In der Westfalenpost erscheint heute ein Artikel, der mehr nach PR für den Wintersport riecht als nach ernsthaftem Journalismus.
Es werden zwar kräftige Thesen geliefert, aber nach belastbaren Belegen habe ich vergeblich gesucht.
Hier die beiden Thesen, die mir beim ersten Lesen sofort aufgefallen sind:
In dem Gutachten werde eine geringere Auswirkung des bisherigen Klimawandels auf Schnee und Schneeproduktion in niedrig gelegenen Skigebieten belegt.
Die Zeit, in der Beschneiung möglich ist, ändere sich in Höhenlagen unter 1000 Metern sogar weniger als in denen darüber, heißt es dazu in einer Pressemitteilung der Wintersport-Arena.
Die Westfalenpost kann diese Aussage leider nicht mit einer nachprüfbaren Quelle belegen. Wo finde ich als Leser/in das Gutachten? Ein Titel oder eine URL fehlen.
Zweites Beispiel:
Nach außen, also auf der Internet-Seite thematisiert werden soll künftig auch der Energie-Einsatz. Michael Beckmann rechnet ein Beispiel vor: Die Grundbeschneiung von 65 Pistenkilometern benötige die gleiche Menge Energie wie ein Flug mit 200 Personen in die Südsee. Auf den Pisten aber betreiben, so der Tourismusdirektor, 400 000 Menschen Wintersport.
Wie und was der Tourismusdirektor rechnet, verschweigt uns der Artikel.
Mein Eindruck: Die Winter-Saison naht, die PR ist schon da. Meine Hoffnung, dass die Lokalzeitung journalistischer würde, ist weg.
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Ist Jan Fleischhauer ein dschihadistischer Schläfer? Nach solchen Ereignissen wie in Paris ist immer wieder eines zu beobachten. Alle warnen vor deren Instrumentalisierung, um diese dann um so ungenierter als Argument für ihre bisherige politische Position zu nutzen … wiesaussieht
Jauch: Der gescheiterte Dialog mit PEGIDA … publikative
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Meuterei im Mikrobiom? Warum man mit fortschreitendem Alter öfter krank wird … scilogs
Kandidaten für den Anglizismus 2014: Blackfacing – Das Wort blackface (engl. black “schwarz” und face “Gesicht”) bezeichnet ursprünglich eine im 19. und frühen 20. Jahrhundert in den USA praktizierte Theater– und Varieté-Tradition, bei der weiße Schauspieler/innen oder Sänger/innen auf übertrieben stereotypisierte Weise als Schwarze geschminkt auftraten … sprachlog
Meine Kameras: Langjährige Begleiter, große Spaßbereiter … harbuch
“Der geteilte Himmel”: Wie Armin Petras an der Schaubühne Christa Wolfs Erzählung skelettiert … revierpassagen
Lokaljournalismus – die verschleuderte Freiheit: „In einigen Redaktionen lernen Journalisten, dass neu eröffnete Geschäfte nur dann ein Thema sind, wenn der Inhaber auch eine Anzeige schaltet. Wenn er Abonnent ist, reicht dann aber trotzdem die Drohung mit der Kündigung, damit ein Reporter kommt“ … operationharakiri
Klassiker der Promotionsmemoirenliteratur: Eine Sahnetorten-Rezension und die Reformpläne der Bayreuther Juristen … erbloggtes
Der König, der selbst über Merkel herrscht: In Deutschland hat der Fußball das Sagen … postvonhorn
Hamed Abdel-Samad: Der Faschismus und der Islam … hpd
Nahost-Friedensprozess: Mausetot und alternativlos … jurga
„Menschenschlachthaus“: Wie die Kunst den Ersten Weltkrieg nicht fassen konnte … revierpassagen
Zeitungskrise, Medienkrise: Lokal? Egal! „Seit langem rede ich davon, dass die Zeitungskrise vor allem eine Krise der Lokalredaktionen ist, die zu Dutzenden dem Rotstift der Verlage zum Opfer fallen“ … charly&friends
Rentenreformen und kollabierende Weltbilder: Der Sozialstaat hat nicht nur ökonomische Funktionen, sondern ist vor allem eine zivilisatorische Errungenschaft … wiesaussieht
Die Letzten beißen die Hunde: NRW-Städte befürchten aufgrund der „Schuldenbremse“ Verschiebung von Schulden des Landes in die Kommunalhaushalte … doppelwacholder
CDU Personalien: Philipp Mißfelder strickt an seiner Karriere … wirinnrw
Flughafen Kassel-Calden: (nur) die Geschäftsführerin flog … sbl
Zeitreise 1964: Aus der “Moped-Zeit” – Mit Kreidler, Zündapp, Brisk und Fit … neheimsnetz
„Wintersport-Arena Sauerland: 10 Jahre an der Qualität gefeilt“, titelt die heimische Westfalenpost und es folgt ein Gefälligkeitsinterview mit Michael Beckmann, dem Vorsitzenden der „Wintersport-Arena Sauerland“.Klick!
Was mich wirklich ärgert ist nicht so sehr der Inhalt, sondern der vermutliche Etikettenschwindel, denn wie schreibt „die Zeitung“ so schön:
„Diese Zeitung sprach mit dem WSA-Vorsitzenden Michael Beckmann u.a. über Zahlen, Ziele und neue Projekte.“
Bei seriösen Interviews erwarte ich den Namen des Interviewers. Wer war der Redakteur bzw. Journalist, der mit Herrn Beckmann gesprochen hat?
Auch der Autor/ die Autorin des Gesamtartikels wird nicht genannt. Nur eben „diese Zeitung“.
Das Bild wurde, so ist dem Quellenhinweis zu entnehmen, „dieser Zeitung“ von der „Wintersport-Arena Sauerland“ zur Verfügung gestellt.
Aufgrund dieser Indizien vermute ich, dass „diese Zeitung“ lediglich das Werbematerial der „Wintersport-Arena Sauerland“ in das Redaktionssystem der Westfalenpost kopiert hat.
Ein echtes Interview hat es vermutlich nicht gegeben.
Sollte ich falsch liegen, würde ich mich allerdings fragen, aus welchem Grund der Interviewer / die Interviewerin nicht genannt wird, im anderen Falle könnten sich die Leserinnen und Leser „dieser Zeitung“ schlichtweg verar…. fühlen.
Update I: den wahrscheinlich zugrunde liegenden Pressetext gibt es hier für alle.
Update II: Das Interview ist geführt worden. Durch technische Mängel im Redaktionssystem der Funke (WAZ) wurde der Interviewer im Internet nicht genannt. Der Pressetext soll erst nach dem Interview auf der Seite der WAS erschienen sein, obwohl früher datiert (5.11.2013). Dies ist ebenfalls plausibel, als der Interviewte in einer zeitnahen PR-Veröffentlichung ähnliche Formulierungen verwenden und Zusammenhänge erwähnen wird.
Schade finde ich es, dass wenn ein Redakteur sich die Mühe des Interviews gemacht hat, sein Name derart leicht im System „verunfallen“ kann.
Statt in der Einleitung zu schreiben: „Diese Zeitung sprach mit dem WSA-Vorsitzenden Michael Beckmann u.a. über Zahlen, Ziele und neue Projekte …“, hätte doch auch eine Formulierung wie „Unser Winterberger Redakteur XY sprach …“ oder „XY von der Winterberger Lokalredaktion sprach …“ oder ähnlich von Anfang an für Klarheit gesorgt. Eine komplette Einleitung wird hoffentlich nicht so leicht vom System, für welches der Redakteur nun wirklich keine Verantwortung trägt, „gefressen“.
Journalismus II***: Is it ethical to pay bloggers to tweet? … guardian
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Die Stützen der Gesellschaft bröckeln II: „Die Geschichte ist unglaublich: Die niedersächsische Landesregierung fasst den Kabinettsbeschluss, im Bundesrat gegen eine Steuerbefreiung für Versicherungen zu stimmen“ … wiesaussieht
Olympia: Das System Plansport – Millionen für Medaillen … wazrechercheblog
Dortmund: “Die Deutschen und die Zwangsarbeiter†in der Zeche Zollern … revierpassagen
Bildungs- und Teilhabepaket: Renner oder Ladenhüter? … sbl
Blei in Bönkhauser Fischen: Antwort des Hochsauerlandkreises … gruenesundern
Ein Sommernachtstraum: Entweder schläfert einen der beständige Regen ein oder aber die jetzt endlich wieder sommerliche “Hitzewelle†… sauerlandblog
Die Überschrift ist vielleicht ein bisschen irreführend, denn die Anzeigenblätter der Region -Sauerlandkurier und Briloner Anzeiger- sind mir als Informationsquelle schnurzpiepegal, bis auf ein kleine Ausnahme, und die heißt Norbert Schnellen und arbeitet in der Anzeigenabteilung des Briloner Anzeigers.
Aber nicht nur das. Norbert Schnellen schreibt darüber hinaus Woche für Woche eine Kolumne, die prominent auf der ersten Seite platziert, lokale Themen intelligent und lebendig aufgreift und den Leser/ die Leserin auf die Höhe der Zeit hebt. Mit viel Heimatliebe betreibt der Autor „Aufklärung auf Augenhöhe“, die ich sonst in den Blättern des Hochsauerlandes nicht finde.
Im oben abgebildeten Artikel, werden die Themen „Urbanisierung“, „Demographischer Wandel“ und „Ökologie“ treffend und ohne ideologischen Holzhammer aufgegriffen und mit konkreten Utopien, hier beispielsweise mit dem „Mehrgenerationen-Wohnprojekt“ verbunden.
Die journalistische Unabhängigkeit ist für Konzerne wie die WAZ et alii kein eigenständiger Wert.
Die Behauptung dieser Eigenschaft der Produkte soll lediglich als Alleinstellungsmerkmal gegenüber reinen Reklamezeitungen dienen, ansonsten wird mit allen Mitteln auf dem Markt der Presseprodukte um den Profit gerungen. Profiteure sind Eigentümer, Verleger sowie Verlagsfunktionäre und Betriebskader.
Anfang April veröffentlichte die taz eine Recherche, die unter der Überschrift „Schleichwerbung bei Zeitungen Einfluss zu verkaufen“ die Käuflichkeit von Printmedien enthüllen sollte:
“ … Ein Mitarbeiter der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) bot eine anzeigenfreie Beilage zum Thema Banken an, in der die Branche über ihren Umgang mit der Finanzkrise informieren könne. „Ein vierseitiges Banken Spezial ohne Anzeigen in der Gesamtausgabe kann ich Ihnen zum Gesamtpreis von 117.500 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer anbieten“, hieß es in einem schriftlichen Angebot …“
Wenige Tage später erschien in der Süddeutschen Zeitung eine kurze Notiz mit der Überschrift: WAZ dankt ‚taz‘:
WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach lobte die taz sogar: ‚Investigativer Journalismus ist auch dann hilfreich, wenn er einem selbst unangenehm ist.‘
Im Gewerkschaftsblog „medienmoral“ wurde das Anschreiben, welches der Autor der Süddeutschen verwertete hatte komplett kolportiert:
„Manfred Braun, WAZ-Verlagsgeschäftsführer NRW:
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
Ein verdeckt recherchierender Redakteur der taz hat im Sommer 2009 die Anzeigenabteilung unseres Hauses besucht und mehrere Angebote für Sonderveröffentlichungen eingeholt. Die taz berichtet in ihrer Ausgabe vom Samstag, 2. April, ausführlich über die Ergebnisse der Recherche, die insgesamt zehn deutsche Verlagshäuser betrifft.
Die Verlagsgeschäftsführung NRW hat den uns betreffenden Vorgang gründlich aufgearbeitet. Es ist nach unseren Erkenntnissen nicht auszuschließen, dass der Bericht der taz in Bezug auf unser Haus zutreffend ist.
Die Kennzeichnung von bezahlten PR-Texten in unseren Sonderveröffentlichungen und Beilagen entspricht zum Teil nicht den Regeln, die der Verband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) aufgestellt hat, und ist juristisch nicht korrekt. Konsequenz: Wir werden zukünftig noch strenger auf die Einhaltung der ZAW-Richtlinien achten und die von unseren Kunden bezahlten PR-Texte klar und deutlich mit dem Wort „Anzeige“ kennzeichnen.
Darüber hinaus gilt der Verhaltenskodex, der bei der WAZ Mediengruppe die Trennung von redaktionellem Inhalt und Anzeigen unmissverständlich regelt. Verstöße werden, bis hin zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen, sanktioniert.“
Nachdem ich diese Anschreiben gelesen hatte, habe ich mich vor Lachen gekringelt. Liest man doch wörtlich:
„Wir werden zukünftig noch strenger auf die Einhaltung der ZAW-Richtlinien achten und die von unseren Kunden bezahlten PR-Texte klar und deutlich mit dem Wort „Anzeige“ kennzeichnen.“
Dies bedeutet, dass weiterhin die anderen PR-Texte ungehemmt in die Seiten der Produkte des WAZ-Konzerns einfließen können, ohne mit dem Wort „Anzeige“ gekennzeichnet zu werden.
Ich behaupte: Die gekauften Artikel sind nicht die größte Manipulation der Leser. Die größte Manipulation ist die PR, die völlig unentgeltlich die E-Mail-Boxen der Reakteure verstopft und mit einem Maus-Klick in den Satzspiegel der Zeitung einfließen kann und einfließt.
Diese PR- Manipulation der Leser geschieht sowohl einstufig, als auch zweistufig.
Was meine ich damit.
Unter einstufiger PR-Manipulation verstehe ich den direkten Weg vom Erzeuger zum Verbraucher. Der Pressesprecher des Bürgermeisters/der Partei XY/ des Verbandes AB/ des Vereins YZ schickt einen Text an die Redaktion, der dann mit minimalen oder keinen Änderungen direkt verwertet wird. Der Leser oder die Leserin können nur indirekt schließen, dass es sich um PR handelt, weil kein Autor oder Autorenkürzel angegeben wird.
Die zweistufige PR-Manipulation spielt über die Bande. Der Weg läuft folgendermaßen: Ein PR-Büro, bei uns im HSK meist eine einzige Person, formuliert Texte für verschiedene Auftraggeber. Der Auftraggeber verfügt über Geld, sonst könnte er sich einen Schreiber/eine Schreiberin gar nicht leisten. Diese Texte werden dann vom Auftraggeber an die Redaktionen geleitet.
Es handelt sich bei uns oft um Themen, die einer journalistischen Recherche bedürften: Bauvorhaben, Umgestaltung der Landschaft …
Allein, der Redakteur/ die Redakteurin hat keine Ressourcen diese aufwändigen Recherchen zu betreiben. Also landet die PR im der Zeitung.
Ein Klick, kostet nichts und wird nicht mit „Anzeige“ gekennzeichnet.
Diese PR-Texte und nicht die grobklotzigen, leicht zu erkennenden Anzeigentexte, sind das eigentliche Gift, welches die Glaubwürdigkeit des Lokaljournalismus schon lange zerstört hat.
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