Weiterhin Mängel und Unzulänglichkeiten an den Pesa-Fahrzeugen im Sauerland-Netz

Ein Pesa-Zug im Bahnhof Neheim-Hüsten. (archivfoto: vcd)

Vorbemerkung: Wer billig kauft, kauft zweimal.

(Die heutige Pressemitteilung des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) im Wortlaut)

DB Regio NRW arbeitet gemeinsam mit dem Hersteller Pesa an diversen Lösungen auf mehreren Ebenen.

Mit der Aufstellung eines neuen Nahverkehrsplans Westfalen-Lippe verfolgt der NWL das Leitbild der Verkehrswende. Ziel ist ein zuverlässiges Nahverkehrssystem in Westfalen-Lippe sowie über die Region hinaus zu erhalten und auszubauen, eine Energieeinsparung durch Verlagerung und Vermeidung von Verkehr sowie eine Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien zu erreichen.

Technische Probleme an den neuen Zügen
Seit dem Einsatz der neuen Pesa-Link-Fahrzeuge im Sauerlandnetz kommt es aus verschiedenen technischen Gründen zu regelmäßigen Problemen. Der Betreiber DB Regio NRW arbeitet gemeinsam und intensiv mit dem Fahrzeughersteller Pesa an den erforderlichen Abhilfemaßnahmen.

Wie angekündigt, durchlaufen alle Pesa Link-Neufahrzeuge aktuell eine „Rollkur“, in der jedes Fahrzeug im Werk von Pesa optimiert und nachgebessert wird, um anschließend wieder in einen vertragskonformen, stabilen Betrieb überführt zu werden.

Die komplexe Fahrzeugtechnik ist dabei ein wesentlicher Faktor. Erkannt wurden hier Probleme in der Software und an der Fahrzeugelektrik.

Lärmbelästigungen von Fahrgästen und Anwohnern
Ein weiterer Kritikpunkt sind die verschiedenen Lärmemissionen der Fahrzeuge. Sowohl von Fahrgästen als auch von Anwohnern entlang des SauerlandNetzes wird über laute Klimaanlagen, Bremsen, Warnsignale und Lüfter geklagt. Auch diese Punkte wurden und werden intensiv einer Untersuchung unterzogen und durch unterschiedliche Maßnahmen abgestellt. Bedingt durch die hohe Komplexität der Komponenten, sowie unterschiedlicher Emissionsursachen kann jedoch ein abschließender Zeitpunkt dazu noch nicht genannt werden.

Allerdings kommen Hersteller und Betreiber hier an Grenzen der technischen und vertraglichen Machbarkeit, denn die heute eingesetzten Pesa-Fahrzeuge verfügen vollumfänglich über eine den üblichen Normen entsprechende Zulassung des Eisenbahnbundesamtes (EBA). Sollte also der Nachrüstungsbedarf bestimmte Größenordnungen überschreiten oder sich als nicht ausreichend erweisen, könnten vertragliche bzw. finanzielle Hürden entstehen. Dennoch geht der NWL derzeit davon aus, dass nach den bisherigen Informationen und Berichten von DB Regio eine spürbare Verbesserung der Kritik- und Mängelpunkte zu erwarten ist.

Der NWL erwartet losgelöst von den angestoßenen und umzusetzenden Maßnahmen zur Stabilisierung und Verbesserung der Neufahrzeugflotte jedoch zu jeder Zeit einen SPNV-Betrieb, der die Fahrgäste zufriedenstellt und den Anforderungen des Verkehrsvertrages gerecht wird.

Auch personalbedingte Probleme
Die aktuellen Ausfälle am letzten Wochenende sind jedoch nicht auf Fahrzeugprobleme zurückzuführen, sondern haben fast ausschließlich personalbedingte Ursachen. Als Auftraggeber erfährt der NWL selbstverständlich von diesen Abläufen, was u. a. zu entsprechenden Kürzungen der Zahlungen an die DB Regio führt. Für einen ausgefallenen Zug wird keine Zahlung geleistet, für einen Zug mit nur mit einem Teil der bestellten Kapazitäten wird eine gekürzte Zahlung geleistet.

Auch für diese Situation sehen wir die DB Regio in der Pflicht, sowohl den Auftraggeber als insbesondere auch gegenüber den Fahrgäste Klarheit zu schaffen, ob und wann die Probleme endlich beseitigt werden.

12 Gedanken zu „Weiterhin Mängel und Unzulänglichkeiten an den Pesa-Fahrzeugen im Sauerland-Netz“

  1. Aber schön, wenn denn Taxen am Bahnhof stehen und die Leute gratis befördern.
    Der NWL wird die Kosten als Schadensersatz umlegen. Am Ende werden die Zugfahrten aufgrund neuer Berechnungen sicherlich noch teurer und sind weiterhin für viele keine Alternative zum Auto.

  2. „(…) denn die heute eingesetzten Pesa-Fahrzeuge verfügen vollumfänglich über eine den üblichen Normen entsprechende Zulassung des Eisenbahnbundesamtes (EBA).“

    „(…) denn die heute eingesetzten Diesel-Fahrzeuge verfügen vollumfänglich über eine den üblichen Normen entsprechende Zulassung des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA).“

    Ach ja, die Bundesämter …

  3. @gp

    „vollumfänglich“ zählt auch bei mir zu den Umwörtern Unwörtern. Apparate-Sprache.

    Die Bahn hat minderwertige Qualität eingekauft und hat nun ein weiteres Problem.

  4. Selbstverständlich lobt jeder seine Arbeit gerne und rechtfertigt sich bei Bockmist. Die haben doch einen Auftrag erteilt, als hätten sie die Katze im Sack gekauft. Die Züge kamen zum Ort des Gebrauchs – offensichtlich problemlos – und die versteckten Mängel traten erst später auf. Wobei die Lautstärke des Bremsens kein versteckter Mangel sein dürfte, da ja voll umfänglich unter üblichen Normen … Aber Liegen bleiben geht gar nicht. Züge also wieder zurück zur Reparatur (hier nicht möglich, weil das Spezialwissen fehlt) und der potentielle weitere Auftrag auf Abruf wird storniert. So habe ich das verstanden.
    Na ja, es gibt ja auch noch einige andere Zughersteller. 😉
    Ein Resultat europaweiter Ausschreibungen, wo der Billigste den Zuschlag erhält?

  5. Diese minderwertigen Züge sind doch lediglich die Spitze des Eisberges.

    Die Bahn wurde über viele Jahre hinweg zerstört.

    Hält eigentlich jemand Mehdorn et alii für kompetente Manager?

    Aber genau solche Macher-Darsteller haben das Bahnnetz kaputt gemacht.

    Ach, was soll ich mich noch aufregen.

      1. @Andreas Lichte

        Diese „Rationalität“ der Autokonzerne sehe ich durchaus.

        Im kleinen läuft es doch schon so, dass beispielsweise der Steinbruch in Silbach eine eigene Bahnverladestation hat(te).

        Wird nicht mehr genutzt. Stattdessen donnern die Steinbruch-LKW vollbeladen, manchmal auch mit Anhänger, „meine Radstrecke“ nach Olsberg hinunter und machen nebenbei die Asphaltdecke kaputt.

        Schaue ich auf die Städte, sehe ich, dass diese eher Großraumparkplätzen als lebenswerten Wohnumwelten gleichen.

        Sollten diese ganzen Kisten nun lediglich von fossil auf E „umgerüstet“ werden, ändert das nichts an der miesen Lebensqualität, auch wenn es vielleicht weniger stinkt.

  6. -> „Aber genau solche Macher-Darsteller haben das Bahnnetz kaputt gemacht.“

    „Auch Bahn-Chef Lutz unterschrieb – Üppige Rüttgers-Honorare ohne volle Leistung“

    Okay, ist BILD und WELT … – aber trotzdem mal die Links:
    https://www.bild.de/politik/2019/politik/bahn-honorare-an-cdu-politiker-juergen-ruettgers-bahnchef-richard-lutz-unterschr-64567826.bild.html

    „Bahn prüft Beraterverträge auch mit Jürgen Rüttgers“
    https://www.welt.de/regionales/nrw/article200198860/Bahn-prueft-Beratervertraege-auch-mit-Juergen-Ruettgers.html

    Apropos Mehdorn:
    Vermutlich hat sich dieser unsägliche Zeitgenosse den Vornamen „Bahnchef“ patentieren lassen. Wann immer dieser dann erwähnt wird, macht es „Klick“ in seiner Geldbörse.
    Gebe zu, es ist ne blödsinnige Überlegung meinerseits … – zutrauen würde ich ein derartiges Konstrukt diesem Raffke allerdings.

  7. „Zuwachs im Ausland – ohne Ertrag für die Bahn zuhause
    Tatsächlich hatte sich die Deutsche Bahn nach Absage des Börsengangs 2011 vor allem auf Zuwachs im Ausland konzentriert. So sank der Anteil des Schienenverkehrs in Deutschland am Gesamtumsatz der Bahn in den vergangenen Jahren nach Angaben des Rechnungshofs von 54 auf nur noch 40 Prozent.

    Aus der globalen Geschäftstätigkeit, so schreibt der Rechnungshof, ergäben sich jedoch „keine oder nur geringe positive Effekte für die Ertrags- und Finanzlage der Eisenbahn in Deutschland“. So empfiehlt der Rechnungshof der Bahn, sich allein auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Um künftige Schieflagen zu verhindern, solle der Bund als Eigentümer das „Gemeinwohlinteresse“ auch als Unternehmenszweck in die Satzung der Bahn aufnehmen.“

    Verkehrsministerium: Bislang keine Reaktion

    https://amp.zdf.de/nachrichten/heute/bahn-in-finanznot-rechnungspruefer-schlagen-alarm-100.html

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