Feriendorf Gomadingen: Erste Flüchtlinge angekommen

Was macht eigentlich das Projekt „Biovitalpark“ in Gomadingen (siehe auch hier im Blog) der beiden Investoren Wolfram Wäscher und Rainer Walser?

Wir können vermelden, dass der ehemalige Oversum-Investor in Süddeutschland überraschende Akzente setzt.

Der Reutlinger Generalanzeiger beschrieb vor knapp einer Woche den Stand des ehrgeizigen Projekts:

Seit gestern leben die ersten Flüchtlinge im früheren Gomadinger Feriendorf: zwei Familien aus Syrien und Pakistan. Seit gestern ist auch die Planung für den »Biovitalpark« einen Schritt weiter: Der Gemeinderat hat sich mit dem fortgeschriebenen Bebauungsplan für das bis zu dreißig Millionen Euro teure Projekt befasst. Die Gleichzeitigkeit zeigt: Die Nutzung als Asylbewerberunterkunft soll nur vorübergehend sein, auch wenn die Pläne des Investorenteams Wolfram Wäscher und Rainer Walser langsamer reifen als zunächst gedacht.

Der Artikel ist nett zu lesen und erhält von unserer Seite 5 Sterne von 5 Sternen, soll heißen:

LESEEMPFEHLUNG!

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W. Wäscher scheitert in Adelberg auch an sich selbst

Ein touristisches Kleinod ist den Adelbergern nach Meinung von Esplorado entgangen, als die BürgerInnen der Gemeinde mit großer Mehrheit gegen das Projekt stimmten. Für die Seite, die „Der Wahrheit verpflichtet“ ist, kam das offensichtlich überraschend. So zumindest wird es im Beitrag „Bürgerentscheid in Adelberg: Gemeinde muss nun auf ein zukunftsweisendes touristisches Kleinod verzichten“ erklärt.

(Gastbeitrag von Ralf Frühwirt, Chrosspost. Zuerst erschienen auf der Website der GALL Leimen)

Zu sehr hatte man wohl auf die Meinungsmacht der „engagierten Rathauschefin“ gezählt, die mit einem Videobeitrag „umfassende Informationen“ veröffentlichte, die „auf vorbildliche Art und Weise“ für „umfassende Transparenz“ und „ausführliche Information“ sorgte.

So weit die Meinung von Esplorado zu diesem Teil der Geschichte. Das läßt sich allerdings auch anders sehen, sieht man sich an, wie das Forum Adelberg für Adelberg um das Rederecht auf der Bürgerversammlung kämpfen musste. Viele Bürger haben sich sicher auch gefragt, ob ihr die große Nähe zu W. Wäscher und Familie die nötige Distanz zu seinem Projekt läßt. Die Tatsache, dass sie die kritische Stimme eines GALL-Gemeinderates nicht zu Wort kommen ließ, kam bei den BürgerInnen sicher auch nicht als Beleg für ihre Bemühungen um umfassende Information an.

Nach dem Lob für die Bürgermeisterin wird dann mit den Kritikern abgerechnet. Was bei den Befürwortern als Information bezeichnet wird, zählt bei den Gegnern als Stimmungsmache. Dann kommen wieder die schon mehrfach erhobenen und längst widerlegten Vorwürfe, gegen die GALL in Person von Ralf Frühwirt.

Dieser Beitrag läßt in mehrerer Hinsicht Rückschlüsse auf die Gründe des Scheiterns von W. Wäscher in Adelberg zu.

Es läßt sich nicht mehr verhehlen, dass die unternehmerische Vergangenheit dem Projektentwickler wie ein Klotz am Bein hängt. Sobald die gescheiterten Projekte in Leimen und anderswo diskutiert werden, bröckelt das Bild vom erfolgreichen Investor.

Auch in anderer Hinsicht stand er sich selbst im Weg. Die übergroße Nähe zur Bürgermeisterin, die er wohl als nötig ansah, um das Projekt überhaupt so weit zu bringen, hat in der Bevölkerung eher Misstrauen erregt.

Ähnlich sieht es mit seinen Referenzen aus. Hier kollidierte das Bemühen, mit möglichst vielen Projekten zu glänzen, mit den Tatsachen, dass die Projekte, zu denen es unabhängige Informationen im Netz gibt, ihm nicht gerade zur Ehre gereichen.

Esplorado selbst ist ein weiterer Faktor, der einen unvoreingenommenen Beobachter nachdenklich stimmen muss. Wozu braucht man eine „Reputationswebseite“, wenn der eigene Ruf über jeden Zweifel erhaben ist? Gibt es nicht Anwälte, die gegen Unwahrheiten vorgehen können? Kann man nicht die eigenen Projekte für sich sprechen lassen? Fragen, die sich sicher auch die Adelberger gestellt haben, die sich mit der Vergangenheit von W. Wäscher beschäftigt haben.

Aber nicht nur die pure Existenz von Esplorado ist ein Problem für den Investor, auch die Art und Weise, wie Wolfgang A.W.Franz und Andrea Stute ihren Auftrag ausgeführt haben. Möglich, dass Herr Wäscher hier am falschen Ende gespart hat, und mit etwas mehr Geld auch mehr Kompetenz hätte einkaufen können. Möglich aber auch, dass es ohnehin nicht machbar ist, zu vermitteln, dass man als bezahlter Auftragnehmer völlig neutral und objektiv über seinen Auftraggeber berichtet.

Viele Menschen haben alleine schon diese Behauptung (Mission statement: …dass unsere Redaktion vertraglich abgesichert völlig unabhängig arbeitet und wir in unserer redaktionellen Arbeit nur der Wahrheit verpflichtet…) als Zumutung für den gesunden Menschenverstand angesehen. Schlimmer wurde es dann mit jedem Beitrag, in dem das Hohelied des Wolfram W. gesungen, und die Kritiker bar jeglichen Beweises als böswillig bis hin zur Demagogie hingestellt wurden. Die Strategie einen zwar bezahlten aber angeblich neutralen Dritten für sich selbst sprechen zu lassen, war ein komplettes Desaster.

Über Stärken, Schwächen und Risiken des eigentlichen Projekts muss hier nicht mehr gesprochen werden. Zum Einen kann das das Forum besser, zum anderen ist das Vorhaben ohnehin Schnee von gestern. Aber wenn die Hälfte einer Investorengruppe vor einem Bürgerentscheid nicht den Mut hat, zu einem Investment in Millionenhöhe zu stehen, dann muss man sich nicht wundern, dass die Bürger auch so ihre Probleme damit haben.

Esplorado empfiehlt den Adelbergern Richtung Gomadingen zu schauen, wo ein BioVital Park entstehen soll. Wir werden das tun, denn dort hat Herr Wäscher die Chance unter Beweis zu stellen, dass er nicht jedes Großprojekt an die Wand fährt. Den Gomadingern wäre es zu wünschen und immerhin stünde es dann nur noch 1:6 gegen W. Wäscher.

Ralf Frühwirt

Gomadingen: Oversum Investor Wolfram Wäscher plant „Bio-Vital-Park“. Besorgte Bürger melden sich zu Wort.

GomadingenMit einer gewissen Distanz berichtete die Journalistin Marion Schrade Ende Juni im Reutlinger Generalanzeiger über ein neues Projekt des auch in Winterberg bekannten Investors Wolfram Wäscher:

„Im Vital-Park Gomadingen soll man nach Vorstellung von Wolfram Wäscher nicht nur wohnen. Dahinter steht eine ganze Philosophie, die er wortreich darlegt, dabei aber nur wenig Greifbares liefert. Klar wird so viel: Dienstleistungen rund ums Wohlfühlen und die Gesundheit sollen breiten Raum einnehmen, Fitness, Ernährung und Nachhaltigkeit sind Schlagworte. Dafür brauchen Walser und Wäscher deutlich mehr Personal: Die Kirchengemeinde beschäftigt derzeit gut ein Dutzend Mitarbeiter im Feriendorf, künftig sollen es vier, wenn nicht gar fünf Mal so viele sein.“

Wir schrieben am 3. Juli:

„Die Vorgänge in Gomadingen beobachten auch wir hier in Winterberg schon seit einiger Zeit. Hoffentlich gibt es dort unten einige „wache Zeitgenossen“. Die Kirche scheidet wohl aus.

“Gemeinsam wollen sie in den nächsten Jahren zwischen 25 und 30 Millionen Euro in den Ferienpark in Gomadingen stecken.”

He, he – das könnte sogar zutreffen. Allerdings wird es wahrscheinlich nicht das Geld von Wäscher und Walser sein.

Wie sollen oder wollen die 2232 Einwohner von Gomadingen das Geld aufbringen?“

Wache Zeitgenossen in Gomadingen
Es gibt wache Zeitgenossen in Gomadingen. Einer von ihnen schrieb in Reaktion auf den Artikel von Marion Schrade folgenden Leserbrief an den Reutlinger General-Anzeiger, den wir hier mit seiner Erlaubnis dokumentieren:

„Wenn das Lautertal der Grand Canyon wäre“

Ein Ära geht zu Ende und die Gemeinde Gomadingen bekommt als vergiftetes Abschiedsgeschenk ein Investoren-Experiment von der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Stuttgart präsentiert. Ich habe den Eindruck, die Gomadinger wissen nicht, ob sie weinen oder lachen sollen.

Ein Investor, der sich landauf, landab marode Freizeit-Immobilien angelt und sie in millionenschweren Projekten aufpeppt und sich dabei nicht unbedingt Freunde macht, tut sich mit einem oberschwäbischen Holzbau-Unternehmer zusammen, um die versteinerte Betonarchitektur des Feriendorfs durch Holzhäuschen zu ersetzen und das bestehende Hallenbad mit einer Außensauna und Fitnessräumen zu garnieren. Nun ja. Hotelcharakter soll es bekommen, sogar mit einem »Concierge«. Man darf gespannt sein, ob das ausreicht. Was ich an dem bislang nur rudimentär bekannten Konzept vermisse, ist die große Idee. Was, um Gottes willen, sollen die angekündigten 50 bis 60 Mitarbeiter dort den ganzen Tag machen – die müssen ja auch irgendwie bezahlt werden? Holz statt Beton wäre für mich als Familienvater nicht das Hauptargument, meinen Urlaub ausgerechnet im neuen Gomadinger »Bio-Vital-Park« zu verbringen. Ebenso die mangelnde Wärmedämmung. Bei einer Ferienimmobilie gelten andere Parameter als bei einem ganzjährig durchgehend bewohnten Privathaus. Statt der Erdwärme (die auf der Alb mit ihrem Karstuntergrund ohnehin stark reglementiert ist) wäre vielleicht ein Nahwärmeanschluss an eine Biogas-Anlage sinnvoller, statt Passivhausstandard anzustreben, um dann im Sommer wieder energieaufwendig aktiv belüften zu müssen.

Da würden mich eher vielseitige Freizeitangebote (die Gomadingen ohne jeden Zweifel hat), Kinderbetreuung, Kurse, Unterhaltung etc. reizen. Aber vielleicht bin ich ja auch gar nicht die Zielgruppe? Wer dann? Unternehmen, die ihre Mitarbeiter auf Seminare schicken wollen? Oder Senioren? Zugegeben, meine erste Assoziation beim Wort »Bio-Vital-Park« waren Gesundheitssandalen und Kurangebote von Krankenkassen. Ja, vielleicht will man ja mit dem BVP ganz serviceorientiert und barrierefrei die »Best Agers« ansprechen. Aber so recht mag ich’s nicht glauben.

Mir scheint, es stand den Beteiligten erst mal ihre eigene Win-win-Situation im Vordergrund: Kirchenpfleger Beck ist endlich das lästige Feriendorf auf der Alb los, spart so 300 000 Euro im Jahr, die er gleich nolens volens in die darbenden Stuttgarter Kitas pumpen kann, Gomadingens Schultes hat, vorerst, sein Hallenband vor der Schließung bewahrt, der Schussenrieder Holzhäuschenbauer hat einen respektablen Auftrag an Land gezogen und der Hauptakteur ein neues Großprojekt auf die Beine gestellt.

Nach Fertigstellung soll das Projekt einem Hotelier aus Oberstaufen übertragen werden. Schön. Jetzt fehlt mir seitens der Initiatoren nur noch der Bezug zur Region, das Ganze wirkt ein wenig wie aus der Retorte, kein Vergleich mit dem Münsinger Campingplatz Hofgut Hopfenburg zum Beispiel. Und ich vermisse ein glaubhaft tragfähiges Finanzkonzept: 25 bis 30 Millionen Investition wollen refinanziert werden, die Personalkosten für 50 Mitarbeiter, dazu die hälftigen Betriebskosten des Hallenbads wie bisher plus die Betriebskosten inkl. Werbung und Marketing des neuen Bio-Vital-Parks müssen verdient werden. Das alte Feriendorf hatte 230 Betten, zu Glanzzeiten sogar knapp 300. Die Übernachtungszahlen lagen meist bei einigen zehntausend pro Jahr – d. h. die ganzjährige Auslastung kam nie über 30 bis 50 Prozent. Es müsste schon ein Wunder passieren, wenn man mit der neuen Anlage bei den projektierten 40 bis 60 Häuschen deutlich über die bisherige Bettenzahl und die seitherige Auslastung hinauskommen will. Betriebs- und anteilige Refinanzierungskosten geteilt durch Übernachtungszahlen ergeben einen Richtwert von dem, was jeder Gast pro Übernachtung zahlen muss, damit sich das Projekt rechnet. Nehmen wir mal drei Millionen jährliche Kosten an und 30 000 Übernachtungen, dann muss die Übernachtung 100 Euro kosten.

Hätten wir hinterm Sternberg die Niagara-Fälle oder wäre das Lautertal der Grand Canyon, wäre das ganze bestimmt kein Problem, die Massen würden strömen. Die Alb ist schön, absolut erlebenswert und bietet sehr vieles zu entdecken, aber sie taugt nicht für Großprojekte dieser Art. Wir werden vom Bio-Vital-Park sicher noch das eine oder andere hören, nicht nur gutes, fürchte ich.

Thomas Deuble, Römerstein

Ein weiterer wacher Zeitgenosse schrieb unter anderem:

„Es wäre an der Zeit, den Investoren und seine Firmen zu überprüfen, um einen eventuellen finanziellen Nachteil für die Gemeinde Gomadingen noch abwenden zu können. Jetzt ist noch Zeit.“

Da wir vom Hochsauerland aus  Wirtschaft, Politik und Medien beobachten, können wir nicht beurteilen, ob die Gomadinger noch Zeit zur Überprüfung des Investors haben, denn sobald die ersten Verträge geschlossen sind, verschwinden erfahrungsgemäß Diskussionen und Informationen im Untergrund der „Geheimhaltung“ eben dieser Verträge.

Ich bin gespannt, ob die aufmerksamen Gomadinger Bürger und die offensichtlich wache Journalistin zumindest Transparenz in die Abläufe vor Ort bringen können.