Waffenproduktion im Sauerland: Umarex im Jubiläumsjahr auf Wachstumskurs. Florierende Geschäfte in den USA.

umarexneheimHeute hat mich ein Artikel auf der Website „Neheims-Netz“ sehr interessiert und ein Artikel in der WAZ von Martin Schwarz in meine übliche Lokaljournalismus-Depression gestürzt.

Die Geschichte geht so:

Am 7. Dezember ist bei DerWesten zu lesen: „Waffenproduktion – Umarex im Jubiläumsjahr auf Wachstumskurs“ Es geht um die Neheimer Waffenfirma Umarex, die „insbesondere wegen des florierenden Geschäfts in den USA“ erstmals in ihrer 40-jährigen Geschichte im Geschäftsjahr 2012 mehr als 200 Mio. Euro Umsatz erziele.

Der Autor stellt leider keine journalistische Frage.

Eine Woche nach Erscheinen des Artikels mordet ein 20-Jähriger in einer Grundschule von Newtown/USA 20 Kinder, sechs Erwachsene und tötet danach sich selbst.

Nein, es besteht kein direkter kausaler Zusammenhang zwischen Umarex in Neheim und einem Massenmord in Newtown/USA.

Die Waffen der Neheimer Firma werden dort im Land der Waffennarren gewiss für gerechte, humane und legale Zwecke eingesetzt. Da sollen sie sich mal keine Vorwürfe machen. Der Firma Umarex geht es, wie in unserem Wirtschaftssystem vorgesehen, allein um den unternehmerischen Gewinn. Profit rechnet nicht mit Moral, sondern mit Rendite.

Das Neheims-Netz konstatiert trocken: „Der die Staaten bereisende Sauerländer hat also keine schlechten Chancen, heimatliche Erzeugnisse anzutreffen.“

[Update: ich habe den Artikel dort geändert, wo er sich über die Sache hinaus auf den Autor bezog.]

8 Gedanken zu „Waffenproduktion im Sauerland: Umarex im Jubiläumsjahr auf Wachstumskurs. Florierende Geschäfte in den USA.“

  1. Bei diesem WAZ-Artikel stimmt aber auch wirklich alles! Es ist ja nicht so, dass es solch willfährigen Journalismus nicht auch in der Stadt gäbe. Aber auf dem Land wird nicht einmal mehr versucht, wenigstens den Anschein der gebotenen journalistischen Distanz zu wecken.
    Sehr hübsch auch die Bildunterzeile „Umarex-Chef Wulf-Heinz Pflaumer“. Nun, es sind zwei Personen auf dem Foto abgebildet. Es wäre doch ein Leichtes gewesen, hinter die Pflaume eine Klammer mit der Ortsangabe „links“ der „rechts“ zu setzen! Der Ted Jones (ein Amerikaner?) kann nichts dafür; das hätte schon der Martin Schwarz machen müssen.
    Jetzt bin ich ratlos: ist die Person mit der Knarre in der Hand die Pflaume oder doch dieser etwas ältere Mensch mit der Killervisage? Wie geht es eigentlich Martin Schwarz? Darf der noch weiterschreiben?

  2. Umarex weltweit größte Hersteller von Replika-Waffen:

    „Alle drei Politiker lobten die Firma Umarex als Aushängeschild der südwestfälischen Industrie. Dem schloss sich auch Egbert Neuhaus vom Unternehmensverband an.

    Zwischenzeitlich still wurde es, als Robert Scott, Vorsitzender der US-amerikanischen „National Shooting Sports Foundation (NSSF)“, um eine Schweigeminute für die 27 Opfer des Amoklaufs in Newtown/ Connecticut bat. Im gleichen Ort ist die NSFF ansässig.“

    http://www.derwesten.de/staedte/neheim-huesten/umarex-weltweit-groesste-hersteller-von-replika-waffen-id7404936.html

  3. Eigentlich sind die Artikel doch ziemlich informativ. So lesen wir im Januar 2012:

    „Dieses starke Wachstum basiert insbesondere auf der guten Umsatz-Entwicklung in den USA“ und

    „Dieses in Aussicht stehende Wachstum begründet Pflaumer insbesondere mit der Listung in den 3400 Waffenabteilungen der US-Handelskette „Wal-Mart“. Bereits im Vorjahr belieferte Umarex die ersten Wal-Mart-Waffenabteilungen.“

    http://www.derwesten.de/staedte/neheim-huesten/umarex-baut-neues-logistik-zentrum-in-vosswinkel-id6240374.html

  4. …aber ein PR-Artikel impliziert, dass einem Unternehmen unterschwellige Werbung nützlich ist. So: Welcher Sauerländer hat sich jetzt daraufhin eine Waffe gekauft? Ach, das geht gar nicht?! Und ist es nicht ein bisschen viel verlangt, dass sich ein Journalist zum Richter aufschwingen und das in den Augen mancher unmoralische Geschäfte verurteilen soll? Für so etwas haben wir doch schon z.B. Lehrer^^

  5. @Bei aller Liebe
    Wer hat behauptet, dass Waffen PR dazu führen würde, dass sich ein Sauerländer daraufhin eine Waffe kauft?

    Niemand!

    Sie aber bauen diesen Popanz auf, um ihn dann mit einem „Ach, das geht gar nicht?!“ abzuwatschen.

    Auch hat niemand verlangt, dass sich eine Journalist zum Richter aufschwingen solle.

    Ein Journalist muss Fragen stellen, wo es geboten ist.

    Die moralische Abwägung der Waffengeschäfte könnte dann auf Grundlage der Recherche in den Kommentaren erfolgen, muss aber nicht. Das macht die Zeitung bei anderen Themen doch auch.

    Im Journalismus ist nicht der Journalist der Richter, sondern der Leser.

  6. Ich habe versucht, einem Kommentator per E-Mail zu antworten. Leider war die Adresse falsch. Schade, denn ich hätte gern etwas geklärt.

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