BürgermeisterInnen-Stichwahl in Lübeck: Jan Lindenau (SPD) kommt mit lila Auge davon.

Jan Lindenau (SPD) hat die Stichwahl zum Bürgermeister von Lübeck gewonnen. Bei der Wahl vor zwei Wochen war die parteilose Kathrin Weiher auf 35,8 Prozent der Stimmen, gekommen, Lindenau erreichte 28,5 Prozent.

Kathrin Weiher wurde von einem Bündnis aus CDU, FDP, Grünen, Freien Wählern und Linken unterstützt worden. Wir hatten hier und hier berichtet.

Entscheidend war wahrscheinlich die Wahl-Empfehlung von Detlev Stolzenberg gegebenenfalls ungültig zu wählen. Stolzenberg (parteilos, ehemals Piraten) hatte im ersten Wahlgang immerhin 20,4% der Stimmen erhalten. Über 1200 Stimmen waren heute ungültig.

Die Wahlbeteiligung lag heute bei 32,6%. Im ersten Wahlgang hatten noch 39,2% der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.

Die SPD ist noch einmal mit einem lila (siehe den Balken von Kathrin Weiher) Auge davongekommen und twittert entsprechend euphorisch:

https://twitter.com/kahrs/status/932320247239102465

https://twitter.com/BoehningB/status/932313843107278848

Lübecker Bürgermeisterwahl: Kathrin Weiher (Bündnis) mit 5,7 Prozent vor Jan Lindenau (SPD). Stichwahl am 19. 11. 2017.

Der unterlegene SPD Bürgermeister-Kandidat muss seine Chance in der Stichwahl suchen. (screenshot)

Gestern hatte ich über das Problem der Lübecker SPD geschrieben. Heute Abend ist klar, dass die parteilose Kathrin Weiher am 19. November in der Stichwahl gegen den Sozialdemokraten Jan Lindenau antreten wird.

Im heutigen ersten Wahlgang hat sie eine Vorsprung von 5,7%.

Kathrin Weiher wurde, wie berichtet, von einem bemerkenswerten Bündnis von CDU bis hin zur Linken unterstützt.

Der drittplatzierte Kandidat Detlev Stolzenberg -unabhängig, vormals Piraten- hat immerhin noch 20,4 Prozent der Stimmen erhalten.

Da er als Drittplatzierter bei der Stichwahl zwischen Weiher und Lindenau nicht mehr antritt, könnte seine Wahlempfehlung den Ausschlag für die oder den zukünftigen Lübecker BürgermeisterIn geben.

Festlegen wollte sich Stolzenberg, so die Lübecker Nachrichten, heute Abend noch nicht.

Die Ergebnisse der Wahlen bis hinab in die einzelnen Wahlbezirke kann man hier nachschauen:

http://wahlen.luebeck.de/app/bw2017.html

Das Problem der SPD: zwei Lübecker Wahlplakate zur Bürgermeisterwahl am 5. November 2017

Eine/r wird gewinnen, aber das Plakat von Kathrin Weiher hat mich schon umgehauen. (foto: zoom)

Während meines ersten Urlaubstags an der Ostsee blieb ich erstaunt vor einem  Plakat der Bürgermeisterkandidatin Kathrin Weiher in einer Nebenstraße von Travemünde stehen.

Ich musste meine Augen reiben. Mehrmals. Die Kandidatin wird von einem Bündnis unterstützt, welches von CDU bis zur Linken, mitten drin die Grünen, die FDP und die Bürgerliste für Lübeck, reicht.

Lübeck war bislang eine sichere SPD-Hochburg. Der letzte SPD-BM hat drei Wahlperioden amtiert.  In Lübeck war noch nie eine Frau Bürgermeisterin.  Seit der Stadtgründung nicht. Keine Frau.

In meiner alten politischen Welt hätte ich mir ein „breites Bündnis“ von SPD(!), Grünen, BfL und Linken gegen einen übermächtigen CDU- Bürgermeister vorstellen können, aber ein Bündnis von CDU … Linke gegen die SPD?

Die SPD hat ein Problem, selbst wenn der Banker Jan Lindenau plakatmäßig über Kathrin Weiher thront; selbst wenn er am Ende die Wahlen gewinnen sollte.

Die SPD ist nicht mehr Teil der Bewegungen, die Bewegungen richten sich teilweise gegen die SPD.

Update: den letzten Satz habe ich gestrichen, weil ich den Begriff „Bewegung“ bzw. „Bewegungen“ für problematisch halte. „Bewegung“ ist einer der Schlüsselbegriffe der LTI, die Victor Klemperer so klug analysiert hat. Ich denke, dass der Artikel auch ohne diese Zeile auskommt.