Skilifte (Wovon wir leben!!),Polizei, Rettungsdienst etc. auch Ruhen, oder nicht??
    Aber da denkt ja auch keiner dran, hauptsache immer nur die „armen“ Geschäftsleute…

  3. Die Feiertagsdiskussion ist/bleibt in der Sackgasse, wenn sie rein kirchlich bzw. religiös geführt wird. Die Religiösität spielt nach meiner Beobachtung schon lange keine große Rolle mehr. Wie auch! Die Zahl der Mitglieder der traditionellen christlichen Kirchen sinkt, die religiösen Überzeugungen der Menschen werden vielfältiger, die Zahl und das Gewicht anderer Religionen steigt und wenn wir nicht aufpassen, ruft irgendeines Tages der Arbeitgeberverbandspräsident: „Ihr glaubt nicht? Dann braucht ihr auch keine kirchlichen Feiertage mehr!“

    Meine These: eine Gesellschaft braucht kulturell begründete Tage des Innehaltens, der Besinnung. Allerdings wird es immer Gruppen geben -gerade in Dienstleistungsberufen, die an solchen Tagen arbeiten (müssen).

    Aus Gründen der Arbeitsgerechtigkeit müsste diesen ein Ausgleich an einem anderen Tag gewährt werden. Aber das ist jetzt schon sehr technisch.

    Winterberg lebt vom Tourismus. Da ist nicht viel anderes. An den Weihnachtstagen kommen, wenn Schnee liegt, die Touristen, und die wollen auch einkaufen können.

    Wo trifft man die „tiefgläubigen Katholiken“ an strengen katholischen NRW-Feiertagen? Na, in Korbach (Hessen) – beim Shoppen 😉

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