Umleitung: Kraft, MWSt, taz, Iran, waz und so …

Mehrwertsteuererhöhung: Volkswirtschaftslehre studieren ohne von der Theorie der Marktwirtschaft berührt zu werden … NachDenkSeiten

Hannelore Kraft I: In Erklärungsnot … ruhrbarone klick und klack

Update – Hannelore Kraft II: Schraven im Kraftfeld – unbeugsam? … spon

taz : Neue Chefin will nach links … spon

Iran-Infos: so blickt der Blogger durch den Twitter-Wald … taz

WAZ I: Einheitsbrei mit individuellem Look … epd

WAZ II: Gewerkschaften in der Krise – Sherlock Holmes und Watson meinen …  darum?

Heimatzeitung I: Gruppenbild mit Dame – FDP-Winterberg stellt Kandidaten auf … wp

Heimatzeitung II: Apropos Schützenfeste – Frauen schneller blau als Männer … wp

WAZ-Konzern: Cash statt Krone – Flucht aus Österreich

WAZ-Konzern will sich in Österreich auszahlen lassen          Foto: ZAPP
WAZ-Konzern will sich in Österreich auszahlen lassen. (Foto: ZAPP)

Der WAZ-Konzern will sich aus dem österreichischen Pressemarkt zurückziehen und seine Anteile an der „Kronenzeitung“ verkaufen. Zweihundert Millionen Euro möchte der Konzern nach einem Bericht des Handelsblatts für seinen Rückzug „cashen“.

Die Anteile hatte die WAZ-Gruppe vor mehr als 20 Jahren für 100 Millionen Euro erworben. Anscheinend verfährt die Geschäftsführung nach dem Motto: Lieber in der Krise verkaufen und Cash in die Kriegskasse für die Zeit „danach“ stecken, als später als Miteigentümer in den Abwärtsstrudel gerissen zu werden und Verluste zu machen.

Nicht nur in Österreich stockt die Expansion des europäischen Pressegiganten, auch im vom SPD-Politiker Bodo Hombach beackerten Osteuropa knirschen die Rotationsmaschinen.

Im Stammland NRW verbreitet die Geschäftsführung derweil mittels devoter Medien Optimismus und redet den durch massive Kürzungen verursachten Qualitätsverlust der vier Regionalzeitungen(WAZ, WR, NRZ, WP) schön:

Unser Maßstab ist Qualität, unser Ziel Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit. Wir wollen unsere Leser auf jeder Seite überraschen.“ Und Hombach findet: „Unsere Zeitungen sind authentischer geworden. Der Ehrgeiz der Titel-Redaktionen, möglichst viel Eigenes und Exklusives ins Blatt zu bringen, ist bemerkenswert.“

Die Motive und die Strategie der Geschäftsführung scheinen mir, obwohl die Auseinandersetzungen in und um den WAZ Konzern schon ein gutes halbes Jahr diskutiert werden, nicht deutlich. Es gibt, soweit ich es überblicken kann, keinen investigativ-journalistischen Beitrag der anderen großen deutschen Zeitungen, der uns einen Blick in das innere des Monstrums WAZ-Konzern gewährte.

Zu viel mehr als der paraphrasierten Wiedergabe von WAZ-Pressemeldungen und von sogenannten Hintergrundgesprächen hat es bisher nicht gereicht.

Das muss man ihnen lassen: Geschickt sind sie – die WAZ Granden. Bis hierhin und bis heute.

Schade ist es nur um den Journalismus.

Sauerländer Bürgerliste : WAZ Krise im Kulturausschuss?

In meinem BriefkastenHeute habe ich eine Pressemitteilung von der Kreistagsfraktion (Hochsauerland) der Sauerländer Bürgerliste (SBL) erhalten. Die SBL informiert über ihren Antrag an den Landrat, einen Vertreter der WAZ bzw. der Gewerkschaft zur nächsten Kulturausschusssitzung einzuladen.

Eine solche, hoffentlich öffentliche Sitzung, könnte meiner Meinung nach sehr informativ sein. Ich persönlich halte den Antrag daher für gut und veröffentliche ihn hier weitgehend ungekürzt.

Hier auch als pdf

SBL-Fraktion möchte Informationen über die Stellenstreichungen bei der WAZ

Innerhalb der WAZ-Gruppe, zu der auch die Tageszeitungen Westfalenpost (WP) und Westfälische Rundschau (WR ) gehören, sind umfangreiche Reduzierungsmaßnahmen der lokalen Redaktionen geplant bzw. bereits durchgeführt worden. Aus besser informierten Kreisen erfährt man, dass ca. 300 Redakteure ihren Arbeitsplatz bei der WAZ verlieren. In vielen Städten sollen einzelne Lokal-Redaktionen komplett geschlossen werden. In Meschede wurde bereits der Lokalteil der WR eingestellt. Leserinnen und Leser und die Öffentlichkeit sind weder vorher noch nachher in ausreichender und geeigneter Form darüber informiert worden.

Die Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste ist der Ansicht, dass insbesondere für die Kommunalpolitik die lokale Berichterstattung von großer Bedeutung ist. Die Kommunalpolitik lebt auch von der Pluralität der Presse. Bisher wurde das lokalpolitische Geschehen vielfach von erfahrenen und sachkundigen Redakteurinnen und Redakteuren begleitet und dokumentiert. Es ist zu vermuten, dass durch die Kürzungen bei der
WAZ-Medien-Gruppe nicht nur der ein oder die andere WAZ-Mitarbeiter/in, sondern auch die Medienvielfalt auf der Strecke bleibt und somit auch die Zeitungsleserinnen und -leser.

Die SBL vermisst seitens der WAZ offizielle Informationen darüber, wie viele Redakteurinnen und Redakteure ihren Arbeitsplatz verloren haben bzw. verlieren werden und welche Perspektiven diese Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in beruflicher Hinsicht haben. Die Kreistagsmitglieder Reinhard Loos und Matthias Schulte-Huermann sind der Meinung, dass es schwierig ist, unter diesen Umständen die Medienvielfalt aufrecht zu erhalten.

Daher fordert die SBL-Fraktion den Landrat auf, für den nächsten Kulturausschuss einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin der WAZ-Medien-Gruppe und, falls nicht möglich, einen Gewerkschaftsvertreter bzw. eine Gewerkschaftsvertreterin einzuladen, der oder die über alle Fragen, Gründe und Auswirkungen der Reduzierung informiert.

Winterberg: Leserladen der Westfalenpost wird Ende März geschlossen.

Aus für den WP-Leserladen
Das Aus für den WP-Leserladen kommt in wenigen Wochen

Die Bemerkung von Dr. Faust im Protestblog der Gewerkschaften (Hervorhebung von mir)

…Trotz aller Schließungen im redaktionellen und kaufmännischen Betrieb (Leserladen Winterberg ist ja nun auch zum Abschuß freigegeben) will man verstärkten Dienst am Kunden und Leser betreiben…

hat sich als bittere Wahrheit herausgestellt.

Der Leserladen der WP in Winterberg wird zum 31. März 2009 geschlossen.

Der jetzige Kundenbetreuer war erst vor anderthalb Jahren aus Bad Berleburg nach Winterberg versetzt worden. Jetzt gehe es erst einmal weiter in den Leserladen nach Siegen, aber dort sei die Zukunft auch ungewiss. Schlafen könne er, von Existenzängsten geplagt, schon lange nicht mehr gut, und wie die Odysse weitergehe, wisse er auch nicht. Ich frage, ob die Redaktion nebenan zumindest sicher sei, hier in der Touristenhochburg des Sauerlandes.

„Ich glaube, auch die sitzen auch auf einem Pulverfass“, meint ein nachdenklicher Kundenberater, „das ist hier wie Dynamit“.

Soest Teil Zwo: Einige mehr aus 220

Es dauert doch immer ziemlich lange, die Bilder für die Website zurechzuschneiden. Ich habe noch einmal sechs Aufnahmen aus der Anfangsphase der Demonstration ausgewählt.

Nach Gewerkschaftsangaben zählte die Kundgebung 220 Teilnehmer. In den engen Gassen von Soest sah das schon gewaltig aus 😉

Ohne Zynismus meine ich, dass mich selbst diese Zahl noch positiv überrascht hat. Denn die Öffentlichkeitsarbeit der Gewerkschaften scheint doch, vorsichtig ausgedrückt, nicht gewirkt zu haben.

Demo-Ausrüstung
Demo-Ausrüstung

Es konnte zwar der ein oder andere Politiker gewonnen werden seine Solidarität zu bezeugen, aber die Leserschaft war eher ahnungslos in den Soester Geschäften als auf der Demonstration zu finden.

Medienpräsenz
Medienpräsenz

Meines Wissens nach ist die „Aktion Rundzeitung“ bislang noch nicht genügend ausgewertet worden. So bleibt bei mir der Verdacht, dass es sich bei der Protestzeitung um einen eher symbolischen Druck handelte.

Ansonsten müsste es Zahlen darüber geben, wie hoch die Auflage war, wie viele Exemplare wo verteilt wurden, und welche  Rückmeldungen es gab.

0,5 Prozent Sektierer gibt es immer ;-)
Im Toleranzbereich: 0,5 Prozent Sektierer gibt es immer 😉

220 minus Medien minus Funktionäre minus Politiker?

Vielleicht nicht mein Bier.

WAZ-Protest: zurück aus Soest …

Vor einer Stunde bin ich aus Soest zurückgekehrt. Mein erster Eindruck. Es war in Ordnung. Die beiden besten Redner kamen zum Schluss. Der Bürgermeister von Soest und der Chefredakteur der Westfalenpost Soest der Betriebsratsvorsitzende der WP.

Da ich mich während der Demonstration auch um die Familie kümmern musste, war ich mental nicht 100 % im Geschehen, aber physisch voll anwesend.

Aufschreiben konnte ich nichts. Aber es waren so viele Reporter, Fotografen und Kameraleute dabei, dass kein Detail verloren gegangen sein wird 😉

Daher hoffe ich darauf, dass irgendwer ein lesbares Transkript der beiden oben genannten Redebeiträge für zum Beispiel einen Bericht im Protest-Blog hingezaubert bekommt.

Ein paar erste Fotos (meine Spiegelreflex war die Kleinste 😉 ) zum Schluss dieses Kurzberichts:

Bei der Auftaktveranstaltung
Teilnehmer bei der Auftaktveranstaltung
Eines der meist fotografiertesten Motive
Eines der meist fotografierten Motive
Durch die Gassen der Soester Innenstadt zur WP
Durch die Gassen der Soester Innenstadt zur Westfalenpost
Am Rande des Zuges
Am Rande des Zuges
Der Bürgermeister von Soest
Eine engagierte Rede: Der Bürgermeister von Soest
Fand deutliche und bewegende Worte: Der Betriebsratsvorsitzende der WP
Fand deutliche und bewegende Worte: Der BR der WP

WAZ: Protest mit Herz, Seele und Verstand

Lieber Leser, Liebe Leserin dieses Blogs,

wenn du dich bisher zwar für die Auseinandersetzungen um den Stellenabbau im WAZ-Konzern interessiert hast, aber so keine rechte Meinung dazu hattest, weil es doch nur um 900 minus X gut bezahlte Redakteure ging und nicht um Tausende von Industriearbeitern, dann sage ich Dir:

Gerade hat jemand im WAZ-Protestblog einen Beitrag veröffentlicht, der zum Besten zählt, was ich von den „blog-protestierenden“ Redakteuren bislang gelesen habe.

Mit Herz, Seele und Verstand bringt „Neues von Mahlzeit“ den Stand der Auseinandersetzung auf den Punkt. Kein Gejammer, kein Zynismus, kein hohler Widerstandspathos, sondern Feuer und analytische Schärfe. So muss es sein.

Fünfzig Prozent davon in der realen Zeitung und ich hätte schon morgen den Print eines WAZ-Produktes wieder im ABO.

Jetzt aber ab zum Beitrag – hier liest du wie ein guter Lokaljournalist ticken muss.

Cetero Censeo: Trotz alledem, trotz der Häme, trotz der Polemik, der berechtigten und unberechtigten:  WAZler, fahrt nach Soest!

Jetzt auch noch Bodo Zapp

Ich wollte eigentlich heute, morgen, übermorgen und bis Samstag nichts mehr über den WAZ-Konzern schreiben, nichts bis Samstag,  nichts bis zur Demonstration in Soest.

Gestern Abend hatte ich den Bodo Zapp schon  auf dem Kieker, aber ich wollte nix dazu schreiben.

Ein Tag ist vergangen und ich habe auch nirgendwo anders darüber gelesen, außer bei der WP:

Bodo Zapp hat in Bigge, das ist der andere Ortsteil neben Olsberg an der Ruhr, beim Unternehmerfrühstück vor 70 geladenen Gästen in der Sparkasse Hochsauerland referiert:

„Zeitungen im Umbruch: Wie Printmedien auf geänderte Marktbedingungen reagieren – auch in Südwestfalen”.

So Zapps Thema vor 70 Unternehmern. Zapps Zeitung, die WP, berichtet durch Zapp himself über die Schließungen  der Westfälischen Rundschau Meschede.

Aber Zapp spricht zu den Lesern durch die Blume, durch siebzig Unternehmer.

Kein guter Start.

Solange Bodo Zapp so hinterrücks zu mir spricht, werde ich die WP nicht abonnieren.

Möge er glücklich werden mit seiner Heimatzeitung und seinen Unternehmern.

Westfälische Rundschau Meschede: Klappe – die Letzte …

Was ist von einer Zeitung bzw. einem Zeitungsverlag zu halten, der es nicht für nötig hält, seine Leserinnen und Leser über die Einstellung eines Zeitschriftentitels zu informieren? Welche Glaubwürdigkeit haben Nachrichten und Artikel, die in Zeitschriften eines solchen Verlages gedruckt werden?

Es blieb heute einem Leser überlassen, in der Internetausgabe den allerletzten Artikel der WR-Meschede entsprechend zu kommentieren:

Screenshot vom 28. Februar 2009
Screenshot vom 28. Februar 2009

Das ist ein unwürdiger Abgang und ich frage mich, ob die Redakteure der WR-Meschede nicht die Möglichkeit gehabt hätten, ihre Leser selbst zu informieren. Falls ja, liegt der Verdacht nahe, dass die Schließung berechtigt ist.

Immerhin macht noch die Sauerländer Bürgerliste auf das „Ableben“ der WR-Meschede aufmerksam und bemerkt:

Die Leser der WR haben das nicht aus ihrer Zeitung erfahren. Auch in der heutigen Samstags-Ausgabe findet sich kein eigener Beitrag zu diesem Thema. Anscheinend hat die Lokalredaktion einen Maulkorb auferlegt bekommen. Aber ein bißchen wußte man sich zu helfen: Der Landrat hatte in der gestrigen Kreistagssitzung die Vorgehensweise der WAZ-Zeitungsgruppe deutlich kritisiert. Und das findet sich als wörtliches Zitat im heutigen Bericht über die Sitzung des Kreistags… weiter zum Artikel

Dass es auch anders geht zeigt die WR-Olpe heute hier.

Während sich im WAZ-Protestblog der Gewerkschaften die Gemüter noch über den Veranstaltungsort (Soest) der Demonstration am 7. März 2009 fernab der Konzernzentrale (Essen) erhitzen, setzt die Geschäftsführung nahezu unbehelligt seit Dezember ihre Pläne um, womit die Zahl der zu erwartenden Demonstrationsteilnehmer auf „natürliche Weise“ vemindert wird.

Wenn jetzt noch Fatalismus bei den „verbliebenen Demonstranten“ aufkommt, ist die Strategie und Taktik von Hombach, Reitz und Nienhaus, die von einigen Redakteuren auch schon im November 2008 (siehe z.B. hier im Blog) erkannt und benannt worden war, ziemlich genau aufgegangen, wobei ich nicht weiß, wer von dem Dreigestirn die taktischen Pläne austüfftelt.