Sturmtief Friederike: Kinder zur Schule schicken oder zu Hause lassen?

Morgen früh um 6 soll es nach der Modellrechnung von 21:45 Uhr noch friedlich aussehen. (screenshot: kachelmannwetter)

Wie soll man sich nur entscheiden? Alle WetterApps warnen vor dem Sturmtief Friederike. Soll man als Eltern die Kinder morgen zu Hause lassen oder in die Schule schicken?

Oder weiter gefragt: Warum soll es eigentlich den Eltern freigestellt sein, wie sie sich entscheiden? Auf welcher Grundlage urteilen die Eltern? Sind Mama und Papa ausgebildete Meteorologen, denen man die Risikoabschätzung auf wissenschaftlicher Grundlage getrost überlassen kann?

Oder sollten nicht die Schulen bzw. die übergeordneten Behörden die Verantwortung übernehmen und auf Grund der ihnen zur Verfügung stehenden Expertise (Wetterdienst, Wissenschaftsdienste etc.) entscheiden, ob für alle SchülerInnen die Schule ausfallen muss oder nicht?

Ich habe mir heute Abend verschiedene Unwettersimulationen angeschaut und Diskussionen in den sozialen Netzwerken verfolgt.

Von den dort vertretenen Meinungen hat mich ein häufig geäußerter Elternplan ins Grübeln gebracht:

„Ob ich meine Kinder zur Schule schicke, entscheide ich morgen vor der Arbeit nach Wetterlage.“

Wenn Sie morgen früh um 6 Uhr ihre Nase aus der Tür stecken, kann die Welt noch friedlich aussehen. Sie schicken also ihre Kinder zur Schule.

Schauen Sie auf dem Bild oben. So sieht die Welt der Windböen nach Ihrem Frühstück aus. Alles im grünen Bereich.

Folgen Sie nun dem Link zum Kachelmannwetter. Dort habe ich den Screenshot oben erstellt:

https://kachelmannwetter.com/de/modellkarten/sui-hd/hochsauerlandkreis/windboeen/20180118-0500z.html

Nun blättern Sie unten links bei „Gültig für“ Stunde um Stunde voran. Dämmert es ihnen jetzt?

Wenn Sie bei 15 Uhr angelangt sind, sieht die Welt der Orkanböen im Hochsauerlandkreis überhaupt nicht mehr friedlich aus: Alarmstufe ROT-VIOLETT!

Alarmstufe Rot-Violett. Um 15 Uhr hat sich die Gefahr von Orkanböen drastisch erhöht. (screenshot: kachelmannwetter)

Was passiert in der Zeit zwischen 6 und 15 Uhr? Nun ja, das Sturmtief Friederike zieht heran und erreicht seinen Höhepunkt, bevor es wieder abzieht.

Ob Bäume entwurzelt werden? Keine Ahnung! Ob der Bus- und Bahnverkehr im Laufe des Vormittags eingestellt werden wird? Keine Ahnung!

Tausende von Eltern stellen sich heute Abend und morgen früh viele Fragen und werden unterschiedliche Antworten geben. Ihnen ist die Verantwortung von oben nach unten übertragen worden.

Könnte man das nicht anders lösen?

4 Gedanken zu „Sturmtief Friederike: Kinder zur Schule schicken oder zu Hause lassen?“

  1. Auf der Website des Schulministeriums NRW steht Folgendes:

    „Die Entscheidung über eine Schließung der Schule wegen extremer Witterungsverhältnisse liegt im Verantwortungsbereich der Schulträger, die für die Sicherheit der Schulgebäude und Schulanlagen verantwortlich und für die Schülerbeförderung zuständig sind sowie bei den jeweiligen Schulleitungen.“

    Das scheint mir als Rahmen durchaus sinnvoll.

    Wenn ich es richtig verstehe, liegt hiermit die Verantwortung bei Schulträger und Schulleitung.

    Der gesamte Text:

    Extreme Witterung

    Bei extremen Witterungsverhältnissen entscheiden die Eltern selbst, ob der Weg zur Schule zumutbar ist, und informieren die Schule unverzüglich darüber, dass ihr Kind am betreffenden Tag insofern am Unterricht nicht teilnehmen wird (vgl. Zf. 2.1 des Runderlasses des Kultusministeriums vom 29.05.2015 – BASS 12-52 Nr. 1).

    Die Entscheidung über eine Schließung der Schule wegen extremer Witterungsverhältnisse liegt im Verantwortungsbereich der Schulträger, die für die Sicherheit der Schulgebäude und Schulanlagen verantwortlich und für die Schülerbeförderung zuständig sind sowie bei den jeweiligen Schulleitungen. Bei der Entscheidung hat die Schulleitung gemeinsam mit dem Schulträger die konkrete örtliche Situation zu berücksichtigen und eine Abwägung der Gesamtumstände vorzunehmen. Dabei sind neben Sicherheitsfragen das Schulgebäude und das Schulgelände betreffend auch Fragen der Schülerbeförderung, der Vermeidung von Unterrichtsausfall und des bestehenden Betreuungsbedarfes insbesondere für jüngere Schülerinnen und Schüler berufstätiger Eltern mit in den Blick zu nehmen.

    Die Witterungsverhältnisse können zudem von Ort zu Ort sehr verschieden sein und demzufolge unterschiedliche Verkehrsverhältnisse verursachen. Hinzu kommt, dass bei größeren Einzugsbereichen der Schulen einige Schülerinnen und Schüler problemlos die Schule erreichen können, während andere Schwierigkeiten haben. Es wäre aber unverhältnismäßig, wenn beispielsweise bei partiellen Schulwegproblemen der gesamte Unterricht der Schule ausfällt und diejenigen, die die Schule erreichen, nicht unterrichtet, sondern lediglich betreut oder beaufsichtigt würden. Dass bei schwierigen Verkehrsverhältnissen Klassen zeitweise nur mit wenigen Schülerinnen und Schüler besetzt sein können, rechtfertigt insbesondere mit Blick auf die Schulpflicht und dem damit verbundenen Recht des einzelnen Kindes auf schulische Bildung keine Einstellung des Unterrichtsbetriebs.

    Damit Schulleitungen – ebenso wie Schulträger – eine möglichst gesicherte Entscheidung über das ob und wann einer Schulschließung treffen können, ist die Gefährdungseinschätzung der für Gefahrenabwehr zuständigen Behörden einzuholen (Polizei, Feuerwehr, Deutscher Wetterdienst). Die Bezirksregierungen stehen den Schulleitungen und Schulträgern für entsprechende Anfragen zur Verfügung.

  2. Die Geschichten vom gestrigen Tag sind abenteuerlich.

    Mittwoch Abend erklärt die Stadt Neuss, dass ihre Schulen am Donnerstag geschlossen bleiben.
    Im HSK beschränkten sich die meisten Schulen auf ihren Websites am Mittwoch Abend darauf, Eltern auf die Erlasslage hinzuweisen, sprich: Eltern entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken.

    Doch dann kommt der Sturm.
    – Früherer Schulschluss am Gymnasium Winterberg. (Kein Hinweis auf der Website.)
    – Die Website der Sekundarschule Olsberg verkündet um 10.30 Uhr, der Unterricht an allen Schulen der Stadt Olsberg falle aus.
    – Um 10.30 Uhr empfiehlt der Schulträger in Düsseldorf den Eltern, die Schüler abzuholen.
    – Um 10.49 Uhr stellte die Deutsche Bahn ihren Betrieb in NRW ein.
    – Laut Website Unterricht bis zur 6. Stunde (ca. 13.00 Uhr) am Petrinum in Brilon, sodass Schülerinnen und Schüler auf dem Höhepunkt des Sturms entlassen wurden. (War das wirklich so?)

    Der Umgang mit der langfristig vorhersehbaren Wetterlage war an Schulen im HSK geprägt von dilettantischem Chaos. Warum? Man konnte am Mittwoch Abend bereits wissen, dass die Wetterlage extrem wird. Da hilft kein Erlass und keine Verordnung, da helfen konkrete Pläne für den Umgang mit extremen Wetterlagen.

    In den USA gibt es im Jahresplan der Schulen sogenannte „Bad Weather Days“. Dies sind drei bis vier Tage im Jahresplan, die frei sind. Sollte ein Blizzard, Glatteis oder ein Hurrikan die Region lahm legen, so entscheidet der Schulbezirk, dass Schulen geschlossen werden. Ersatzweise wird an einem der „Bad Weather Days“ unterrichtet. Wäre das nicht eine Option für NRW?

    Kyrill war ein Glücksfall für die Schulen im HSK, denn der Sturm kam am Nachmittag, die Kinder wurden früher nach Hause geschickt. Das Chaos entstand damals am folgenden Tag, als Eltern freigestellt wurde, ihre Kinder zuhause zu lassen und Lehrer unter massivem Druck von Schulleitungen aufgefordert wurden, an ihre Schule zu kommen. Manchen gelang dies nicht, andere machten sich auf den gefahrvollen Weg, um eine Handvoll Schüler zu bespaßen. Das war Quatsch und die Verantwortlichen haben daraus bis heute nicht gelernt, wie die Erfahrungen mit Friederike zeigen.

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