GEW NRW: Korrektur von G8 notwendig – Modell zweifelhaft
G9 gut finanzieren – G8 überflüssig machen – Schulen unterstützen

Essen. (gew_pm) In der Landtagsanhörung über den Gesetzentwurf der Landesregierung zur Korrektur der gescheiterten Schulzeitverkürzung am Gymnasium hat die GEW NRW ihre grundsätzliche Kritik erneuert. Die Schaffung von zwei gymnasialen Subtypen mit unterschiedlichen langen Bildungsgängen ist eine grundsätzlich falsche schulpolitische Weichenstellung. Eine einheitliche Regelung für alle Gymnasien wäre die bessere Lösung.

„Entscheidend wird jedoch sein, ob die Landesregierung aus den Fehlern der Vergangenheit lernt“, sagte Dorothea Schäfer, Vorsitzende der GEW NRW, bei der heutigen Landtagsanhörung. „G8 ist trotz anfänglicher Akzeptanz nicht zuletzt daran gescheitert, dass die Umsetzung mangelhaft war und die Schulen zu wenig unterstützt wurden.“ Aus Sicht der GEW NRW komme es nun darauf an, dass das Land und die Schulträger ihre Hausaufgaben erledigten, so Schäfer weiter. Das Land müsse die langfristig erforderlichen zusätzlichen 2.200 Stellen zur Verfügung stellen und besetzen, die Schulträger seien gefordert, durch entsprechende Schulbaumaßnahmen den zusätzlichen Raumbedarf zu decken und die erforderlichen neuen Lernmittel zur Verfügung zu stellen.

Vor allem aber müssen die Lehrer*innen an den Gymnasien besser unterstützt werden als in der Vergangenheit. „Mustercurricula können verhindern, dass an jeder Schule das Rad neu erfunden werden muss; zwei pädagogische Tage an jedem Gymnasium im Schuljahr 2018/19 geben Raum, die Umstellung im Sinne der Schüler*innen gut vorzubereiten“, sagte Dorothea Schäfer.

Abschließend verwies Schäfer auf die gemeinsame Stellungnahme von neun Verbänden und Organisationen vom Dezember letzten Jahres, die für eine konsequente Wiedereinführung der neunjährigen Gymnasialzeit in NRW plädierten. „Schade, dass der Landesregierung die Kraft gefehlt hat, von ihrem breit kritisierten Optionsmodell Abstand zu nehmen. Da bleibt nur die Hoffnung, dass die im Gesetzentwurf angekündigte Ermöglichung einer Schulzeitverkürzung im G9-Gymnasium so gestaltet wird, dass G8-Gymnasien überflüssig werden.“

Umleitung: Botschaften aus Rom, Datenklau bei der taz, Zukunft des Journalismus, Mythos „Trümmerfrauen“, Zoff bei der WM in Winterberg und mehr

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Hartmut Beier: Die Elbe bei Hamburg, Öl auf Leinwand (foto: zoom)

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Hamburg stimmt noch bis morgen über G9 ab.
9,8,9,8,9,8 … ist die Länge wirklich so wichtig?

Volksbegehren G9 in Hamburg. (foto: hannah)
Volksbegehren G9 in Hamburg. (foto: hannah)
Bis morgen läuft in Hamburg noch das Volksbegehren „G9-Jetzt-HH„.

„So bald wie möglich sollen Schülerinnen und Schüler in Hamburger Gymnasien ihre weitere Schulzeit wieder in 13 Jahren absolvieren können.

Nach dem Vorbild von Schleswig-Holstein, Hessen und Baden Württemberg und demnächst Niedersachsen sollen auch Schüler und Schülerinnen unserer Hamburger Gymnasien – genau wie schon an den Stadtteilschulen – das G9 wählen können.“

Ich frage mich, ob das Problem unseres Schulsystems wirklich in der Dichotomie von G8 und G9 liegt. Als G8 in Nordrhein-Westfalen eingeführt wurde, war ich dagegen, nicht wegen der 8 Jahre, sondern weil ich hinter der Umsetzung der Verkürzung der Oberstufe um ein Jahr kein vernünftiges bildungspolitisches Konzept entdecken konnte: Die Aussage, dass die Jugendlichen „früher dem Arbeitsmarkt zu Verfügung stehen“ müssten, hat mich nicht vom Hocker gerissen.

Auch verwaltungstechnisch konnte ich kein System entdecken. Waren die Lehrpläne angepasst als die „Reform“ umgesetzt wurde? Soweit ich mich erinnere – Nein!

Das Motto schien „Erst mal verkürzen und dann sehen, was die Akteure aushalten und was verändert werden muss“.

Ein Hühnerstall, in dem alle vom sogenannten „PISA-Schock“ aufgescheuchten Bildungspolitiker wild herum flatterten.

Schulreformen scheinen sich in Deutschland als Verwaltungshandeln fern einer notwendigen gesellschaftlichen Diskussion, wie beispielsweise in den 70er Jahren des vorigen Jahrtausends, durchzusetzen.

Das System lernt nicht.

Turboabitur: Heute vor zwei Jahren entschied der Winterberger Rat gegen G9

Für Aufregung sorgte im Hochsauerland diese Woche die Meldung, dass im benachbarten Hessen Gymnasien zu G9, dem Abitur nach 13 Jahren zurückkehren werden.

G8 ist diskreditiert. Die Bildungspolitiker haben es nicht geschafft, Curricula anzupassen und die Schüler zu entlasten. Selbst in Bayern wird die Rückkehr zu G9 erwogen. Eine politische Lawine scheint ins Rollen zu geraten.

Nun ist für das Gymnasium in Winterberg/ Medebach mit den G9 Gymnasien in Hessen eine ernst zu nehmende Konkurrenz entstanden. Die WP berichtete am 6.11.2012, dass Winterberg „nicht die Möglichkeit (hat), über eine Rückkehr zu G9 frei zu entscheiden.“

Das ist jedoch nur die Hälfte der Wahrheit. Winterberg hatte die Möglichkeit, das Abitur nach G9, also nach 13 Jahren wieder einzuführen. Das war vor zwei Jahren, im November 2010.

Wie die WP damals berichtete, war die Lehrerkonferenz für die verlängerte Schulzeit, Schulkonferenz und der Rat der Stadt Winterberg stimmten jedoch dagegen. So blieb man wider besseren Wissens bei G8, denn schon damals war der Schulzweckverband der Meinung, dass G8 „zu einer Überforderung der Schüler geführt habe“. An dieser Tatsache hat sich bis heute nichts geändert.

Ausschlaggebend für die damalige Entscheidung war das Votum des Rates der Stadt Winterberg. Im Protokoll der Sitzung heißt es:

· Bei „G9 neu“ wird mit keiner wirklichen Entlastung für die Schüler gerechnet.

Ratsmitglieder der Stadt Winterberg sahen bei einer Schulzeitverlängerung von einem Jahr „keine wirkliche Entlastung“. Das ist erstaunlich. Weiter heißt es im Protokoll:

· Für „G9 neu“ sprechen fachliche und pädagogische Gründe, für G8 die äußeren Rahmenbedingungen und ideologischen Gründe.

Es sprachen also KEINE fachlichen und pädagogischen Gründe für G8. Es ist dem Protokollanten zu danken, dass er die Beweggründe der Gegner von G9 so deutlich formuliert hat. Aus organisatorischen und ideologischen! Gründen stimmmte der Rat der Stadt Winterberg mehrheitlich GEGEN einen fachlich und pädagogisch sinnvollen Vorschlag. Das ist bemerkenswert und sollte in der aktuellen Diskussion nicht vergessen werden.

Nachbarschaft Waldeck-Frankenberg: Abitur nach G8 anscheinend out.

Das Abitur nach acht Jahren, kurz G8, war von Anfang an kein Erfolgsmodell. Jetzt bröckelt das erzwungene Turbo-Abitur zumindest im Nachbarkreis Waldeck-Frankenberg.

Dort wollen sich immer mehr Schulen vom Abitur nach 8 Jahren verabschieden. Die Uplandschule in Willingen hat die entsprechenden Beschlüsse bereits in allen Gremien gefaßt und den konkreten Antrag zur Rückkehr zu G9 eingereicht.

Auch in Bad Arolsen in der Christian-Rauch-Schule wurde die Rückkehr zu G9 beschlossen. In Korbach in der Alten Landesschule faßte die Gesamtkonferenz in der letzten Woche den Beschluß für G9. An den Gymnasien in Bad Wildungen und Frankenberg wird noch überlegt, wieder zu G9 zurückzukehren.

Die Grundlage liefert ein Gesetz, dessen Entwurf von der Hessischen Landesregierung beschlossen wurde und das im Dezember vom Landtag in Wiesbaden endgültig verabschiedet werden soll. Danach können alle hessischen Gymnasien selbst entscheiden, ob sie komplett zu G9 zurückkehren oder G8 und G9 parallel anbieten.

Im Hochsauerlandkreis ist bisher das 9-jährige Abitur nur nach einem Schulwechsel möglich. G9 bietet keines der Gymnasien an, und Gesamtschulen, wo standardmäßig das Abitur nach 9 Jahren gemacht werden kann, gibt es bekanntlich nicht.

Dies ist das traurige Alleinstellungsmerkmal des HSK, dem einzigen Kreis in NRW ohne Gesamtschule.