Trara, trara, tröt, tröt: Internationaler Frauentag am 8. März

„Der Internationale Frauentag, Weltfrauentag, Frauenkampftag, Internationaler Frauenkampftag oder Frauentag ist ein Welttag, der am 8. März begangen wird.

Er entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit um den Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen und die Emanzipation von Arbeiterinnen. Die Vereinten Nationen erkoren ihn später als Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden aus.“

Soweit wikipedia, wo frau/man alles weitere nachlesen kann: https://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Frauentag

Ich bin an meinem Bücherregal entlang geschlichen und habe doch wieder nur „Das kunstseidene Mädchen“ von Irmgard Keun in die Hand genommen und an einer beliebigen Stelle aufgeschlagen:

"Liebe ist mehr", sagt Brenner.
 "Liebe ist allerhand und Verschiedenes", sage ich.
 "Liebe ist kein Geschäft", sagt er.
 "Hübsche Mädchen sind ein Geschäft", sage ich,
 "was hat das mit Liebe zu tun" - ich weiß es ja, ich weiß
 ja - Liebe - ja - aber ich will nichts wissen, ich will nicht.
 "Aber ich habe eine Sehnsucht", sagt der Brenner -
 wieso werden seine Augen noch toter? Ich werde ihn
 küssen.

Und dann ist da noch die Pressemitteilung unseres SPD-Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese im Briefkasten. So wie ich als Mann, schreibt auch er als Mann zum Frauentag:

Ein gelungener Auftakt

Der 8. März ist Internationaler Frauentag. Ein Tag, der die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten alljährlich im Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter bestärkt.

Der heimische Bundestagsabgeordnete und Parlamentarischer Staatssekretär in Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Dirk Wiese, ist sich sicher: In diesem Jahr geht ein wichtiges Signal vom Entgelttransparenzgesetz aus, das noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden soll.

„Gleicher Lohn für gleiche oder gleichwertige Arbeit? – Das klingt zwar logisch, ist aber bei weitem nicht der Fall“, so Wiese. Nach wie vor liegen die durchschnittlichen Bruttostundenlöhne von Frauen in Deutschland um 21 Prozent niedriger als die von Männern. „Das ist ungerecht und beschämend“, empört sich Dirk Wiese. Für ihn steht fest: „Um die Lohnlücke zu schließen, braucht es gesetzliche Maßnahmen. Deshalb werden wir den Gesetzentwurf, den Manuela Schwesig nach harten Verhandlungen im Koalitionsausschuss vorgelegt hat, jetzt im Parlament beraten.“

Dieser sieht Folgendes vor: In Betrieben mit mehr als 200 Beschäftigten soll ein individueller Auskunftsanspruch eingeführt werden. Damit erhielten bis zu 14 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das Recht zu erfahren, wie sie im Vergleich zu ihren Kolleginnen und Kollegen, die einer gleichen oder gleichwertigen Tätigkeit nachgehen, bezahlt werden. Ebenso sollen private Arbeitgeber mit über 500 Beschäftigten zukünftig dazu aufgefordert werden, regelmäßig ihre Löhne auf die Einhaltung der Entgeltgleichheit im Betrieb zu überprüfen. Lageberichtspflichtige Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten müssten zudem künftig regelmäßig über den Stand der Gleichstellung und der Entgeltgleichheit berichten.

Dirk Wiese weiß um die Rückendeckung der Bürgerinnen und Bürger: „Über 80 Prozent der Bevölkerung finden den Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern empörend und ungerecht.“ Transparenz in den Unternehmen herzustellen sei eine Grundvoraussetzung für die Bekämpfung von Lohndiskriminierung aufgrund des Geschlechts. Denn viele Frauen (und auch Männer) wüssten nicht, dass sie schlechter bezahlt werden als ihre Kollegen beziehungsweise ihre Kolleginnen, führt Wiese aus. „Sie mit einem individuellen Auskunftsrecht auszustatten und die Unternehmen durch dieses Gesetz in die Pflicht zu nehmen, ist ein wichtiges Signal und ein gelungener Auftakt für weitere gesetzliche Initiativen in der nächsten Legislaturperiode.“

Ist der Fortschritt ein „Wölkchen in Hosen“ (Majakowski)?

15 Gedanken zu „Trara, trara, tröt, tröt: Internationaler Frauentag am 8. März“

  1. Dirk Wiese … Technokraten-Sprech …

    „… und damit macht Mann Karriere!“

    ( klingt irgendwie nach Tucholsky, oder? )

    im nächsten Kommentar dann etwas mehr von Irmgard Keun, als Gegengift gegen Wiese …

  2. (…)

    Und es wohnt doch im Haus von uns unten Herr Brenner, der kann nichts mehr sehen und keine Geschäfte und karierten Lichter und moderne Reklame und nichts. Denn er hat die Augen verloren im Krieg.

    (…)

    Ich sammle Sehen für ihn. Ich gucke mir alle Straßen an und Lokale und Leute und Laternen. Und dann merke ich mir mein Sehen und bringe es ihm mit.

    (…)

    Fragt er mich: „Liebe Volksliederstimme, wo warst du heute?“

    „Ich war – auf dem Kurfürstendamm.“

    „Was hast du gesehen?“

    Und da muß ich doch viele Farben gesehen haben:

    „Ich habe gesehen – Männer an Ecken, die verkaufen ein Parfüm, und keinen Mantel und kesses Gesicht und graue Mütze, – und Plakate mit nackten rosa Mädchen – keiner guckt hin – ein Lokal mit so viel Metall und wie eine Operation, da gibt es auch Austern – und berühmte Photographen mit Bildern in Kästen von enormen Leuten ohne Schönheit. Manchmal auch mit.“

    Es kriecht eine Kakerlake – ist es immer dieselbe? – und ein Mief in der Stube – werden wir eine Zigarette –

    „Was hast du gesehen?“

    (…)

    1. @Andreas Lichte

      Ich sehe das alles nicht so persönlich. Politiker ab einer bestimmten Ebene (welcher) sind Funktionäre. Es gibt wenige, die im Bundestag unverstellt reden, agieren können (wer?).

      Ich habe ironisch angemerkt, dass wir als Mann und Mann uns zum Frauentag geäußert haben.

      Soll heißen, auch die SPD hat die „Frauenfrage“ nicht auf dem Schirm, sonst hätten wir eine Pressemitteilung von Frau xy bekommen.

      Das Hochsauerland ist a man’s world:

      https://www.youtube.com/watch?v=wd1-HM234DE

  3. @ zoom

    „Ich sehe das alles nicht so persönlich.“

    ich sehe das auch nicht persönlich. Dirk Wiese ist austauschbar:

    „… und damit macht MANN Karriere!“

    wenn es nicht Wiese wäre, dann irgendein anderer Technokrat. Mann. Davon gibt es in der „Asphaltliteratur mit antideutscher Tendenz“ viele … leider kann ich ja hier Irmgard Keun nicht ausführlicher zitieren, wegen der möglichen Copyright-Verletzung

  4. @ zoom

    jedenfalls gut gewählt, „Das kunstseidene Mädchen“, nicht „nur“ wegen Irmgard Keuns einzigartigen Sprache, sondern auch wegen ihrer vernichtenden Männer-Portraits …

    ( gibt es da eigentlich auch den Wiese-Typ? )

    1. Wiese ist ok!

      Ich finde es wichtig, sich die SPD-Inhalte anzugucken, und da ist der Fortschritt eine Schnecke, wenn überhaupt.

  5. @Andreas Lichte

    ich sehe das auch nicht persönlich. Dirk Wiese ist austauschbar:

    „… und damit macht MANN Karriere!“

    wenn es nicht Wiese wäre, dann irgendein anderer Technokrat. Mann. Davon gibt es in der „Asphaltliteratur mit antideutscher Tendenz“ viele …

    So Dirk Wiese austauschbar ist und ein anderer Technokrat ihn ersetzen könnte: Kann ein Andreas Lichte „Technokrat“?

    Und ja, Zoom verwies am vergangenen Abend via Twitter auf „Ali Farka Touré & Ry Cooder“.

    Höre ich den Lautsprech des Herrn Lichte, kommt mir zwecks Entschleunigung „La luna en tu mirada“ von Ry Cooder& Manuel Galban in den Sinn … 🙂

    https://www.youtube.com/watch?v=6d3rLLHLyX8

  6. @ gp

    frag doch mal Irmgard Keun, wie sie Männer findet, die:

    „Technokrat können“

  7. @ Johanna

    Du kannst auch gerne „reden“ – was zu Irmgard Keun sagen …

    Ich fang mal an, und Du stellst Dir jetzt vor, dass ich Dir das auswendig vortrage (was durch einen merkwürdigen Zufall genau so ist):

    „Das war gestern abend so um zwölf, da fühlte ich, daß etwas großartiges in mir vorging. Ich lag im Bett – eigentlich hatte ich mir noch die Füße waschen wollen, aber ich war zu müde wegen dem Abend vorher und ich hatte doch gleich zu Therese gesagt: „Es kommt nicht bei raus, sich auf der Straße ansprechen zu lassen, und man muß immerhin auf sich halten.

    (…)“

  8. @Johanna

    Im Artikel hatte ich mit Selbstironie „vorgebaut“:

    „So wie ich als Mann, schreibt auch er als Mann zum Frauentag“

    @alle
    Ansonsten hatte ich die PM wegen des Inhalts eingefügt. Ad hominem schalte ich nicht mehr frei. Reicht.

  9. @ zoom

    Na, schon ein „schlechtes Gewissen“?

    Denn Du hast für das gesorgt, das Du „ad hominem“ nennst, durch das Nebeneinanderstellen von Irmgard Keun und Presseerklärung: härter könnte der Kontrast nicht sein

    ob es noch mal passiert, dass ich zumindest EINE Formulierung einer Presseerklärung so gut finde, dass ich sie dann irgendwann auswendig kann? So wie Irmgard Keun …

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