Umleitung: Nazis in Hilchenbach, kein grünes Wachstum, globaler CO2-Anstieg, Klimawandel in den Alpen, Zensur in Bayern, ein Mastodon-Leitfaden und sicheres Surfen ohne Tracking

Am Wegrand (foto: zoom)

Neonazi-„Bürgerbüro“ in Hilchenbach vor dem Aus? Über Monate hat die Stadt Hilchenbach versucht, der neonazistischen Miniaturpartei der „Dritte Weg“ eine Immobilie streitig zu machen. Nun könnte das gelungen sein – gleichwohl haben die Neonazis angekündigt, juristisch dagegen vorgehen zu wollen … endstationrechts

»Grünes Wachstum ist Wunschdenken«: Keine privaten Flugreisen, deutlich weniger Fleischkonsum: »Unser Energiehunger muss schrumpfen«, sagt die Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann. Im Interview mit »Spektrum.de« erklärt sie, wie eine Welt ohne Wachstum aussehen könnte … spektrum

Der globale CO2-Anstieg: die Fakten und die Bauernfängertricks. Ein immer noch wichtiger Artikel von Stefan Rahmstorf aus dem Jahr 2017 … spektrum

Klimawandel in den Alpen: «Alpenklima» ist eine gemeinsame Publikationsreihe der nationalen Wetterdienste Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Sie zeigt den aktuellen Klimazustand und die wichtigsten klimatologischen Ereignisse in der Alpenregion der drei Länder (Zentral- und Ostalpen) grenzübergreifend auf und ordnet sie in die langjährige Entwicklung ein … dwd

Zensurheberrecht: Wie Bayern gegen Open Data und Energiewende vorgeht … netzpolitik

Tröten über Droysen: ein Mastodon-Leitfaden für Historiker:innen … hypotheses

Sicher surfen ohne Tracking und Werbung: Beim Surfen sind wir nie allein. Unzählige Tracker schauen uns permanent über die Schulter. Bei Digitalcourage erfahren wir, was Tracking ist und wie es unterbinden können … digitalcourage

Umleitung: @erbloggtes legt nach und nicht nur Reitzenstein kriegt sein Fett weg

Ein guter Ort zum Nachdenken: der Kahle Asten (foto: zoom)

Als ich mir heute Abend den Wind auf dem Kahlen Asten gegen die Brust drücken ließ, habe ich tatsächlich an einen Artikel von @erbloggtes gedacht, den ich in der letzten Umleitung prominent verlinkt hatte:

„Reitzenstein reizt @erbloggtes – zu Recht“ lautete der Anreißer und ich hatte „Zur Causa Reitzenstein: Wissenschaft vor Gericht“ tatsächlich gelesen. Von vorne bis hinten. Die Klage von Reitzenstein und die Rezensionen in hsozkult hatte ich ebenfalls schon rezipiert und einigermaßen verarbeitet.

Zum Schluss versprach der Autor/die Autorin @erbloggtes (ihr Geschlecht ist nicht bekannt)

„wer bis hierhin durchgehalten hat, interessiert sich vielleicht auch für die Fortsetzung dieser Besprechungsbesprechung, die demnächst hier zu lesen sein wird. Darin geht es um die Bedingungen für das Wegklagen von Kritik, um mögliche Gegenmaßnahmen, und um den von H-Soz-Kult gewählten Weg“

Schneller als gedacht hat @erbloggtes nachgelegt:

Zur Causa Reitzenstein: Wert und Bewertung

Dort heißt es gleich zu Beginn:

„dass die Wissenschaft selbst leidet, wenn ein Gericht zwischen wahr und unwahr entscheiden will. Das gilt besonders dann, wenn eine Partei den Rechtsweg scheut, weil sie an einer juristischen Klärung nicht interessiert ist. Das kann leicht passieren, wenn für eine Partei der Streitgegenstand unermesslich wertvoll ist, die möglichen Kosten dagegen gering, während es für die andere Partei nur um einen geringfügigen Streitgegenstand geht, dabei aber horrender Aufwand in Geld und Mühe droht.“

Genau hier liegt der Hund begraben. Sollte nämlich das „Beispiel Reitzenstein“ Schule machen, müsste eventuell in Zukunft jeder Rezensent oder jede Rezensentin von irgendwas (Musik, Kultur, Wissenschaft) damit rechnen, dass der/die Rezensierte unliebsame Textstellen auf juristischem Weg wegdrücken könnte.

@erbloggtes spinnt die Folgen für wissenschaftliche Rezensionen aus. Doch wer garantiert, dass nicht findige Juristen das Prozedere auf Buchkritiken im Feuilleton oder Musikkritiken in Blogs ausdehnen?

Zu weit hergeholt? Gut, dann bleiben wir erst einmal im Rahmen der Wissenschaft und lesen:

  1. Zur Causa Reitzenstein: Wissenschaft vor Gericht
  2. Zur Causa Reitzenstein: Wert und Bewertung

PRESSEMITTEILUNG: Bundesregierung zensiert Aussagen zu Reichtum und Einfluss

LobbyControl: Streichungen im Armuts- und Reichtumsbericht sind einer Demokratie nicht würdig


Berlin, 15.12.2016: Die Bundesregierung hat brisante Passagen aus dem Armuts- und Reichtumsbericht gestrichen. Die Aussagen betreffen vor allem eine Studie mit der Aussage, dass reichere Menschen mehr Gehör in der Politik finden. Auch ein Kapitel über Lobbyismus und Einfluss von Interessenvertretungen wurde gestrichen. Dazu kommentiert Christina Deckwirth vom Verein Lobbycontrol:

„Die Bundesregierung zensiert die unliebsamen Ergebnisse ihrer eigens in Auftrag gegebenen Studie. Das ist Realitätsverweigerung. Die vom Arbeitsministerium in Auftrag gegebene Studie zeigt deutlich: Wer mehr Geld hat, dessen Interessen werden eher von der Politik umgesetzt. Einkommensschwache haben dagegen so gut wie keinen Einfluss. Wenn politische Entscheidungen sich einseitig an den Interessen der Bessergestellten orientieren, gerät das demokratische Gleichheitsgebot ins Wanken. Die Bundesregierung könnte diesen Befund zur Kenntnis nehmen und gegensteuern. Stattdessen greift sie zur Zensur. Das ist einer Demokratie nicht würdig.“

Deckwirth weiter: „Das Thema Reichtum und Lobbyismus wurde vollständig aus dem Bericht gestrichen. Dabei erleben wir immer wieder, dass finanzstarke Akteure politische Entscheidungen zu ihren Gunsten beeinflussen. So hat die Auseinandersetzung um die Erbschaftssteuer gezeigt, wie eine gut organisierte und finanzstarke Lobby von Firmenerben und Superreichen ihre Interessen durchsetzen konnte. Ungleiche Lobbyeinflüsse verhindern ausgewogene Politikentscheidungen und sind so eine Gefahr für die Demokratie. Die Bundesregierung ist offenbar nicht in der Lage, diese Themen in ihrem offiziellen Bericht überhaupt nur zu erwähnen. Das ist problematisch. Gerade in Zeiten wachsender Politik- und Demokratieverdrossenheit sind solche Analysen sehr wichtig. Wir fordern die Bundesregierung auf, diese wichtigen Passagen wieder in den Bericht aufzunehmen.“

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Eine ausführliche LobbyControl-Analyse der gestrichenen Passagen des Armuts- und Reichtunsmberichtes finden sie hier: https://www.lobbycontrol.de/2016/12/armuts-und-reichtumsbericht-bundesregierung-zensiert-unliebsame-studie/

Perlen des Newspeak (Neusprech***) in der Lokalpolitik: Wenn der Bürgermeister sensibilisiert …

<Polemik on> Ist das schon Zensur oder ist das in Winterberg üblich? <Polemik off>

Aus dem Mitteilungsblatt der Stadt Winterberg vom 12. Dezember 2014:

Der Vorsitzende der SPD-Fraktion weist die Kritik, dass seine Partei das Projekt Oversum nicht mehr unterstütze, entschieden zurück. Er habe lediglich angemerkt, dass der Rat bei der Umsetzung der Pläne zu blauäugig reagiert habe und er nur Kritik an der Umsetzung des Projektes geübt habe.

Abschließend sensibilisiert [sic!] Bürgermeister Eickler noch einmal [sic!] die gewählten politischen Vertreter dahingehend, dass der Bürger Äußerungen im öffentlichen Raum eine besondere Bedeutung beimesse und er deshalb anrege, egal um welches Thema es sich handle, immer sorgfältig Äußerungen in der Öffentlichkeit abzuwägen. Das gelte auch zu Äußerungen zum Oversum.

Welche Methode wendet ein Bürgermeister bei einer derartigen „Sensibilisierung“ an? Leichtes Streicheln? Schläge auf den Hinterkopf? Folter im Rathauskeller? „Isch mach Disch Oversum“?

Wir wissen es nicht.

Was wir wohl annehmen dürfen: seit der Sensibilisierung durch den Bürgermeister wägen die Ratsmitglieder ihre Äußerungen im Gespräch mit dem Bürger sorgfältig ab.

Das war die schlechte Nachricht.

Die gute Nachricht ist, dass die Sensibilisierung anscheinend nur für die „Äußerungen in der Öffentlichkeit“ gilt. Am Stammtisch machen wir weiter wie bisher, und da hört man Sachen … oho!

Demnächst in diesem Blog …

*** „Neusprech“ bezeichnet die vom herrschenden Regime vorgeschriebene, künstlich veränderte Sprache. Das Ziel dieser Sprachpolitik ist es, die Anzahl und das Bedeutungsspektrum der Wörter zu verringern, um die Kommunikation des Volkes [hier: des Rates, zoom] in enge, kontrollierte Bahnen zu lenken. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Neusprech

Hemingway, Hesse und Huckleberry Finn zu unanständig? In Dallas schon.

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Buchumschläge von „Huckleberry Finn“ und „Song of Solomon“.

Bevor Lehrer im Highland Park School District in Dallas Die Abenteuer des Huckleberry Finn von Mark Twain, The Scarlet Letter von Nathaniel Hawthorne oder In einem andern Land von Ernest Hemingway mit ihren Schülern lesen, holen sie die Erlaubnis der Eltern ein.

Erst wenn diese vorliegt, dürfen die Klassiker der amerikanischen Literatur im Unterricht behandelt werden, berichtete gestern die Dallas Morning News.

Die Vorgeschichte:

Eltern und Großeltern [sic!] hatten sich über Schullektüren empört. Diese enthielten “mature content”, erwachsenen Inhalt, an dem Schüler Anstoß nehmen könnten. Die Eltern und Großeltern von Highland Park kritisierten “Sex scenes, explicit language and references to rape, abortion and abuse”. Zu Deutsch: Sex, allzu deutliche Sprache, Andeutungen von Vergewaltigungen, Abtreibung und Missbrauch.

Empörte Eltern und Großeltern hatten eine Sitzung des Schoolboard, der Schulverwaltung, besucht und dort laut Sexszenen vorgelesen. Sie lasen Textstellen mit homosexuellem Inhalt, Beschreibungen von Kindesmissbrauch und Kapitalismuskritik. Nachdem zusätzlich hunderte Mails an die Schulaufsicht geschickt worden waren, handelte der Superintendent (eine Art Schulminister für einen Schulbezirk).

Superintendent Dawson Orr setzte sieben Titel auf den Index, darunter auch Siddhartha von Hermann Hesse. Hier die vollständige Liste:

  • „The Glass Castle: A Memoir“ von Jeannette Walls
  • „The Art of Racing in the Rain“ von Garth Stein
  • „The Working Poor: Invisible in America“ von David K. Shipler
  • „Siddhartha“ von Hermann Hesse
  • „The Absolutely True Diary of a Part-Time Indian“ von Sherman Alexie
  • „An Abundance of Katherines“ von John Green
  • „Song of Solomon“ von Toni Morrison

Nach einem Proteststurm von Schülern und Eltern, in den sich auch die Pulitzer Preis Siegerin Toni Morrison einmischte, zog Orr seine Entscheidung zurück.

Die Liste werde überprüft und die Lehrer sichern sich nun offenbar ab, indem sie die Erlaubnis der Eltern einholen. Und so taucht wieder ein alter Bekannter auf: Mark Twain mit seinem Südstaatenroman Huckleberry Finn. Seit Erscheinen des Buches 1884 ist die großartige Abenteuergeschichte  immer wieder indiziert worden – und auch im Jahr 2014 darf sie in den USA nur mit Einschränkungen gelesen werden.

Umleitung: Denkt euch die Überschrift selbst und folgt den Links.

"Bandera is a quaint little Western town surrounded by working and guest ranches." [1] (foto: zoom)
„Bandera is a quaint little Western town surrounded by working and guest ranches.“ [1] (foto: zoom)
Die Übersetzung: Lovis Corinth … endoplast

Peinliche Selbstinszenierung? Die Nabelschau des Karl Lagerfeld im Essener Museum Folkwang … revierpassagen

Die Wissenschaft antwortet Wolfgang Marquardt: „Nach einem Rückblick auf diese Vorgeschichte Marquardts im Kreise des Schavanismus folgt unten die Schilderung einer brandneuen Entwicklung, in der sich erneut die Aufspaltung des Wissenschaftsbetriebs in Wissenschaftsfunktionäre und Wissenschaftler zeigt“ … erbloggtes

„Korrekte Verfahrenswege sichern die Autonomie der Wissenschaft“: Offener Brief des Dekans der Philosophischen Fakultät an den Chefredakteur der Rheinischen Post … hhu

Lies erstmal das Buch: „Tatsächlich aber macht es aus mehreren Gründen in den meisten Fällen keinen wirklichen Sinn, die vorgeschlagenen Bücher zu lesen“, meint … nesselsetzer

Es ist mehr ab als nur der Lack: SPD-Vize-Chefin Kraft beschmutzt das eigene Nest … postvonhorn

Leserkommentare und Journalisten: Die „schreibende Minderheit“ nimmt Einfluss … newsroom

Gelöschte Kommentare sind keine Zensur: Was ist “Meinungsfreiheit”? … astrodictum

Der Presserat und der Verband der fliegenden Elefanten: Ende Februar veröffentlichte Sebastian Bartoschek auf dem Blog „Ruhrbarone“ einen Artikel über den Tod von Claus Fritzsche. Was dann passierte, hier … ruhrbarone

Die Vermeidung des Klimawandels: der dritte Teil des neuen Berichtes des Weltklimarates IPCC … scilogs

Hagen: CDU kritisiert Unterschriften-Aktion der SPD zu RWE-Aktien … doppelwacholder

Minigolf: Westdeutsche Kombi-Meisterschaften 2014 … neheimsnetz

SBL: deckt illegale Müllentsorgung durch Kompostwerk auf … sbl

[1] Moon Handbooks: Texas, Berkeley, CA USA, 7th Edition 2011, p. 133
http://moon.com/books/moon-texas/

Update: Zensur bei „DerWesten“? Artikel zu Wähleranfragen aus dem Netz verschwunden wieder aufgetaucht.

Der Link http://waz.m.derwesten.de/dw/staedte/nachrichten-aus-meschede-eslohe-bestwig-und-schmallenberg/wie-politiker-auf-waehleranfragen-reagieren-aimp-id8441799.html zu einem Artikel der Westfalenpost „Wie Politiker auf Wähleranfragen reagieren“ ist anscheinend aus dem Netz gelöscht worden.

Das ist ein Vorgang, den ich bisher, bei aller inhaltlicher Kritik an der WP, noch nicht erlebt habe.

Update: Der Artikel ist, in fünf Einzelseiten aufgeteilt, wieder aufgetaucht.

Zur Erinnerung: auf eine E-Mail-Anfrage der Westfalenpost zur medizinischen Versorgung im HSK hatten lediglich Julius Hahn (Piraten), Beate Raberg (Linke), sowie Dirk Wiese (SPD) geantwortet.

Hier unser Kommentareintrag von gestern: http://www.schiebener.net/wordpress/?p=25511&cpage=1#comment-11377

Ich habe gestern Abend die Süddeutsche Zeitung wegen einiger antisemitischer und rassistischer Artikel, sowie versteckte Public Relation  für das Oversum in Winterberg abbestellt – die Westfalenpost wird nun endgültig nicht für ein Neu-Abonnement in Frage kommen.

Es sei denn, es gibt eine plausible Erklärung. Aber die muss schon ziemlich gut sein. Bei kaputten Links bin ich ganz empfindlich.

Karl Kraus 1917 – noch immer aktuell?

„Zensur und Zeitung – wie sollte ich nicht zugunsten jener entscheiden? Die Zensur kann die Wahrheit auf eine Zeit unterdrücken, indem sie ihr das Wort nimmt. Die Zeitung unterdrückt die Wahrheit auf die Dauer, indem sie ihr Worte gibt. Die Zensur schadet weder der Wahrheit noch dem Worte; die Zeitung beiden.“

Karl Kraus 1917

Zensur bei der WAZ? Das gibt es doch nicht! Oder?

Ein lesenwerter Artikel zum Thema „WAZ, DerWesten und die Zensur“ findet sich auf der Website nachrichten.net.

Zitat:

Der Fall der Kündigungen der Eheleute Lochthofen, ehemals Chefredakteur und seine Stellvertreterin, bei der Thüringer Allgemeine, durch die WAZ-Mediengruppe hat mittlerweile ein mediales Ausmaß angenommen, so dass sich die Herren in der Zentrale in Essen nur noch mit öffentlicher Zensur zu helfen wissen. Wenn es möglich wäre, würden sie die unliebsamen Berichte im Netz vollständig und sofort löschen, wie sie dieses in ihrem Online-Portal „DerWesten.de“ im dortigen Forum tun.

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