Kinotipp: Wind River

Auf dem Weg zum Abaton Kino (foto: zoom)

Ich hätte nicht gedacht, dass der Kinofilm „Three Billboards“ in dieser Woche noch übertroffen werden könnte, aber „Wind River“ ist ab heute mein Film des Monats.

Gerade im Original mit Untertiteln gesehen. Volle Kinowucht. Bilder, Emotionen, Sprache.

Indianerreservat, Mord, Schnee und eine bitterböse Männergesellschaft. Von der Vorbesprechung war ich nicht begeistert, aber dann wurde ich trotz meiner Vorurteile in den Handlungsstrom hineingesogen. Abwehr kaum möglich.

Guckt selbst!

Ich liebe Eskapismus. Heute die Elbphilharmonie. Gute Nacht!

Ich mag Hamburg auch von seiner kitschigen Seite. (foto: zoom)

Hamburg gefällt mir auch von seiner touristischen Seite, allerdings wünsche ich mir bezahlbaren Wohnraum in der Stadt der „Pfeffersäcke“.

Die Wohnungen auf dem Dach der Elbphilharmonie sollen sich die Klitschko-Brüder gekauft haben.

Mir würde schon eine kleine Bleibe in Eimsbüttel reichen.

Wer weiß, was die Zukunft bringt? Sozialer Wohnungsbau wäre ein Anfang.

Welche Parteien regieren in Hamburg? Die Partei der Pfeffersäcke?

Oh nein, die Sozialdemokratische[sic!] Partei Deutschlands und die Grünen.

http://www.hamburg.de/contentblob/4491666/7da775867e4937bba15ae7f14538a05a/data/schaubild-buergerschaft-wahlbeteiligung2015.pdf;jsessionid=1A37A24A7B96C977387D08A3BDBFDBF0.liveWorker2

 

New York – Wewelsfleth: die „Peking“ ist wieder nach Hause gekommen

Heute ist die Peking in Wewelsfleth angekommen. Jetzt beginnt die Restauration. (foto: rose)

Die historische Viermastbark „Peking“ ist am Mittwoch vom Elbehafen in Brunsbüttel in die Peters Werft nach Wewelsfleth geschleppt worden (siehe auch den ausführlichen Bericht im NDR).

Ich stand an der Unterelbe als das Schiff dort ankam.

Was Norddeutsche so im Sommer machen: warten auf die „Peking“. (foto: rose)

Die „Peking“ ist baugleich mit der Passat in Travemünde. Sie ist einer der letzten P-Liner der Hamburger Reederei F. Laeisz.

Ich habe ein Faible für Schifffahrt und See, für die Nordsee, das Watt und den stinkenden Husumer Hafen. Historisch interessant ist, dass die Peking als ehemalige Reparationsleistung an Italien nun über viele Umwege wieder zurückkommt.

Eine bunte Geschichte.

Schließlich lag sie 40 Jahre in New York. Dort hat man sie leider total vergammeln lassen.

Da sie selbst nicht mehr fahrtüchtig ist, wurde die „Peking“ in einem Dockschiff, der „Combi Dock 3“, über den Teich geschippert.

Nach der originalen Restauration soll die „Peking“ ab etwa 2020 als maritimes Wahrzeichen gegenüber der Elbphilharmonie für die Öffentlichkeit zu besichtigen sein.

Ich finde es schön, wenn ein Schiff wieder nach Hause kommt.

Umleitung: nach Hamburg

Haltestelle Dortmund Tierpark. Frei schwebend. Panzer. Schwimmend. Glück oder Zweifel im Auge. (foto: zoom)
Der G20 Gipfel in Hamburg war ein Desaster:

Für die 20 Regierungschefs und Chefinnen. Für die politische Führung der Hansestadt. Für die Polizei. Für die Versammlungsfreiheit. Für die Grundrechte. Für die Pressefreiheit.

Nicht für die Zehntausenden von friedlichen Demonstranten am Samstag. Nicht für die politische Diskussion, denn:

Jetzt werden wir reden und nachdenken.

Ich habe viel über die Gewalt der Straße gelesen, aber was wurde eigentlich auf dem Gipfel inszeniert? Erdogan, Putin, Trump – das Triumvirat der Autokraten.

Ich habe die Veranstaltung nicht verstanden. Was wollten die zwanzig PolitikerInnen plus Entourage in der Elbphilharmonie?

Der G20 Gipfel hat viele Bilder geliefert, die nun in den Medien ausgespielt werden.

Die Botschaft?

Protestforscher über G-20-Chaos: „Die Strategie der Polizei ist kolossal gescheitert“ … sueddeutsche

Die Stunde der Vereinfacher: Konservative wollen der deutschen Linken die brutalen Krawalle in die Schuhe schieben. Das ist billig. Denn es ist nicht links, Kleinwagen anzuzünden … taz

Grundrechte sind kein abstrakter Kokolores: Die Taktik der Hamburger Polizei war so von gestern wie die Politik von Trump. Friedliche G-20-Kritiker wurden teilweise in einen Topf geworfen mit den gewalttätigen Volldeppen vom Schwarzen Block. So wird berechtigter Protest angeschwärzt … sueddeutsche

Aufarbeitung der Krawallnacht: Der Tag danach … taz

Funke Mediengruppe läuft heiß: Mein Abend mit Ivanka im Hotel Vier Jahreszeiten … abendblatt

Acht Architekten-Jahre: Heute fand die Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau des Sauerlandmuseums Alt-Arnsberg statt, mit Ansprachen u.a. der Regierungspräsidentin … sbl

Polemik gegen den „närrischen“ Reformator: Thomas Murner, Luthers katholischer Widersacher von Format … revierpassagen

Husum -> HSK. Zwischenstopp Planetarium Hamburg: ganz oben und auch unten.

Auf dem Weg von Husum in den HSK: Blick vom Planetarium im Hamburger Stadtpark auf die Stadtsilhouette mit Fernsehturm. (foto: zoom)

Der Rückweg von Husum in Nordfriesland bis ins „Hohe Hochsauerland“ kostet mich mit gemütlicher Autobahngeschwindigkeit von 120 km/h -die beiden Fahrräder auf dem Heckträger machten uns bei starken Winden vorsichtig- einen halben Tag, gut sechs Stunden.

Wir haben das Ende des Urlaubs durch eine Zwischenstopp in Hamburg hinausgezögert.

Prokrastination, ich komme schon.

Im Stadtpark herrschte Aprilwetter: Regen, Sonne, Hagel. Himmel grau, Himmel blau.

Das Planetarium ist vom Stadtparksee aus im Hintergrund zu sehen. (foto: zoom)

Den Rest erzähle ich vielleicht später. Da würde es dann, wie bei der Hinfahrt, um Autobahnstaus, Google-Maps und die Fähigkeit gehen, einen Stau in seiner ganzen Dynamik einzuschätzen.

Vor dem Abschied aus Hamburg habe ich die Regentropfen von der Brille gewischt, das Narzissenbeet geknipst und das Fahrtziel „Winterberg“ ins Tablet gehackt.

Keine Rosen, keine Tulpen, nur Narzissen – das Leben ist schön. (foto: zoom)

Ich müsste mal auf dieses Seminar, dann wären meine Fotos nicht so grottig.

Als ich kürzlich in Hamburg flanierte, sah ich die Krippe der guten FotografInnen. (foto: zoom)

Kurz vor dem Jahresende 2016 bin ich abends mit lieben Menschen durch Hamburg geschlendert und habe ein Schaufenster entdeckt, welches mir alles versprach.

Leica, Erfolg, das Sehen, das Auge, das Bild.

Leider war es schon spät und die Läden hatten geschlossen.

Mir blieb nur noch Zeit, die Badewanne in einem Einrichtungshaus „way above my means“ zu knipsen.

Es muss Menschen geben, die sich in solchen Behältern suhlen.

Wir hatten als Kinder nur eine Zinkwanne, aber viel Spaß.

Wer Geld hat, will auch komische Sachen kaufen, die viel Geld kosten. (foto: zoom)

Guckt selbst: I, Daniel Blake

Abaton Kino: Gleich geht es los. (fotocollage: zoom)

Ken Loach hat mich mit seinen „sozialkritischen“ Filmen von den Studentenzeiten bis heute begleitet. Mal wurden seine Werke im Metropolis, mal im Abaton gezeigt.

In den Hauptkinos selten bis gar nicht.

Wer will sich auch schon das Schicksal der Unterschichten aus linker Weltsicht auf Breitwand angucken? Dieser überhöhte Gestus des guten schlechten Menschen? Trotzkistisches Revoluzzertum? Laienschauspieler eingestreut?

Heute habe ich mir „I, Daniel Blake“ im Abaton Kino in Hamburg angeschaut. Es war ein überraschend guter Film. Auch diesmal ist Ken Loach immer sehr nah dran an den Charakteren, auch diesmal entfaltet er die Message vom guten Menschen im Elend, der sich den Schneid vom System nicht abkaufen lässt.

Ich hatte mir überlegt, ob ich mir einen solchen Film überhaupt anschauen soll. Der Inhalt in Umrissen geht so:

„Danny Blake ist jetzt fast 60. Er hat seine Frau verloren und erholt sich nur langsam von seinem Herzinfarkt. Der Arzt rät ihm, nicht mehr als Zimmermann auf dem Bau zu arbeiten. Also geht Daniel auf’s Amt und trägt seinen Fall vor. Doch was anfangs nicht so schlecht aussieht, wird immer komplizierter. Die Ämter schicken Daniel von Hü nach Hott. Der Mann wird ohne eigenes Zutun zwischen den Instanzen zerrieben.

Daniel gibt nicht auf und wartet Stunden und Tage auf den Ämtern. Dort lernt er auch Katie kennen, eine junge Mutter mit zwei Kindern. Schnell sieht er, da? sie noch schlechter dran ist. Vielleicht hilft es, einen Teil des Wegs gemeinsam zu gehen?

Ken Loach hat nach fünfzig Jahren noch einmal richtig zugelangt. In seinem emotionalsten Film seit langem stellt er das Leben der „kleinen Leute“ in den Mittelpunkt und das in zwei wirklich starken Geschichten. Dafür gab es in Cannes die Goldene Palme.“

Quelle: http://www.abaton.de/index.htm?115183

Das sagt alles und nichts. Eher nichts. Im Film wird die Bürokratie des Arbeitsamts wie ein Kafkaeskes Schloss gezeichnet. Es ist Ken Loach gelungen, die Unbarmherzigkeit der Sozialbürokratie zu entblößen und zu entblöden. Er zeigt, wie Menschen in einem scheinbar funktionierenden unmenschlichen System funktionieren. Ein Tribut an Hannah Arendt?

Gleichzeitig gibt es den guten Menschen, hier Daniel Blake. Er vereinigt in sich viele Eigenschaften, die wir auch gerne hätten. Selbstlosigkeit, Scharfsinn, Empathie, Aufrichtigkeit.

Es kommen vor: Prostitution, Markenklau, das Internet, die Tafel, Mobbing und Shoplifting.

Wie in vielen Filmen von Ken Loach sind die bösen Menschen zwar nicht die Guten, aber besser als wir sie uns vorstellen.

Am Anfang des Films habe ich gelacht, später geschmunzelt, dann zaghaft die Faust gereckt und am Schluss eine Träne vergosssen.

Guckt selbst.

Umleitung: Nö!

Gestern in Dortmund, heute mein Lebensgefühl. (foto: zoom)
Gestern in Dortmund, heute mein Lebensgefühl. (foto: zoom)

Tsipras Tragödie: Nikos Chilas und Winfried Wolf beschreiben klug und luzide die vergangenen sechs Jahre des griechischen Dramas. Falter, September 2016 … misik

„Freitag“-Vize Michael Angele über Zeitungssterben: In seinem essayistischen Band „Der letzte Zeitungsleser“ nimmt Michael Angele Abschied von der Tageszeitung. Er sagt ihr Aussterben voraus … kress

Gabriel-Satire: Durchzug – „Haben Sie noch im Ohr, was der Dicke damals auf dem Parteitag der Putzfrau erzählt hat? Das ist das ganze Problem der Partei: dass sie sich nur noch mit den Gewinnern abgeben will und deshalb zur großen Verliererin wird“ … zynaesthesie

SPD-Chef ohne Kompass: Gabriel mitten im Nebel … postvonhorn

Eine Art Wohnschiff für Werftarbeiter: Ernst Riggerts literarischer Tupfen über den Ortsteil Neuhof aus dem Jahr 1929 … harbuch

“Reenactment” – Dangerous Fun? Reenactment – also die Neuinszenierung geschichtlicher Ereignisse in möglichst authentischer Weise[1] – fasziniert! Veranstalter melden regelmäßig Rekord-BesucherInnenzahlen … publicHistory

Die Mär, dass Verschlüsselung den Staat blind machen wird: In den letzten Jahren fingen immer mehr Menschen an, Verschlüsselungstechnologien zu nutzen. In Deutschland und vielen anderen Ländern warnen Behörden davor, dass sie technisch nicht mehr in der Lage seien, ihre rechtlichen Pflichten auszuüben … netzpolitik

Ein Tag der Rekorde: Nazis und Asylkritiker, Linksbürgerliche und Chlorhühnchen … jurga

Hagener Phoenix in der Asche: Jedem Stromkunden, der mit der Begleichung seiner Rechnung in Verzug gerät, wird innerhalb kurzer Frist der Saft abgedreht. Anders verhält es sich, wenn eine Eventfirma – vor allem wenn sie sich im Sportbereich tummelt – in Schwierigkeiten gerät … doppelwacholder

Wahnwitz bei der Telekom: Was der simple Transfer von Telefonnummern kostet … revierpassagen