Kassel: Gedenken an Halit Yozgat

(Bild: Stadt Kassel)

Als Opfer einer Mordserie wurde der Kasseler Bürger Halit Yozgat am 6. April 2006 im Alter von 21 Jahren in seinem Internetcafé im Stadtteil Nord-Holland von der rechtsextremen terroristischen Vereinigung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) erschossen.

Anlässlich des 18. Todestags von Halit laden die Stadt Kassel und die Familie Yozgat gemeinsam am Samstag, 6. April 2024, um 15 Uhr auf den Halitplatz zu einer öffentlichen Gedenkveranstaltung ein.

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Umleitung: Que(e)r gelesen, Klimakrise, Hagenbecks Völkerschau, Ungarn, Bibliotheken, Internet und mehr

Werbung für die Ausstellung an einer Tür im Bergpark (foto: zoom)

SPD, Grüne und FDP haben drei verschiedene Narrative für die Klimapolitik: keines davon taugt … klimafakten

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Hauptstadt der Waschbären

Eine Ausstellung im UNI:lokal, Wilhelmstraße 21, Kassel

Aufsteller vor dem UNI:lokal in der Wilhelmstraße 21 (foto: zoom)

Plagegeist, possierlicher Freund oder einfach eine spannende Tierart? Die Meinungen über Waschbären sind geteilt. Ihre große Population hat Kassel als Hauptstadt der Waschbären bekannt gemacht und sie sind zum Werbeträger der Stadt avanciert. Eine Ausstellung im UNI:lokal (Wilhelmsstraße 21, Kassel) präsentiert noch bis zum 22. März 2024 außergewöhnliche Fotos, die zeigen, wie die Wildtiere die Stadt als Lebensraum erobert haben. Der Eintritt ist frei.

(Beitrag auf Grundlage einer Pressemitteilung der Universität Kassel)

Die Fotos von Dominik Janoschka und Jan Piecha wurden schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und werden erstmals so umfassend in Kassel gezeigt. Sie eröffnen neue Blickwinkel auf die Waschbären und das Zusammenleben in der menschlichen Zivilisation.

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Mit dem Zug von Olsberg nach Kassel: Verspätungsquote bis zu 70%

Warten auf den verspäteten Anschlusszug nach Kassel: Umstiegsbahnhof Warburg am 20. Januar diesen Jahres. (foto: zoom)

Dass sich die Verspätungssituation der Züge in den letzten Monaten weiter verschlechtert hat, ist allgemein bekannt. Nun wissen wir “offiziell” aus der Antwort des Landrats auf eine Anfrage der SBL-Kreistagsfraktion, dass die Verspätungsquote sogar 70 % erreichen kann. Und das an einem besonders wichtigen Punkt, dem Umstiegsbahnhof Warburg.

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Demonstration gegen Rechts in Kassel – die Bilder der Schilder

Am Ende hatten sich 15.000 Menschen auf dem Friedrichsplatz in Kassel versammelt. (foto: zoom)

Gestern bin ich mit Bus und Bahn nach Kassel gefahren, um an der Demonstration gegen Rechts, gegen die menschenverachtende nazistische Politik der AfD, teilzunehmen. Das Organisatorenteam hatte mit 1000 Teilnehmer*innen gerechnet, die fünfzehnfache Menge strömte ab 13 Uhr auf den Friedrichsplatz.

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Mit der Bahn nach Kassel: Anfrage zu den Folgen des Fahrplanwechsels

Olsberg Bhf: Warten auf den Zug nach Kassel. (archivfoto: zoom)

Seit einem Monat gilt der neue Jahresfahrplan der Deutschen Bahn. Als Verbesserung wurde der Frühzug in Richtung Osten wieder eingeführt, der allerdings für Reisende aus dem Raum Arnsberg keinen Nutzen bringt.

(Dieser Beitrag der Sauerländer Bürgerliste ist zuerst auf ihrer Website in ähnlicher Form erschienen.)

Der Zug startet um 5:06 Uhr in Meschede und nach Umstieg in Warburg kann man um 06:52 Uhr Kassel-Wilhelmshöhe erreichen. Dort kann man frühe Fernzüge in alle Richtungen erreichen. Für diese Verbindung ist in Warburg eine Umstiegszeit von 7 Minuten eingeplant, so dass man reelle Chancen hat, dort den Anschluss zu erreichen.

Aber sonst stellt der Umstieg in Warburg ein großes Problem dar. Denn alle durchgehenden Züge von und nach Kassel sind entfallen. Dies nahm die SBL-Kreistagsfraktion zum Anlass für die folgende schriftliche Anfrage an den Landrat:

“Anfrage gemäß § 11 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Kreistags
zum Thema: Anschlüsse im Bahnhof Warburg

Sehr geehrter Herr Landrat,

seit 10.12.2023 – also seit einem Monat – ist der Hochsauerlandkreis faktisch vom „Bahnknoten“ Kassel-Wilhelmshöhe abgehängt. Anschlüsse zum Fernverkehr sind kaum noch erreichbar. Denn seit dem Fahrplanwechsel fährt die Linie RE17 aus dem HSK nicht mehr bis Kassel durch, sondern endet bereits in Warburg bzw. beginnt erst dort. Die Umstiegszeiten in Warburg zum bzw. vom RE11 bzw. MDV sind mit 4 bis 5 Minuten schon laut Fahrplan sehr knapp, so dass bereits bei geringfügigen Verspätungen ab etwa 1 Minute der Anschluss nicht mehr erreichbar ist. Da die etwa 50 km lange Strecke von Olsberg bis Warburg nur eingleisig befahrbar ist (mit Zugkreuzung in Marsberg), erhöht sich die Verspätungswahrscheinlichkeit erheblich, weil jede Verspätung des Gegenverkehrs sich überträgt. Zudem ist der Umstieg in Warburg fast immer – anders als im Fahrplan angekündigt – mit einem Bahnsteigwechsel verbunden.

Diese Situation wurde durch Beschlüsse der Gremien des NWL – unter Mitwirkung der Gremienmitglieder des HSK – herbeigeführt.

Daher fragen wir:
1) Wie viele Züge des RE17 hatten seit 10.12.2023 bei Ankunft in Warburg mindestens 1 Minute Verspätung?
2) Wie viele Züge des RE11 bzw. der MDV hatten seit 10.12.2023 bei Ankunft in Warburg (aus Kassel kommend) mindestens 1 Minute Verspätung?”

Der Philosophenweg in der Kasseler Südstadt wird zur Fahrradstraße umgestaltet

Der Philosophenweg am 28. Dezember 2023: Schmale Fahrbahn, viele parkende Autos (foto: zoom)

Der Philosophenweg in der Kasseler Südstadt soll nach längeren Planungen, Workshops und Informationsveranstaltungen im nächsten Jahr zu einer Fahrradstraße umgestaltet werden.

Nicht alle Anwohner*innen waren und sind von der Veränderung begeistert, müssen sie doch in Zukunft auf ca. 30 Parkplätze für ihre Autos verzichten.

Ich selbst werde hoffentlich im Laufe des Jahres 2024 als gelegentlicher Besucher der Südstadt in Ruhe und mit aller philosophischen Gelassenheit von der Karlsaue zur Wilhelmshöher Allee radeln oder als Fußgänger die Graffiti in der Hall of Fame am unteren Ende des Philosophenwegs bestaunen.

Am 11. November hatte ich zum Thema Philosophenweg-Fahrradstraße einen Blogartikel veröffentlicht.

Fahrradstraße Philosophenweg in Kassel – ein Interessenkonflikt:
https://www.schiebener.net/wordpress/fahrradstrasse-philosophenweg-in-kassel-ein-interessenkonflikt/

Auf der Website der Stadt Kassel sind viele Hintergrund- und Planungsinformationen zu finden.

Die Stadtverordnetenversammlung hat im September 2019 beschlossen, den Philosophenweg fahrradfreundlich auszubauen:
https://www.kassel.de/buerger/verkehr_und_mobilitaet/baustellen/strassenbauprojekte/philosophenweg.php

Ein aktueller Artikel ist am 16. Dezember in der HNA erschienen.

Philosophenweg wird Fahrradstraße:
https://www.hna.de/kassel/philosophenweg-wird-radstrasse-91979866.html

In dem unten verlinkten PDF sind die Ergebnisse der Bürger*innenbefragung grafisch aufbereitet.

Befragung zur geplanten Neugestaltung des Philosophenwegs (PDF):
https://www.kassel.de/buerger/verkehr_und_mobilitaet/baustellen/strassenbauprojekte/philosophenweg.php.media/134134/Philosophenweg.pdf

Weihnachen hört einfach nicht auf

Schnappschuss auf dem Kasseler Weihnachtsmarkt (foto: zoom)

Weihnachten beginnt früh und endet spät. An den Enden franst es aus.

Die Jingle Bells ertönen auf endlos scheinenden Christmas Fairs. High Times für Glühwein-Junkies.

Seit dem Verkaufsstart der Silvester-Böller knallt es ab und zu zwischen den Buden. Vor Schreck bleibt mir eine gebrannte Mandel im Hals stecken.

Gute Nacht!

Ein Nachmittag im Stadtmuseum. 1943: Luftangriff auf Kassel

Stadtmuseum Kassel – ganz oben (foto: zoom)

Der 23. Dezember 2024 war ein nasser Tag. Als wir nach Kassel fuhren, schauten wir misstrauisch auf überflutete Weiden. Bäche breiteten sich über ihre Ufersäume aus. Das Wasser in den Abflussgräben neben der Straße sprang in den Senken über die Siele, kurz vor Lengsfeld wurde ein Auto aus der Böschung gezogen.

Auf der Rückfahrt pumpten hier und dort Feuerwehren überflutete Höfe und vollgelaufene Keller leer. Blaulichter zuckten mancherorten durch die hereinbrechende Dunkelheit. Schreckmomente. In Eppe sprang das Auto unversehens über einen Schlauch, der quer über der Straße lag.

In Kassel blieben uns an diesem Tag ein Café und das Stadtmuseum.

Großplakat an der Straßenseite des Stadtmuseums (foto: zoom)

Die Sonderausstellung 1943: Luftangriff auf Kassel war interessant, keine Opfershow. Auf drei Stockwerken fanden wir die Bombardierung der nordhesssischen Stadt, einem Zentrum der Rüstungsindustrie, historisch eingeordnet und in der brutalen Logik des Krieges nachvollziehbar.

Am Schreibtisch. Vor mir liegt eine Kopie des Bomber’s Baedeker Teil I: Aachen – Küstrin (foto: zoom)

Während ich an einem Schreibtisch sitze, erklärt Luftmarshall („Bomber“) Harris den Strategiewechsel des Bomber Command, die Direktive zum Flächenbomardement des Deutschen Reichs. Ziel war neben der Zerstörung der militärischen und industriellen Infrastruktur die moralische Schwächung der deutschen Bevölkerung.

Das mit Bomber’s Baedeker bezeichnete Buch in der vorderen Mitte führte – angelehnt an die bekannten Reiseführer – alle Städte des Deutschen Reichs mit mehr als tausend Einwohner*innen auf. In alphabetischer Reihenfolge sind insgesamt 518 Städte mit geografischen Beschreibungen sowie Informationen zu deren kriegswichtigen Infrastrukturen und Produktionsstätten vermerkt.

Ich habe gleich nachgeblättert, ob meine alte Heimat am Niederrhein im Bomber’s Baedeker verzeichnet war und bin fündig geworden. Für Dinslaken sind ein Stahlwalzwerk (Thyssen), die Zeche Lohberg und das Thyssen-Kraftwerk aufgeführt.

An einer Audio-Station habe ich mir den bewegenden Abschiedsbrief von Dr. Felix Blumenfeld an seine Söhne vor dem Suizid im Jahr 1942 vorlesen lassen. Allein diese sieben Minuten persönlicher Geschichte haben den Besuch der Ausstellung gelohnt.

Ein Jüdisches Schicksal: Dr. Felix Blumenfeld, Abschiedsbrief an seine Söhne (foto: zoom)

Unseliges Kassel: der Nazi-Verbrecher und NS-Jurist Roland Freisler beginnt seine Karriere zum Präsidenten des Volksgerichtshofs mit einer Anwaltskanzlei in Kassel.

Zwei Tage vor den Novemberprogromen findet die „Generalprobe“ in Kassel statt.

Die Pogrome vom 7. November 1938 als Probelauf und Muster für die Reichspogromnacht zwei Tage später.

Die Stadt ist mit Rüstungsindustrie vollgepropft.

Am 8. Mai 1945 ist Schluss. Die Allierten besiegen das „Tausendjährige“ Reich.

Die Hesssische Post meldet die Kapitulation (foto: zoom)

Im unteren Bild marschieren die Sieger links und rechts der Wilhelmshöher Allee. Die Deutschen waren schon vor 1933 gewarnt worden: „Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!“

US-amerikanische Soldaten auf der Wilhelmshöher Allee am 5. April 1945 (Stadtarchiv Kassel)

Als wir uns im Nachgang über die Ausstellung unterhielten, ist mir aufgefallen, dass ich noch einige Exponate und Details übersehen habe.

Alles spricht für einen zweiten Besuch der Sonderausstellung

Allerheiligen in Hessen: vom grauen Hohen Gras im Habichtswald zur gelben Puddingschnecke am Bebelplatz

Grau war der Morgen im Habichtswald (foto: zoom)

Ich hätte heute im hessischen Kassel den katholischen NRW-Feiertag Allerheiligen mit einem Zug durch die Einkaufsstraßen kompensieren können. Aber dafür ist mir die freie Zeit zu wertvoll und ich verschwende sie lieber mit kontemplativen Tätigkeiten.

Am besten kann ich nachdenken, wenn ich mich bewege. Radfahren oder ein langer Spaziergang sind die Mittel der Wahl.

Am Hohen Gras im Habichtswald bin ich im Nebel losgewandert. Der Morgen gehörte mir, die Wanderwege waren leer und verlassen. Selbst am Herkules waren nicht viele Menschen unterwegs.

Zwischenetappe am Herkules (foto: zoom)

Ein kurzer Blick über Kassel auf die Sichtachse Wilhelmshöher Allee, dann ging es weiter Richtung Hessenschanze.

Blick vom Herkules auf Kassel (foto: zoom)

Die Baumallee (siehe Bild unten) ist Teil eines alten Dokumenta-Projekts. Das Kunstwerk „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ von Joseph Beuys verteilt sich im gesamten Stadtgebiet und gestaltet die Stadt auch lange nach seiner Entstehung zur documenta 7 (1982). Erkennbares Merkmal der zum Kunstwerk gehörenden Bäume ist eine daneben platzierte Basaltstele.

Die Allee finde ich zu jeder Jahreszeit ganz hübsch. Die Basaltstelen neben den Bäumen sind gut zu erkennen. (foto: zoom)

Obwohl ich kein Freund von Beuys bin und mir die hochgradig antisemitische Dokumenta 15 erst einmal den Spaß an der Kasseler Dokumenta-Kunst vergällt hat, gefallen mir die Bäume und Baumreihen, die die Dokumenta 7 in die Stadt gebracht hat.

Man muss sich Ziele setzen. (foto: zoom)

Zum Abschluss der 11-Kilometer-Wanderung schmeckten mir Kaffee und ein Puddingteilchen in einer Bäckerei am Bebelplatz.

Vielleicht sollte ich noch sagen, was aus den ganzen Gedanken geworden ist, die mir im Habichtswald durch den Kopf gingen.

Ich habe sie (fast) alle vergessen. Über das „fast“ sprechen wir später.

Gute Nacht!