Um zwei Wochen verlängert: „Riefenstahls Blick auf die Welt ist antihuman, gefühllos, anti-aufklärerisch, todesgeil und faschistisch“ (Georg Seeßlen)

Eine Sternreportage aus dem Jahre 1949 brachte Riefenstahl auf das "Nuba-Projekt". Hier die Bilder des Magnum-Fotografen Georg Rodger. (foto: zoom)
Eine Sternreportage aus dem Jahre 1949 mit Bildern des Magnum-Fotografen Georg Rodger brachte Riefenstahl auf das „Nuba-Projekt“.  „…eine klare Linie von Olympiaden, Bergwelten, Reichsparteitagen zu Nuba-Kämpfen und Korallenriffen“ (Georg Seesslen). (foto: zoom)

Die „Mythos Riefenstahl Ausstellung“ im Hallenberger Kump wird um zwei Wochen bis voraussichtlich Sonntag, den 8. Mai 2016 verlängert, so Bürgermeister Michael Kronauge, der auch heute wieder die Besucher der Ausstellung persönlich empfing.

Am 10. April hatte ich mir die ersten vier Teile in Ruhe angeschaut. Die mit viel Text gespickten Informationstafeln sollte man in Ruhe studieren, um, falls man kein Vorwissen hat, halbwegs zu verstehen, wie die Bilder und Filme der Leni Riefenstahl einzuordnen sind.

Meinen kleinen Bericht vom ersten Besuch kann man hier nachlesen.

Heute habe ich mir den letzten Teil „Ausklang: die Nuba“ in Ruhe angeschaut. Einen Bruch ihrer sich dem Faschismus/Nationalsozialismus  andienenden Kunst oder wie Georg Seeßlen es in einem taz Artikel aus dem Jahr 2002 nennt „bösen Kitsch, technisch verstärkten Kitsch, maßlosen Kitsch“ konnte ich nicht erkennen.

Leni Riefenstahl ist sich auch nach 1945 treu geblieben. Susan Sontag hat in ihrem sehr empfehlenswerten Essay „Fascinating Fascism“ für die New York Review of Books die Kontinuität der Riefenstahlschen Ästhetik beschrieben:

„Although the Nuba are black, not Aryan, Riefenstahl’s portrait of them is consistent with some of the larger themes of Nazi ideology: the contrast between the clean and the impure, the incorruptible and the defiled, the physical and the mental, the joyful and the critical.“

Georg Seeßlen führt den Gedanken folgendermaßen aus:

„Da führt eine klare Linie von Olympiaden, Bergwelten, Reichsparteitagen zu Nuba-Kämpfen und Korallenriffen. Und immer, immer wieder hat Leni Riefenstahl dabei erbarmungslos das menschliche und natürliche „Material“, das sie zur Herstellung ihrer „reinen“ Schönheit benötigte, kaputtgemacht. Auch da führt der Weg von Zigeunern, die aus dem Konzentrationslager vor die Kamera und wieder zurück gelangt sein mochten, zu einem „Naturvolk“, in dem la[sic!] Riefenstahl ihre begehrte Art des Urfaschismus zu erkennen meinte und das sie mit Glasperlen für die gewünschte Darstellung der Kampf- und Liebesrituale bezahlte, um kurz darauf die Korruption der armen Nuba-Völker zu beklagen. Unmoralische Bilder erkennt man, wenn man sie schon anders nicht erkennt, auch am unmoralischen Prozess ihrer Herstellung.“

Ich wiederhole mich jetzt und schreibe erneut:

„Hingehen, lesen, gucken und selber denken!“

Mythos Leni Riefenstahl
Fotografie. Film. Dokumentation.
31.März bis neu! 8. Mai 2016
Infozentrum Kump, Petrusstr. 2 , 59969 Hallenberg
Öffnungszeiten:
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 10.00 bis 12.00 Uhr und 14.00 bis 16.00 Uhr
Samstag 10.00 - 12.00 Uhr, Sonntag 14.00 bis 16.00 Uhr
Eintritt frei.

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