Winterberg: Hotel Claassen – Hau weg den Sch…

Hotel Claassen Winterberg - ein häßlicher Quader aus Beton
Hotel Claassen Winterberg – ein häßlicher Quader aus Beton

Seit weit über zehn Jahren wohne ich in der Stadt Winterberg. Vom ersten Tag an ist mir der häßliche, leerstehende, nutzlose Betonklotz des ehemaligen Hotel Claassen am „Oberen Waltenberg“ aufgefallen.

Die Geschichten über das Hotel sind Legion: Bumms- und Clubhotel, Saufen, Vögeln, Cha, Cha, Cha … Beton kennt keine Scham.

Heute befriedigen die Kegelclubs et alii ihre Bedürfnisse in anderen Etablissements.

Die barocken Zeiten des Hotel Claassen sind endgültig vorbei.

Als ich vor zwölf Jahren nach Winterberg zog und diesen überlebten Steinhaufen sah, dachte ich bei mir, dass eine solche Bausünde nicht das nächste Jahr überleben würde können.

Naiv gedacht, denn auch Hässlich, Nutzlos und Leerstehend kann Privateigentum sein.

Die Touristenhochburg Winterberg hat es bislang nicht vermocht, den Quader zu beseitigen.

Jetzt soll das Hotel wieder einmal den Besitzer wechseln, so ein Bericht in der örtlichen Presse.

Am kommenden Freitag um 17 Uhr wird das Haus vielleicht versteigert. Mindestgebot eine Millionen Euro.

Wanderer kommst du nach Winterberg, gönne dir einen Augenblick vor dem Hotel Claassen. Vielleicht denkst du dann das Gleiche wie ich:

Hau weg den Schei…!

31 Gedanken zu „Winterberg: Hotel Claassen – Hau weg den Sch…“

  1. Also so häßlich finde ich den Kasten net.
    Möchte diesen aber gerne mal von Innen sehen, er birgt ein schönes Stück Zeit-Geschichte, welche vor über 10 Jahren stehen geblieben ist…

  2. @Fachfrosch:
    Das ist ein interessanter Aspekt. Schöner Hinweis 🙂
    Wir werden sehen, was sich machen lässt.

  3. Der Zustand des Hauses ist aus zwei Gründen schockierend: Zum einen kenne ich das Hotel noch von früher und weiß, welchen Stellenwert Claassen hatte, zum anderen verstehe ich nicht warum Winterberg diese Ruine an exponierter Stelle duldet.

    Ob das Haus schön ist oder nicht sei dahingestellt. Ich erinnere mich daran, das livrierte Kellner damals die Stammkundschaft mit Handschlag begrüßte. Es gab dort -soweit ich weiß- die erste Tanzfläche Winterbergs, Kegelbahnen und ein Schwimmbad. In der Küche arbeiteten Heerscharen von Köchen und Azubis. Die Chefs, die Brüder Hein und Otto, waren präsent und pflegten den Kontakt mit den Gästen. Mit diesen Bildern im Kopf sich die Ruine anzusehen, macht nachdenklich. Die Familie Claassen hat hart gearbeitet um all das aufzubauen. Sie begannen mit einer Milchbar (dort wo heute das Hotel Winterberger Hof steht) und bauten sich das für damalige Verhältnisse sehr große Hotel auf. Anfang der Achtziger Jahre kam dann der Anbau links (mit Cafe) hinzu. Der Anbau war anscheinend Wirtschaftlich zu viel gewesen. Unfalltod eines Sohns (und Erben) sowie Ottos Selbstmord führten zum Zusammenbruch des Unternehmens.

    Beim kramen fand ich neulich noch eine alte Speisekarte aus dem Waidmannsheil. Die Preise waren für damalige Verhältnisse schon oberes Niveau.

    Ende der Siebziger Jahre brannte in der Mitte Winterbergs eine Kleiderfabrik aus (Von der Helm). Die ausgebrannte Ruine stand dort mehrere Jahre bis sie endlich abgerissen und durch das sog. Alfrisch-Center ersetzt wurde.

    Das alte Hotel ist nicht der erste Fall von einem geduldeten Schandfleck im Ort.

    1. Mein Name ist Rainer Schmidt. Ich war selbst Anfang der 70er Jahre Mitarbeiter Im Kurhotel Classen. Es war ein sehr gut geführtes Haus der gehobenen Gastronomie. Otto und Frau Margot waren mehr im Hintergrund tätig, Hein war der aktive Gastronom im „Waidmannsheil“, welches tagsüber ein mit hervorragender Küche überzeugendes Restaurant war und dann am Abend um 20:00Uhr zu einem Tanzlokal für die reifere Jugend umfunktioniert wurde. Es verkehrte ein erlesenes und anspruchsvolles Publikum im Haus, sowohl im Hotel, als auch im Restaurant. Die Mitarbeiter pflegten ein angenehmes Klima im ganzen Haus und waren meistens viele Jahre dabei. Geschäftsführer Hein war ein großartiger Motivator und eine seiner Stärken war eine gute Menschenführung. Wir wurden ordentlich behandelt und bezahlt, bekamen jeden Tag ein frisch zubereitetes „Personalessen“ und wurden sogar für unseren Dienst am Gast vollständig eingekleidet. Der Anfang vom Ende kündigte sich an, als der Sohn Otto’s tödlich verunglückte und die Tochter mit einem Marokkaner durchbrannte. Als dann noch die Geliebte Otto’s (Marianne, Barchefin im Waidmannsheil) mit einem Servicemitarbeiter flüchtete, erschoss sich Otto wenige Tage später. Eine einzige Tragödie, die wohl zum Niedergang dieses bis dahin weit über die Grenzen Winterbergs hinaus bekannten Hauses führte. Wer aber im Nachhinein das Kurhotel Classen als Bumshotel bezeichnet, kübelt einfach üble Lügen über diese sehr gute Gastronomie aus.

  4. @klabauter:
    Vielen Dank für den Hintergrund der Hotel-Geschichte. Das hatte ich bis heute noch nicht gewusst. Sehr interessant und aber irgendwie auch traurig, dass ein Familienunternehmen diesen Weg gehen musste.

    Vor kurzem habe ich eine Vermutung darüber gehört, warum ein Investor unter Umständen gar kein Interesse daran hat, irgendetwas mit der Immobilie zu veranstalten:

    Dies sei dann der Fall, wenn das Objekt Teil eines viel größeren Portfolios von anderen attraktiveren Immobilien sei. Um an diese attraktiveren Immobilien ran zu kommen, müsse ein Käufer eben auch die „Krampen“ mit kaufen.

    Im Fall des Hotel Claassen müsste man untersuchen, ob dies hier auch zutreffen könnte. Claassen wäre dann die taube Nuss, die ein Immobilien-Käufer im Bündel mit anderen wertvollen Immobilien erworben hätte.

    Rechercheaufwand: 0,5 bis 1 Tag 😉

  5. @Romina S:
    Selbstverständlich kann sich jeder das Hotel von außen ansehen, hineinstiefeln würde ich allerdings nicht, weil es dann, so denke ich, Hausfriedensbruch wäre. Sonst mit dem Investor oder der Stadt Winterberg in Verbindung treten.

  6. Die Mitarbeit im Hotel war unterste Schublade…das Personal bekam die Essensreste vom Vortag…was die Gäste auf den Tellern gelassen haben.
    Die Mitarbeiter wurden auch nicht gut Behandelt, Unterbezahlt und Gedemütigt.
    Mich freut es, das der Schuppen so Aussieht wie er jetzt ist…hoffentlich stirbt da ein Stück Geschichte…und Asoziales Verhalten.

  7. Mal eben zum sumsemann,dem seltsamen spinner.Ich habe selbst dort gearbeitet und immer auch gutes gegessen.Und der Lohn ging nach vereinbarung und leistung. Da war jeder selbst gefragt.Reste von den Gästen,lächerlich. Du Spinner

  8. Und noch mal eben zum Klabautermann. Du kommst sicher aus dem ort. Ist ja schon fast Insiderwissen. Ich hatte dort eine tolle Zeit und war auch später gern gesehen. Und die ganze Geschichte ist mehr als dramatisch. Das hatte otto so nicht verdient.

  9. Erst informieren,dann schreiben. Nase. Du schreibst wie über einen Puff. Sollst abe rnicht vergessen,dass es zu seiner Zeit ein highlight war und viele Gäste nur wegen dem Claassen gekommen sind. Ein super hotel mit einer für diese Zeit tollen Ausstattung und einer super küche und tollen Service.Ohne all diese geschenisse wäre es noch heute das beste Hotel in Winterberg und ganz gewiß keine bumsbude.Die war damals einige Häuser den Waltenberg rauf,für den der es nötig hatte

  10. @robse:ja, ich denke auch, dass Klabauter über die besten Informationen verfügt und ich halte seine Schilderungen für sehr authentisch. Ich selbst kenne das Hotel nicht mehr im „lebendigen“ Zustand, sondern nur in der jetzigen, traurigen Verfassung. Sollten die Geschichten, auf die ich mich bezog und die ich so aus mehreren Quellen gehört hatte, so nicht stimmen, ändert das ja nichts an der Tatsache, dass ein ehemals gut gehendes Unternehmen zusammengebrochen ist und die Reste nun als „Schandfleck“ im Ort herumstehen.

  11. Guten Tag,

    hier ist ja einiges an Informationen hinzugekommen. Wie die Arbeitsbedingungen im Haus waren vermag ich nicht zu sagen. Ich kann mich noch gut an einen Kellner Bernd und eine Bedienung Vera erinnern. Beide haben über Jahre im Claassen gearbeitet. Ich hatte immer den Eindruck, das Betriebsklima war dort in Ordnung. Aber wie gesagt: Die Leute die dort gearbeitet haben können sicher fundierter berichten (Ohne Beleidigungen bitte!)

  12. Ich wohne wenn man vorm hotel steht direkt im weißen Haus rechts daneben und das schon seit 4 Monaten und ich muss sagen überrall wo man aus dem Fenster schaut sieht man diese Ruine.Schrecklich.Würd aber trotzdem mal von innen sehen habe aber schiss vor Pilzen, obdachlosen etc.Vieleicht wohnt einer von euch in der Nähe dann gehen wir gemeinsam rein.

  13. Hallo, heute bin ich in die Vergangenheit gegangen. Ich bin jetzt 47 Jahre alt und eine Zeit meiner Kindheit habe ich im Hotel Claassen verbracht. Mein Vater hat damals als Büffetier dort gearbeitet und meine Mutter am Wochenende als Kellnerin. Meine Schwester und ich waren dort viele Wochenenden, weil wir dort nicht wohnten. Wir hatten dann ein Zimmer gegenüber in einer kleinen privaten Pension. Ich habe nur schöne Erinnerungen an das Hotel. Meine Eltern wurden weder schlecht bezahlt noch behandelt. Wir als Kinder(vom Personal) hatten viele Freiheiten. Schwimmen, Sauna durften wir alles benutzten. Ich finde es trauig, dass das so geendet hat mit dem Hotel.

  14. @Kiba et allii:
    Das Hotel Claassen bewegt anscheinend auch noch Jahre nach seinem Niedergang die Gemüter. Das habe ich als Außenstehender wirklich nicht erwartet, als ich das erste Mal vor der Ruine stand. Mein Vorschlag: Alle, die die Vergangenheit des Hotels in irgendeiner Weise dokumentieren wollen, treffen sich mal. Vorschlag?

  15. Hallo, auch ich habe im Hotel Claassen gearbeitet. Ich habe da meine Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht. Da lebte Otto Claassen nicht mehr. Aber Frau Claassen und Hein Claassen waren immer korrekt zu den Mitarbeitern und das Essen für die Angestellten wurde auch immer frisch gekocht. Ich möchte die Zeit meiner Ausbildung nicht missen. Wir hatten neben der Arbeit viel Spaß und wenn ich jetzt das Gebäude so sehe, bin ich echt traurig darüber. Es war wirklich einmal ein Glanzstück.

  16. Hallo Klabautermann, scheinst ja einiges aber nicht alles zu wissen. Als ehemaliger kann ich dir sagen,dass das Arbeitsklima sehr gut war,habe es danach nicht mehr so erlebt. Ich habe dort ab 74 gearbeitet und noch heute einige kontakte zu ehemaligen mitstreitern. Wer sich in der Scene der Gastronomie auskennt,weiß bestimmt das dies nicht oft der Fall ist. Man arbeitet nicht nur in Deutschland sondern auch außerhalb. Und man trifft sich heute noch. Und zu Bernd und Vera,die zwei waren am Büffet beschäftigt wenn wir dort die gleichen im Sinn haben. Vera ist noch heute in Winterberg.

  17. Guten Tag Jutta. Wir kennen uns nicht persönlich,da ich lange vor deiner Zeit da war,doch kann ich all das bestätigen was du von dir gegeben hast. Die Fam. Claassen war immer gerecht zu den Mitarbeitern und auch später als Gast war immer echte Freude in den Augen von Frau Claassen zu sehen. Und bezahlen durfte ich nie .Es war eine tolle Zeit dort. Ich würde dort sofort wieder arbeiten.

  18. Noch mal eben zu zoom. Das diese ganze Geschichte noch so viele Gemüter erhitzt liegt wohl auch daran, dass fast alle sehr gern dort gearbeitet haben. War damals im Winter,als es die winter noch gab,immer sehr anstrengend,aber immer hatten wir auch Spaß. und nachts gab es dann mit Otto ein lecker Warsteiner vom Chef,oder auch mal zwei. Das machte damals schon dieses tolle hotel aus,es war auch immer viel familiäres dabei,trotz der schon damals gigantischen Größe des hotels. Die Stadtoberen sollten mal bedenken,wer schon seit Ende der sechziger die Clubs nach winterberg holte. die Fam. Claassen hat ein gewissen Anteil an der Entwicklung von Winterberg. in Willingen wäre man damals froh gewesen einen solchen Unternehmer im Ort gehabt zu haben.

  19. Hallo zoom, das Claassen scheint dichja zu beschäftigen .Vom Astenturm weiß ich leider nicht, doch ein alter Kollege weiß das sie mal im Bobhaus gearbeitet hat und auch mal am Waltenberg in einem Restaurant. Du kannst mich auch per mail erreichen,über diese seite ist nicht immer so gut. 08-robse-05@gmx.de . Bin erst ab montag wieder online. melde dich mal.

  20. Hallo robse, ich bin es nochmal. Ich habe meine Ausbildung 1987 – 88 im hotel Claassen gemacht.
    Vera habe ich jetzt nicht so auf dem Plan. Aber Bernd war zu meiner Zeit immer noch am Buffet und hat uns alles über Getränke beigebracht. Er war mitunter sehr streng, aber wir hatten auch viel Spaß. Ich kenne noch Klaus und Gerold als Kellner und Peter von der Rezeption. Liebe Grüße Jutta

  21. Hallo,

    schön dass der Ruf des alten und für Winterberg wichtigen Hotels richtig gestellt wird!

  22. Hallo. Ich habe mit meine Eltern vielmal gewohnt in Kurhotel Claassen meistens vom Weihnachten bis zum Neujahr.Ich war damals ong. 23 Jahre und habe abends viel Spass gehabt mit Hein und Otto. Mit Hein habe ich abends getanzt im Keller und meine Vater hat manchmal mit Otto gejagt. Frau Claasen haben wir nicht viel gesehen weil Sie immer im Küche war. Das Otto nicht mehr lebt hat mir sehr erschreckt. Es gab auch ein holländische Keller (Henk). Er hat immer im Keller gearbeitet. Schade das das Hotel so eine Ruine geworden ist. Es gab damals eine Rezeption mit ein Fins Mädchen. Das Essen war immer sehr, sehr gut. Ich habe schöne Erinnerungen an Kurhotel Claasen. Grüss.

  23. Hey, ich hab Anfang der 80er im Classen gearbeitet. Zuerst als Zimmermädchen und später dann in der Kaffeeküche. Die Arbeit war hart aber hat auch viel Spass gemacht. Wir waren eine super Belegschaft. Das Hotel war zu der Zeit sehr beliebt und durch die damals neuen Apartments auch hochmodern. Es hat einfach Spass gemacht dort zu arbeiten. Wenn wir frei hatten haben wir zusammen gefeiert oder sind zusammen einfach rausgefahren.Damals als Rainer noch lebte und mit Gerold,Kläuschen, Heidi usw

  24. Ein sehr trauriger Anblick.Ich habe im Hotel einige Jahre gearbeitet.Es wurde viele Feste gefeiert und das Hotel hatte einen sehr guten Ruf.

  25. Hallo. Ich komme aus der Nähe von Stuttgart und war diese Woche zum ersten Mal in Winterberg. Als ich die „Ruine Claassen“ gesehen habe, war ich geschockt. Das Gebäude wirkte richtig beängstigend auf mich. Ich habe mir versucht vorzustellen, wie früher dort mal das Leben pulsiert hat, Leute glücklich waren, Leute gearbeitet haben, gegessen usw. Und ich nahm mir vor, wenn ich wieder zu Hause bin, gleich mal zu googeln und siehe da … Mich würde es auch extremst reizen, das Gebäude mal von innen zu sehen. Liebe Grüße aus dem Süden.

  26. Ich war öffters im Hotel, habe da gefeiert, geflirtet und auch Zärtlichkeiten ausgetauscht,einfach super,habe dort meine Frau kennengelernt,noch heute verheiratet. An den Kellner Klaus erinnere ich mich,aus dem Waidmannsheil.

  27. moin
    auch ich habe in den achtzigern dort gearbeitet,habe das alles aber etwas anders gesehen als einige hier,war dort in der ausbildung als restaurantfachman, …. [Admin: kann den Rest nicht freischalten, wegen der Persönlichkeitsrechte. Sinngemäß steht drin, dass es nicht nur gut war.]

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