Wieder ein Ort ohne Freibad: Winterberg

Hinter Stacheldraht: das Freibad Winterberg für immer perdu. (foto: zoom)
Hinter Stacheldraht: das Freibad Winterberg und sein 50-Meter Becken für immer perdu. (foto: zoom)

Ich liebe Freibäder und bin verrückt auf 50-Meter Becken. Winterberg hatte beides.

Das alte Freibad mit der großen Liegewiese ist seit diesem Jahr leider Geschichte. Das Oversum Hallenbad mit einem Außenplanschbecken ist die Gegenwart.

Wer im Sommer gern ein klassisches Freibad aufsuchen möchte, um seine Bahnen zu ziehen, muss sich in den Ortsteil Siedlinghausen begeben. Dort im Tal liegt zwischen Kastanien ein klassisches Freibad mit einem 25-Meter Becken.

Die Stadt Winterberg hatte das Bad in Siedlinghausen vor einigen Jahren abgestoßen.  Es kann heute nur Dank eines engagierten Bädervereins weiter betrieben werden.

Ein für das Bahnen-Schwimmen ausreichend großes Außenbecken findet man auch im Aqua-Olsberg. Dort können die Schwimmerinnen und Schwimmer problemlos von der Halle mit seiner 25-Meter Bahn in den Freibadbereich wechseln.

Irgendwie ist es traurig, dass in der Tourismus-, Outdoor-  und Wintersportmetropole Winterberg zwar eine defizitäre Bobbahn subventioniert wird, aber ein Freibad in wunderschöner Umgebung am Fuß eben dieser Bobbahn geschlossen wird.

Ist altmodisch, kostet Geld, bringt keine Rendite, bringt keinen Ruhm, lockt keinen Stefan Raab auf seinem Wok herbei.

23 Gedanken zu „Wieder ein Ort ohne Freibad: Winterberg“

  1. Mir ist es auch völlig schleierhaft, wie man ein so tolles Freibad ersatzlos schließen kann. Das neue Becken war ja noch nicht sooo alt. Bei der Eissporthalle empfinde ich ähnlich. Beide Anlagen waren zu den jeweiligen Jahreszeiten bzw. bei entsprechender Wetterlage voll. Von dieser Zielgruppe geht ja niemand ins Oversum, da es beides nicht bietet. Das Außenbecken ist ein Witz, und eine Eishalle hätte sich doch bei der Größe dieses Projektes durchaus realisieren lassen.
    By the way: die Fotos der Hotelzimmer erwecken bei mir den Eindruck, als sei das Baugerüst vor dem Fenster vergessen worden. Von freier Sicht kann jedenfalls keine Rede sein.

  2. @Martin: diesen Einraum zu zeigen war der größte Rohrkrepierer, den sich die Betreiber geleistet haben. Ich habe schon in Jugendherbergen nettere Zimmer gesehen. Wer das mietet, muss masochistisch oder depressiv veranlagt sein. Für 65 Euro findet mensch in Winterberg bei weitem bessere Unterkünfte in dieser Kategorie.

  3. Hi Hannes.

    Auch ich erinnere mich an die wenigen schönen Tage, die wir mit der Schulklasse in den 1960er Jahren auf den weitläufigen Wieseflächen in dem großen Bad verbracht haben. Dort habe ich erst als Pennäler das Schwimmen gelernt, nachdem ich einmal fast darin etrunken wäre. Für solche öffentlichen Gemein-Plätze ist heute kein finanzieller Spiel-Raum mehr vorhanden, weil man dort die Defizite nicht so schön verstecken kann, wie ein Ei an Ostern im Park. Mir sagte neulich der Geschäftsführer eines großen (privaten) Abfallentsorgungsunternehmens: \PPP-Gesellschaften sind nichts weiter als institutionalisierte Korruption\ Ein privater Betreiber von ehemals öffentlichen Einrichtungen ist selbstverständlich gewinnorientiert. Und wer garantiert ihm diesen Gewinn? …Die öffentlichkeit! Schönheit, Größe, Funktionalität und Eigenständigkeit der alten Gebäude und Anlagen landen so auf dem Altar des Profits bzw. dem Konto des Investors, der sein Angebot zu seinen Konditionen konkurrenzlos zu Markte trägt. Das Ei des Kolumbus stand bekanntermaßen nur, weil es unten angedötscht wurde …alles nur eine Frage der Zeit, wann dieses Oversum von unten an zu stinken fängt.

  4. Hallo,

    ich besuchte vorgestern das Frei- und Hallenbad Winterberg, so wie ich es all die Jahre bereits getan habe. Bereits letztes Jahr teilte der Bademeister (der auch schon solange ich weiß dort arbeitet) uns mit, dass wir nun die letzte Chance hätten ins Winterberger Freibad zu gehen, nächstes Jahr wäre „Schluss“. Der größte Witz an der Sache ist, dass die Stadt Winterberg für 2012 das Gelände des Schwimmbades noch gepachtet hat! Leider scheint sie kein weiteres Interesse an dem schönsten Freibad des Sauerlandes mehr zu haben. Ich habe dort oben das Schwimmen gelernt und bin eigentlich jedes Jahr die 15 km dort hochgefahren um wenigstens ein paar Mal im Jahr dort zu Schwimmen.

    Als ich vorgestern ankam um mich zu überzeugen, was denn nun los ist war ich erst verwundert, dass das Schwimmbad am Rathaus noch ausgeschildert ist. Als ich ankam sah ich jedoch bereits den umgemähten Rasen, den verwahrlosten Spielplatz und die verunkrauteten Außenanlagen.
    An allen Eingängen nur „Das Frei- und Hallenbad Winterberg hat am 22.04.12 den Betrieb eingestellt.“ Ich war doch sehr getroffen als ich die ehemals tolle Liegewiese und die ungepflegten Außenanlagen zu Gesicht bekam. Das Wasser im Außenbecken … bereits grünlich, das Pflaster voll mit Unkraut, aber alle Sachen noch im Kassenhäuschen und auch im Hauptgebäude alles unverändert (soweit ich das von außen sehen konnte).

    Ich habe mir an dem selben Tag noch das Außenbecken des Oversums angesehen … als ich das Planschbecken gesehen habe, da haben die Leute mich schief von der Seite angesehen, weil ich so loslachen musste! Das Teil ist ein absoulter Witz.

    Ich hoffe es wird eine private Initiative geben, die wenigstens das Freibad wieder zum Leben erweckt, es ist einfach zu schade dieses tolle Schwimmbad verfallen zu lassen!

    Viele Grüße
    Leon

  5. @Leon: In meiner alten Heimat am Niederrhein ist mir ebenfalls das 50-Meter Becken, in dem ich Schwimmen gelernt hatte, zugeschüttet worden. Mir ist es damals ebenso gegangen wie Dir.

    Vor einiger Zeit habe ich mich mit einem Bademeister über die Schließungen und Privatisierungen der öffentlichen Bäder unterhalten.

    Er sagte etwas sehr Schönes:

    Ein Schwimmbad sei nicht nur eine Kostenstelle, sondern auch ein Kulturgut.

  6. @zoom

    Wohnst du denn jetzt im Sauerland (Umgebung Winterberg)?
    Ich habe mich mit Winterberg per E-mail in Verbindung gesetzt und muss sagen, die Erläuterungen und auch die Zeit die man sich genommen hat haben mich völlig zufrieden gestellt. Es scheint den Winterbergern also nicht völlig egal zu sein was ihre Gäste beschäftigt (mehr bin ich im Grunde ja trotz der Nähe zur Stadt auch nicht).
    Als Gründe für die Schließung nannte der Mitarbeiter des Rathauses mir unter anderem die rückläufigen Besucherzahlen, den hohe Investitionsstau (meiner Meinung nach selber von der Stadt verschuldet), hohe Betriebskosten, veraltete Anlagen …

    Er selber fand aber trotz alledem auch einige sehr treffende Worte: „…das zweifellos sehr schöne Freibad am Buchenweg…“, „Wenn ich die wirtschaftlichen Gegebenheiten und die großen Probleme der kommunalen Haushalte außen vor lasse, dann gebe ich ihnen vollkommen Recht: Für Winterberg ist die Schließung des Freibades mit allen seinen Vorzügen ein Verlust, den die Politiker des Stadtrates schweren Herzens beschlossen haben. Leider ist das keine Entwicklung, die es in nur in Winterberg gibt, schauen sie sich in NRW um, wie viele kommunale Bäder in der jüngeren Vergangenheit schließen mussten. Insofern kann ich nur für ein wenig Verständnis für die getroffenen Entscheidungen werben.“

    Er selber teilte mir allerdings auch mit, dass das Freibad am Oversum keineswegs der Ersatz für das 50-Meter-Freibad seien sollen, das soll viel mehr das Freibad in Siedlinghausen sein, welches auch durch private Träger geführt wird.

    Eine große Schwierigkeit sehe er in der größe des Beckens, die Kosten die „3,5 Millionen Liter Wasser“ aufzuheizen seien extrem hoch und für eine private Initiative kaum tragbar, daher sieht es wohl relativ schlecht aus für das Frei- und Hallenbad Winterberg…

    Ich persönlich denke durch Werbung (die es schlicht nicht gab, es gab nur 2 Wegweiser direkt in Winterberg als „Werbung“) und höhere Preise hätte man das Schwimmbad erhalten können, zumal die Gastronomie nun auch schließen musste am Schwimmbad.

    Ich bedauere die Schließung nach wie vor und hoffe auf eine private Lösung. Warum sollten Niederländer nicht auch ein Freibad betreiben können?! Sie haben in Winterberg ja auch bereits einige Hotels erfolgreich in ihren Händen!

    Viele Grüße
    Leon

  7. @Leon R.: Den Namen oder die genaue Position werde ich nicht nennen, weil ich nicht weiß, ob derjenige unbedingt in der Öffentlichkeit stehen will. Es steht ansonsten doch schon sehr genau im obigen Kommentar 😉

  8. Ich habe mit Knappschaft Bahn-See Kontakt aufgenommen, von deren Seite war es nicht nur Verständnis, sondern es hörte sich sogar positiv an, was das Verhalten gegenüber dem Freibad angeht.
    „Zur Fortführung des Badebetriebes im Freibad Winterberg müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass wir als Träger der gesetzlichen Renten- und Krankenversicherung ein öffentliches Schwimmbad nicht betreiben dürfen. “
    Das hört sich ja fast schon zuversichtlich an! 🙂 … Ich beginne wieder zu hoffen 😉 …

  9. @Leon R. Wie ich Deinen Kommentaren entnehme, hast Du Dich schon ganz schön ins Zeug gelegt und verschiedene Menschen kontaktiert. Fasse das, plus Deine eigenen Gedanken, doch mal zu einem Artikel zusammen. Dann erreichst Du zumindest die Öffentlichkeit dieses Blogs.

  10. Danke für das Angebot, ich werde darüber nachdenken und schauen ob ich einen Artikel zusammenbekomme damit. Ich werde dich dann mal kontaktieren 🙂 …

  11. Hallo Hannes,

    klasse geschrieben und wirklich traurig und bedenklich zugleich, was aus dem schönen Freibad in Winterberg geworden ist.
    Umso höher ist die Leistung des Trägervereins des Bades in Siedlinghausen zu bewerten !!! Ein Lob und grosses Kompliment an alle ehrenamtlichen Helfer, die die Unterhaltung des Bades in Siedlinghausen erst ermöglichen !!!
    Tja was in unserer Gesellschaft so alles abgeht und insbesondere in der Politik (nicht nur in der grossen sondern auch in der vor Ort !!!), ist leider oft schon mehr als traurig und peinlich.
    Das Prestigedenken steht leider viel zu oft über allem logischen, praktischen und vernünftigen Denken!!!
    Armes Deutschland—quo vadis ???

    Sportliche Grüsse

    Björn Schneider

    P.S.:

    Bei der Gelegenheit ein dickes Kompliment für Deine wirklich informative und gut gemachte page !!!

  12. Hallo Björn,

    ich finde es auch beachtlich wie die ehrenamtlichen Mitarbeiter in Siedlinghausen das ganze aufziehen, war gestern das erste Mal da und war echt begeistert!
    Echt schade, dass die Stadt Winterberg es nicht auf die Reihe bekommt das Freibad aufrecht zu erhalten…

    Grüße
    Leon

  13. Ich bin wirklich Baff , das unser Freibad echt geschlossen wurde. Das die Rede davon war ….aber Nie hätte ich damit gerechnet das es zu einer umsetzung kommen würde.
    Auch ich habe dort das schwimmen erlernt.
    Meine Güte , als Kind war ich fast täglich dort. Morgens rein und erst Abends wieder Heim. Eltern wussten uns gut aufgehoben …..
    Die Atmosphäre wie in nem Familienbetrieb.

    Vor Jahren als das Aussenbecken umfangreich erneuert wurde man was war ich begeistert 🙂
    Und jedes Jahr konnte man kaum erwarten bis die neue Saison des Freibades losging.

    Als ich davon erfuhr das unser Freibad geschlossen werden soll kam das im zuge der aussage , dass der Verpächter des Grundstückes worauf sich das „Freibad“ eben halt befindet „Nicht gewillt sei“ die Pacht zu verlängern.
    Also von dem was ich nun bislang gelesen habe ….versucht man hier Gründe vorzuschieben um dann als nebenbei zu erwähnende unrentabilität mit in den satzbau einzugliedern. Wer glaubt das Freibäder sich von allein tragen ….und das ist auch den Herren von Stadt und Politik „NIX NEUES“
    Werbetrommeln rühren für Attraktionen….. das geht alles, aber für unser Freibad das in erster Linie der Erholungspunkt der Gemeindenbewohner von Winterberg dient, da Macht das ja Nix , die muessen /sollen die Schliessung so lapidar hinnnehmen.

    Stellt euch doch mal die Frage : Wer von den Winterbergern und umgebung springt auf den Schanzen und nutzt die Bobbahn und im gegensatz wieviel der Einwohner nutzten da hingegen das Freibad.

    Auch will ich garnicht wissen wieviel Geld schon in Fehlinvestitionen gelaufen sein mögen wo Normal-Bürger garnix von Mitbekommen hat.

    Ich für meinen Teil hoffe das die Winterberger den Kampf um den Erhalt des Freibades aufgenommen hat und Nicht aufgeben werden !!!!

    Grüße Karoline

  14. @Karoline: Hast du auch meinen Artikel gelesen? \Hallen- und Freibad geschlossen – Winterberg verliert Tradition, Flair und Character.\? Der ist hier unten drunter verlinkt.
    Ich habe mich damit auch lange befasst und verstehe es nach wie vor nicht. Der Verpächter ist jedenfalls nicht der Grund! Das steht mal fest.
    Ich persönlich würde gerne noch mehr für den Erhalt tun, aber was?!

    Viele Grüße
    Leon

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