27 von 27 Millionen: Meschede, den 20. August 2021.

„Hier ruhen 27 sowjetische Bürger, die in der schweren Zeit 1941 – 1945 fern von ihrer Heimat starben.“ (foto: thelen-khoder)

„Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“, sagt der berühmt-berüchtigte Volksmund, und am 20.8.2021 hat es mir gleich mehrfach die Sprache verschlagen.

Noch immer fällt es mir schwer, für meine Eindrücke Ausdrücke zu finden, und dieser Artikel will sich weitgehend auf Bilder beschränken.

Es sind Photos, die ich in den vergangenen sechs Jahren gemacht habe, als ich mein schweres Erbe antrat, von zwei Steinen, die mir – wie einige andere – mehr an Herz, Verstand und Seele liegen, die mein Leben mehr verändert haben als ich es jemals für möglich gehalten hätte:

der eingangs abgebildete Stein mit der Aufschrift

„Hier ruhen 27
sowjetische Bürger,
die in der schweren Zeit
1941 – 1945
fern von ihrer
Heimat starben.“

und die Suttroper Stele, deren Schwester in Warstein vergraben wurde, mit den auf den drei Seiten in Russisch, Englisch und Deutsch angebrachten Aufschriften und

Die Suttroper Stele, deren Schwester in Warstein vergraben wurde. (foto: thelen-khoder)

HIER
RUHEN RUSSISCHE
BÜRGER BESTIALISCH
ERMORDET
IN FASCHISTISCHER
GEFANGENSCHAFT.
EWIGER RUHM
DEN GEFALLENEN HELDEN
DES GROSSEN
VATERLÄNDISCHEN
KRIEGES
1941 – 1945

„Hier ruhen
27 sowjetische Bürger, die in der schweren Zeit 1941 – 1945 fern von ihrer Heimat
starben.“

„Hier ruhen
russische Bürger, bestialisch ermordet in faschistischer Gefangenschaft. Ewiger Ruhm
den gefallenen Helden des großen vaterländischen Krieges 1941-1945.“

Hier liegen, aber „ruhen“ nicht.

Alles (PDF) lesen:

27 von 27 Millionen. Meschede, den 20.8.2021

Im Briefkasten: Dirk Wiese lädt zum digitalen Dialog zur Erinnerungskultur ein.

Gedenkstein, Kranz und Licht auf dem Gräberfeld der sowjetischen Zwangsarbeiter in Siedlinghausen. (fotoarchiv: zoom)

Der heimische SPD-Bundestagsabgeordnete und Fraktionsvize Dirk Wiese lädt am 26. April 2021 zum digitalen Dialog „Erinnerungskultur leben – Raum für Gedenken und Erinnerung schaffen, fördern und ausbauen“ ein.

(Pressemitteilung der SPD)

Begleitet wird Wiese von seiner Bundestagskollegin aus der AG Kultur und Medien sowie Parlamentarischen Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion Marianne Schieder. Dazu schließt sich Prof. Dr. Martin Aust, Lehrstuhlinhaber in der Abteilung für Osteuropäische Geschichte am Institut für Geisteswissenschaften der Universität Bonn, als Diskussionsreferent an. Ebenfalls konnten direkt aus dem Sauerland Johannes Hellwig von der ehrenamtlichen Kriegsgräberpflege des Heimatvereins Siedlinghausen und der Historiker Jens Hahnwald als Referenten dazugewonnen werden. Alle freuen sich auf den Austausch und hoffen auf eine rege Teilnahme.

Der diesjährige 22. Juni markiert zum 80. Mal den Angriff auf die damalige Sowjetunion und damit den Beginn eines grausamen und langanhaltenden Vernichtungskrieges. Die verheerenden Folgen dieser Zeit für die Völker in Ost- und Südosteuropa und darüber hinaus sind leider nur wenig im öffentlichen Geschichtswissen bekannt. Die SPD-Bundestagsfraktion hat sich deswegen im vergangenen Jahr für die Realisierung einer Dokumentations-, Bildungs- und Erinnerungsstätte eingesetzt, die sich mit diesem Thema auseinandersetzt und das Gedenken an die Opfer des deutschen Vernichtungskrieges stärkt.

„Es ist gut, dass wir mit dem Dokumentationszentrum endlich diese Lücke in unserer Erinnerungskultur schließen können, aber es zeigt auch, dass es noch Handlungsbedarf gibt“, erklärt Wiese und führt weiter an: „Die Aufarbeitung mit dem deutschen Vernichtungskrieg ist für uns vor Ort ein wichtiges Thema. Da muss ich nur nach Meschede zum ‚Franzosenfriedhof’ schauen, auf dem vor allem sowjetische und polnische Zwangsarbeiter beerdigt wurden und noch heute daran gearbeitet wird, die Namen aller Opfer herauszufinden. Das Engagement der Leute vor Ort ermöglichte dort auch eine Sanierung von Denkmalen. Dieser Teil der Geschichte ist bei uns sehr nah dran und die Erinnerung daran gehört zum Sauerland dazu. Deswegen bin ich schon sehr gespannt auf den Austausch zur Erinnerungskultur und der Frage, wie wir sie zukünftig gestalten können.“

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Die Zugangsdaten werden nach erfolgter Anmeldung unter dirk.wiese.wk@bundestag.de am 26. April 2021 zugeschickt.

Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland …

Photo: Helmut Monzlinger, Warstein

„Dies sind ein paar Bilder, die ich mit dem Sauerland verbinde. Wald, Bier, Berge und Heißluftballons sind für mich die Sachen, die das Sauerland auszeichnen. Kurz und knapp. Das Sauerland ist einfach nur geil. Die Lied im Hintergrund ist ,Sauerland – mein Herz schlägt für das Sauerland’ von der Kultband Zoff aus dem Sauerland.“

So las ich zu einem Video zu Warstein (1), und seit den Grabungen der Archäologen im Langenbachtal (2) kann ich die Anfangszeile des Refrains nur mitsingen:

„Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland, …“

Die 71 erschossenen „Ostarbeiter“ (3) des Massakers im Langenbachtal, von denen jetzt weitere Habseligkeiten (4) gefunden wurden, liegen alle auf Meschedes Waldfriedhof, den viele „Franzosenfriedhof“ nennen, und wo bisher nur die Stele

Photo vom Oktober 2018. Wann wird die Stele restauriert?

die Wahrheit sagt. Wie dankbar bin ich dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe, dessen Archäologen nach dieser Wahrheit graben – und allen, die mir so viele Zeitungsausschnitte zugeschickt haben!

„Hier ruhen 27 sowjetische Bürger“ – der Massaker in Warstein und Suttrop am 20. bzw. 21.3.1945 im Langenbachtal bzw. im Körtlinghausener Forst.

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Anmerkungen:

  1.  https://www.youtube.com/watch?v=uAi7qJQELvQ
  2.  https://www.siegerlandkurier.de/siegen/fremdarbeiter-1945-warstein-erschossen-habseligkeiten-geborgen-arbeitet-10818520.html
  3.  siehe „Merkblatt für die Behandlung und den Arbeitseinsatz der Arbeitskräfte aus dem altsowjetrussischen Gebiet (Stempel: Geheime Staatspolizei, Staatspolizeistelle Dortmund)“ in „Der ,Franzosenfriedhof’ in Meschede“, Norderstedt 2018 (im ITS-Bibliothek-online-Katalog unter https://its-libcat.iserver-online2.de/objekt_start.fau?prj=its&dm=Bibliothekskatalog&ref=36145)
  4.  siehe „Eine ,verschwundene’ Stele ruft. ,Ein Fund größeren Ausmaßes’“ auf https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2018/12/130.-Habseligkeiten.pdf

Der „Franzosenfriedhof“ in Meschede – die große Recherche von Nadja Thelen-Khoder jetzt auch im Buchhandel

Die Titelseite des gerade erschienenen Buchs von Nadja Thelen-Khoder (screenshot)

Der „Franzosenfriedhof“ in Meschede – Drei Massaker, zwei Gedenksteine, eine „Gedenktafel“ und 32 Grabsteine. Die akribische Dokumentation der Spurensuche von Nadja Thelen-Khoder ist jetzt auch als Buch erschienen.

Wenige Monate vor ihrem Tod erzählte die Mutter vom Langenbachtal. Dass sie ihrem Vater, dem Warsteiner Arzt Dr. Segin, oft geholfen habe, die eiternden Geschwüre der russischen Zwangsarbeiter „auszuschaben“, hatte sie schon oft erzählt; aber dass 71 von ihnen wenige Tage vor Kriegsende im Rahmen von drei nächtlichen Massakern deutscher Soldaten im Langenbachtal ermordet wurden, nicht.

Ein „Franzosenfriedhof“ ohne Franzosen, teils nicht mehr lesbare Grabsteine ohne Geburts- und Sterbedaten und vermooste, verwitterte und gebrochene Steine mit verharmlosenden Texten – so fand die Autorin den Mescheder Waldfriedhof vor, als sie sich im Herbst 2015 auf die Spurensuche begab.

In ihrer Dokumentation erzählt Nadja Thelen-Khoder von den vielen Erkundungen zu den Toten und Ermordeten, von denen einige ihre Namen zurückerhalten. Mit zahlreichen Listen, die dutzende Lager und Zwangsarbeitgeber und tausende sowjetische Zwangsarbeiter betreffen, will dieses Buch Quellen für weitere Forschungen erschließen.

Leserinnen und Leser unseres Blogs konnten im letzten Jahr die äußerst gründliche und zugleich enthusiastische Arbeit Nadja Thelen-Khoders von der Erforschung der Quellen bis hin zur Geschichten-und Geschichtserzählung  auf unserer Unterseite „Franzosenfriedhof“  quasi „live“ mitverfolgen.

Wöchentlich, manchmal täglich, wuchs über den Zeitraum eines Jahres die Zahl der Dokumente.

Der erste Eintrag lautete: „Alle waren Bürger der Sowjetunion – und noch eine Stele (eingestellt: 16.10.2017): Im Psychiatriemuseum in Warstein hatte ich in einer Besucherinformation über den „Ehrenfriedhof“ vom 8.9.2015 gelesen, hier lägen „115 Bürger aus Osteuropa, vorwiegend aus Rußland (Soldaten und Zivilisten).“

Der zum heutigen Tag  (15.08.2018) letzte Beitrag trägt den Titel: „Art der Krankheit: Auf der Flucht erschossen“ Bitte um gemeinsame Suche, auch in Siedlinghausen

Die Autorin der umfangreichen historischen Dokumentation über den „Franzosenfriedhof“ in Meschede wurde 1961 „vor dem Bau der Mauer“ geboren („die Mauer ist weg, ich bin noch da!“): russischer Vorname (Nadja), deutsch-arabischer Nachname (Thelen-Khoder), Rheinländerin mit sauerländischem Migrationshintergrund.

Bei ihren Recherchen zu Endphase-Verbrechen des Jahres 1945 erfährt sie, wie spannend Archive sein können: „Lange habe ich geglaubt, dass alle Unterlagen vernichtet worden seien – durch den Krieg, durch Unachtsamkeit, aus Not oder willentlich von Menschen, die ein Interesse hatten. Aber je länger ich nach Namen suchte, desto mehr Listen begegneten mir, Listen mit Namen über Namen . . .“

Nadja Thelen-Khoder hat einen Traum: Ihre Arbeit soll sich ausweiten, andere HistorikerInnen, engagierte Laien, aber vor allem Schülerinnen und Schüler, Schulklassen, junge Menschen sollen nach einzelnen Namen suchen und der Geschichte, insbesondere den bis dato unbekannten Opfern von deutschen Kriegsverbrechen, individuelle Namen geben. Sie möchte weg vom „Ich, ich, ich!“, hin zu tieferen Einblicken, bei denen auch ein WIR entsteht!

Ob und wie dieser Traum verwirklicht werden kann, wird Thema eines weiteren Beitrags in diesem Blog sein. Das Buch habe ich mir jedenfalls schon bei unserem Siedlinghäuser Buchhändler Bernd Kräling bestellt. Lieferzeit 3-10 Tage. Ich bin gespannt.

Nadja Thelen-Khoder: „Mein Buch soll Grundlage zu weiteren Recherchen vor Ort sein, und so ist es vor allem eine Werbung für die Arbeit zur Wiedererlangung der Würde der Toten!“

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Der „Franzosenfriedhof“ in Meschede
Drei Massaker, zwei Gedenksteine, eine „Gedenktafel“ und 32 Grabsteine: Dokumentation einer Spurensuche

https://www.bod.de/buchshop/der-franzosenfriedhof-in-meschede-nadja-thelen-khoder-9783752869712

Paperback, 308 Seiten

ISBN-13: 9783752869712

Verlag: Books on Demand

Erscheinungsdatum: 03.08.2018

Preis: 36,99 Euro

20., 21. und 22. März: Jahrestage des „Franzosenfriedhofes“

Ulrich Hillebrand: „Nazi-Massaker bei Meschede. ,Sie jammerten und weinten.’ Heute vor 37 Jahren wurden 80 Fremdarbeiter erschossen“ („Westfalenpost“ vom 22.3.1982)1

(Anmerkung: Der komplette Artikel ist als PDF mit allen Fußnoten in besserem Layout hier zu lesen.)

Stadtarchiv Meschede in Grevenstein 2

1. Warstein, 20.3.1945:

Im Langenbachtal ermorden deutsche Soldaten nachts 14 Männer, 56 Frauen und 1 Kind, die sie vorher aus dem „Ostarbeiterlager Herrenberg“ (heute Sauerlandhalle) abgeholt haben.

2. Suttrop, 21.3.1945:

Im Körtlinghausener Forst ermorden deutsche Soldaten nachts 35 Männer, 21 Frauen und ein Kind, die sie vorher aus dem Lager in der Suttroper Schule abgeholt haben.

3. Eversberg, 22.3.1945:

Auf der „Eversberger Kuhwiese“ (Flur „Im Kramwinkel“) ermorden deutsche Soldaten nachts 80 Männer, die sie vorher aus dem „Ostarbeiterlager Herrenberg“ (heute Sauerlandhalle) abgeholt haben.

4. Warstein, 22.3.1945:

Um 22 Uhr 30 Uhr brennt das „Ostarbeiterlager Herrenberg“ bis auf die Grundmauern nieder. Den französischen Kriegsgefangenen gelingt es, ihre sowjetischen Kameraden zu befreien.

1. Warstein:

3

„Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“, Umbettungsprotokoll Nr. 102 vom 10. August 1964: „Tag der Ausbettung: 15. Juli 1964, Ausbettungsort: Warstein, Krs. Arnsberg, Russenfriedhof, Grab 34, Angaben zur Person des Toten auf Grund der Umbettungsunterlagen: lt. Ausweisreste Bora Pronka, geb. 1897, Dienstgrad Russin, Todestag 20.3.1945“

„Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“, Umbettungsprotokoll Nr. 88 vom 10. August 1964: „Tag der Ausbettung: 7. Juli 1964, Ausbettungsort: Warstein, Krs. Arnsberg, Russenfriedhof, Grab 14, Nachlaß: 2 Ausweise, Maria Daniwagoz“-Geresheimer Glashütten, Angaben zur Person des Toten auf Grund der Umbettungsunterlagen: Dienstgrad Russin, Todestag 20.3.1945“

2. Suttrop:

Mass Graves Suttrop 1945. Deutsche Zivilisten (vermutlich vorrangig örtliche NSDAP-Mitglieder) graben nach Weisung der US-Amerikaner die nahe Suttrop am 3.5.1945 gefundenen 57 ermordeten „Russen“ aus. (U.S. Signal Corps – Yad vashem Photo Archive)4

„Landkreis: Lippstadt

Amt: R ü t h e n

Der Bürgermeister der

Gemeinde Suttrop

Kategorie C

Russland

Suttrop, den 7.9.46

Eidesstattliche Erklärung !

Ich erkläre hiermit an Eides Statt, dass die auf dem Friedhof im Stein5 bestatteten Russen nach dem Einmarsch der Alliierten umgebettet wurden. Die gefundenen Papiere wurden dem seinerzeit anwesenden amerikanischen Kapitän Meier ausgehändigt, der diese angeblich der russischen Kommandantur übergeben wollte.

Der Bürgermeister

gez. Unterschrift“6

3. Eversberg:

„Staatliches Gesundheitsamt Meschede, den 28.3.1947.

Meschede

Az.: Y II …

Dem Alter nach handelt es sich z. T. um Jugendliche unter 2o Jahren, denn in zahlreichen Fällen waren die Weisheitszähne noch nicht vorhanden oder eben erst im Kommen.

Es folgt eine Aufstellung der ermittelten Todesursachen bei den exhumierten Leichen:

  1. Durchschuss vom rechten zum linken Schläfenbein, Einschußöffnung etwa 7.65 mm entsprechend. Splitterbrüche in beiden Schläfenbeinen. Schläfenbeinknochenteile hoben sich z.T. schalenförmig ab.

  2. Einschuß linke Schläfe, Ausschuß rechte Schläfe. Untere Gesichtshälfte abgetrennt. Ausgedehnte Bruchlinien im Bereich der Schädelbasis.

  3. Wahrscheinlicher Durchschuß an der linken Kopfseite. Teile des Schläfenbeins-Stirnbeins, Scheitelbeins und Hinterhauptbeins sind weitgehend zertrümmert.

  4. Schußbruch im Bereich des Stirn-, Joch- und Nasenbeins und Oberkiefers mit teilweiser Zertrümmerung dieser Knochen. Weitere Bruchlinien im Stirn- und Scheitelbein links.

  5. Zwei Lochbrüche (Schußbrüche) im Bereich des rechten Schläfenbeins mit ausgedehnter Splitterung in der Umgebung.

  6. Zahlreiche Bruchlinien im Bereich des rechten Stirn- und Schläfenbeins, wahrscheinlich durch stumpfe Gewalt. Gewehrkolben?

  7. Zahlreiche Bruchlinien im Bereich des rechten Stirn- und Schläfenbeins, Lochbruch im Bereich des rechten Schläfenbeins.

  8. Durchschuß Hinterhauptsbein – Stirnbein, weitere Frakturlinien im Bereich des rechten Stirn- und Schläfenbeins.

  9. Kleine rundliche Einschußöffnung im Hinterhauptbein mit radiären Bruchlinien, größere Ausschußöffnung im Strinbein.

  10. Einschuß linkes Scheitelbein, ausgedehnte Bruchlinien um den ganzen Schädel, stärkste Splitterung im Bereich des rechten Stirnbeins. Ausschuß hier zu vermuten. Abhebung von Knochenteilen.

  11. Ausschuß im rechten Scheitelbein, an der trichterförmigen Erweiterung deutlich erkennbar. Das Scheitelbein ist teilweise abgehoben. Einschußöffnung nicht erkennbar, evtl. in den Weichteilen des Halses.

  12. Zertrümmerung des rechten Schläfenbeins wahrscheinlich durch stumpfe Gewalt.

  13. Weitgehende Zertrümmerung von Stirnbein, Scheitelbein und teilweise der Schläfenbeine. Stumpfe Gewalt?

  14. Lochbruch an der Grenze von Stirn- und Schläfenbein links mit mehreren radiären Frakturen, weitere Bruchlinien im Hinterhauptsbein.

  15. Schädel in mehrere Teile zerspalten, mehrere Schußbrüche erkennbar. Todesursache wahrscheinlich Schußbrüche mit nachfolgender grober Gewalt.

  16. Hinterhauptschuß mit wahrscheinlich nachfolgender stumpfer Gewaltanwendung. Zahlreiche Bruchlinien um den ganzen Schädel. Im Oberhemd rötliche Verfärbungen infolge Blutungen, stärkere Blutanhäufung in der Zwischenrippenmuskulatur rechts.

  17. Ausgedehnter Lochbruch im rechten Schädelbein, Schußfraktur.

  18. Einschuß im Hinterhauptsbein, Ausschuß im linken Schläfenbein mit weitegehender Zertrümmerung desselben sowie Bruchlinien im Stirnbein.

  19. Kleine rundliche Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, große dreieckförmige Ausschußöffnung im oberen Stirnbein.

  20. Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschuß wahrscheinlich im Bereich der rechten Augenhöhle mit Zertrümmerung des Jochbeins.

  21. Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Zertrümmerung des Joch- und Nasenbeins und der rechten Gesichtshälfte.

  22. Völlige Zertrümmerung der Schädelkapsel, wahrscheinlich Schußverletzung und stumpfe Gewalt.

  23. Weitgehende Zertrümmerung des Gesichtsschädels.

  24. Ausgedehnte Frakturlinien in sämtlichen Schädelknochen, Schädel in mehere Teile zerspalten. Einwirkung wahrscheinlich durch stumpfe Gewalt.

  25. Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschußöffnung mit umgebenden Splitterbrüchen im Stirnbein.

  26. Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschußöffnung im linken Schädelbein.

  27. Unterkiefer fehlt, Frakturlinien nicht erkennbar.

  28. Einschuß rechtes Hinterhauptsbein, Ausschuß mit weitgehender Zersplitterung in der rechten Gesichtshälfte.

  29. Völlige Zertrümmerung der Schädelkapsel, Schussverletzung, stumpfe Gewalt? …

  1. Durchschuss vom linken zum rechten Schläfenbein, Umgebungssplitterungen bei Ein- und Ausschußöffnungen.

  2. Zertrümmerung des linken Oberkiefers, des Joch- und Nasenbeins.

  3. Weitgehende Zertrümmerung der linken Schädelhälfte mit Abhebung von Hinterhauptsbein, Scheitelbein und einem Teil des Schläfenbeins.

  4. Größere Einschußöffnung im linken Schläfenbein mit radiären Bruchlinien mit vereinzelten Bruchlinien im entgegengesetzten Schläfenbein.

  5. Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschußöffnung mit weitgehender Zertrümmerung des rechten Schläfenbeins.

  6. Zertrümmerung etwa 3/4 der Schädelkapsel.

  7. Völlige Zertrümmerung der Schädelkapsel.

  8. Gesichtsschädel weitgehend zertrümmert. Ausschußöffnung im Stirnbein. Es fehlen Teile des Hinterhauptsbein, des rechten sowie des linken Schläfenbeins. Wahrscheinlich Schuß durch Hinterhauptbein.

  9. Einschußöffnung im linken vorderen Schläfenbein, wahrscheinlich Steckschuß.

  10. Mehrfache Bruchlinien im rechten Schläfenbein.

  11. Durchschuss Hinterhauptsbein – Stirnbein, Abhebung der oberen Schädeldecke.

  12. Einschußöffnung im rechten Schläfenbein mit ausgedehnter Splitterung im Schläfen-Hinterhaupts- und Stirnbein.

  13. Schädelkapsel völlig zertrümmert.

  14. Völlige Zertrümmerung des Stirn- und Gesichtsschädels.

  15. Mehrere über den Schädel zerstreute Schussöffnungen
    Zertrümmerung des größten Teils der Schädelkapsel.

  16. Schädelkapsel weitgehend zertrümmert.

  17. Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschussöffnung im linken Scheitelbein mit umgebenden Bruchlinien.

  18. Ausschußöffnung im Stirnbein, weitgehende Zertrümmerung der Hirnbasis.

  19. Leichen weitgehend verwest und verfault, Auflösung in Einzelteile, Schädelkapsel völlig zerfallen.

  20. Einschußöffnung im rechten Scheitelbein, Ausschußöffnung im Stirnbein, ausgedehnte Bruchlinien im Stirn- und Scheitelbein.

  21. Leichen weitgehend verfault und verwest, in Einzelteile aufgelöst.

  22. Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschußöffnung im Stirnbein, Splitterbrüche in beiden Schläfenbeinen.

  23. Leiche weitgehend in Einzelteile aufgelöst, völlig verfault.

  24. Völlige Zertrümmerung des Hirn- und Gesichtsschädels.

  25. Lochbruch im rechten Stirnbein.

  26. Einschussöffnungen im Hinterhauptsbein, Ausschußöffnung im linken Stirn- und Schläfenbeins.

  27. Zertrümmerung des Gesichtsschädels, des Joch- und Stirnbeins und des Oberkiefers.

  28. Schläfenbeine beiderseits eingedrückt, Bruchlinien im Stirnbein, wahrscheinlich stumpfe Gewalteinwirkung.

  29. Weitgehende Zertrümmerung des Gesichts- und Hirnschädels.

  30. Größerer Lochbruch im linken Schläfenbein mit ausgedehnten radiär angeordneten Bruchlinien an der linken Schädelseite.

  31. Zertrümmerung des linken Schläfenbeins, vereinzelte Bruchlinien im Hinterhauptsbein.

  32. Brüche im Bereich des rechten Gesichtsschädels.

  33. Weitgehende Zertrümmerung des gesichts- und Hirnschädels.

  34. Gesichtsschädel völlig zertrümmert.

  35. Zertrümmerung des Gesichtsschädels und eines Teils des Hirnschädels.

  36. Größerer Lochbruch im Hinterhauptsbein, zahlreiche weitere Umgebungsbruchlinien.

  37. Leiche weitgehend verfault und aufgegliedert. Schädel nicht auffindbar.

  38. Zertrümmerung der Schädelbasis. Ausschußöffnung im rechten vorderen Schläfenbein.

  39. Leiche weitgehend verfault und in einzelne Bestandteile aufgelöst. Schädel nicht auffindbar.

  40. Einschußöffnung im Hinterhauptsbein, Ausschuss im rechten Schläfenbein. Stärkere Schädelzertrümmerung.

  41. Mehrfache zerstreute Schußbrüche mit teilweiser Zertrümmerung der Schädelkapsel.

  42. Völlige Zertrümmerung des linken Schläfenbeins, ausgedehnte Frakturlinien rings um den Schädel.

  43. Schädel nicht auffindbar.

  44. Unterkiefer fehlt.

  45. Schädel nicht auffindbar.

  46. Einschußöffnung im Hinterhauptsbein.

  47. Weitgehende Zertrümmerung des linken Hirn- und Gesichtsschädels, wahrscheinlich durch Tangentailschuss.

  48. Mehrfache Schußbrüche in der weitgehend zertrümmerten Schädelkapsel.

  49. Mehrfache Schußbrüche in der weitgehend zertrümmerten Schädelkapsel.

Zusammenfassend ergibt sich folgendes:

Alles lesen im PDF:

https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2018/03/41.-Jahrestage.pdf

Arbeitsamt Meschede: Sonnenblumenkerne zu Weihnachten …

Inzwischen ist unser Archiv zur Aufarbeitung der lokalen NS-Geschichte zu einer wahren Fundgrube angewachsen. Sämtliche Artikel auf der Seite „Franzosenfriedhof“ sind von Nadja Thelen-Khoder verfasst, und alle Artikel sind es wert gelesen zu werden.

Hinter jedem Eintrag unserer Autorin steckt eine immense Quellenarbeit, insbesondere zur Geschichte der Zwangsarbeiter im Hochsauerland.

Jeder einzelne Beitrag regt zum eigenen Forschen an.

„Nach Mitteilung des Herrn Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz hat dieser, einer Anregung des Reichskommissars für die Ukraine entsprechend, beim Reichsernährungsministerium beantragt, den im Reich eingesetzten Ostarbeitern anlässlich des Weihnachts- und Neujahrsfestes pro Kopf eine einmalige Zuteilung von Sonnenblumenkernen zu gewähren. Es wurde hierbei davon ausgegangen, dass ein solches Entgegenkommen die eingesetzten Ostarbeiter zu erhöhter Leistung anspornen und sich propagandistisch auswirken würde.“

Den Artikel ganz lesen.

Namensvettern und Familienmitglieder: Wer ist Alexander Podakow? Eine Spurensuche

Zwei Podakows gefunden, beide mit dem Vornamen Alexander. Sind es Vater und Sohn? Eine Spurensuche … (foto: thelen-khoder)

Manch ein Grabstein auf Meschedes Waldfriedhof signalisiert schon auf den ersten Blick, daß die Suche etwas umfangreicher ausfallen wird. „Podakow“ ist so ähnlich wie „Helene“ – wenn man etwas findet, weiß man nicht, ob es wirklich zu diesem Grabstein gehört.

Auf dem Grabstein von „PODAKOW“, den ja irgendjemand in Auftrag gegeben haben muß, der bestimmt Näheres wußte, steht auch „IWAN KALINKIN“.

Diesen Namen hatte ich in mehreren Listen gefunden: im „Nachweis über die im Amte Meschede verstorbenen russischen Staatsangehörigen“[8], in der „Gräberliste von Bürgern der Vereinten Nationen nach Zivilisten, U.S.S.R., Waldfriedhof Meschede“[9]9, in „Bürger der Vereinten Nationen, die seit dem 4.9.1939 hier ortsansässig geworden und hier verstorben sind, Waldfriedhof Meschede“[10] und in einer kleinen Liste, die nur neun Namen enthält (acht vom Waldfriedhof und einen vom katholischen Friedhof in Meschede)[11].

Laut diesen Listen ist es dieser Mensch, zu dem dieser Grabstein gehört: „Der sowjetrussische Zivilarbeiter, Hilfsarbeiter Iwan Kalinkin, wohnhaft in Eversberg, ist am 27. Oktober 1942 um 21 Uhr 00 Minuten in Meschede verstorben. Der Verstorbene war geboren am 16. September 1906 in Makkevka, Kreis Stalino. Meschede, den 24. Januar 1950“ (Sterbeurkunde 151/1942). Und laut der Liste der ausländischen Patienten in der Zeit vom 1.9.39 bis 8.4.45 des St. Walburga-Krankenhauses in Meschede[12] wurde „Iwan Kalinki“ vom 25.10. bis 27.10.1942 behandelt und starb an „Benzinvergiftung“, am gleichen Tag wie Jemelian Brzkalow, der aber erst am 27.10. eingeliefert wurde.

Nun ist die Suche nach den Toten, deren Namen auf den Grabsteinen stehen, für mich nur ein Teil meiner Suche. Immer noch hoffe ich, auch Namen der 208 Ermordeten der Massaker im Langenbachtal, in Suttrop und Eversberg zu finden. Und so sind es Listen über Listen, die ich mir ansehe – immer in der Hoffnung, daß ein Name zu mir spricht.

Das „Sühnekreuz Meschede“ als Schullektüre?

Dabei fällt Eversberg ein bißchen aus dem Rahmen; kein Gedenkstein, kein Hinweis – nur das Sühnekreuz in St. Maria Himmelfahrt, der Flyer dazu und natürlich das Buch „Sühnekreuz Meschede“ von Peter Bürger, Jens Hahnwald und Georg D. Heidingsfelder [13] …

Den gesamten Text mit Bildern und Anmerkungen lesen (PDF):

Namensvettern und Familienmitglieder

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Anmerkungen (zählweise analog Gesamtartikel)
 
[8] ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70792351 9 10 11 12 13
 
[9] ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70792345
 
[10] ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70792343
 
[11] ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70689395
 
[12] ITS Bad Arolsen, 2.1.2.1 / 70689863
 
[13] Normalerweise sind Schulbücher viel teurer als 14,90€.

An das Ostarbeiterlager Herrenberg[1], Warstein, den 17. März 1944: „Konzentrationshäftlinge, Kriegsgefangene, Zivilarbeiter usw.“

Nie werde ich mehr „Iserlohn“ hören oder lesen können, ohne diese Sterbeurkunde vor mir
zu sehen (foto: nadja thelen-khoder)

Schon einmal habe ich länger aus der Akte „E 162: Vorschrift über die Behandlung und den Arbeitseinsatz der Ostarbeiter“ im Stadtarchiv Warstein zitiert.[2] Es war diese Akte, die mir verdeutlichte, daß Bürger der Sowjetunion eben ganz anders als andere „ausländische Arbeitskräfte“ behandelt wurden.

Je mehr ich lese, desto unbegreiflicher werden mir manche Behauptungen, Fragen und Worte; um nur drei zu nennen: die Behauptung „Davon haben wir nichts gewußt“, die Frage „Wie konnte das passieren?“ und das Wort „tragisches Schicksal“.

Schrecklich und schmerzhaft für mich ist zur Zeit, daß sich die „Vorschrift über die Behandlung und den Arbeitseinsatz der Ostarbeiter“ aus der Akte „E 162“ jetzt immer mehr mit Namen und Bildern füllen und mit Sätzen, die mir anderswo schon einmal begegnet sind. Alles wird so menschlicher und unmenschlicher, logischer und entsetzlicher …

Weiterlesen (PDF): Schützenhallen

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Anmerkungen

[1] https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2017/10/Der-Brand-der-Sch%C3%BCtzenhalleund-noch-eine-Liste.pdf

[2] http://hpgrumpe.de/ns_verbrechen_an_zwangsarbeitern_suttrop,_warstein,_meschede/2%20%20Waldfriedhof%20Meschede-Fulmecke%20Stand%2019%208%202017.pdf

Umleitung: Schaulaufen auf der Buchmesse, Leonard Cohen, Jamaika, Rechter Antifeminismus, früher war alles besser und das Denkmal des Monats

Trübes Wetter am Hemmelsdorfer See. Am Nordrand des Sees neben dem Abfluss zur Aalbeek steht der 14,35 m hohe hölzerne Aussichtsturm „Hermann-Löns-Blick“ (foto: zoom)

Frankfurt 2017: Prominentes Schaulaufen auf der Buchmesse … endoplast

Leonard Cohen: Take This Waltz … juedischeallgemeine

Gute Bauten – Böse Bauten? Can Architecture Embody Good and Evil? … publicHistory

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Zwei Grabsteine erzählen und fragen: Nina Woronina, geb. Echremow und ein Jugoslawe in einer Weide

Nina Worowina, 21 Jahre, verheiratet, „Ostarbeiterlager“, gest. 24.8.1944. Ein Grabstein erzählt. (alle fotos: thelen-khoder)

Der erste Grabstein auf Meschedes Waldfriedhof, der wirklich zu mir sprach, war der von Walentina und Nina Worowina.

In einer Liste der Gräber auf dem „Waldfriedhof Meschede“[1] stand „Wilroiwa, Valentina“, und der Nachname war mit einem Fragezeichen versehen; der Grabstein machte das Fragezeichen überflüssig. Nina wurde am 9. November 1922 in Kursk geboren und starb am 24. August 1944 in Meschede mit 21 Jahren an „doppelseitiger Lungenentzündung“. Laut ihrer Sterbeurkunde[2] (Standesamt Meschede Nr. 151/1944) lebte sie im „Ostarbeiterlager“ in Wennemen und war verheiratet mit Emiljan Worowina. Ab Juli 1942, mit 19 Jahren also, verrichtete sie „Gleisbauarbeiten“, bis zum 5. Mai 1944, als ein Arzt, der auch mein Großvater gewesen sein könnte, ihr eine „schwere Kehlkopfentzündung mit Atemnot“ bescheinigte. Seitdem war sie „arbeitsunfähig“ und wurde zum 26.6.1944 aus der „Allgemeine Ortskrankenkasse“ abgemeldet[3].

Sie starb am 24. August.

Nun habe ich die Sterbeurkunde von Walentina gefunden: „Landkreis Meschede Nr. 194/1944 Die Valentina Woronina, griechisch-katholisch, wohnhaft in Wennemen, Ostarbeiterlager, ist am 11. Oktober 1944 um 19 Uhr 45 Minuten in Meschede verstorben. Die Verstorbene war geboren am 3. August 1944 in Wennemen (Standesamt Calle Nr. 24/1944). Vater: Ostarbeiter Michail Woronina, wohnhaft in Wennemen 1

Mutter: Nina Worowina geborene Echremow, zuletzt wohnhaft in Wennemen – Meschede, den 17. Mai 1946 Der Standesbeamte“4 Handschriftlich auf der Rückseite: „Waldfriedhof Meschede ohne Nummer“.

Nina starb drei Wochen nach der Geburt ihrer Tochter. Laut ihrer Sterbeurkunde war sie verheiratet Emiljan Worowina, auf der Sterbeurkunde ihrer Tochter war der Vater „Ostarbeiter Michail Woronina, wohnhaft in Wennemen“. Michail ist auch auf weiteren Dokumenten als Vater angegeben, etwa auf diesen Karten des „International Tracing Service“:

Alles lesen (PDF): https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2017/10/Zwei-Grabsteine-erz%C3%A4hlen-und-fragen.pdf

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[1] „Nachweis über die im Amte Meschede verstorbenen russischen Staatsangehörigen“, 2.1.2.1 / 70792351, ITS Digital Archive, Bad Arolsen

[2] Sterbeurkunde von Nina Worowina, 2.2.2.2 / 76903208, ITS Digital Archive, Bad Arolsen

[3] Versichertenkarte der Allgemeinen Ortskrankenkasse für den Kreis Arnsberg Arnsberg (Westf.), 2.2.2.1 / 75754310, ITS Digital Archive, Bad Arolsen

weitere Anmerkungen im PDF