Stadt oder Land? Originelle und weniger originelle Ideen zum demographischen Wandel

KahlerAsten
Kahler Asten im Winter. (foto: zoom)

Was tun gegen die Abwanderung junger Menschen aus dem Hochsauerland? Was tun gegen sinkende Geburtenzahlen, weniger Kindergartenkinder, weniger Schulkinder und schließlich auch weniger Familien? Wie die Leerstände in den Dörfern und die Schließung von Geschäften und kleinen und größeren Firmen stoppen – oder gar umkehren?

Die Winterberger versuchen es mit Computerkursen und Kinonachmittagen für Senioren und Kochkursen von Senioren.

Die Deutsche Bahn verlängert durch Baumaßnahmen die Entfernung zwischen Parkplatz und Bahnsteig an ihren Bahnhöfen in Bigge und Bestwig. So bleiben die Bahnfahrer unter den Hochsauerländern auch im Alter noch fit.

Der Bundestagsabgeordnete des HSK Patrick Sensburg sieht das Ehrenamt „als großen Vorteil gegenüber den Städten“. Sensburg fordert ein entschlosseneres Auftreten der Bevölkerung. „Wenn wir uns nach außen besser verkaufen, dann werden wir auch feststellen, dass die Straßen, die wir bauen, nicht immer nur aus dem Sauerland hinaus führen, sondern auch wieder herein.“ Mit Ehrenamt, Sauerländer Sendungsbewusstsein und PR soll die Abwanderung junger Menschen gestoppt werden.

„Visionen“ ganz anderer Art äußert Roland Klose in dem leserbriefblog bürgerredaktion. Klose schlägt eine Art Wacken-Festival in Schmallenberg vor, ein Festival der Kulturen, kombiniert mit einem sog. „ökumenischen Weltjugendtag auf Stadtebene“.

Denn, so Klose, das „1.797-Einwohner-Dorf Wacken in Schleswig-Holstein veranstaltet jährlich an drei Tagen das weltgrößte Heavy Metal-Festival, die Wacken Open Air, mit 86.000 Besuchern. Es hat Wacken weltberühmt gemacht und dort einen sagenhaften Wirtschaftsboom ausgelöst. Was Wacken kann, das kann Schmallenberg auch, oder?“

In Arnsberg versucht der „visionäre“ Bürgermeister Vogel (CDU) gemeinsam mit der BürgerStiftung Arnsberg ein Netzwerk für eine zukunftsfähige Stadt aufzubauen. Im vergangenen Sommer wurden Arnsberger Jugendliche befragt. In sogenannten „Focusgruppen“, an denen „wichtige gesellschaftliche Mitspieler“ beteiligt sind, sollen laut Bürgerstiftung nun Ideen gesammelt werden. „Menschen, die von der Idee fasziniert sind, können jederzeit noch einsteigen“

Nach Angaben der Initiatoren ist der Prozess offen, die „Basis aller Überlegungen aber sollen die Zukunftswünsche der jungen Menschen in der Stadt sein“, so die Bürgerstiftung. Aus „dem Verfahren (sollen) viele förderungswürdige Einzelprojekte erwachsen, die Arnsberg nach vorne bringen“.

Während also die einen sich abkapseln und überlegen, wie sie ihr Dorf retten können, andere plakativ die vermeintlichen Vorteile des ländlichen Raums propagieren, setzen wieder andere auf den offenen Diskurs der Beteiligten. Ein interessanter Ansatz, der auch im höchsten Hochsauerland Nachahmer finden sollte.

8 Gedanken zu „Stadt oder Land? Originelle und weniger originelle Ideen zum demographischen Wandel“

  1. „Wacken-Klon“ oder ähnliche Dinge könnten als jährlich einmalig auftretende Ereignisse zur Abrundung des Angebots dienen.

    Wirklich wichtig wäre, wenn im Gebiet eines jeden dem HSK vorhergehenden Altkreises (Arnsberg, Brilon, Meschede) ein Bildungsinstitut namens „Gesamtschule“ etabliert würde.

    Es ist schwer verständlich, in einem gut 250.000 Einwohner zählenden kommunalen Gemeinwesen kein derartiges Angebot vorzufinden.

  2. @gp

    Arbeitsplätze sind entscheidend für die Zukunft des HSK. Die Vielfalt und Qualität des Schulangebots halte ich für einen weiteren zentraler Standortfaktor. Wer meint, mit Sekundarschulen Familien ins Sauerland locken zu können, der irrt. Und wer braucht in Winterberg eine „Sportschule“?

    Die Politiker haben die Errichtung einer Gesamtschule verpennt. Erst haben sie die Hauptschule beworben, bis keiner mehr hinging. Nun geschieht das gleiche mit der Sekundarschule. Erst wenn die Eltern massenhaft einen Bogen um die Sekundarschule machen und ihre Kinder am Gymnasium anmelden, wird die Politik merken, dass es so nicht läuft.

  3. Bisher ist die SBL leider die einzige politische Gruppe im HSK, die ein Gesamtschul-Angebot fordert, parallel zu anderen Schulformen. Schüler und Eltern brauchen Alternativen und Wahlmöglichkeiten!
    Vielleicht gelingt es ja in den nächsten Jahren, dass eine Partei wie die SPD, die außerhalb des HSK die Einrichtung von Gesamtschulen massiv fordert, im HSK wenigstens Elternbefragungen unterstützt, in denen auch nach Gesamtschulen gefragt wird.

  4. Anfang der Woche sollen die Mescheder erfahren, ob die von Stadt und Medien so hochgejubelte Sekundarschule kommt. Heute kam aber in der Lokalzeit Südwestfalen erst mal ein Mescheder Vater zu Wort. Er kritisierte, bei der Info-Veranstaltung zur Sekundarschule habe keine offene Diskussion stattgefunden.
    Wie war das noch? Sollten nicht allein die Eltern entscheiden?

    Über den Tellerrand gucken? Klick:

    http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-suedwestfalen/videolokalzeitsuedwestfalen580.html

  5. @Gabi

    Danke für den Link. Heinrichs von der SPD „Wir wollen keine Einheitsschule.“ Gemeint ist vermutlich die Gesamtschule.

    Wie titelte der Spiegel noch vor einiger Zeit: „Gymnasium die neue Hauptschule.“ Dann kommt die „Einheitsschule“ durch die kalte Küche.

  6. Auch wenn die SBL das Thema Gesamtschule als erstes aufgegriffen hat, das Wahlbündnis „Meschede braucht Zukunft MbZ“ ist mit aufgesprungen.

    Siehe hier: http://www.schiebener.net/wordpress/?p=17640

    In meinen Haushaltsreden habe ich das Thema Gesamtschule öfters genannt, aber leider ohne Erfolg. Auf jeden Fall ist eine (oder mehrere) Gesamtschule(en) für den HSK sehr wichtig.
    Es ist ein weicher Standortfaktor der von den Eltern zunehmend als harter Faktor angesehen wird.

    Dazu kommt auch noch die Lebensqualität die verbessert werden muss.

    Hierzu ein kleine Anekdote, zugetragen im Jahr 2014, am 9. Februar.

    In der Stadthalle zu Meschede war Queen (nicht die echten) zu sehen und zu hören.
    Nach Ende der Show (21.20 Uhr, also nicht wirklich spät) wollte wir noch etwas trinken, einen Latte macchiato.
    Ich nenne hier bewusst keinen Namen von Gaststätten etc.

    Also die Stadthalle verlassen, die erste Gaststätte hatte schon geschlossen. Also durch die Fußgängerzone Richtung Ruhrbrücke und was sehen wir, die zweite Gaststätte hat … geschlossen.

    Nun gut, also haben wir die Ruhr überquert und sehen ein offenes Lokal. Wir freuen uns aber was passiert, da werden gerade die Tageseinnahmen gezählt. Es ist geschlossen.

    Wir schlendern gemütlich über die Le-Puy-Straße Richtung Bahnhof in der Hoffnung noch ein geöffnetes Lokal zu finden, aber was stellen wir fest: Die Beleuchtung ist noch eingeschaltet, aber das Personal räumt gerade auf.
    Auf ein Besuch beim Goldenen M haben wir verzichtet und so sind wir ohne Latte macchiato um 21.35 Uhr nach Hause gefahren.

    Es ist hier ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Politik sich nicht in die Öffnungszeiten von Lokalen etc. kümmern kann, aber etwas sonderbar finde ich das Verhalten der Gastwirte dann doch.
    Vor uns hat ein PKW mit Leverkusener Kennzeichen die Stadt verlassen, vielleicht war der Fahrer auch auf der Suche nach einer Gaststätte.
    So hat sich ein schöner Abend mit Queen kostengünstig dem Ende geneigt.
    Allerdings werden durch solche Erlebnisse junge Menschen nicht unbedingt in der Stadt gehalten.

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